An so gegensätzlichen Orten wie Los Angeles, Davos und Langnau und in so unterschiedlichen Ligen wie der NHL und der NLA zeigt sich das neue Gesicht des Eishockeys.
Superstars? Keine. Der beste Skorer (Justin Williams) erst auf Position 25 der Liga-Skorerliste. 16 (!) Spieler im Kader, die erst 25 oder jünger sind. Und einer der besten Goalies der Liga (Jonathan Quick). Der Erfolg ist maximal. Die Los Angeles Kings haben soeben den besten Heim-Start ihrer Geschichte hingelegt. Acht Heim-Siege in Serie. So gut waren sie nicht mal mit den Superstars Wayne Gretzky, Rob Blake und Jari Kurri.
Szenenwechsel: Superstars? Keine. Der beste Skorer (Daniel Steiner) erst auf Position 23 der Liga-Skorerliste. 14 (!) Spieler im Kader, die erst 25 oder jünger sind. Und einer der besten Goalies der Liga (Benjamin Conz). Der Erfolg ist maximal. Die SCL Tigers haben soeben den besten Saisonstart seit dem Wiederaufstieg von 1998 hngelegt. So gut sind sie nicht mal mit den Superstars Todd Elik und Martin Gerber gestartet.
Natürlich ist es ein bisschen abenteuerlich, die SCL Tigers mit einem Budget von knapp 9 Millionen im hölzernen Ilfisstadion mit den Los Angeles Kings mit einem Budget von über 50 Millionen Franken im schrillen, lauten Unterhaltungstempel Staple Center in Downtown Los Angeles, unweit von Hollywood, zu vergleichen.
Und doch: Es ist der gleiche Sport. Eishockey. Inzwischen habe ich im Staples Center schon zweimal die SCL Tigers gesehen. Die Kings begeistern die Fans mit dem gleichen intensiven, Spiel wie die Langnauer. Es ist diese mitreissende Kombination aus Jugend, Mut, Tempo, Härte, Disziplin und taktischer Intelligenz, mit der auch die Langnauer die Erwartungen weit übertroffen haben.
Der Grund, warum in der NHL Teams verjüngt werden, ist der gleiche wie im Emmental: Limitierte finanzielle Mittel. Die Langenauer haben die Mannschaft verjüngt, weil sie kein Geld mehr für Stars hatten. In der NHL zwingt die Salärbegrenzung die Manager dazu, ihre Teams zu verjüngen und Saurier auszumustern. Mehr und mehr beginnt der «Salary cap» die Liga zu verändern. Es ist so gesehen auch kein Zufall, dass Owen Nolan (38) zur Zeit bei den ZSC Lions und nicht mehr in der NHL spielt. Vor den Zeiten der Salärobergrenze hätte er locker in der NHL noch einen Millionen-Vertrag bekommen. Selbst Doug Risebrough, der als GM Nolan den letzten Vertrag in der NHL gegeben hat und sehr, sehr viel vom ZSC-Saurier hält, sieht kaum mehr Chancen für eine NHL-Rückkehr Nolans und sagte es gestern im Staples Center so: «Er wäre einer der langsamsten Spieler der Liga»
Das Eishockey wird jünger, schneller, dynamischer und intensiver. In Nordamerika und bei uns. Der Trend weg von den erfahrenen, teuren Saurier und hin zu jungen, schnellen, hungrigen Spielern zinst in Langnau und in Los Angeles. Es wird immer schwieriger, das Spiel zu verwalten, das Tempo rauszunehmen. Das spüren in dieser Saison in der NLA der SC Bern, Lugano oder die ZSC Lions. Teams, die auch mit teuren und langsamer gewordenen Stars bestückt sind - der ZSC hat auf dem Transfermarkt die Mannschaft sogar noch verlangsamt. In der NHL sind die New Jersey Devils zwischenzeitlich mit einem Team auf den letzten Platz zurückgefallen, das mit Leuten wie Ilya Kovalchuk, Martin Brodeur, Patrik Elias, Brian Rolston oder Zach Parise um den Stanley Cup spielen sollte. Calgary alt und langsam, steckt in der wohl grössten Krise seiner Geschichte und steht vor einem «house cleaning», das Cheftrainer und Management aus dem Amt fegen wird.
So gesehen macht es auch Sinn, die Schweizer Nationalmannschaft in der Vorbereitungsphase als U 25-Team zu konzipieren und es passt genau ins Bild, dass die wohl jüngste Nationalmannschaft aller Zeiten beim Deutschland Cup um den Turniersieg spielt.
Jung ist nicht automatisch erfolgreich
Aber jung bedeutet nicht automatisch erfolgreich. Der Verjüngungsprozess ist heikel. Es braucht diese ganz besondere Dynamik: Ein Team hofft erst, gewinnen zu können, dann denkt es, gewinnen zu können und schliesslich weiss es, dass es gewinnen kann. Auf die richtige Mischung kommt es an. Es braucht es den richtigen Talent-Mix und trotz allem ein, zwei erfahrene Führungsspieler mit grosser spielerischer Klasse. Den New York Islanders fehlt von beidem zu viel: Der Ausfall von Leitwolf Mark Streit (33) hat fatale Auswirkungen und die Islanders haben inzwischen zehnmal in Serie und das Selbstvertrauen verloren. Nino Niederreiter hat Glück, dass er zu den Junioren zurückgeschickt worden ist - in diesem Team wäre er hoffnungslos verloren.
Das beste Beispiel für den richtigen Mix und den richtigen Stil bei permanenter Verjüngung ist in der NLA der HC Davos: Arno Del Curto baut seit Jahren junge Spieler in seine Mannschaft ein und der erfahrene Leitwolf Reto von Arx (34) sorgt dafür, dass die Balance stimmt. Del Curto hat mit seiner ewige Suche nach dem noch schnelleren, präziseren und intensiveren Spiel schon vor Jahren begonnen und war als Trendsetter seiner Zeit voraus.