Beiträge von Iceman

    Man kann sich schon die Frage stellen, weshalb anerkannte (wie Grönborg und Wallson in Zürich) oder angeblich aufstrebende (wie Lundskog in Bern) schwedische Hockeyversteher mit ihrer Philosophie oft Mühe bekunden hierzulande. OK, in Bern gibt es so viele andere Baustellen, dass man nicht wie üblich zuerst auf den Trainer schiessen sollte. Ob es aber als "Ungeduld" bezeichnet werden kann, wenn nach 3 Monaten Eistraining irgendwelche Anzeichen einer Handschrift des Trainers erwartet werden, welche den zugegebenermassen limitierten Skills der Truppe entsprechen?

    Ob in Zürich oder Bern hört man seitens der Spieler überwiegend nur das Beste über die schwedischen Übungsleiter - modern, die Spieler einbeziehend, kommunikativ etc. etc. tönt es lobend allenthalben. Klar ist, dass mit der "heutigen Jugend" bzw. in der heutigen Zeit nicht (mehr...) im Kasernenhof-Ton und (allzu...) autoritärem Führungsstil agiert werden kann. Ob Hartley, dem man dies noch am ehesten zuschrieb, oder Crawford wirklich einen solchen oder zumindest ähnlichen Führungsstil pflegten, ist die Frage. Wobei gerade bei Hartley der Bogen von wegen dem Erfolg um den Preis einer raschen "Abnutzung" der Beziehungen zum Team elegant geschlagen werden kann. Ob sich das in der Realität wirklich so gefügt hat, wie gerne behauptet wird, ist die andere Frage. Keine Frage ist jedoch, dass Hartley praktisch überall Erfolg hat, wo er hinkommt. Auch wenn er offenbar nicht der Typ für ein mehrjähriges Engagement und die "Entwiclung" oder den "Aufbau" eines Teams ist. Immerhin hatte er Cunti aus der Versenkung geholt, welcher unter Hartley seine beste Zeit hatte.

    Beliebt ist auch die These, wonach die CH-Spieler (angeblich...) nicht mit der Selbstverantwortung umgehen könnten, die ihnen die schwedische Philosophie überträgt. Und damit ist nicht gemeint, dass man im Training statt 20 nur 10 Liegestützen macht, sondern dass auf dem Eis situativ und ohne "Schablone" die richtigen Entscheide getroffen werden. Offenbar funktioniert das in Schweden besser, was automatisch zur Vermutung führt, dass dort diese Philosophie quasi "von Kindsbeinen" an gefordert und gefördert wird. Währenddem ich bei uns vermute, dass eher andere Werte gepredigt werden, nämlich dass Individualität und Kreativität egoistisches Teufelswerk seien, und nur das brave Einordnen in eine disziplinierte, vorgegebene Spielorganisation den Hockeygöttern wohlgefällig sei. Ist nur Vermutung und Schwadroniererei, aber irgend einen Grund muss es doch geben?

    Im Gegensatz zum SCB kann man beim ZSC ja nicht behaupten, dass die individuellen Skills nur für "Schablone" reichen würden. Vielmehr besteht die Befürchtung, dass das schiere Übermass an Qualität - quasi ein zu reichhaltiges Gemisch - den Motor stottern lasse. Und eben, auf dem Papier passt ein Trainer wie Grönborg, der mit den schwedischen Stars Erfolg hatte, nicht schlecht zu einem vor hochkarätigen Spielern nur so strotzenden CH-Team. Aber eben, es sind 2 Monate gespielt, und die üblichen "Herbstmeister" sind ganz oben anzutreffen. Wie es im Februar und März aussehen wird, ist eine andere Sache.

    Es ist nichts neues, dass - je besser besetzt ein Team ist - ein Hang dazu besteht, sich auf die individuelle Klasse der Kollegen zu verlassen. Selbst wenn einer nicht mit dem Gedanken auf's Eis geht, sich mal einen gemütlichen Abend zu machen, so ist unterschwellig halt doch immer die Gewissheit da, dass man im Normalfall gewinnt, auch wenn nicht 120% abgerufen werden. Ob z.B. in der NHL die Einstellung eine andere ist, weil das eben die ganz grossen Sportler sind? Oder liegt es vielleicht nicht doch eher daran, dass die Konkurrenz grösser ist, und man sich u.U. schnell in der AHL befindet, wenn die Leistung nicht stimmt?

    Diese "Sorgen" kennt die Business-Klasse der CH-Spieler in der Schweiz nicht. Denn im Normalfall hat der Trainer keinen gleichwertigen Ersatz, und dass man einen Spieler dieser Kategorie "zur Strafe" auf die Tribüne setzt, kommt selten vor und meistens bei Trainern, welche die hiesigen Verhältnisse nicht kennen. Grönborg versucht, an die Spieler zu appellieren, was vermutlich das Vernünftigste ist. Dass einer abtobt, dass die Wände wackeln, wäre zwar auch verständlich. Nur - was dann? Vielleicht ändert sich kurzfristig etwas, vielleicht auch nicht. Dann beginnt die Autorität schon leicht zu erodieren. Auf jeden Fall kann der Übungsleiter nicht allzu oft Tobsuchtsanfälle simulieren, denn irgendwann gehört das dazu und beeindruckt niemanden mehr.

    Für mehr reicht es vorläufig nicht. Vorne ist man phasenweise recht kreativ, aber die Verteidigung dafür umso desaströser. Es sagt einiges aus, dass die Abwesenheit von Verteidiger-Urgestein Bidu Gerber viel mehr Einfluss hat als etwa diejenige von Praplan. Deshalb ist der Punktgewinn heute erstaunlich. Wobei der ZSC mit ordentlich Pomade kräftig mitgeholfen hat, dem taumelnden SCB unter die Arme zu greifen.

    Mit einem coming-out als Homosexuelle(r) ist man heute wohl schon fast altmodisch - en vogue sind viel mehr "fluid-sexuell" und "pan-sexuell". Oder mit anderen Worten: Statt - wie es ZSColin erwähnt - solche Dinge in einen Status abgleiten zu lassen, wo sie nicht mehr aufsehenerregend sind, werden immer neue Abgrenzungs- und Opferrituale ersonnen, um damit etwas auf dem Zeitgeist zu surfen und - gerade für die Pseudoprominenz wichtig - sich in Erinnerung zu rufen. Andererseits ist es schon klar, dass es für Leute, die in der Öffentlichkeit stehen, besonders belastend ist, wenn sie sich permanent verstellen und etwas vorgaukeln müssen.

    Einigermassen komisch, dass ein Mayer in Davos so plötzlich zur "unerwünschten Person" mutiert, nachdem er sich vorher in der Liga jahrelang bewährt hatte. Servette war zu seinen Zeiten noch ohne das Geld der Uhren-Stiftung unterwegs und qualitativ weniger gut aufgestellt, trotzdem war Mayer sehr solide. Dass Goalis spezielle Typen sind, bei denen viel vom "seelischen Wohlbefinden" abhängt, ist nichts neues. Es war daher kaum leistungsfördernd, als man Mayer spüren liess, dass er lieber heute als erst morgen gehen soll. Wobei ZSCColin schon recht hat mit der Bemerkung zu Klaus. Der hat zwar schon immer polemisiert, aber man konnte Facts und Geschwurbel noch einigermassen auseinander halten. Seit etwas mehr als einem Jahr verschwimmen diese Grenzen aber zusehends, weil Facts, welche Klausens Sicht der Dinge nicht entsprechen, ausgeblendet und / oder durch eigene Behauptungen ersetzt werden. Das hat weniger mit Polemik, sondern mehr mit Altersstarrsinn zu tun.

    Man muss sich die Frage stellen, wie man sich positionieren soll. Je nach geforderter Lohnreduktion kann sich ein Klub auch selber den Strick um den Hals legen, weil er dann auf Jahre hinaus blockiert ist. Zumal die Löhne aus den bekannten Gründen weiter steigen werden. Und die Tigers müssten die Löhne dann auf ihrem tiefen Niveau einfrieren, und wer in den letzten Jahren sein Lohnbudget kräftig erhöht hat, bleibt ein paar Millionen "weiter oben"? Das passt doch nicht zusammen. Von dem her ist es ohne Probleme nachvollziehbar, dass wenn immer möglich eine Lösung neben solchen "Hilfen" (...die sich letztlich als Bumerang erweisen...) hindurch gesucht werden.

    Apropos Eismeister:

    Dass er in Dauerfehde mit M. Lüthi liegt, ist ja nichts neues, ebensowenig sein "kolumnenmässiger" Feldzug gegen ihn. Gegen Polemik ist zwar nichts einzuwenden, wenn man dazu aber die Tatsachen zurechtbiegt, Fakten weglässt und dafür Behauptungen in den Raum stellt, so geht das über Polemik hinaus. Mag sein, dass die Reformidee ursprünglich von Lüthi aus gekommen ist. Hätte sie aber derart an der Realität vorbei gezielt, wie Klaus behauptet, so hätten die Klubs nicht grösstenteils zugestimmt. Und der ZSC hatte sich stets nur gegen das Financial Fairplay ausgesprochen, gegen den Rest hatte man nichts. Bei den Ausländern ist man nun nicht weit von dem entfernt, was ursprünglich beabsichtigt war. Damals wäre einfach der "Ausländer-mit-1er-Lizenz-in-der-Schweiz"-Status per sofort abgeschafft worden, dafür hätte man (letztlich) einen "echten" Ausländer mehr bekommen. Nun hat man es etwas anders gedreht. Auch mit 12 Teams hat man aber zu wenig wirklich NLA-taugliche Spieler, mit den bekannten Konsequenzen. Die fehlende Konkurrenz fängt schon auf den Nachwuchsstufen an, und zieht sich durch. Kristian Knapp hat dies mal in einem Artikel ausführlich beleuchtet - braucht aber natürlich etwas mehr Einsatz + Kenntnisse als die zauggschen Polemiken. Kommt aber auch immer auf das Publikum an, für das man schreibt. Apropos Financial Fairplay: Wenn dieses gegen das Wettbewerbsrecht verstösst, so stellt sich die Frage, wie es mit dem Agreement betreffend der Anzahl Ausländer aussieht. Auch hier gäbe es genügend Hebel, um dieses "Gentlemen's Agreement" z.B. als nicht konform mit der Personenfreizügigkeit zu sehen. Der Witz an diesen Vereinbarungen "unter Freunden" ist ja, dass sie juristisch nicht durchsetzbar wären.

    Es war schon beim (tränenreichen...) Abschied aus Biel klar, dass Haas deshalb zum SCB wechselt, um Anlauf für die NHL zu nehmen (möglichst mit einem Titel...), und er danach zu seinem Stammverein zurückkehren wird. Dass man in Biel die Schatulle öffnen wird, um Haas die Rückkehr nicht unnötig schwer zu machen, bzw. ihn nicht in Zweifel kommen zu lassen, war schon länger klar und ist auch legitim. Denn dass auch andere Klubs ihre Angebote platziert haben, ist bei so einem Spieler normal. Um wie viel die sicher nicht knausrige Offerte aus Biel hätte überboten werden müssen, um Haas zum Nachdenken zu bringen ist ein Experiment, dass vermutlich nicht einmal die üblichen Verdächtigen gestartet haben.

    Ganz so "digital" muss man ja nicht unterwegs sein. Zwischen "Vollgas alles nach vorne" und "herumstehen bis der Gegner das Tor macht" gäbe es ja schon noch die eine oder andere taktische Zwischenstufe. Man wird immer wieder Spiele haben, wo es nicht so läuft, und die üblichen Verdächtigen die Kiste nicht treffen. Dann muss man sich halt mit gutem Defensivspiel über Wasser halten und darauf hoffen, dass der Gegner auch mal Fehler macht. Beim CH-Team fällt man aber oft in ein Loch, wenn es nicht wie gewünscht läuft. Statt ein gut organisiertes Defensivspiel aufzuziehen verfällt man in Passivität. Die Defensivorganisation gehört zu den Basics des Hockeys und ist eines der Gebiete, wo der Trainer am meisten Einfluss nehmen kann. Als man noch bedeutend weniger Klasse im Team hatte blieb nicht viel anderes übrig, als mit einer disziplinierte Defensive und hervorragenden Goalileistungen die Chancen auf Punktgewinne zu wahren. Mittlerweile scheint man aber vor lauter Geschwurbel über unsere technische Augenhöhe mit den Grossen zu vergessen, dass es kein "Rückschritt" bedeutet, wenn man sich an die unter Krüger gepflegten Tugenden erinnert.

    Ist ja nicht so, dass eine Erfolgsgarantie erwartet würde. Nur geht mir das immer gleiche Gesülze auf den Geist, wonach wir läuferisch und technisch aber sowas von obenauf wären, um daraufhin immer dann Probleme zu bekommen, wenn der Gegner unseren Viel- und Schnellläufern nicht den nötigen Raum für die schönsten Hockeybögen zwischen Kampala und Basel gewährt. Das Silber kann dem Team niemand nehmen, das war ein sehenswerter Erfolg. Aber Spiele wie gestern sind da deutlich in der Überzahl.

    Zudem scheint das solide defensive Handwerk nicht mehr Mode zu sein, da wir ja dem krügerschen Defensivsystem entwachsen sind und uns nun darauf verlegen können, die Spiele mit offensiven Skills oder doch zumindest mit grossen Sprüchen darüber zu entscheiden. Das Gros der Hockeyjournalisten (...und "Chronisten"...) ist offenbar derart betriebsblind, dass die immer gleichen Probleme auf internationaler Ebene gar nicht wahrgenommen werden. Operettenligen haben in dieser Weltsicht immer nur die Anderen.

    Dass Fischer nicht in der Lage war, dem Team irgendwelche Impulse zu geben, nachdem es mit dem fröhlichen Vorwärtsstürmen je länger je weniger hinhaute, und die Deutschen (...auch schon bei numerischem Gleichstand...) Powerplay im Drittel der Schweiz spielten, überrascht mich hingegen nicht. Fischer ist es guter Verkäufer eines Hockeys, wie wir (...und die Spieler...) es gerne hätten. Wird dieses Bild gestört, ist fertig lustig.

    Aber was soll's, nächstes Jahr geht es mit den gleichen Sprüchen und im gleichen Stil wieder von vorne los.

    Die Nati darf die Laufarbeit nicht scheuen, tempomässig ist man besser. Lässt man sich aber auf den Infight ein, sieht es anders aus. Die Briten sind kampfstark. Das CH-Team kann vor allem dann glänzen, wenn der Gegner nicht zu nahe steht. Die Schweden und die Russen waren bisher die Gegner, welche schlittschuhläuferisch mindestens gleichwertig waren, und sich deshalb auch nicht scheuten, früh zu stören, und damit der Tempo-Taktik den Stecker zu ziehen....

    ....Ergänzung: Man lässt nichts anbrennen. Und die Befürchtung, man nehme das Spiel nicht so ernst und agiere überheblich, war (grösstenteils) unbegründet...

    Im Zusammenhang mit dem Reformen wurde genau dieses Thema angesprochen: Dass einerseits viele Nachwuchsspieler, welche "früher" den Sprung vom Nachwuchs in die 1e Mannschaft schafften, heute im Ausland ihre Ausbildung absolvieren. Und andererseits aus verschiedenen Gründen die Konkurrenz im Nachwuchsbereich nur schwach sei (z.B. infolge Verzettelung auf zu viele Teams und Meisterschaften) und die Spieler deshalb zu wenig gefordert und zu wenig "ausgesiebt" würden. Und so stehen dann eben diese Spieler an der Schwelle zur NLA, und sind nicht wirklich bereit dafür. Und dann soll der zum Erfolg verdammte Trainer der 1en Mannschaft die Jungs spielen lassen nach dem Motto "wenn wir ihm nur genug Eiszeit neben den richtigen Leuten geben, erreicht der ja vielleicht irgendwann einmal "Platzreife".

    Das funktioniert so nicht, und die Diagnose vieler Sportjournalisten, das Problem bestehe primär in verkalkten Trainern, welche nicht mit Jungen wollten und könnten, setzt zu spät im ganzen Prozess an. Christian Knapp hat als einer der wenigen neben German nicht einfach in die Polemik von Klaus Zaugg, Dino Kessler und Co. eingestimmt, sondern die Probleme im Nachwuchsbereich recherchiert und aufgelistet. Braucht halt etwas mehr Zeit als etwas zu polemisieren.

    Da hast Du natürlich Recht - ich wollte nicht mit dem Geld kommen, weil das ja sowieso klar ist. Beim EVZ tut man sich einfach noch schwer damit, das auch zuzugeben. Dafür tut man so, als ob man ein solches Team mit einem Zuschauerschnitt finanzieren könne, der in der Gegend von Langnau liegt, plus noch etwas Stadionbeizen. Natürlich kommt von den Sponsoren im steuergünstigen Kanton Zug mehr Geld zusammen, als es die Gewerbler im Emmental vermögen, aber ob das die Differenz erklären kann, na ja.. Kurz und gut, mit "darauf hinarbeiten" sind natürlich auch die "Investitionen" ins Team gemeint, wo man seit ein paar Jahren zuvorderst mitmischt.

    Tja, die Zuger verdient Meister. Die anderen hochgehandelten Teams haben es ihnen aber auch nicht allzu schwer gemacht. Wenn der nachmalige Meister im Play-off Halbfinal gegen Rappi ran muss, sagt das schon einiges aus. Und den Final hätten die Zuger auch mit einem Sweep gewonnen, wenn es über 7 oder 10 Runden gegangen wäre. Servette sicher nicht desolat, aber die wesentlichen Trümpfe während der Quali waren schon etwas die Ausländer, insbesondere Tömmernes mit seinen Eiszeiten. In deren Windschatten liefen auch die CH-Spieler zu guter Form auf - nur geht das mit dem Forcieren in den Play-off's dann halt nicht mehr so gut. Darüber, was die (ebenfalls) hochbezahlten Vermin, Moy & Co. als Vertreter der hochbezahlten "Business-Class" der CH-Spieler für einen Einfluss gehabt haben, könnte man auch noch diskutieren. Aber eben, der EVZ hat seit einigen Jahren auf diesen Meister hingearbeitet, und nach 2 Finalniederlagen haben sie nun verdientermassen den Kübel.

    Die finnischen Goalis, die der SCB in den letzten Jahren beschäftigte waren aus meiner Sicht auf einem relativ hohen Niveau. Mit Stepanek wurde man Meister, obwohl das Team seine besten Zeiten längst hinter sich hatte und schon damals offensiv schwächelte, bzw. man auf einen Goali angewiesen war, der fast alles hält. Und Karhunen hat letzte und diese Saison praktisch immer sehr gute Leistungen gezeigt, obwohl er wegen der Chaotentruppe vor ihm unter Dauerbeschuss stand. Nachwuchsmann Wüthrich machte es angesichts der schwierigen Umstände erstaunlich gut für seine erste NLA-Saison, aber er wäre dem Dauerdruck während des "Aufholprogramms" mit Einsätzen jeden 2en Tag kaum gewachsen gewesen. Ohne Karhunen hätte man die Pre-Play-off's nicht erreicht. Und Karhunen war der Hauptgrund dafür, dass die Daffoser - trotz permanentem Angriffswirbel - die Pre-Play-off's gegen den SCB nicht überlebten. Fazit: Karhunen hat unter widrigsten Umständen praktisch immer auf sehr hohem Niveau gespielt und ist der einzige Ausländer, der beim SCB sein Geld wert gewesen ist. Dass er in Bern keinen neuen Vertrag mehr erhält ist darauf zurückzuführen, dass man mit Wüthrich eine valable Alternative hat, welcher man zutraut, zur #1 zu werden. Und dass man bei den Feldspielern noch grössere Probleme hat, Qualität ins Team zu holen, und deshalb auf keinen Ausländer verzichten kann.

    Es ist klar, dass die Farmteams bzw. die dazugehörenden NLA-Klubs dieses Vehikel möglichst weiterführen wollen. Solange man den Nachwuchs dort ausbilden kann, werden die Verantwortlichen noch manche Absichtserklärung abgeben. Dass man sich "voll einbringen" will und die Ziele der Liga mit trägt, frisst ja erst einmal kein Heu. Wie lange es dauern wird, bis solche Klubs eine echte Fanbasis haben und für die anderen Klubs einigermassen attraktive Gegner darstellen, steht hingegen in den Sternen. Und genau das ist bzw. war ja der springende Punkt, weshalb sich die "echten" NLB-Teams gegen die zunehmende "academy-sierung" ihrer Liga gewehrt haben. Weil die eben Null Emotionen wecken und sich ihre Fanbasis bestenfalls auf Eltern, Freundinnen und Verwandte der eingesetzten Nachwuchsspieler beschränkt.

    Welche Faktoren nun zu einem Umdenken geführt haben, ist nicht völlig klar. Allenfalls braucht man halt einfach noch ein paar Aktionäre, oder man sieht Nachteile für die Vermarktung, wenn Regionen wie das Tessin gar nicht mehr vertreten wären. Ob sich allerdings im Tessin - neben Ambri und Lugano - noch eine Fanbasis für ein weiteres Team findet, welches erst noch in der Swiss League spielt, ist eher zweifelhaft. Denn die Ziele eines solchen Ausbildungsklubs sind nicht sportliche Erfolge im Sinne von Meister, Aufstieg etc., sondern den Geldgebern in der NLA möglichst viele gute Nachwuchsspieler auszubilden.

    Feste Absichten hin oder her, die Wahrheit liegt da für einmal nicht auf dem Eis, sondern auf den Zuschauerrängen. Wenn sich in Olten, Chaux-de-Fonds oder in Mostindien die Zuschauer nicht für die Spiele gegen Farmteams interessieren, kommt das Problem innert Kürze wieder hoch.

    Mit Andrighetto, Hollenstein & Malgin (...daneben gibt es ja auch sonst noch den einen oder anderen, der nicht gerade der Stolperfraktion zuzurechnen ist...) könnten die ZSC-Oberen zumindest die Kritik kontern, durch ihre Batzenklemmerei sei offenbar geworden, dass sie nicht alles für den Erfolg tun würden...

    Ironie off: Walti Frey dürfte mindestens ob dieser "offiziellen" Kritik in den Medien den Kopf schütteln, wenn er an sein Portemonnaie denkt.

    Die Serie gegen Lausanne hat vermutlich zu viel "Gesundheit" gekostet, insbesondere bei gewissen Schlüsselspielern wie eben Andrighetto. Der "Z" hätte nach einer (für seine Verhältnisse) durchwachsenen Saison zwar eine emotionale Serie gebraucht, um so richtig in Schuss zu kommen und damit die eine oder andere Unzulänglichkeit auszubügeln. Gegen Lausanne gab es zwar die Emotionen, aber wegen diverser rücksichtsloser Attacken eben auch einen entsprechenden "Blutzoll". Natürlich kann man die Forderung erheben, man hätte eben personell besser ausgestattet sein sollen, um solche Verluste verkraften zu können, z.B. in dem man statt der GCK-Ausländer hochkarätigere Söldner geholt hätte. Ob während der Saison solche Top-Leute verfügbar sind, ist die andere Frage. Zudem überwiegt bei den CH-Spielern die Mitläufer- & Stolperfraktion ja nicht gerade, dennoch liess der teure CH-Kader (neben Andrighetto) während der Spielzeit nur sporadisch Glanzlichter aufblitzen.

    In den Play-off's ist der Erfolg nicht exklusiv den Teams vorbehalten, welche ihn nach Rechenschieber haben müssten. Emotionen, Dynamik und natürlich das "Momentum" (...damit das auch wieder mal gesagt ist...) kompensieren vieles und können zu ungeahnten Höhenflügen führen. Den Schalter zur Zündung dieses "Boosters" hat man aber irgendwie nicht gefunden, oder aber er wurde in der ruppigen Serie gegen Lausanne abgebrochen.

    Man kann die NL auch auf 20 Teams aufstocken, mehr wirklich "A-taugliche" Spieler gibt's deswegen nicht. Irgendwo zwischen dem 6en und 12en Platz tut sich dann ab Zeitpunkt X einfach ein "Punktegraben" auf. Wo genau hängt davon ab, wo und wie sich die A-tauglichen Spieler (bzw. die finanziellen Mittel...) konzentrieren. Man spielt dann nicht mehr so oft gegen die gleichen Klubs, dafür wird das Niveau sinken. Nicht dass die Spitzenklubs deswegen alles gewinnen, aber es gibt dann einfach noch häufiger ein Gelauer auf dem Eis, weil sich die personell gut ausgestatteten Teams dem Niveau angleichen und nicht mehr tun als nötig, um Blamagen zu verhindern. Die wird es ob dem Gelauer zum Gaudi des Publikums und von Klaus natürlich trotzdem geben - Operetten-Liga eben.

    Verfüge nicht über viel Insider-Informationen, aber das braucht es angesichts der Sachlage auch nicht.

    Im SCB wurde die Wichtigkeit der sportlichen Führung seit dem unnötigen Abgang von Sven Leuenberger völlig unterschätzt, und der damals aus dem Hut gezauberte Chatelain war dem Job eigentlich nicht gewachsen. Fairerweise muss man aber auch anmerken, dass bereits Chatelain nicht mehr das Geld zur Verfügung hatte, wie es noch bei Leuenberger der Fall war, und dies bei gleichzeitig immer weiter steigenden Spielerlöhnen.

    Jalonen hat dann trotz stetig abnehmender Qualität im Team noch einiges rausgeholt und die SCB-Führung im Glauben bestärkt, es würde schon irgendwie gehen. Die Folge davon: Statt nach dem Abgang von Jalonen die Notbremse zu ziehen und dem Posten des Sportchefs höchste Priorität einzuräumen, kam der Marketing-Gag mit Flo Schelling, an dem nur die Fraktionen der GenderhysterikerInnen und der Journalisten Freude hatten. Bei Lichte besehen sollte nun also eine Person mit Null Erfahrung einen der schwierigsten Jobs in einem Hockeyunternehmen bekleiden, und dies bei einem Klub, der in einer der schwierigsten Phasen seit dem Beinahe-Konkurs steckt. Oder mit anderen Worten: Eine komplette Fehlentscheidung.

    Erst spät erkannte man die Dramatik der Lage, was zum Anwerben von Raffainer führte, der nun das Schlimmste verhindern muss. Zumindest dasjenige, welches noch zu verhindern ist. Es würde mich nicht wundern, wenn Raffainer M. Lüthi ziemlich klar gesagt hätte, dass es so nicht weitergeht. Zumal es nicht nur das Problem war, dass die internen Ansprechpartner von Schelling mit der Krisenbewältigung an anderen Fronten beschäftigt waren, sondern auch, dass Schelling auch nicht gross auf diese hörte. Dazu kamen Fehleinschätzungen und Abgänge, die - wie seitens der betroffenen Spieler (Heim, Sopa etc.) zu vernehmen war - durchaus nicht zwingend waren. Flo Schelling ist also nicht einfach nur gerade ein Opfer der Umstände, sondern hat auch selber viel dazu beigetragen, dass sie nicht mehr zu halten war. Aber in einer Pressemitteilung kann man so etwas natürlich nicht schreiben...

    Fazit: Zumindest eine Baustelle ist geräumt, und als SCB-Anhänger kann man nur hoffen, dass nach einem erfolgreichen Jahrzehnt mit diversen Titeln, welche offensichtlich zu einem Realitätsverlust geführt hatten, alle Verantwortlichen nun wieder Bodenkontakt haben. Ausgestanden sind die Probleme damit nicht, und nächste Saison könnte nach dem erneuten Substanzverlust noch bitterer werden als diese.