Die Nomination der Schützen ist eigentlich eine Bankrotterklärung betreffend "Verantwortung der Hochlohnbezüger" ...
Ach was. MB und das Staff haben etwas ausprobiert. Das ist nicht verboten und auch keine Bankrotterklärung.
Die Nomination der Schützen ist eigentlich eine Bankrotterklärung betreffend "Verantwortung der Hochlohnbezüger" ...
Ach was. MB und das Staff haben etwas ausprobiert. Das ist nicht verboten und auch keine Bankrotterklärung.
Bevor wir hier nun MB virtuell teeren und federn erst mal Nicola Bergers Artikel in der NZZ heute lesen. Paywall - hier als Text.
Raus aus der Krise: ZSC Lions siegen und stärken Coach Bayer den Rücken
Ein halbes Jahr nachdem er die ZSC Lions zum Doublegewinn geführt hat, wird der Trainer Marco Bayer bereits angezählt. Obwohl noch nichts geschehen ist.
Nicola Berger, Kloten
Die Erinnerungen an den Doublegewinn der ZSC Lions sind noch frisch, der Kalender zeigt erst Oktober an. Und doch war in Zürich zuletzt eine ungewohnte herbstliche Nervosität auszumachen. Acht Mal in Serie verloren die ZSC Lions wettbewerbsübergreifend. Der Sportchef Sven Leuenberger musste dem Boulevard mehrfach und mit wachsendem Argwohn versichern: Ja, der Trainer Marco Bayer stehe am Wochenende noch an der Bande.
Spieler wurden vor Mikrofone gezerrt, um ihnen die grossen Fragen zu stellen. Man stehe «voll» hinter dem Coach, versicherte der Captain Patrick Geering pflichtbewusst. Was soll er auch sonst sagen? Kein Akteur wird sich in der Öffentlichkeit gegen seinen aktuellen Chef stellen, so unterhaltsam das auch wäre.
Jedenfalls: Um Bayer hatte sich eine erstaunliche Debatte entzündet. Sie erzählt von der Vergänglichkeit des Ruhms in diesem Geschäft, von Schnelllebigkeit. Bayer ist jener Mann, mit dem die Zürcher im Frühjahr erst die Champions Hockey League und dann die Meisterschaft gewannen. Er steht bis zum Sommer 2027 unter Vertrag.
Dass ernsthaft über seine Position diskutiert wurde und wird, steht exemplarisch dafür, wie es um die Ansprüche rund um den ZSC bestellt ist. Das Team belegt nach 19 Runden Rang 7. Das ist nicht berauschend, aber es ist schwerlich eine Katastrophe.
Worte der Warnung aus Zug
Die Baisse lässt sich erklären. Hinter dem ZSC liegen zwei sehr erfolgreiche, emotionale, lange Spielzeiten. Der EV Zug hatte zwei Meisterschaften in Folge gewonnen, 2021 und 2022. Der inzwischen nach Schweden weitergezogene Coach Dan Tangnes sagt: «Nach dem zweiten Titel wurde es schwierig. Es gibt so viele Ansprüche und Termine, dass es nicht einfach ist, den Fokus zu bewahren. Und es stellt sich eine gewisse Genügsamkeit ein.» Der Zuger CEO Patrick Lengwiler schrieb zuletzt sogar: «Die Jahre nach dem ultimativen Erfolg, einem Meistertitel, bilden eine riesige Herausforderung für jeden Klub. Die Erwartungen bei sich selbst und im Umfeld steigen ins Unermessliche, gleichwohl der Hunger und die absolute Aufopferung bei manchem eher etwas schwinden.»
Es waren Worte der Warnung. Wobei der ZSC das eigentlich alles längst weiss. Der ZSC-Präsident und Mäzen Walter Frey hatte die Problematik schon im Jahr 2000 sehr treffend formuliert, als er sagte: «Meister werden ist nicht schwer, Meister sein dagegen sehr.» 2019 stürzte der ZSC als amtierender Champion in die Play-outs. Auch der SC Bern und Genf/Servette fielen nach Titeln tief.
Im ZSC ist es noch lange nicht so weit, selbst nach der Niederlagenserie befindet sich die direkte Play-off-Qualifikation in Griffnähe. Die Spieler wollen auch nichts von Müdigkeit wissen. Der Verteidiger Yannick Weber etwa sagt, er stelle punkto Einstellung überhaupt keine Veränderung fest. Aber der ZSC hat seine Leichtigkeit verloren. Und er kämpft mit Personalproblemen. Der emotionale Leader und Schattencaptain Sven Andrighetto konnte weniger als die Hälfte der Partien bestreiten. Mit Derek Grant und Rudolfs Balcers fehlen zwei prominente Ausländer.
Und diverse Leistungsträger erreichen ihr Rendement bisher nicht; der aus der NHL zurückgekehrte Vorkämpfer Vinzenz Rohrer etwa wartet auch nach zehn Einsätzen noch immer auf den ersten Skorerpunkt. Der im Sommer verpflichtete Center Andy Andreoff ist bisher ein Fremdkörper.
Es fragt sich, wie sehr das Bayers Schuld ist. «Der Trainer kann die Tore nicht für uns schiessen», sagt Weber. In der Branche heisst es hier und dort hinter vorgehaltener Hand, dem Zürcher fehle das Format, um den ZSC zu coachen. Vielleicht stimmt das, wer weiss, aber nach den Triumphen vom Frühjahr hat es sich Bayer zumindest verdient, dass man sich seiner nicht beim ersten Gegenwind entledigt.
Die Gefahr dürfte klein sein, vorläufig jedenfalls; der 4:1-Sieg im Derby in Kloten vom Samstag hat die Gemüter beruhigt. Und ZSC ist in der Präsidentschaft von Walter Frey nicht für Schnellschüsse bekannt. Trainerentlassungen sind Frey zuwider; in den letzten 15 Jahren hat der Klub nur vier Mal zu dieser Massnahme gegriffen: Bengt-Ake Gustafsson folgte 2010 auf das Missverständnis Colin Muller. Hans Kossmann im Dezember 2017 auf Hans Wallson. Arno del Curto 2019 auf Serge Aubin. Und Marc Crawford beerbte ein paar Tage vor Silvester 2023 Rikard Grönborg.
Von einem Meistercoach hat sich der ZSC seit der Fusion erst einmal während der Saison getrennt: Im November 2001 musste Larry Huras auf Platz 6 dem Finnen Pekka Rautakallio weichen. Der Stürmer Michel Zeiter sagte dem «Blick» danach: «Die Stimmung war so am Boden, dass in der Garderobe nicht einmal mehr nach Siegen gelacht wurde.»
Kloten als dankbarer Aufbaugegner für den ZSC
So schlimm ist es um den ZSC heute nicht bestellt; in Kloten klingt nach dem erlösenden Sieg laute Musik aus der Garderobe in die Katakomben. Heraus tritt Andrighetto, der sagt: «Die Niederlagenserie wurde von den Medien aufgebauscht. Aber wir waren auch nicht zufrieden, klar. Nach der Niederlage in Lugano haben wir alle in den Spiegel geschaut und sehr ehrliche Diskussionen geführt. Wir wollten eine Reaktion zeigen.»
Sie ist gelungen; Kloten war ein dankbarer Aufbaugegner für den ewigen Lokalrivalen. Die Klotener, 2024/25 die positive Überraschung der Liga, haben sieben ihrer letzten acht Partien verloren und belegen nach Verlustpunkten Rang 13.
Noch ist es niemandem in den Sinn gekommen, den Trainer Lauri Marjamäki in Frage zu stellen, der seinen Vertrag kurz vor dem Saisonstart vorzeitig bis 2027 verlängert hat. Auch im Fall des Finnen ist schnell erklärt, wieso es aktuell nicht läuft: Kloten fehlen mehrere Teamstützen, bei den Ausländern Lukas Klok, Tyler Morley und Oula Palve machen sich die finanziellen Limiten des Klubs bemerkbar. Das liegt nicht an Marjamäki. Aber gemessen an der aktuellen Hysterie um Bayer könnte es auch für den Klotener Coach ein langer Winter werden.