9. März 2012, 07:30, NZZ Online
Der Meister scheitert an den ZSC Lions
Frühzeitiges Saisonende des HCD in Zürich – Patrik Bärtschi einziger Torschütze
Die Spieler der ZSC Lions jubeln: Sie sorgen gegen den Meister für die Überraschung in den Play-off-Viertelfinals. (Bild: Keystone / Della Bella)
Den ZSC Lions ist in den Play-off-Viertelfinals die grosse Überraschung gelungen. Sie behielten auch in Spiel 4 der Serie gegen die Bündner knapp die Oberhand, wobei Bärtschi in der 34. Minute das einzige Tor erzielte.
Ulrich Pickel, Zürich
Es kommt nicht von ungefähr, dass das Play-off-Format eine Erfolgsgeschichte ist. Es ermöglicht Dramen wie jenes, das sich zwischen dem HCD und den ZSC Lions abgespielt hat. Alles, was davor während Monaten Gültigkeit hatte, ist in den letzten sieben Tagen auf den Kopf gestellt worden: Dort der Meister, der Zweite der Qualifikation, der alle sechs Direktvergleiche gewonnen hatte. Hier die Zürcher, Siebente der Qualifikation, die sich oft mehr schlecht als recht durch das Championat gequält hatten, die mehr Fragen aufwarfen als Antworten lieferten. Und dann, im entscheidenden Augenblick, waren die Zürcher auf dem Posten. Alles, was vorher meistens schiefgelaufen war, gelang. Die vielen nervenaufreibenden Spiele in der Qualifikation erwiesen sich als ideale Vorbereitung auf das grosse Nervenspiel namens Play-off.
Manch einer rieb sich im allgemeinen Jubel, der nach der Schlusssirene das Hallenstadion bis in den hintersten Winkel erfüllte, ungläubig die Augen: Kann das tatsächlich sein? Ja. Die ZSC Lions liessen auch im vierten Spiel nichts mehr anbrennen. Doch bevor in Oerlikon Jubel, Trubel, Heiterkeit ausbrechen konnten, war noch einmal das Gesundheitsbulletin von Interesse.
Entgegen der allgemeinen Erwartung musste Reto von Arx mit seinem gebrochenen Finger wie im zweiten Spiel aussetzen. Für einmal gab es auch auf der Gegenseite eine namhafte Absenz. Mathias Seger fehlte. Über die Gründe gab der Klub keine Auskunft, liess aber durchblicken, dass der Captain, der die dritte Partie zu Ende gespielt hatte, bald wieder werde mittun können. Auf dem Eis fuhren die Lions dort fort, wo sie zuletzt in Davos aufgehört hatten. Sie nahmen den Bündnern mit ihrer auch ohne Seger felsenfesten Defensive jede Entfaltungsmöglichkeit. Sie konnten so erneut das Wettkampfglück auf ihre Seite zwingen.
Flüeler die Schlüsselfigur
Und Lukas Flüeler im Tor war wieder bestechend sicher, war wieder der beste Zürcher und gewann den Gesamtvergleich mit seinem prominenten Gegenpart Leonardo Genoni klar. Flüeler kassierte in vier Spielen vier Tore – eine Bilanz, die für sich spricht. Mit dem Gewinn dieser Serie dürfte Flüeler einen weiteren Schritt aus dem Schatten seines Ende Saison abtretenden Vorgängers Ari Sulander getan haben.
Und der HCD? Er versuchte noch einmal mit aller Gewalt, die Lions aus ihrem Konzept zu bringen. Er war noch etwas aggressiver als sonst, vor allem im ersten Drittel herrschte eine geradezu explosive Atmosphäre. Die Davoser rannten, sie kämpften, aber ihre Akkus waren leer. Das Heimteam hielt dagegen, und in der Folge nahmen die Scharmützel wieder ab. Die Lions allerdings waren nicht frei von Nervosität und traten betont risikoarm auf, eigentlich verhielten sie sich mehr wie ein Auswärtsteam, das auf Konter lauerte. So wurden die 11 000 Zuschauer bis zum Schluss auf die Folter gespannt.
Der HCD wie die Lions 2009
Doch die Taktik ging abermals auf. In der 34. Minute war es so weit: Bärtschi gelang nach gekonnter Vorarbeit von Cunti die Führung, die letztlich bereits der Schlag war, der den HCD endgültig zu Fall brachte. Nun erging es den Bündnern so wie den Zürchern 2009: Sie schieden als Meister in der 1. Runde mit 0:4 aus, ein ebenso überraschendes wie grausames Verdikt für die Davoser. So können die Play-offs sein.