[quote='Ouimet','https://forum.zscfans.ch/thread/2907-playoffs-allgemein/?postID=161669#post161669']
Adler Sherkan, Genfer Cheerleader und Deutschschweizer Eifersucht: Was den Schweizer Eishockey-Final auch ausmacht
https://www.nzz.ch/sport/ein-a…l-bleiben-wird-ld.1734564
Adler Sherkan, Genfer Cheerleader und Deutschschweizer Eifersucht: Was den Schweizer Eishockey-Final auch ausmacht
Auch nach vier Duellen ist nicht absehbar, ob der Schweizer Meister Genf/Servette oder Biel heissen wird. In der Finalserie steht es 2:2. Aber gewiss ist, dass das ungewohnte Duell eine Bereicherung darstellt.
Am Donnerstagabend steht ein Reporter eines Deutschschweizer Medienunternehmens in der Bieler Tissot-Arena. Er blickt ein bisschen betreten auf seinen Notizblock und sagt, in der Redaktion hätten sie ihm mitgeteilt, dass der Text zum Qualifikationsspiel zwischen den SCL Tigers und den Rapperswil-Jona Lakers in Runde 18 bei der Leserschaft mehr Klicks generiert habe als die Artikel zu diesem Play-off-Final zwischen Biel und Genf/Servette.
So ist das offenbar, jetzt, wo im Schweizer Eishockey in der entscheidenden Phase für einmal vorwiegend Französisch gesprochen wird. Auf den Rängen und an den Stammtischen der Anhänger jedenfalls – auf dem Eis lassen sich die frankofonen Spieler in den Kollektiven kumuliert an zwei Händen abzählen. «Watson» spottete schon, es handle sich keineswegs um ein welsches Endspiel, sondern «um einen Play-off-Final der Zürcher». Jetzt, wo erstmals seit La Chaux-de-Fonds 1973 wieder ein Team aus der Romandie den Titel holen könnte. Wobei diese Spitze ja vermutlich auch kaum jemand gelesen hat, ganz anders als den Spielbericht zwischen Langnau und den Lakers vom 31. Oktober, 3:5 übrigens, wobei Sie das ja bestimmt wussten.
Einer, der mit «Watson» zu konspirieren scheint, ist Marco Maurer, ein Zürcher Verteidiger in Genfer Diensten. Er sagt: «Früher war es bei Servette Pflicht, in der Kabine Französisch zu reden, der Captain Goran Bezina bestand darauf. Aber heute brauche ich diesen Wortschatz eigentlich kaum mehr, die Garderobensprache ist Englisch.» Unabhängig von der Sprache scheint Maurer, 35, interessante Wörter zu kennen: Er wurde am Donnerstag in Biel noch im ersten Drittel für eine Schiedsrichterbeleidigung unter die Dusche geschickt, was sehr selten vorkommt in diesem Sport.
Die Tickets für Spiel 5 vom Samstag waren innert acht Minuten ausverkauft
Was die Watson-Schlagzeile aber vor allem aussagte ist, dass es in der Deutschschweiz diesen Reflex zu geben scheint: Dringend bei erster Gelegenheit versuchen, diesen Play-off-Final irgendwie für sich zu vereinnahmen, weil hier noch ein Walliseller ein Tor erzielt hat und dort ein Berner Sportchef ist. Dabei ist es doch genau der Reiz dieses Finals, dass für einmal nicht die ewigen Hockey-Zentren Zürich, Bern, Davos und zuletzt Zug im Fokus stehen. Dass andere Städte die Sogwirkung eines Play-off-Finals erleben, eines Titels vielleicht sogar, der prägend für Generationen sein kann. In Genf waren die 7135 Tickets für Spiel 5 vom Samstag innert acht Minuten ausverkauft.
Gerade Genf bringt einiges an ungewohntem, schrägem Flair in diese Finalserie. In Les Vernets, diesem Wellblech-Zweckbau, sind die Uhren einfach irgendwann stehen geblieben, und zwar nicht nur, weil die Halle 1954 erbaut wurde und längst aus der Zeit gefallen ist. Noch immer fliegt vor jedem Spiel der Fischadler Sherkan quer durch das Stadion und ist so etwas wie der heimliche Star dieses Klubs. Auf den Rängen tanzen auch im Frühjahr 2023 Cheerleader, während in den USA, wo dieser Trend einst begann, inzwischen etliche Klubs auf Tänzerinnen mit Pom-Poms verzichten – es gibt Menschen, die finden, das vermittelte Frauenbild entspringe so ungefähr dem Jahr des Genfer Stadionbaus.
Sherkan und die Cheerleader sind Relikte aus der Ära von Chris McSorley, der viel unternahm, um die dem Eishockey gegenüber lange skeptisch eingestellte Bevölkerung zum Ticketkauf zu bewegen. Tiere und tanzende Frauen, das waren jahrzehntelang amerikanische Synonyme dafür, wie man eine schnöde Sportveranstaltung um öffentlichkeitswirksame Showelemente erweitern kann.
McSorley muss man darüber nichts erzählen, er spielte und coachte jahrelang im Entertainmenthimmel Las Vegas. In Genf erinnert heute sonst wenig an ihn; der Klub hat ihn im August 2020 fristlos entlassen; seither liefern sich die Parteien einen erbitterten Rechtsstreit um 7,6 Millionen Franken, der bald in die nächste Runde gehen wird.
Den Stadionsprecher hat nicht McSorley ausgesucht, obwohl das nicht überraschen würde. Der Verein hat diesen offenkundig beim Luna-Park auf dem Plainpalais eingesammelt, es ist ein Mann, der mit der Atemlosigkeit des Besitzers einer Putschautobahn unentwegt «Macht ein Maximum an Lärm!!!» ins Mikrofon brüllt. So als müsste das Publikum noch lernen, wie das geht: Sport und Emotionen. Was natürlich Unsinn ist – es ist immerhin die bereits vierte Finalteilnahme dieses Klubs.
Servette ist die teurere – und bisher auch die bessere Mannschaft
Noch immer ist unklar, ob diese Serie für Genf/Servette ein besseres Ende nimmt als in den ersten drei Anläufen: 2021 verlor das Team 1:3 gegen Zug, 2010 3:4 gegen Bern und 2008 2:4 gegen die ZSC Lions. Aber nach vier Duellen mit Biel lässt sich sagen, dass die edler besetzte und teurere Mannschaft, also Servette, bisher besser ist. Das Schussverhältnis lautet 145:89 für die Genfer, sie lagen in dieser Hinsicht in jeder Partie deutlich vorne; Biel war insbesondere mit dem 2:1-Sieg nach Verlängerung vom Dienstag sehr gut bedient. Servette gelang am Donnerstag mit einem 3:2 das nicht unverdiente Rebreak.
Der Traum vom ersten Titel im 118-jährigen Bestehen des Klubs lebt also weiter. Und es fragt sich, ob dann ein altes Versprechen eingelöst wird: Jacques-Olivier Travers, der Mann, auf dessen Kommando Sherkan sich durch Les Vernets schwingt, sagte einst, er wolle das Kunststück so lange aufführen, bis Servette einmal Meister geworden sei. Es fehlen nur noch zwei Siege.
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Mir imponierte die Zusammensetzung und die Spielweise von Genf und hätte gerne einige Spieler von ihnen oder ähnliche Spieler in unserem Kader!