Eishockey-Leader ist entrückt
Ist das bereits der Titel für den EV Zug?
Die Zuger feierten gegen den ZSC den 7. Sieg in Serie, sind in der Regular Season kaum mehr einzuholen. Und die Zeit für ein Playoff wird zusehends knapper.
Simon Graf (TA)
Den EV Zug zu schlagen, das ist für die ZSC Lions in dieser Saison bisher eine Mission Impossible. Immerhin waren sie im dritten Versuch erstmals nahe dran, verloren sie erst mit 1:2 im Penaltyschiessen. «Die Zuger sind schnell, unberechenbar, schwierig zu fassen», beschrieb ZSC-Verteidiger Christian Marti am Freitag spät die Qualitäten des souveränen Leaders. «Und die Selbstverständlichkeit, die die Zuger haben, fehlt uns momentan.»
In der Tat. Derweil sich bei den Zürchern seit inzwischen neun Spielen Niederlage und Sieg abwechseln, gewann der EV Zug zum siebten Mal in Serie – und punktete zum 20. Mal nacheinander. Die letzte EVZ-Niederlage nach 60 Minuten datiert vom 13. November, ein 0:4 in Genf. Noch dreimal punkten, und die Zuger haben die Rekordserie des HC Lugano aus der Saison 1987/88 egalisiert. Damals sprach man vom Grande Lugano, in jenem Winter war es unterwegs zum dritten Titel in Serie. Und Coach John Slettvoll hatte den Übernamen Magier.
Bei allem Respekt, beim EVZ von Magie zu sprechen, so weit möchte Marti nicht gehen. Die Kovar-Linie sei immer gut für Torgefahr, und natürlich sei Leonardo Genoni ein starker Goalie. Aber man könne es auf folgenden Nenner bringen: «Zug hat eine solide Mannschaft, wie wir auch. Und auch wenn es jetzt blöd klingen mag: Ich glaube, wir haben eine Truppe, die im Playoff dann schon nochmals zulegen kann.»
Das Problem ist nur: Ob in dieser Saison in der Schweiz überhaupt Playoff gespielt wird, ist fraglich. Derweil sich Lausanne glänzend erholt zeigte von den Coronainfektionen im Team mit der britischen Mutation, Ambri gleich 6:0 vom Eis fegte, verzögert sich der Wiedereinstieg des SC Bern weiter. Inzwischen wurde auch das Sonntagsspiel gegen den EV Zug verschoben und hat man sich in der Liga darauf geeinigt, die Regular Season, die am 22. März hätte zu Ende gehen sollen, um zwei Wochen zu verlängern.
Terminnot wegen der WM
Realistischerweise wird auch das nicht reichen, um alle 52 Runden zu absolvieren. Die Berner haben noch 33 Partien zu bestreiten. Vor Mitte April dürfte die Qualifikation kaum fertiggespielt sein, und fünf Wochen später würde bereits die A-WM (ab dem 21. Mai) anstehen. «Es gilt zu verhindern, dass wir während der WM noch Playoff spielen», sagt ZSC-CEO Peter Zahner. Er sorgt sich nicht nur ums Nationalteam, sondern auch um den Stellenwert eines solchen Playoffs zur Unzeit.
Bei den National-League-Clubs wäre man wohl kaum betrübt, würde die WM abgesagt. Doch beim Internationalen Eishockeyverband ist man fest entschlossen, sie irgendwie über die Bühne zu bringen. Ob die Liga noch Zeit findet, ein Playoff abzuhalten, ist also offen. Von drei Serien über «Best of 7» bis zu drei Serien über «Best of 3» ist alles denkbar. Nur eines haben die Clubs ausgeschlossen: Eine Verkürzung der Qualifikation, um einen früheren Playoff-Start zu ermöglichen. Auch aus monetären Gründen, erhalten sie doch für jedes Geisterspiel A-fonds-perdu-Beiträge.
Die verpasste ZSC-Chance
«Ich hoffe schwer, dass wir Playoff spielen werden», sagt ZSC-Verteidiger Marti. «Sonst wäre es schon sehr schräg, so wie letzte Saison, als dann irgendwann einfach fertig war.» Mit dem Unterschied, dass diesmal, wenn mindestens drei Viertel der Regular Season gespielt wären, ein Meister ausgerufen würde. Und der würde aller Wahrscheinlichkeit nach EV Zug heissen. Die ZSC Lions verpassten es am Freitag, mit einem Sieg wieder etwas Spannung hinzubringen, haben nun schon 15 Punkte Rückstand auf den EVZ. Die Meisterschaft könnte bereits entschieden sein.