Beiträge von zappa10

    Die ZSC Lions verpflichten für den Rest der laufenden Saison den schwedischen Torhüter Fredrik Pettersson Wentzel.

    Ähnlich wie beim Transfer von Verteidiger Topi Jaakola, wollen sich die ZSC Lions auch auf der Goalieposition absichern. Joni Ortio fehlt derzeit bekanntlich verletzt und Lukas Flüeler gab nach längerer Verletzung erst am vergangenen Samstag sein Comeback. Es verbleibt Daniel Guntern. Dem Risiko, plötzlich nur noch mit einem Torhüter dazustehen, möchten die Verantwortlichen der Zürcher im Hinblick auf die Playoffs vorbeugen. Deshalb haben sie kurzfristig Fredrik Pettersson Wentzel verpflichtet.

    «Unser Coach Rikard Grönborg kennt Fredrik aus der Zeit mit der schwedischen Junioren-Nationalmannschaft. Er ist ein physisch starker sowie explosiver Goalie», sagt Sportchef Sven Leuenberger.

    Der 28-jährige Torhüter stösst von IK Oskarshamn aus der höchsten schwedischen Eishockeyliga zu den Löwen. Dort absolvierte er in dieser Saison 23 Partien. Pettersson Wentzel spielte in Schweden auch schon für Timrå, Färjestad und HV71, zudem war er eine Saison lang in Düsseldorf engagiert. Mit HV71 wurde der Goalie als Backup schwedischer Meister 2017. Pettersson Wentzel sammelte auch Erfahrungen in der schwedischen A-Nationalmannschaft. Mit der U20 nahm der NHL-Fünftrundendraft von 2010 an der Weltmeisterschaft 2011 teil.

    Fredrik Pettersson Wentzel ist ab sofort spielberechtigt. Er trägt beim ZSC die Rückennummer 53 mit dem Namen Wentzel.

    Der Junior von Walti, Lorenz Emil Walter Frey-Hilti würde übernehmen, er sitzt seit dem 3. Dezember 2018 im Verwaltungsrat.
    Er wird auch Waltis Autobudeli zusammen mit seiner Schwester Kathrin übernehmen.
    Es ist alles in trockenen Tüchern, keine Bange diesbezüglich.

    Joni Ortio für Vortäuschen eines Fouls gebüsst. Daniel Winnik für Vortäuschen einer Verletzung gebüsst.

    Joni Ortio von den ZSC Lions wird wegen Vortäuschen eines Fouls im Meisterschaftsspiel der National League vom 25. Januar 2020 zwischen den ZSC Lions und dem HC Davos mit CHF 2’000.— gebüsst (inkl. Verfahrenskosten).

    Daniel Winnik vom Genève-Servette HC wird wegen Vortäuschen einer Verletzung im Meisterschaftsspiel der National League vom 25. Januar 2020 zwischen dem SC Bern und dem Genève-Servette HC mit CHF 2’000.— gebüsst (inkl. Verfahrenskosten).

    Denis Hollenstein: Vom Glück, einfach nur Spieler zu sein

    Denis Hollenstein ist beim ZSC viel weniger im Rampenlicht als früher in Kloten – genau das geniesst er.

    Ulrich Pickel
    27.01.2020, 07.30 Uhr

    Unter welchen Umständen ein Treffen mit einem Spieler stattfindet, hat oft auch mit dem Zufall zu tun. Oder mit Timing. Es ist Donnerstag, Denis Hollenstein sagt zum Gespräch zu. Am Abend steht ein Auswärtsspiel in Genf an. Tags darauf findet das Gespräch statt – und Hollenstein steht die Freude ins Gesicht geschrieben. Er schoss in Genf drei Tore, war der Matchwinner. Aber Hollenstein bleibt Hollenstein, ob er nun keinen oder drei Treffer erzielt. «Wichtig ist, dass wir die drei Punkte gewannen», sagt er im TV-Interview nach dem Sieg. Die klassische, die alte Schule im Eishockey: Das Team zählt, der Einzelne ist nicht so wichtig. Was auch nur irgendwie nach Selbstdarstellung riecht, ist verpönt. Hollenstein lebt dieses Credo in Reinkultur vor, schon immer.

    Das hat er vom Vater geerbt – wie vieles andere auch. Aber drei Tore in einem Spiel, das gehört zum Schönsten, was man als Stürmer erleben kann. Und so kommt sogar Hollenstein ein kleines bisschen aus dem Schneckenhaus. Mit einem leicht verlegenen Lächeln sagt er: «Ja klar, das tut gut. Es gibt Selbstvertrauen.» Es sind schliesslich persönliche Efforts wie dieser, weswegen die ZSC Lions ihn vor zwei Jahren verpflichtet haben. Hollenstein, der Reisser, der Kämpfer, der Leader. So hat er sich in Kloten einen Namen gemacht, so soll er auch in Zürich wirken. Ein Statement wie in Genf darf es deshalb schon sein ab und zu. Muss es auch sein bei einem Spieler wie ihm. Er ist 30-jährig, im besten Alter: massenhaft Erfahrung und immer noch voll jugendlicher Kraft.
    Klartext in der Kabine

    Meistens ist es ruhig um Denis Hollenstein, seit er bei den ZSC Lions spielt. Ganz am Anfang, als sein Wechsel vom Lokalrivalen ins Hallenstadion mit einem Fünfjahresvertrag bekanntwurde, gab es vereinzelt Unmut. Die grosse Masse der Fans aber blieb ruhig und war gespannt, wie sich der Sohn der Klotener Reizfigur Felix Hollenstein machen würde. Er machte sich von Anfang an gut. Im letzten Jahr, seinem ersten bei den Lions, war er einer der wenigen Spieler, die regelmässig auf ansprechendem Niveau spielten. So erarbeitete er sich viel Akzeptanz. Aber weil die Zürcher die Play-offs verpassten, ging seine Leistung praktisch unter. Im zweiten Jahr sieht alles besser aus.

    «Er weicht keinem Zweikampf aus, arbeitet vorbildlich nach hinten und steht auch in der Kabine auf, wenn es sein muss.» So sprach der Sportchef Sven Leuenberger schon vor zwei Jahren, als er den Transfer erklärte. Hollenstein brauchte etwas Zeit, bis er dem letzten Teil dieser Beschreibung gerecht werden konnte. Im ersten Jahr hatte er sich noch Zurückhaltung auferlegt, musste sich im neuen Umfeld zuerst finden. Intern hat sich der Flügelstürmer nun aber als eine der Leaderfiguren etabliert. Bissig und ehrgeizig auf dem Eis, ist er einer, der keine Halbheiten duldet und eine Niederlage nie gelassen hinnimmt. Läuft etwas falsch, gibt es von ihm Klartext in der Kabine. Hollenstein beschreibt das so: «Wir sind ehrlich zueinander und können die Dinge ansprechen, ohne dass einer nachtragend ist.»

    Der Unterschied zur letzten Saison liege in der Einstellung, sagt er: «Uns wurde bewusst, dass nichts von allein geht. Wir pushen uns jeden Tag im Training.» Und dass die ZSC Lions nun wieder ein Spitzenteam sind, hat natürlich auch mit der Führung zu tun. Seit Rikard Grönborg die Lions trainiert, sind Konzentration und Selbstvertrauen zurück. Hollenstein schwärmt: «Er ist eine Riesenpersönlichkeit, nur schon sein Auftreten. Jeder weiss: Wenn er etwas sagt, hat das Hand und Fuss. Er ist direkt und spricht die Dinge sofort an. So muss es sein.»

    Grönborg gibt die Komplimente zurück. Für ihn ist Hollenstein «ein Herzstück des Teams». Als Trainer müsse man ihn einfach lieben: «In jedem Training, in jedem Spiel gibt er immer alles. Und niemand spielt gerne gegen ihn. Genau solche Spieler braucht es. Wenn er auch noch skort, umso besser.»
    Der Meistertitel fehlt noch

    Hollenstein erlebt derzeit im Hallenstadion, wonach er sich jahrelang vergeblich sehnte. Er kann sein, was er seit früher Jugend am liebsten sein wollte: einfach nur Eishockeyspieler. In den turbulenten Klotener Jahren vor dem Abstieg 2018 war das fast nie möglich gewesen. Besitzerwechsel, Beinahekonkurse, Zukunftssorgen – und nicht zuletzt der Vater, der als Trainer entlassen, wieder eingestellt und wieder entlassen wurde.

    Denis Hollenstein war immer mittendrin, als Sohn, Captain, Identifikationsfigur und Hoffnungsträger, der verzweifelt versuchte, das Team und sich selber von all diesen belastenden Geschichten abzuschirmen. Er hat starke Schultern, doch am Ende lastete zu viel auf ihnen. Den Abstieg konnte auch er nicht verhindern. «Ich habe viel gelernt, das machte mich als Person stärker», sagt er.

    Jetzt gibt es nur noch den Alltag, das nächste Spiel, den nächsten Einsatz. Seine Rolle ist viel weniger prominent. In Kloten standen nach jedem Spiel die Journalisten mit ihren Fragen im Halbkreis um ihn herum. In Zürich wird er nur gelegentlich vors Mikrofon gebeten – er geniesst das. Hollenstein steht mit seinen bisher 12 Toren und 16 Assists gut da, liegt in der internen Zürcher Skorerliste auf Platz fünf. Er spielt im zweiten Sturm. Ist diese Rolle nicht etwas gar klein? «Sicher nicht», sagt er vehement. «Hier ist alles breiter verteilt, das braucht es auch für den Erfolg.»

    Es ist klar, was mit Erfolg gemeint ist. Hollenstein hat in seiner Karriere schon viel erreicht, rund 500 National-League-Spiele, 118 Länderspiele, WM-Silber 2013 in Stockholm, den Cup-Sieg 2017 mit Kloten. Nur Meister war er noch nie.

    Da sich an der Verletzten- & Krankensituation nichts geändert hat, spielen wir mit der genau gleichen Aufstellung wie schon in Langnau.

    ZSC Lions ohne Flüeler, Krüger (beide verletzt), Roe (krank), Sutter (überzählig), Braun, Brüschweiler (beide GCK Lions).

    Krüger ungewiss, Roe weiterhin out

    Der schwedische Stürmer Marcus Krüger der wegen einer Handverletzung nach zwei Dritteln in Davos ausfiel, ist für die Partie vom Freitag in Langnau ungewiss, über einen Einsatz wird nach dem Warm-Up entschieden.

    Während Garret Roe nachdem er seine Oberkörperverletzung fast auskuriert hatte, fällt er mit einem Novovirus aus. (Quelle: S.Roth/Blick)

    Nilsson: «Ich würde mit Forster ein Bier trinken»

    ZSC-Stürmer Robert Nilsson (34) tritt nach zweijähriger Leidenszeit nach der letzten Gehirnerschütterung zurück. Er erklärt, wieso er keinen Groll hegt. Und was er künftig tun möchte.

    Wo erreiche ich Sie?
    Wir sind gerade in Stockholm angekommen. Wir feiern hier Weihnachten und Neujahr, dann kehren meine Frau und ich nochmals nach Zürich zurück.

    Die ZSC Lions gaben in einem Communiqué Ihren Rücktritt vom Eishockey bekannt. Wie geht es Ihnen?
    Ich fühle mich gut. Ziemlich gut. Ich kann mich nicht beklagen, kann ein normales Leben führen. Es ist nun bald zwei Jahre her seit meiner Gehirnerschütterung. Ich werde nicht jünger, in ein paar Wochen werde ich 35. In diesem Alter muss man sich Gedanken machen, wie man den Rest seines Lebens führen möchte. Smarte Entscheidungen treffen. Es war ein harter Kampf in den letzten zwei Jahren, in denen ich versuchte, nochmals ins Eishockey zurückzukehren. Aber ich habe eingesehen, dass ich mich nicht nochmals in eine solche Situation bringen möchte. Wäre ich 25, würde es anders aussehen, wäre es eine viel schwierigere Wahl gewesen. Es fühlt sich richtig an. Ich bin überhaupt nicht traurig. Viele Leute rieten mir aufzuhören. Das habe ich getan. Ich bin bereit für ein neues Kapitel.

    Vergangene Saison kehrten Sie immer wieder ins Eistraining zurück. Doch Sie mussten Ihre Versuche stets abbrechen. Wie hart war das?
    Die ersten sechs Monate nach meiner Gehirnerschütterung waren härter. Weil es mir wirklich nicht gut ging. Natürlich war es bitter, es immer wieder auf dem Eis zu versuchen und zu merken, es geht nicht. Mal 10 Minuten, 20 Minuten, 30 Minuten. Und dann wieder zu pausieren. Aber immerhin fühlte ich mich schon viel besser.

    Was haben Sie die letzten Monate sportlich gemacht?
    Dinge wie ein normaler Mensch. Ich spielte Tennis, ging joggen. Ich wusste schon seit ein, zwei Monaten, dass ich nicht mehr ins Eishockey zurückkehren würde. Und so haben meine Frau und ich die Schweiz genossen. Dinge getan, die ich vorher nicht tun konnte. Erstmals seit 15 Jahren ging ich Ski fahren. Wir waren eine Woche in Zermatt. Was für ein wunderschöner Ort! Ich war auch in Schweden, reiste hin und her. Das Gute ist ja: Ich bin immer noch jung.

    Beeinträchtigen Sie die Folgen Ihrer Gehirnerschütterungen im normalen Leben?
    Manchmal, wenn ich es übertreibe im Sport oder schlecht geschlafen habe. Aber die meisten Symptome sind weg. Und es hat mir geholfen, dass ich viele Übungen gemacht habe für den Kopf. Und die stressbedingten Beschwerden, die ein Leben als Hockeyprofi mit sich bringt, sind weg.

    Sie spielten in Schweden, in der NHL, in Russland, in Zürich. Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Ihre Karriere denken?
    Ich bin happy, konnte ich so viele Orte bereisen, habe ich so viele Menschen getroffen. Ich spielte fürs Nationalteam, wurde Meister in Russland und in der Schweiz. Mir kommen nur positive Dinge in den Sinn. Was die Lebensqualität betrifft, war die Schweiz sicher die Nummer 1. Mit Abstand.

    Denken Sie manchmal noch an den Penalty, mit dem Sie 2014 den Zürcher Playoff-Final entschieden?
    Ach ja, das ist auch eine schöne Erinnerung. Bei den ZSC Lions hatte ich das Gefühl, ein wichtiger Teil des Meisterteams gewesen zu sein. In Russland hatten wir (bei Ufa) so viele gute Spieler, das fühlte sich schon anders an.


    Wie leben Sie nun Ihre Spielfreude aus?
    Alles, was mit Bällen zu tun hat, macht mir Spass.

    Ihre Frau, Sasha Chabibulina, war Tennisprofi. Wer gewinnt im Tennis?
    Sie versohlt mir den Hintern. (lacht) Aber sie muss 100 Prozent geben. Wenn sie nur 80 Prozent gibt, habe ich eine Chance.

    Hegen Sie einen Groll gegen Beat Forster, der Sie bei Ihrer letzten Gehirnerschütterung im Januar 2018 kopfvoran in die Bande checkte?
    Nein. Ich werde das oft gefragt. Aber mir wäre das nie in den Sinn gekommen. Checks sind Teil des Spiels. Ich hege überhaupt keinen Groll gegen Forster. Wenn ich ihn in einer Bar sehen würde, würde ich mit ihm ein Bier trinken. Auch wenn ich ihn nicht persönlich kenne.

    Wo werden Sie Ihr Leben künftig verbringen?
    Wir ziehen zurück nach Stockholm, werden auch ab und zu in den USA sein. Die Schweiz ist wunderschön. Aber wenn du hier nichts verdienst, ist sie etwas teuer.

    Sie sind bereits als Unternehmer tätig. In welchem Bereich?
    Wir würden gerne Hockeyspielern helfen, ihr Geld besser anzulegen. Aber damit beginnen wir erst. Und ich bin Hauptinvestor bei einer schwedischen Firma, die Daten auswertet und Algorithmen erstellt. Einfach ausgedrückt.

    Sie sind ja Weinliebhaber. Könnten Sie sich vorstellen, ein Weingut zu führen?
    Wein ist für mich ein Hobby. Wein herzustellen, ist sehr harte Arbeit. Ich glaube, ich beschränke mich darauf, guten Wein zu trinken.

    ZSC bestätigt Verpflichtung von Luca Capaul
    Donnerstag, 19. Dezember 2019, 17:44 - Medienmitteilung

    Die ZSC Lions verpflichten auf die Saison 2020/2021 hin Verteidigertalent Luca Capaul. Der 20Jährige erhält beim Stadtklub einen Dreijahresvertrag.

    Luca Capaul begann seine Eishockeylaufbahn in Rapperswil. Mit dem Umzug der Familie ins Bündnerland folgte der Wechsel zum EHC Chur, wo der Jahrgang 1999 und Sohn von Ex-Profi Marco Capaul alle Stufen von der U15 bis in die U20 durchlief. Auf die letzte Saison hin verpflichtete die EVZ Academy den jungen Verteidiger. Für Zug absolvierte Capaul bisher 72 Spiele in der Swiss League (17 Skorerpunkte). Nun hat er sich für einen Wechsel zu den ZSC Lions entschieden.

    «Ich sehe in Luca einen spielerisch starken Verteidiger, der zum einen in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht hat und zum anderen noch viel Potenzial besitzt», begründet Sportchef Sven Leuenberger die Verpflichtung.

    Mark Arcobello klagt an

    Eishockey Der Topskorer des SC Bern spricht von fehlendem Respekt in der Liga und versteht das als Weckruf.

    Reto Kirchhofer

    Mark Arcobello spricht nicht gerne. Lieber spielt er Eishockey. Seit über drei Jahren ist der US-Amerikaner Dreh- und Angelpunkt in Bern. 225 Punkte in 215 Partien machen ihn zum konstantesten, erfolgreichsten Angreifer der National League. Aber eben: Der gefragte Mann will er nicht sein.

    Umso überraschender kam am Samstagabend sein Wunsch nach einem Gespräch. Arcobello stand in Genf vor der Gästegarderobe, im Spiel zuvor hatte ihn Servettes Tim Bozon mit einem üblen Stoss von hinten in die Bande bugsiert. Arcobello sprach kontrolliert, nicht von Emotionen befeuert. Dennoch bergen seine Sätze Zündstoff. «Wir alle haben dasselbe Ziel: Spiele zu gewinnen. Gleichzeitig haben wir Familien, möchten vom Eishockey keine bleibenden Schäden davontragen. So wie es jetzt läuft, ist es eine Frage der Zeit, bis sich jemand gravierend verletzt. Und dann ist es zu spät.» Arcobello sprach von «einigen Spielern, die immer wieder mit hirnlosen Aktionen auffallen». Und ergänzte: «Ich habe in keiner Liga gespielt, in welcher der Respekt vor dem Gegner geringer ist. Es ist eine Schande. Jemand musste das auf den Tisch bringen.» Sagte es, bedankte sich und verschwand.

    Ausgerechnet Arcobello, mögen einige einwenden. Auch der SCB-Topskorer hat sich Aussetzer geleistet und Sperren abgesessen. Aber am Samstag flog er zum dritten Mal innert drei Wochen nach einer Charge von hinten in die Bande - Verletzungsgefahr: hoch. Er sagt, die Worte seien als Weckruf zu verstehen.

    Arcobello erhält Unterstützung von Langnau-Coach Heinz Ehlers. «Ja, der Respekt hat abgenommen. Es wird zuweilen dreckig gespielt. Eine gute Erklärung dafür habe ich nicht.» ZSC-Sportchef Sven Leuenberger hat einen Ansatz: «Es hat weniger mit fehlendem Respekt zu tun: Viele können es nicht besser. Die meisten Spieler in dieser Liga haben nie gelernt, richtig zu checken und Checks zu nehmen. Schauen Sie mich an: Ich konnte bis zum Ende der Karriere keinen Check ausführen.» Der frühere ZSC-Verteidiger Kevin Klein habe zu ihm gesagt: «In eurer Liga kommt noch einer um, weil die Spieler nicht wissen, wie sie sich verhalten und schützen sollen.»
    Das falsche Verhalten

    Tatsächlich verhalten sich etliche Spieler fahrlässig, drehen vor der Bande den Rücken zum Gegner, ducken sich, statt mit voller Körperspannung den Check zu nehmen. Biels Sportchef Martin Steinegger bestätigt: «Das Spiel ist schneller geworden. In diesem Zusammenhang sind zwei Dinge gefährlich: Erstens wissen die meisten nicht, wie man einen Check annimmt. Zweitens werden Checks in Situationen ausgeführt, in denen sie nicht mehr hätten angesetzt werden dürfen.» Leuenberger sagt: «Einige suchen beim Gegner nur dann den Körper, wenn der Spieler sie nicht sieht. Ist er bereit, gehen sie dem Check lieber aus dem Weg.»

    Die Frage des fehlenden Respekts geht an ZSC-Captain Patrick Geering. Er antwortet pragmatisch: «Man empfindet das meist so, wenn es einen selber oder das eigene Team betrifft.» Davos-Verteidiger Félicien Du Bois vermutet einen Zusammenhang mit Arcobellos Dominanz und Rolle. «Einige mögen den Topskorer-Helm nicht, sehen sich als Zielscheibe für Stockschläge und Cheap Shots.» Auch Steinegger erwähnt die Rolle des Topskorers. «Er darf kein Freiwild sein, sollte aber nicht mehr Rechte haben. Das Reglement muss so umgesetzt werden, damit sich die Arcobellos, Roes und Rajalas so bewegen können, wie sie sich bewegen müssen.»
    Die zu milden Urteile

    Laut Du Bois lässt «ein sehr kleiner Teil von Spielern manchmal den Respekt vermissen». Geering spannt den Bogen zu den Sanktionen: «Es sind häufig dieselben, von denen unsaubere Aktionen ausgehen. Offenbar ist das Strafmass nicht Abschreckung genug.»

    In diesem Bereich herrscht Konsens: Die Urteile des Einzelrichters waren jüngst zu milde. Steinegger nennt die Checks von Morant an Arcobello und von Scherwey an Roe. «Beide wurden nicht sanktioniert. Das sind Zeichen in die falsche Richtung.»

    Eine zusätzliche Bestrafungsoption sind Bussen. In der NHL resultiert für einen Spieler bei einer Sperre Lohnausfall, in der Schweiz wäre dies rechtlich nicht umsetzbar. Zwar wurden die Bussen erhöht. Aber Langnau-Coach Ehlers sagt: «Wenn einer 600000 Franken verdient, was kümmern ihn 2000 Franken?»

    Allein: Die Clubverantwortlichen und die Spielergewerkschaft könnten an der Ligaversammlung verschärfte Sanktionen und noch höhere Bussen durchsetzen. Aber welcher Geschäftsführer will freiwillig länger auf seine Spieler verzichten? Welcher Spieler will freiwillig das Portemonnaie weiter öffnen?

    Fehlender Respekt, Fehlverhalten, fehlende Sanktionen: Dennoch scheint die Dringlichkeit nicht gegeben. So könnte es sich mit Arcobellos Weckruf wie mit einem Wecker verhalten: Schlummertaste drücken, hinauszögern - und womöglich den Moment verschlafen.

    Mitarbeit: mob, kk, sg.
    Fahrlässig, aber ohne Verletzungsfolge: Zugs Verteidiger Johann Morant checkt Berns Topskorer Mark Arcobello in die Bande. Foto: Urs Lindt (Freshfocus)
    Denis Vaucher: «Der Respekt hat nicht abgenommen»

    Denis Vaucher, SCB-Stürmer Arcobello spricht über fehlenden Respekt in der National League. Seine Worte dürften Ihnen als Ligadirektor nicht gefallen.

    Ich kann und will die Aussage nicht werten. Ich glaube jedoch nicht, dass der Respekt abgenommen hat. Mir fällt aber auf, dass sich Spieler häufig abdrehen, statt den Check mit voller Körperspannung zu nehmen. Durch dieses Fehlverhalten werden Situationen noch gefährlicher. Letztlich müssen die Spieler zum Thema Respekt befragt werden. Jeder trägt eine Mitverantwortung.

    Arcobello spricht auch über gesundheitsgefährdende Aktionen. Haben sich diese gehäuft?

    Die letzten zwei Jahre wurde häufig über Checks gegen den Kopf debattiert. Die Zahl dieser Vergehen war in der Saison 2018/19 rückläufig. Ende November waren wir etwa auf dem Stand wie zum selben Zeitpunkt in der Vorsaison. Subjektiv betrachtet, gibt es etwas mehr Vorfälle im Bereich der Banden. Gesamthaft haben sich die unsauberen Aktionen nicht gehäuft, aber an die Banden verlagert. Grundsätzlich gilt: Jede Verletzung ist eine zu viel.

    Zum besseren Schutz der Spieler wurden flexible Banden installiert. Bewirken diese gar das Gegenteil, indem die Spieler den Aufprall unterschätzen?

    Es kann sein, dass die Spieler intuitiv solche Gedanken haben. Aber die wirklich unschönen Aktionen - mit dem Stock von hinten in den Rücken des Gegners, der zwei Meter von der Bande entfernt steht -, die haben nichts mit flexiblen Banden zu tun. Die sind einfach dumm und gefährlich.

    Zuletzt fielen die Urteile des Einzelrichters äusserst mild aus. Die Spieler fühlen sich zu wenig geschützt.

    Ich teile die pauschale Aussage nicht, dass die Urteile zu mild seien. Ich höre häufig Vergleiche mit der NHL. Die sind nicht angebracht. In der NHL gibt es 82 Spiele, bei uns 50. 10 Spielsperren in der NHL entsprechen etwa 6 bei uns. Und was viele vergessen oder nicht wissen: Bei der Beurteilung ist nicht die Verletzungsfolge massgebend: Es geht um das objektive Gefährdungspotenzial des Fouls - und um die Absicht des Täters, die Verwerflichkeit und Regelwidrigkeit der Aktion. (rek)

    Eishockey ZSC-Meistercoach Marc Crawford wurde in Chicago suspendiert, wegen einer Tätlichkeit vor 13 Jahren. Immer mehr Spieler klagen ihre früheren Chefs an.

    Simon Graf

    Marc Crawford war einer von drei verbliebenen Kandidaten für die Position des Headcoaches der ZSC Lions. Der Schwede Rikard Grönborg setzte sich letztlich durch. Die Zürcher müssen ihre Wahl nicht bereuen. Sie führen die Liga an und spielen wieder attraktives Eishockey.

    Hätten sie sich für eine Rückkehr Crawfords ausgesprochen, wären auch sie von der Missbrauchswelle erfasst worden, die seit einigen Tagen in Nordamerika tobt. Denn der 58-Jährige sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert und wurde als Assistent Chicagos vorläufig suspendiert. Zudem wurde eine Untersuchung eingeleitet.

    Den Puck ins Rollen brachte Crawfords Ex-Spieler Sean Avery, der am Wochenende gegenüber der «New York Post» sagte, er sei von diesem in Los Angeles malträtiert worden. Es ereignete sich im Dezember 2006 in Crawfords erster Saison bei den Kings. Avery verursachte eine Strafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis, die zu einem Gegentor führte, worauf ihn der Coach auf der Bank so fest in den Rücken trat, dass dies offenbar blaue Flecken hinterliess.

    Avery hatte sich im Kontext der Affäre um Calgarys Headcoach Bill Peters geäussert, der am Freitag zurücktrat, nachdem bekannt geworden war, dass er Spieler gedemütigt, rassistisch beleidigt und körperlich angegriffen hatte.

    Avery löste mit seiner Erzählung aber etwas aus, was er nicht beabsichtigt hatte. Via Soziale Medien schrieb er nach der Suspendierung Crawfords auf Twitter: «Es war sein gutes Recht, mich in den Hintern zu treten. Er hätte es sogar noch fester tun können. Ich verdiente es. Ich liebte Crow. Er ist mein zweitliebster NHL-Coach.» Doch da war es bereits zu spät. Und weil sich auch andere Spieler über Crawfords ruppigen Umgang beschwert hatten, sieht es nun nicht gut aus für ihn.

    Beim ZSC coachte der Kanadier von 2012 bis 16 erfolgreich, gewann dreimal die Qualifikation und 2014 den Titel. Er liess den Spielern auf dem Eis Freiheiten, nach schlechten Spielen konnte er aber so richtig toben.
    Das sagen die ZSC-Cracks

    Das bestätigt Captain Patrick Geering: «Er ist sicher der lauteste Coach, den ich erlebt habe. Aber er hatte ja meistens recht. Von Übergriffen bei uns ist mir nichts bekannt.» Stürmer Chris Baltisberger klingt ähnlich: «Crawford ist ein sehr impulsiver Coach, was einem Team viel Energie geben kann. Ich wurde zwar hart kritisiert von ihm, aber stets korrekt. Und das hat meiner Entwicklung geholfen.»

    In die Kritik geraten ist auch Mike Babcock, der in der Trainergilde lange als Nonplusultra galt. Bezeichnenderweise erst nach seiner Entlassung bei Toronto. So sagte der Schwede Johan Franzén gegenüber dem schwedischen «Expressen», Babcock habe ihn in Detroit verbal so gedemütigt, dass er heute noch Albträume habe. Zwar sei er sehr gut vorbereitet, «aber er ist ein fürchterlicher Mensch. Er konnte die Leute grundlos zusammenstauchen. Auch das Putzpersonal in der Halle.»

    Die Welle von Vorwürfen dürfte nicht mehr aufzuhalten sein. Und sie ist bereits in die Schweiz übergeschwappt. So schrieb der 2018 zurückgetretene Stürmer Chris Rivera auf Twitter, die Storys über Babcock würden ihn an Chris McSorley erinnern, seinen Ex-Coach in Genf: «Er hat mich ausgebildet, aber er hat mich auch zerstört. Als Spieler wie auch als Mensch.» Harte Worte.

    Die Zeit der Coaches alter Schule ist wohl langsam vorbei. Dafür scheint jene gekommen für Abrechnungen der Spieler mit ihren Ex-Trainern.
    Sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert: der ehemalige ZSC-Trainer Marc Crawford. Foto: Marcel Bieri (Keystone)
    National League