Okay, da muss ich ausholen. Aber geil, endlich mal ein anständiges Diskussionniveau hier drin (luege zu eu übere, FCZ-Thread). :mrgreen:
Kovar: Gemäss Urteil liegt kein CTH vor, lediglich ein Cross-Check. Kategorie I wäre möglich. Ich sehe ein, dass besonders der Umstand, dass die Aktion nach dem Pfiff erfolgte, als erschwerend gilt und damit Kategorie II rechtfertigt. Ich bin mit der erhöhten Fahrlässigkeit persönlich nicht einverstanden, verstehe aber, wenn man es so beurteilt. Für mich findet der Cross-Check auf Schulterhöhe statt und rutscht der Schulter entlang zum Kopf hin. Das passiert nur, weil Müller noch nicht wieder aufrecht steht. Im Spiel werden dutzende solcher Cross-Checks verteilt (siehe Kader-Thread, da wurde schön aufgelistet, was Chris auf seinem Ernährungsplan hat). Für mich ist es eine leichte Fahrlässigkeit, da Kovar nicht/zu spät realisiert und reagiert, dass Müller nicht aufrecht steht. Aber, insgesamt, Kategorie II ist akzeptabel.
Albrecht: Kategorie II, ja. Aber vier statt zwei Spielen Sperre. Kategorie III ist nicht gegeben (insb. wenn man Referenzen zur Hand nimmt. Sogar Dauphin wurde damals nur in Kategorie II eingestuft, was völlig unverständlich ist. Genau für solche Fouls wurde Kategorie III geschaffen). Unklug von Dotti, kann ich nicht ganz zustimmen. Grundsätzlich haben wir das Problem, dass die Spiele in unserer Liga einfach zu weich sind und Spieler nicht mehr wissen, wie man sich auf Checks vorbereitet oder solche gesund frisst. Dotti macht aber nicht sehr viel falsch, er stellt quer, um zu verlangsamen und sich Zeit und Raum zu verschaffen. Er spürt Albrecht um Rücken und stellt die Füsse wieder gerade, um eben nicht zu viel Tempo zu verlieren. Der Push von Albrecht kommt genau in jenem Moment, in dem sich die Füsse wieder gerade richten, rechts bekommt er keinen Halt und fällt kopfvoran.
Dotti kann seinen Schwung bis zur Bande behalten, bringt sich dadurch aber in eine deutlich schwächere Zweikampfposition. Und er ist definitiv nicht der erste Verteidiger, der drei Meter vor der Bande erstmals abbremst und den Stürmer gesund auflaufen lässt. Albrecht spielt seit 20 Jahren Hockey, der weiss das. Sau dumm, sau gefährlich. Für mich vier Spiele.
Stimme zu, es ist ein verdammt schneller und zum Glück körperlicher Sport, da trifft man manchmal die falsche Entscheidung. Aber von klein auf wird einem eingetrichtert, wie gefährlich der Bandenbereich ist. Und da schaut man sich hunderte Spiele an, es funktioniert ja in so vielen Fällen. Gerade in NHL und KHL, den verbliebenen wirklich körperlichen Ligen: Wenns dann mal passiert, sind fast alle Bandenchecks auch wirklich gewollt. Ich mache aber auch (vielleicht des Zebra-Daseins wegen) einen ganz grossen Unterschied zwischen seitlichen Bandenchecks und jenen in den Rücken. Wenn du die Nummer siehst, sekundenlang, dann weisst du einfach, dass du jetzt nicht zum Check ansetzen kannst. Die Verwundbarkeit ist viel zu gross. Erst recht, wenn dein Gegner nicht mal die Scheibe hat!
Da hab ich schon einige sehr schlechte Nächte gehabt nach einem Juniorenmatch, als irgendein schlecht pubertierender Verteidiger sich dachte, er müsse seinen Gegner jetzt mit fünf Metern Anlauf in den Rücken checken. Die Bilder bleiben dir einfach im Kopf, wenn du drei Meter daneben stehst und das Unheil meist schon kommen siehst. Es ist so verdammt gefährlich und es gibt so viele gute, andere Wege, das Spiel körperlich hart und aggressiv zu gestalten. Darum mag es aber sein, dass ich auf Checks von hinten etwas allergisch reagiere.
Zur Grundsatzfrage: So verlockend es wäre, nein. Ich stimme unserem Regelbuch zu, dass wir das Foul taxieren und nicht die Folgen. Keller/Schnyder finde ich da ein ungünstiges Beispiel, weil dort sehr viel Pech und eher wenig Foul mit im Spiel war. Ich denke da eher an an McKim/Miller, Moore/Bertuzzi, Blum/Herzog und Roe/Barberio. Da braucht unsere Liga einfach breitere Möglichkeiten zur Bestrafung, und das ist eben eine juristische Frage (Stichwort Berufsverbot). Aktuell schwebt man da im luftleeren Raum.
Dazu kommt, dem Spieler muss es egal sein, wen er checkt. Ob den 19 jährigen Schuelbubi oder den alten Bauern mit sieben Gehirnerschütterungen und vier Titanplatten im Körper. Darauf kann ich im Spiel keine Rücksicht nehmen, und damit fällt für mich auch eine an die Ausfalldauer gekoppelte Bestrafung weg.
Für grob gesundheitsgefährdende Aktionen, unabhängig einer tatsächlichen Verletzungsfolge, braucht es viel viel längere Sperren. Das wird nicht alle schlimmen Fouls beseitigen, die gehören nun mal zum Sport, aber es zieht Täter besser zur Verantwortung. Etwaige zivilrechtliche Forderungen sollten vom Sport getrennt werden. Dafür würde ich es absolut begrüssen, wenn beispielsweise ein Herzog aufgrund seiner vergangenen Spielweise nicht mehr für die Nati aufgeboten wird. Im Zweifelsfall gehe ich lieber mit einer repräsentativen Mannschaft im Viertelfinal unter, als dank Herzog bis in den Final zu kommen. Aber das ist subjektives Wunschdenken.