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    Ambrì-Piotta in Quarantäne, Spiel gegen die ZSC Lions verschoben.

    Ein Mannschaftsmitglied des HC Ambrì-Piotta wurde positiv auf Covid-19 getestet. Die komplette Mannschaft befindet sich in Quarantäne, das Spiel gegen die ZSC Lions von heute Freitag, 29. Januar, wird verschoben. Sobald die definitive Quarantäne-Dauer seitens Kantonsarzt bekannt ist, erfolgt eine Kommunikation.

    Ryan Hayes, 15. Dezember 2020 gegen den HCD.

    So erlebte Pius Sutter seinen grossen Tag

    1, 2, 3, Hattrick – was für ein Abend für den einstigen ZSC-Stürmer: Der 24-Jährige erzählt aus seinem neuen Leben in Chicago – und warum er nur noch besser wird.

    So früh am Tag habe er letztmals an der Junioren-WM einen Match gespielt, sagt Pius Suter schmunzelnd. «Mit der U-20 in einem Relegationsspiel gegen Deutschland in Toronto.» Das war 2015, und der Puckeinwurf war damals um 11 Uhr. Chicagos Sonntagsspiel gegen Detroit begann eine halbe Stunde später, und schon vor zwölf Uhr hatte Suter zweimal getroffen.

    «Wenn du in den ersten zehn Minuten zwei Tore geschossen hast, möchtest du das dritte schon auch noch», sagt er. Ein paarmal war er noch im Startdrittel knapp dran, in der 53. Minute komplettierte Suter dann seinen ersten NHL-Hattrick. Patrick Kane lief auch mit beim Konter, doch Suter schoss selber und traf. Das habe er gerne gesehen, sagte Coach Jeremy Colliton zu den lokalen Reportern. Das zeige, dass der Schweizer die Verantwortung nicht scheue.

    «Der Verteidiger deckte den Pass ab, also musste ich schiessen», sagt Suter. Und ein bisschen sei die Verlockung des Hattricks schon in seinem Hinterkopf gewesen. Ein Hattrick, ohne dass Hüte flogen. Im United Center sind wie in den meisten NHL-Arenen momentan keine Zuschauer zugelassen. Suter posierte später mit den drei Pucks, dann wurden sie ihm wieder weggenommen. «Ich kenne das Prozedere hier nicht genau. Aber ich glaube, sie werden eingerahmt und mit dann zurückgegeben.»

    Damit hätte Suter bereits einen ersten Wandschmuck für sein neues Apartment. Denn als das Spiel gegen Detroit absolviert und 6:2 gewonnen war, wartete auf ihn eine Wohnungsbesichtigung. Bisher lebt er, der kurz vor Weihnachten in Chicago eintraf, immer noch im Hotel.

    «Ich habe die Wohnung genommen», nimmt es Suter gleich vorweg. «Es passte. Nichts Spektakuläres. Sie hat gute Grösse. Ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer mit Küche in einem älteren Gebäude. 20 Minuten Autofahrt bis zum Stadion, und Kuri wohnt auch in der Nähe.»

    Kuri, das ist Philipp Kuraschew, der andere Schweizer Stürmer Chicagos. Auch er hat sich bei den Blackhawks gut eingefügt, schoss am Sonntag sein zweites NHL-Tor. Suter und Kuraschew kannten sich bis vor kurzem kaum, in Chicago haben sie sich angefreundet. «Es ist gut, dass ich jemandem im Team habe, mit dem ich Deutsch reden kann», sagt Suter. Für grosse Unternehmungen neben dem Eis fehle aber die Zeit. «Wir spielen ja fast jeden zweiten Tag.» Bis zum 8. Mai sollen die 56 Spiele der Regular Season durchgebracht werden.

    Die grosse Chance

    Für Suter und Kuraschew könnte die Chance kaum grösser sein, sich in der NHL zu etablieren, als bei diesem Chicago im Umbruch. Die Mannschaft ist jung, kurz vor Saisonstart meldete sich auch noch Captain Jonathan Toews mit einer rätselhaften Krankheit ab. Er fühlt sich müde und ausgelaugt. Der 32-Jährige, eine grosse Leaderfigur, wäre gesetzt gewesen als erster Center, nun heisst dieser Pius Suter. Seit dem zweiten Spiel führt der Zürcher den Paradesturm mit Patrick Kane und Alex DeBrincat an.

    Es ist schön, bekomme ich so viel Vertrauen, mit diesen Topspielern zu spielen», sagt Suter. «Es läuft von Spiel zu Spiel besser. Wir gewöhnen uns aneinander, kennen die Laufwege des anderen immer besser, wissen, wie wer in welcher Situation reagiert.» Beeindruckt ist er von Filigrantechniker Kane: «Er hat verrückte Hände! Und du merkst, wie die Gegenspieler Respekt haben vor ihm und seinen Tricks. Wie sie Angst haben, von ihm auf dem falschen Fuss erwischt zu werden.»

    «Ich fühle mich mit jedem Spiel, mit jedem Einsatz wohler, gewinne an Selbstvertrauen.»
    Pius Suter

    Inzwischen habe er das Gefühl, in der NHL angekommen zu sein, sagt Suter. «Ich fühle mich mit jedem Spiel, mit jedem Einsatz wohler, gewinne an Selbstvertrauen. Und natürlich helfen diese drei Tore.» So gross seien die Unterschiede zur Schweizer Liga nicht: «Es ist auch Eishockey. Was das Spiel verändert, ist das schmalere Eisfeld. So hast du weniger Zeit und wird etwas körperbetonter gespielt. Und du bringst die Pucks schneller aufs Tor.»

    Nach vier Niederlagen auf dem Roadtrip in Florida zum Saisonstart haben die Blackhawks nun ihre ersten zwei Heimspiele gegen Detroit (4:1, 6:2) gewonnen, das gibt Auftrieb und Zuversicht.

    Dass Suter seine ersten zwei NHL-Treffer unmittelbar vor dem Tor erzielte, trug ihm bewundernde Worte des Reporters der «Chicago Tribune» ein. Denn er habe ja nicht gerade Gardemasse, um sich im Slot zu behaupten. Doch: Schon letzte Saison bei den ZSC Lions schoss Suter die Mehrheit seiner 30 Tore aus der Nahdistanz, keiner hatte von dort so viele Abschlüsse (128) wie er. Das ist nicht eine Frage der Kilos und Zentimeter, sondern des Timings. «Wenn der Verteidiger auf deinen Mitspieler schauen muss, kann er dich nicht gleichzeitig noch festhalten oder wegschieben», sagt Suter.

    Der schlaue Schweizer

    In Chicago lernt man seine Stärken langsam kennen. Sein neuer Teamkollege Connor Murphy bezeichnete ihn gegenüber der Tribune als «schlau» und staunte, wie gut er den Lauf des Pucks jeweils vorausahne. Etwas, was schon ZSC-Coach Rikard Grönborg stets betont hatte. «Es ist eindrücklich, ihn zu beobachten», sagte Murphy weiter. «Und er hat ja erst gerade begonnen in der NHL. Wir können uns glücklich schätzen, ihn zu haben.»

    Die wohl grösste Umstellung sei für ihn noch, dass er die Teams und deren Spieler kaum kenne, sagt Suter. «In der Schweiz weisst du in etwa, was du von den elf Gegnern erwarten kannst.» Ansonsten müsse er seine gewohnten Routinen noch etwas anpassen, da nicht mit dem Bus, sondern mit dem Flugzeug gereist werde.

    Nun gegen Josi

    Am Montagmittag geht es bereits weiter nach Nashville, für zwei Spiele gegen das Team von Roman Josi. Und nach der Rückkehr nach Chicago sollte Suters neue Wohnung möbliert und bezugsbereit sein. Es sind aufregende Tagen im Leben des 24-Jährigen.

    Dario Trutmann von den ZSC Lions wird wegen eines Stockschlags gegen Jason Fuchs vom EHC Biel-Bienne in der 60. Minute des Meisterschaftsspiels der National League vom 8. Januar 2021 vorsorglich für ein Spiel gesperrt. Gleichzeitig wurde gegen Trutmann ein ordentliches Verfahren eröffnet.

    Gem. Tages-Anzeiger:

    Auf Zürcher Seite war es nicht der Abend der Baltisberger-Brüder. Chris verdrehte sich nach wenigen Minuten unglücklich das Bein, musste von Teamkollegen in die Garderobe begleitet werden und kam nicht mehr zurück. Bei ihm besteht Verdacht auf einen Unterschenkelbruch. Seinen Platz in der ersten Sturmreihe neben Andrighetto und Roe nahm anschliessend Fredrik Pettersson ein.

    Wenn dem so sein sollte, wird es wie bei den beiden Zugern Thürkauf und Wüthrich drei bis vier Monate Ausfall sein.

    Niederlage gegen Ambri, Eine steife Bise für die ZSC Lions

    Die Zürcher verlieren im bitterkalten Ambri 1:2 in der Verlängerung und müssen sich vorwerfen lassen, zu viele Chancen im Powerplay verpasst zu haben.


    Simon Graf
    Publiziert heute um 22:36 Uhr

    Kampf um jeden Zentimeter: ZSC-Center Roe (links) gegen Ambris Zwerger und Roe. Foto: Freshfocus

    Derweil Bereiche des öffentlichen Lebens stillgelegt sind, wird im Schweizer Eishockey im Akkord gespielt. Die ZSC Lions absolvieren in diesem Januar nicht weniger als 14 Meisterschaftsspiele, sofern sie nicht wieder in Quarantäne müssen. Und da es inzwischen offiziell ist, dass theoretisch auch nach drei Viertel der Qualifikation ein Meister gekürt werden könnte, kommt diesen Partien eine erhöhte Bedeutung zu.

    In Ambri verpassten die Zürcher beim 1:2 in der Overtime zwei Punkte, nachdem sie lange geführt und im Finish zahlreiche gute Chancen ausgelassen hatten. Alleine Bodenmann kam in der Verlängerung zweimal alleine vor Östlund zum Schuss, verpasste aber das Siegestor. Und so war es schliesslich Ambris Vorkämpfer Fora vorbehalten, 43 Sekunden vor Ablauf der Extrazeit die Partie mit einem platzierten Schuss zu entscheiden.

    Lange hatten die Zürcher in der bitterkalten Valascia auf einen Minimalsieg hoffen können. Diem brachte sie in der 6. Minute mit einem Schuss aus spitzem Winkel in Führung. Doch anders als am Dienstag beim 8:1 gegen die Lakers, als die Tore wie reife Früchte fielen, kamen sie gegen das kämpferische Ambri lange kaum zu Chancen. Die Tessiner sind, obschon ohne Unterstützung ihrer heissblütigen Fans, in jüngerer Zeit enorm heimstark. Und dies bestätigen sie erneut.

    Weil sich ZSC-Goalie Flüeler in Hochform zeigte und sich die Zürcher inzwischen aufs Powerplay der Tessiner eingestellt haben, fielen lange keine weiteren Tore mehr. Ende Oktober hatte Nättinen gegen die Zürcher beim 5:2-Heimsieg noch viermal getroffen, davon zweimal in Überzahl, diesmal konnte der Finne lange kontrolliert werden. Doch in der 51. Minute jubelte er dann doch wieder, nachdem er einen von Hollenstein verursachten Penalty zum 1:1 verwertet hatte. Und weil die ZSC Lions im Schlussabschnitt und der Overtime ihre zahlreichen Powerplays nicht nutzen konnten, wurden sie schliesslich bestraft.

    Eine Notiz, die vielleicht noch wichtig werden könnte: Gegen Ende des zweiten Drittels fiel bei den ZSC Lions Spielmacher Roe aus – er wurde am Kopf getroffen. Seine Position im ersten Sturm nahm fortan Sigrist ein. Ob der Amerikaner länger ausfällt, müssen weitere Abklärungen ergeben.

    Roe bleibt beim ZSC

    Derweil ist zu vernehmen, dass der 32-Jährige seinen auslaufenden Vertrag bei den Zürchern verlängern wird. Eine wichtige Personalie, ist doch der Aufschwung nach dem Verpassen des Playoff auch mit Roe verknüpft. Vergangene Saison skorte er 48 Punkte aus 44 Spielen und trug mit seinen Pässen dazu bei, dass Suter Topskorer wurde und die ZSC Lions die Qualifikation gewannen. Das soll auch diesmal wieder angestrebt werden, trotz des Rückschlags in Ambri.

    Meine Erinnerung an Wayne Small; wir hatten im Heuried Eistraining mit Stu Robertson und Wayne Small. Ich durfte mit einer ziemlich miesen Goalieausrüstung meine ersten Gehversuche im Goal machen... Einer hat dann Wayne so in Rage gebracht, dass er von der blauen Linie voll auf mich und das Tor abzog! Ich war so blöd, mit dem affigen Schoner den Schuss zu stoppen....

    Im Monbijou hat Wayne damals eine Schachtel Camel geraucht, die Serviertochter und den Spielautomaten belagert und dazu eine Stange nach der anderen gezwickt...! time has changed ! :oldie:

    Eishockey: Ein weiterer Abgang vom ZSC nach Davos?

    Transfers zwischen Eishockey-Clubs werden in Zeiten von Corona zwar nicht kommuniziert. Selbstverständlich passieren sie dennoch. So wird zum Beispiel ZSC-Stürmer Axel Simic (21) ab nächster Saison für den HC Davos spielen. Den gleichen Weg könnte nun auch sein Zürcher Kollege Raphael Prassl (23) gehen. Sein Vertrag läuft Ende Saison aus, die Gespräche mit dem HCD schon weit fortgeschritten. Es wäre der bereits dritte jüngere Neuzugang im Angriff der Bündner, die auch Biels Valentin Nussbaumer (20) zu sich holen dürften. Hingegen werden mittlerweile schon zwei prominentere Abgänge im HCD-Angriff immer wahrscheinlicher: Jener von Fabrice Herzog und wohl auch jener von Luca Hischier. Insgesamt laufen in Davos Ende Saison nicht weniger als 17 Spielerverträge aus. (kk)/(TA)

    Einer mehr bei GC, Grüsse an Simic.

    ZSC-Nachwuchschef Salis «Abwägen, ob wir noch in den Nachwuchs investieren»

    Erst Sportchef mit Meisterehren, dann Talentspäher und nun ZSC-Nachwuchschef: Edgar Salis (50) spricht über die geplante Ausländer-Reform in der National League und Eisfelder in Schweizer Quartieren.

    Dino Kessler

    Herr Salis, was halten sie von der neuen geplanten Ausländerregelung?

    Edgar Salis Nicht viel. Ich habe zuletzt mit vielen Personen aus dem Schweizer Eishockey über diese Pläne diskutiert und dabei niemanden gehört, der die geplante Reform unterstützt. Es ist aber auch noch einiges unklar. Warum ich dagegen bin? Man nimmt den eigenen Nachwuchsspielern die Perspektive für eine Profikarriere, weil viel weniger Schweizer benötigt werden. Ich denke aber auch an Konsumenten, Fans, Zuschauer und Sponsoren, für die ist die Identifikation mit den Schweizer Spielern und dem Verein wichtig.

    Sie waren selbst viele Jahre als Sportchef im Profibereich angestellt. Ausländer verfügen schon über mehr Qualität als junge Spieler?

    Das würde ich so pauschal nicht unterschreiben. Man kann da als Sportchef durchaus Fehlgriffe tätigen...

    ... apropos, erzählen Sie doch mal, weshalb Sie damals...Nein, Sie brauchen mich nicht an konkrete Namen zu erinnern. Mit der neuen Regelung würden aber viel mehr Ausländer transferiert, und ob dann die Nummern 5 bis 10 wirklich besser wären als unsere Jungen, das bezweifle ich.

    Wie viele Junioren sind in der Organisation der ZSC Lions zusammengefasst?

    Unsere Nachwuchsorganisation umfasst 1120 Spielerinnen und Spieler. Die Gesamtorganisation (inklusive GCK Lions, die Red) in etwa 1400.

    Was ist das übergeordnete Ziel dieser Nachwuchsorganisation?Unser Ziel ist es, mit so vielen eigenen Spielern wie möglich ganz vorne mitzuspielen. Das ist eine wichtige Perspektive und Motivation für unsere Nachwuchsspieler.

    Im Vergleich zu den Top-Nationen werden in der Schweiz die Nachwuchsspieler nur zögerlich in die Profi-Teams integriert. Weshalb diese Zurückhaltung?

    Das ist ein typisches Schweizer Problem: Vertrauen ist gut, aber Risikominimierung ist noch besser. Der Druck auf die Sportstrategen ist enorm, alle erwarten Erfolg. Andere Nationen sehen das viel lockerer und lassen die Jungen einfach mal zeigen, was sie draufhaben, auch wenn das vielleicht mal einen Sieg kostet. Das Auf- und Abstiegssystem in der Schweiz übt zudem konstanten Druck auf die Organisationen aus, das fördert die Risikobereitschaft der Trainer auch nicht.

    Wie werden aussergewöhnliche Talente gefordert und gefördert?

    Sie erhalten die Möglichkeit, sich in unserer Pyramide auf einer höheren Stufe zu beweisen. Dank dieser Durchlässigkeit können wir die Spieler individuell besser fördern. Wir haben von der Hockeyschule bis zu den Profis auf jeder Altersstufe diverse Leistungklassen.

    Während Ihrer Amtszeit als Sportchef haben Sie Auston Matthews verpflichtet, damals ein knapp 18-jähriges Talent aus Nordamerika. Hat sich das für die Lions gelohnt?Ja klar. Wir haben zwar am Ende des Tages die sportlichen Ziele (Meistertitel, die Red.) nicht erreicht, aber es war trotzdem eine tolle Erfahrung. Matthews hat uns gezeigt, was mit 18 Jahren möglich ist.

    Glauben Sie, die Lohnkosten in der National League lassen sich durch die Öffnung des Ausländermarktes verringern?

    Das würde das geplante Financial Fairplay sowieso regulieren. Wieso brauchen wir beides?

    Welche Auswirkung hätte die Öffnung des Ausländermarktes für eine Nachwuchsorganisation von der Grösse der ZSC Lions?

    Wir müssten grundsätzlich abwägen, in welcher Form oder ob wir überhaupt noch in den Nachwuchs investieren sollen. Wozu in die Entwicklung eines Produkts investieren, wenn wir es am Ende sowieso importieren?

    Abschliessende Frage: Wie würden Sie das Schweizer Profi-Eishockey organisieren, wenn Sie die freie Wahl hätten?

    Es ist sehr viel gut im Schweizer Profi-Eishockey. Ich würde aber einige Dinge von der NHL abkupfern, zum Beispiel das Transfersystem, bei dem Vereine im gegenseitigen Einverständnis Spieler untereinander austauschen können. Leider ist das in der Schweiz aus arbeitsrechtlicher Sicht schwierig. Mir gefallen auch die Entry-Level-Verträge der NHL für junge Spieler, so wird der Einstiegslohn in der höchsten Spielklasse einheitlich geregelt. Und natürlich hätte in meiner Vision jedes Schweizer Quartier ein eigenes Eisfeld und die Kinder hätten nachmittags schulfrei – das würde mal eine schöne Auswahl an zukünftigen Eishockeyprofis geben.

    Publiziert: 17.12.2020, 10:45 Uhr

    ZSC-Trainer ist überqualifiziert

    Zu Hause ist er eine Legende – hier bloss Assistent

    Er gewann mehr Meistertitel als alle aktuellen NL-Coachs zusammen, und doch ist Tommy Samuelsson in Zürich nur als Hilfskraft gelandet. Warum nur?


    Kristian Kapp
    Publiziert heute um 06:33 Uhr


    Der erste Ernstkampf mit den ZSC Lions: Tommy Samuelsson gibt am 1. Oktober in Lugano Anweisungen auf der ZSC-Bank. Foto: Michela Locatelli (Freshfocus)

    Als Sven Leuenberger letzten Frühling zum Telefon griff, um Tommy Samuelsson zu kontaktieren, plagte den Sportchef der ZSC Lions ein Gedanke: «Ist es despektierlich, jemanden wie ihm einen Job als Assistenzcoach anzubieten?» Der 60-jährige Schwede ist in seiner Heimat nicht nur eine Legende in seinem Herzensverein Färjestad, bei dem seine Rückennummer 2 nicht mehr vergeben wird – keinem weiteren Verteidiger der Clubgeschichte kommt diese Ehre zuteil.

    Samuelsson ist auch als Trainer eine grosse Nummer – zweifacher Champion, ebenfalls mit dem Club aus Karlstad, er hat aber auch in Skelleftea, in einem weiteren Traditionsclub, seine Spuren hinterlassen. Und er hat mehr Titel gewonnen als alle aktuellen Coachs der National League zusammen. Wie würde er also auf die Anfrage Leuenbergers reagieren?Samuelsson sitzt in der Kebo in Oerlikon, der Trainingshalle der ZSC Lions. Rund acht Monate sind seit der Anfrage vergangen – und seit der Zusage, Assistent von Rikard Grönborg zu werden. Sein Ja zum Job in Zürich sorgte auch in Schweden für Gesprächsstoff und die immer gleiche Frage: Warum? Sucht er den Headcoach-Job in der Schweiz via einer Anstellung als Assistent? Das hätte er doch gar nicht nötig. «Nein, nein», sagt Samuelsson kopfschüttelnd. «Viele denken wohl, das sei alles so geplant gewesen, aber das stimmt nicht», sagt er.

    «Wir wollten einen Assistenzcoach mit einer Meinung, keinen Jasager.»
    Sven Leuenberger, Sportchef ZSC Lions

    Es sei eine Verkettung von Zufällen, dass er bei den Lions gelandet sei: «Dass ich gleichzeitig bei Skelleftea aufhöre, dass Rikard Grönborg mich vorschlägt und Sven dann auch tatsächlich anruft.» Ihn und Grönborg verbindet keine alte Freundschaft, sie kannten sich nicht mal besonders gut. Der Plan Leuenbergers war, den vakanten Posten mit einem starken Assistenten zu belegen: «Mit jemandem mit einer Meinung, keinem Jasager.»

    Ein mögliches Konfliktpotenzial habe Samuelsson bereits in diesem Telefonat erkannt und angesprochen, sagt Leuenberger: «Er sagte von sich aus, dass er es nicht auf Rikards Job abgesehen habe. Sondern dass er sich unter ihm weiterentwickeln wolle.» Dass ein 60-Jähriger dies sagt, hat den ZSC-Sportchef beeindruckt.

    Das Lob der grossen Hockeylegende Schwedens

    Der Respekt, den Samuelsson in seiner Heimat geniesst, ist gross. Hakan Loob, eine der grössten Eishockeyfiguren Schwedens, wird dieses Zitat zugeschrieben: «Es war Tommy, der mich als jungen Spieler auf den richtigen Weg zum Profi brachte.» Die beiden sind gleich alt, waren damals zwei von mehreren 21-jährigen Spielern einer sehr jungen und mit mehreren späteren schwedischen Legenden gespickten Färjestad-Mannschaft.

    Samuelsson, ein 1,77 Meter kleiner Verteidiger inmitten einer Eishockeywelt, die damals noch vorwiegend auf grosse, kräftige Abwehrspieler setzte, galt im Club als jener Spieler, der den Grundstein legte für eine Weiterentwicklung des professionellen Trainings, der schon als sehr junger Sportler sich und alle anderen antrieb. «Dass Hakan dies über mich sagt, bedeutet mir sehr viel», sagt Samuelsson, beide Hände auf seine linke Brust drückend.

    19 Jahre lang blieb Samuelsson Färjestad treu, nahm dabei 6-mal am Spengler-Cup teil; zum Abschluss der Karriere spielte er noch zwei Saisons in Wien und 1996/97 eine in der Schweiz beim damaligen B-Ligisten Luzern. Gleich drei Trainer habe er dort erlebt, erzählt er schmunzelnd: Bror Hansson (der gerade als Nachfolger Arno Del Curtos gekommen war), Beat Lautenschlager und Hans Kossmann.

    Samuelsson betrachtete das Spiel schon früh wie ein Coach, diesen Weg schlug er in seiner letzten Saison als Spieler in Wien bereits ein, als er nach einer schweren Rückenverletzung die letzten Partien zum Assistenztrainer befördert wurde. Eine erfolgreiche Trainerkarriere nahm so ihren Anfang.

    Die Handschrift ist bereits erkennbar

    Beim ZSC ist er nun für die Verteidiger und das Penalty-Killing zuständig – die Handschrift ist teilweise schon zu erkennen: Das bereits unter seinem Vorgänger Fredrik Stillman in der Schweiz einmalig aktive Unterzahlspiel lässt er, vor allem in der eigenen Zone, nun noch aggressiver interpretieren. Das Penalty-Killing des ZSC gehörte schon unter Fredrik Stillman zu den aktivsten der Liga, unter Tommy Samuelsson sollen die Zürcher Spieler vor allem in ihrer Zone noch aggressiver sein – wie zuletzt gegen Lugano.

    Das Gegenteil von aggressiv verkörpert der Mensch Samuelsson. Die ZSC-Spieler schätzen seine ruhige und einfühlsame Art. Der Schwede vertritt die Philosophie von der (Trainer-)Arbeit im Team, er wirkte in Karlstad einst zwei Jahre mit einem gleichberechtigten Co-Headcoach. Und er ist überzeugt, dass Fehler von Spielern passieren dürfen und nicht immer sogleich bestraft werden müssen.

    Warum das der richtige Weg sei, erläutert Samuelsson an einem sehr prominenten Beispiel: Erik Karlsson, der in der NHL das Bild des offensiven Verteidigers im Eishockeysport neu definierte und nicht nur in Schweden eine Generation von jungen Abwehrspielern inspirierte. Samuelsson sagt: «Erinnern Sie sich, wie viele schlimme Fehler Erik am Anfang seiner Karriere machte? Hätte er Coachs gehabt, die sein Spiel unterdrücken, hätten sie ihn auch als Spieler, der er wurde, verhindert.»
    «Spieler müssen Fehler machen, um sich entwickeln zu können»

    Spieler entwickeln, sich selber entwickeln, darüber spricht Samuelsson immer wieder. «Ich will nie stagnieren, immer etwas Neues machen. Auch darum sagte ich für den Assistenzjob unter Rikard zu. Ich kannte ihn bislang erst als früheren Nationaltrainer Schwedens.» Ob er insgeheim hoffe, einst gemeinsam mit Grönborg ein Trainerduo in der NHL zu bilden? Samuelsson lacht laut und sagt: «Nein. Ich bin hier, im Jetzt. Ich bin hier in Zürich, um hier Spiele zu gewinnen.»

    Zu weit in die Zukunft schauen? Corona habe vieles komplizierter gemacht, sagt er. «Unter Trainern pflegst du bei Niederlagen zu scherzen, dass du vielleicht schon nächste Woche irgendwo anders sein wirst. Mit der Pandemie musst du auch nach Siegen mittlerweile froh sein, wenn du die nächste Partie spielen kannst und nicht wieder in Quarantäne musst.»

    Das Brutale ist: Das Leben geht weiter»

    ZSC-Crack Severin Blindenbacher Seit 317 Tagen hat der 37-Jährige kein Spiel mehr bestritten, das Karriereende naht. Um Sportlern den Übergang ins normale Berufsleben zu erleichtern, hat er mit Ex-Fussballer Beni Huggel das Athlete’s Network gegründet.

    Simon Graf

    Manchmal ertappt sich Severin Blindenbacher bei der Vorstellung, wie es wäre, wenn er nochmals auflaufen würde im ZSC-Dress. «Wenn ich am Fernsehen Spiele sehe, kommt sowieso wieder alles hoch», sagt der 37-Jährige. Aber dann hole ihn die Realität schnell wieder ein: «Solange ich mich so fühle, ist es leider noch zu früh, um über ein Comeback nachzudenken. Meine Gesundheit geht vor. Aber nochmals zu spielen, wäre cool und ist nach wie vor mein Ziel.»

    Blindenbacher ist 37, war viermal Schweizer Meister, gewann WM-Silber und die Champions League, spielte in Schweden und Nordamerika. Er blickt auf eine reiche Karriere zurück, doch abschliessen kann er noch nicht. 317 Tage ist es her, dass ihn Langnaus Nolan Diem im Hallenstadion in die Bande checkte. «Am 14. Januar», sagt er. Das Datum hat sich ihm eingeprägt. Er macht Diem keinen Vorwurf, «es ist dumm gelaufen. Ich hatte sogar Glück im Unglück, dass ich etwas schräg zur Bande stand. Sonst wäre ich kopfvoran reingeknallt.»

    «Extrem Mühe mit Licht»

    Es war die siebte Gehirnerschütterung für den Zürcher, deren Folgen plagen ihn bis heute. «Ich habe extrem Mühe mit Licht», sagt er. «Es blendet mich schnell. Wenn ich in einen Laden gehe, bin ich danach völlig geschafft.» Blindenbacher absolvierte das Sommertraining separat, und als das Team aufs Eis ging, machte er diesen Schritt nicht mehr mit.

    Er merkte, dass er noch nicht bereit war, sein Körper Warnsignale aussendete, wenn er sich im Off-Ice-Training ans Limit pushte. Er sagt: «Im Vergleich zu anderen mit sieben Gehirnerschütterungen geht es mir gut, aber an die Rückkehr aufs Eis ist momentan nicht zu denken.»

    Eine solche schaffte er schon einmal nach einer längeren Pause. Am 17. Oktober 2017 hatte er in der Ilfishalle die sechste Gehirnerschütterung erlitten und fiel er für den Rest der Saison aus. Den Steigerungslauf zum ZSC-Titel 2018 erlebe er als Zuschauer. Im folgenden August gelang ihm der Wiedereinstieg. Er etablierte sich wieder als Stammkraft in der ZSC-Abwehr und war im letzten Winter unter Rikard Grönborg so gut unterwegs, dass er im November 2019 nochmals einen Einjahresvertrag erhielt.

    Das Treffen mit Beni Huggel

    Während seiner ersten längeren Abwesenheit hatte Blindenbacher, der sich für vieles begeistert, zwei Tage die Woche bei der Laufschuhfirma On geschnuppert. Etwa im Eventmarketing. Es gefiel ihm, aber er merkte auch, was für ein Privileg es ist, Profisportler zu sein. Und dass der Übergang ins normale Berufsleben kein einfacher ist. Darüber referierte er im vergangenen Herbst im Berufsinformationszentrum Oerlikon, das (angehende) Sportler darauf sensibilisiert, wie man Sport und Ausbildung vereinen kann.

    Im Publikum sass der Ex-Fussballer Beni Huggel, die beiden kamen danach ins Gespräch. Dabei entwickelten sie die Idee eines sportartenübergreifenden Projekts, um Sportlern den Übergang ins Berufsleben zu erweitern. Später stiessen HR-Mann Dave Heiniger und der Skifahrer Niels Hintermann dazu, im Frühjahr dieses Jahres gründeten die vier die Firma Athlete’s Network. Inmitten der ersten Corona-Welle in der Schweiz. Inzwischen betreiben sie ein Büro an der Zürcher Löwenstrasse.

    Die Problematik ist nicht neu, die neue Organisation will sie nun ganzheitlich angehen. Blindenbacher erklärt: «Wir versuchen, alle zu vereinen: aktive und ehemalige Sportler, die Clubs, Verbände, potenzielle Arbeitgeber und Bildungspartner, Stiftungen, das ganze Ökosystem.» Zudem soll es zweimal im Jahr zum Erfahrungsaustausch kommen an einem «Athlete’s Day». Der erste fand Anfang Oktober im Kursaal Bern statt mit Referenten wie dem früheren FCB-Präsidenten Bernd Heusler, der im März zurückgetretenen Skifahrerin Tina Weirather und natürlich Huggel und Blindenbacher.

    «Das Schlimmste ist, wenn du mit 38 aufhörst und daneben gar nichts gemacht hast», sagt der ZSC-Verteidiger. Er ist nicht mehr bei On tätig, dafür absolviert er nun in einem 50-Prozent-Pensum ein Praktikum bei der Zurich Versicherung in der Personalentwicklung. «Es ist spannend, in einen grossen Konzern hineinzublicken», sagt er. Das Engagement kam über die Kontakte des Athlete’s Network zustande.

    Prominente Partner

    Jene Sportler, die in ihrer Karriere mehr verdient hätten, seien tendenziell weniger gut vorbereitet auf die Zeit danach, sagt Blindenbacher. Man müsse zum einen Athleten frühzeitig sensibilisieren fürs normale Berufsleben, zum anderen Kontakte zur Wirtschaft herstellen. «Wir Sportler haben zwar mangelnde Arbeitserfahrung, dafür bringen wir Qualitäten mit, die nützlich sind: wie Disziplin, Resilienz, Fokus, Eigenverantwortung, Leidenschaft, Teamorientierung.»

    Die neue Firma, die in den sozialen Medien und punkto Webpage sehr professionell daherkommt, hat bei den Clubs schon einige prominente Partner gefunden, wie die ZSC Lions, den SCB, den EVZ, im Fussball YB, den FCB und den FC St. Gallen oder die Handballer der Kadetten Schaffhausen. Zudem haben sich rund 180 Athleten eingeschrieben, was noch nichts kostet. Erst wenn man eine Dienstleistung in Anspruch nimmt wie eine Standortbestimmung, muss man das Portemonnaie zücken.

    Das Gespräch ist fast vorbei, als es Blindenbacher nochmals auf den Punkt bringt: «Das Brutale ist: Das Leben geht nach der Karriere weiter, und niemand hat auf dich gewartet. Der Übergang ist viel schwieriger, als man mit 25 meint. Aber das Schöne ist: Man darf eine Karriere machen und dann nochmals etwas völlig Neues angehen.»

    Was das bei ihm sein wird, weiss er noch nicht. Ein Standbein hat er schon.

    Ich behaupte, dass Reto Sturzenegger, "Sturzi", der erste Schweizer Eishockeyprofi war.

    Im Frühling 1979 beendete er seine Maurerlehre in Arosa und wurde danach Hockeyprofi beim EHC Arosa.

    Ich lasse mich aber gern eines besseren belehren.........