Artikel im Print-Tagi von heute:
Von Simon Graf
Jeff Tambellini hat die NHL nicht vergessen. Doch er schwärmt von den ZSC Lions und verspricht, dass sie noch Grosses erreichen werden.
Jeff Tambellini hatte nach dem Auswärtstrip nach Davos noch nicht genug Eishockey. Er kehrte gerade rechtzeitig zurück, um via Game-Center Live, dem Onlineservice der NHL, die erste Tranche von «Hockey Night in Canada» zu schauen. Sein Ex-Team Vancouver und Edmonton, wo sein Vater Steve als General Manager wirkt, verfolgt er aus der Ferne besonders intensiv. Natürlich freut ihn, dass die Oilers im Aufwind sind; sein Vater habe offenbar ein paar richtige Entscheide getroffen. Obschon ihn die NHL also immer noch beschäftigt, hat Tambellini seinen Beschluss, zu den ZSC Lions zu kommen, nicht bereut. «Ich kann nur Positives berichten», sagt er. «Wir haben ein fantastisches Team; ich freue mich jeden Tag, zur Eishalle zu kommen.»
Drei Niederlagen gegen Davos
Natürlich schadet es nicht, dass es den Zürchern jüngst besser läuft, sie sich in den Playoff-Rängen festgesetzt haben. «Wir haben sechs der letzten acht Spiele gewonnen», rechnet Tambellini vor. «Inzwischen kommen wir schneller aus der eigenen Zone, verbringen viel mehr Zeit im Angriffsdrittel. Das macht einen grossen Unterschied.» Die Kritik, das Team sei beim samstäglichen 2:3 in Davos, als es seine Tore erst im Finish schoss, lange zu passiv gewesen, lässt er nicht gelten: «Wir starteten sehr gut, Cunti und Ambühl hatten Chancen, Pittis traf den Pfosten. Wenn da einer reingeht, gibt es ein ganz anderes Spiel.» Dreimal hat der ZSC nun schon gegen den HCD verloren, doch Tambellini sagt: «Wir schlagen sie schon noch.»
Den verpatzten Saisonstart erklärt sich der 27-Jährige vor allem mit den Absenzen. «Uns fehlten Cunti und Seger, also einer unserer Topcenter und unser bester Verteidiger.» Inzwischen stürmt Tambellini neben Cunti und schwärmt von dessen Kreativität. Doch auch die Zuzüge von Nylander und McCarthy hätten das Team besser gemacht. Er spricht vor allem von seinem Landsmann, der ausgezeichnet spiele in der eigenen Zone: «McCarthy ist unglaublich smart. Er wird nie ein grosser Skorer sein, aber es ist sehr schwierig, gegen ihn zu spielen. Er stoppt die besten Stürmer der Gegner.» Tambellini ist jedenfalls überzeugt, dass man in der zweiten Saisonhälfte noch deutlich verbesserte ZSC Lions sehen werde, sie einiges erreichen könnten.
Ausländerfragen beim ZSC
Offen ist indes noch, wie das Team im Detail personell aussehen wird. Nach der Pause werden Murphy und Down zurückerwartet, und Sportchef Edgar Salis muss sich in dieser Woche festlegen, ob er McCarthy und Nylander behält. Beim Kanadier kann er bis Samstag eine einseitige Option auf eine Vertragsverlängerung bis Ende Saison einlösen. Beim Schweden ist alles offen. Die Frage ist auch, ob sich die ZSC Lions auf die Dauer sechs Ausländer leisten wollen. Und ob jeweils zwei Überzählige nicht für Unruhe sorgen würden. In den nächsten Tagen werden Gespräche geführt. Beim Überschuss an Mittelstürmern – zuletzt war Schäppi nur noch der vierte Center – wäre ein Abgang Nylanders wohl eher verschmerzbar als jener von McCarthy, der ein stabilisierendes Element ist.
Für Salis stehen, was die Ausländer betrifft, in den kommenden Monaten ohnehin zahlreiche Entscheidungen an. Der Einzige, der über diese Saison hinaus einen Vertrag besitzt, ist Tambellini – bis 2014. Er wird also noch manche Stunde mit dem Fernstudium der NHL verbringen.