Man kann sich schon die Frage stellen, weshalb anerkannte (wie Grönborg und Wallson in Zürich) oder angeblich aufstrebende (wie Lundskog in Bern) schwedische Hockeyversteher mit ihrer Philosophie oft Mühe bekunden hierzulande. OK, in Bern gibt es so viele andere Baustellen, dass man nicht wie üblich zuerst auf den Trainer schiessen sollte. Ob es aber als "Ungeduld" bezeichnet werden kann, wenn nach 3 Monaten Eistraining irgendwelche Anzeichen einer Handschrift des Trainers erwartet werden, welche den zugegebenermassen limitierten Skills der Truppe entsprechen?
Ob in Zürich oder Bern hört man seitens der Spieler überwiegend nur das Beste über die schwedischen Übungsleiter - modern, die Spieler einbeziehend, kommunikativ etc. etc. tönt es lobend allenthalben. Klar ist, dass mit der "heutigen Jugend" bzw. in der heutigen Zeit nicht (mehr...) im Kasernenhof-Ton und (allzu...) autoritärem Führungsstil agiert werden kann. Ob Hartley, dem man dies noch am ehesten zuschrieb, oder Crawford wirklich einen solchen oder zumindest ähnlichen Führungsstil pflegten, ist die Frage. Wobei gerade bei Hartley der Bogen von wegen dem Erfolg um den Preis einer raschen "Abnutzung" der Beziehungen zum Team elegant geschlagen werden kann. Ob sich das in der Realität wirklich so gefügt hat, wie gerne behauptet wird, ist die andere Frage. Keine Frage ist jedoch, dass Hartley praktisch überall Erfolg hat, wo er hinkommt. Auch wenn er offenbar nicht der Typ für ein mehrjähriges Engagement und die "Entwiclung" oder den "Aufbau" eines Teams ist. Immerhin hatte er Cunti aus der Versenkung geholt, welcher unter Hartley seine beste Zeit hatte.
Beliebt ist auch die These, wonach die CH-Spieler (angeblich...) nicht mit der Selbstverantwortung umgehen könnten, die ihnen die schwedische Philosophie überträgt. Und damit ist nicht gemeint, dass man im Training statt 20 nur 10 Liegestützen macht, sondern dass auf dem Eis situativ und ohne "Schablone" die richtigen Entscheide getroffen werden. Offenbar funktioniert das in Schweden besser, was automatisch zur Vermutung führt, dass dort diese Philosophie quasi "von Kindsbeinen" an gefordert und gefördert wird. Währenddem ich bei uns vermute, dass eher andere Werte gepredigt werden, nämlich dass Individualität und Kreativität egoistisches Teufelswerk seien, und nur das brave Einordnen in eine disziplinierte, vorgegebene Spielorganisation den Hockeygöttern wohlgefällig sei. Ist nur Vermutung und Schwadroniererei, aber irgend einen Grund muss es doch geben?
Im Gegensatz zum SCB kann man beim ZSC ja nicht behaupten, dass die individuellen Skills nur für "Schablone" reichen würden. Vielmehr besteht die Befürchtung, dass das schiere Übermass an Qualität - quasi ein zu reichhaltiges Gemisch - den Motor stottern lasse. Und eben, auf dem Papier passt ein Trainer wie Grönborg, der mit den schwedischen Stars Erfolg hatte, nicht schlecht zu einem vor hochkarätigen Spielern nur so strotzenden CH-Team. Aber eben, es sind 2 Monate gespielt, und die üblichen "Herbstmeister" sind ganz oben anzutreffen. Wie es im Februar und März aussehen wird, ist eine andere Sache.