Nun sind die ZSC Lions im Herbst heimatlos
Wegen defekter SchraubenNun sind die ZSC Lions im Herbst heimatlos
Die Fertigstellung der Swiss Life Arena verzögert sich, die Zürcher können ihr Heimdebüt erst Mitte November geben. Vorher müssen sie zwei Monate auswärts spielen.
Simon Graf
Publiziert: 15.03.2022, 15:53
Die Swiss Life Arena Ende Oktober: Da schien noch alles im Zeitplan.
Foto: Dominique Meienberg
Die Tage der ZSC Lions im Hallenstadion sind gezählt. Ihr letztes Playoff in ihrer langjährigen Heimat steht an. Mindestens zwei, maximal zwölf Spiele tragen sie noch in Oerlikon aus, dann ziehen sie Anfang Herbst mit Pauken und Trompeten in die Swiss Life Arena ein. Dachte man. Doch fehlerhafte Schrauben in der Dachkonstruktion verzögern ihr Stadionprojekt massiv. Statt zum Saisonstart Mitte September können die ZSC Lions erst Mitte November ihre ersten Heimspiele in der neuen Swiss Life Arena austragen. Mit anderen Worten: Sie sind zwei Monate heimatlos.
«Wir wissen seit Dezember, dass wir ein Problem haben», sagt CEO Peter Zahner. Trainieren können die Zürcher ab Ende August zwar in der neuen Trainingshalle, aber sie haben keine Heimspielstätte, weil die Hauptarena noch nicht genutzt werden kann. Zahner suchte das Gespräch mit dem Hallenstadion für eine Übergangslösung, doch da hat man sich bereits neu orientiert.
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«Wir hätten gern Hand geboten. Aber die Termine im Herbst sind nun fast alle vergeben.»
Hallenstadion-Direktor Philipp Musshafen
«Wir hätten gern Hand geboten», sagt Hallenstadion-Direktor Philipp Musshafen. «Aber im August war der Point of no Return. Die Termine im Herbst sind nun fast alle vergeben, auch Corona-bedingt haben wir eine Ballung von Veranstaltungen. Da hätten wir diese Anzahl Hockeyspiele nicht mehr reinbringen können.» Zudem wird im Hallenstadion der Arenaboden neu gemacht und ist das Bandensystem schon verkauft, nach Münchenbuchsee.
Weitere Möglichkeiten, um die Heimspiele anderswo auszutragen, gibt es für die ZSC Lions nicht. «Wir gehen davon aus, dass wir mehr als 7000 Saisonkarten verkaufen», sagt Zahner. «Wir hätten andernorts keinen Business-Club, keine Logen, würden schadensersatzpflichtig werden. Es gäbe viel zu viele Probleme.» Das heisst, dass die Zürcher die ersten zwei Monate nur auswärts spielen werden und danach im Akkord zu Hause. Gar kein ideales Szenario.
Auch nicht für Spielplangestalter Willy Vögtlin, der zu Corona-Zeiten fast täglich umplanen musste. «Ich dachte, jetzt gäbe es endlich wieder einmal eine normale Saison», seufzt Vögtlin. Die Terminnot der Zürcher bringt nun die ganze Liga wieder durcheinander. In den Neunzigerjahren musste der alte ZSC die Saison wegen Veranstaltungen im Hallenstadion oft mit einer Serie von Auswärtsspielen beginnen. Aber spätestens im Oktober debütierten die Zürcher damals zu Hause. Und da wurden noch 36 Runden gespielt und nicht über 50. Zudem sind sie diesmal auch noch für die Champions League qualifiziert.
Peter Zahner vor der Swiss Life Arena: «Es bringt nichts, zu jammern.»
Foto: Dominique Meienberg
Genau jenes Szenario, das sie mit dem neuen Stadion hatten vermeiden wollen, trifft sie nun also nochmals mit voller Wucht. «Es bringt nichts, zu jammern», sagt Zahner. «Es hätte auch noch schlimmer kommen können.» Totalunternehmer HRS garantiert, dass das Problem geklärt ist und gelöst wird und die Unihockey-WM, die als erster externer Anlass gewonnen werden konnte, vom 5. bis 13. November in der Swiss Life Arena stattfinden kann. Und kurz darauf gibts das erste Bully auf Eis.
Aber wie kann es sein, dass fehlerhafte Schrauben verwendet wurden und das niemand merkte? «Was genau das Problem war, ist noch in Abklärung», sagt Markus Spillmann von der Beratungsgemeinschaft KMES Partner, die für die Kommunikation der HRS verantwortlich zeichnet. «Tausende Schrauben wurden verbaut. Bei einigen wenigen wurden bei laufend stattfindenden Qualitätskontrollen Unregelmässigkeiten entdeckt.»
Es könnte um Millionen gehen
Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) wurde beauftragt, die Ursache zu ermitteln. Das ist auch von finanzieller Relevanz. Denn es muss die Frage geklärt werden, wer haftbar gemacht wird für die Verzögerungen und Mehrkosten. Da könnte es um Millionenbeträge gehen.
Die Baustelle war von Mitte Dezember bis zum 17. Januar ganz zu, die Abläufe mussten umgestellt werden. Ein Sicherheitsrisiko für die Arbeiter habe nicht bestanden, sagt Spillmann. Vorsorglich werden nun alle statisch erforderlichen Schrauben an der Dachkonstruktion ausgetauscht, wobei die Dachträger dazu nicht wieder abmontiert werden müssten.
Hallenstadion-Direktor Musshafen hofft derweil auf einen schönen Abschluss der ZSC Lions in Oerlikon. «Eine Meisterfeier im Hallenstadion wäre doch etwas!», sagt er. Am Mittwoch nächster Woche steigen die Zürcher gegen den EHC Biel in den Playoff-Viertelfinal.
Wer hat das Gerücht gestreut der Z wolle nicht im Hallenstadion beginnen.....? Gemäss diesem Tagi-Bericht tönt es ein bisschen anders.