Stanley Cup Final, Stand nach 6 Finalspielen (je 3 in Boston und St. Louis) 3:3
Resultat von Game 7 : St. Louis Blues @ Boston Bruins 4 : 1
Nein, dieses Finalspiel wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Nachdem wir in einer Zweiergruppe jedes Einzelne NHL Spiel der ganzen Saison getippt hatten, konnte ich das Spiel der Spiele doch nicht auslassen. Datummässig passte das Ganze, trotz des Spielbeginns um ca. zwanzig nach zwei Uhr morgens, doch recht gut. Mein nächster «öffentlicher Auftritt» findet nämlich erst heute Abend um 19 Uhr statt.
Los geht’s! Der Aussenseiter, die Blues, in der Anfangsphase mit Zug nach vorne und einem Beinahe-Tor. Ein herrenlos hoch im Torraum umherschwirrender Puck konnte von Tuukka Rask, dem Bostoner Goalie, reflexschnell abgewehrt werden. Es blieb dann allerdings für lange Zeit der einzige Puck, der auf Bostons Gehäuse kam. Die Bruins schienen sich, je länger das Spiel dauerte, je besser zurecht zu finden. Jordan Binnington, der Rookie Goalie der Blues stand vermehrt, um nicht zu sagen, noch und noch im Brennpunkt des Geschehens. Unglaublich, was der junge, noch unerfahrene Torhüter, dem Coach Berube, mit Ausnahme eines Finalspiels, stets das Vertrauen schenkte, alles abwehrte oder hielt! Ich empfehle all denen, die ein NHL Abo haben unbedingt, den Match (zumindest die beiden ersten Drittel) in voller Länge anzuschauen. Es mag wohl von der Spannung her nicht mehr genau dasselbe sein, wie für mich in der letzten Nacht, doch ich finde, es lohnt sich 100 %-ig.
A propos Binnington: Was man so von den einschlägigen Radiostationen nach dem 6 PO Finalspiel hörte, drehte sich fast ausschliesslich um zwei Themenkreise. Einerseits um die Starstürmer beider Teams. Brad Marchand (und im Schlepptau seine Stürmerkollegen Patrice Bergeron und David Pastrnak) der Boston Bruins und Ryan O’Reilly, der durch seine wichtigen Tore im SC Final überhaupt dafür sorgte, dass der Tie über 7 Spiele gehen musste, seitens der St. Louis Blues. Thema zwei der Hockeyexperten, und jenes wurde um ein Vielfaches heftiger diskutiert, als jenes der Stürmer – die Goalies. Unbestreitbar ist, dass Tuuka Rask und Jordan Binnington in diesen Finalspielen Weltklasseleistungen gezeigt haben. Doch wurde darauf hingewiesen, dass eben genau Rask, ebenso wie Binnington eben gleichwohl haltbare, vermeidbare Tore zugelassen hätten. Die Crux jedes Hockey Torhüters: Da hältst du, wie ein Teufelskerl praktisch alles, was auf deine Kiste kommt, und doch düpiert dich am Schluss ein haltbares Schüsschen und alles ist futsch. Die Experten steigerten sich in Strategien, vielleicht halt doch Jake Allen, der Erfahrene in Game 7 bringen, denn «Erfahrung ist in so einem Moment alles»! Auch Rask müsse sich steigern und nun derjenige sein, der das Zünglein an der Waage sei. Ein anderer meinte, man solle jetzt im 7. Spiel Jaroslav Halak bringen. Wir erinnern uns, im «World Cup of Hockey 2016» hütete Halak für das Team «Europe» das Tor (welches nota bene von Ralph Krüger gecoacht wurde) und trug wesentlichen Anteil am 2. Schlussrang der Europäer an diesem best-dotierten Turnier in Nordamerika.
Nun, zurück zum Spiel: Die Coaches nominierten, wie erwartet, Rask und Binnington als ihre Torleute. Der eine hatte Grund zum Jubeln, er bewies mit seiner Wahl, über das goldene Händchen zu verfügen. Denn Binnington war, man kann es nicht anders sagen, EINE BANK. Oder von mir aus, eine Mauer. Was der Youngster hielt war phänomenal! Aber seht selbst!
Wo waren wir? Ah ja, immer noch im 1. Drittel mit den Bruins, die einen Gang hochgeschaltet hatten. Aber an Binnington verzweifelten. Ich musste ab einer Szene mit dem Spieler Nr. 12 der Blues lachen, nein falsch, ich schrie «nämed dä vum Iis!!» Zach Sandford heisst der Bursche, Jahrgang 1994, 1.90 m gross, wohl 100 kg schwer, Center. Er eierte im eigenen Drittel inmitten von überforderten Abwehrspielern auf dem Eis herum, dass es sicher jedem Blues Fan grauste, doch…. das längst fällige Tor für die Bruins fiel nicht! Ausrufezeichen! In jener Phase, als jede Angriffsbemühung der Blues bereits im Keim erstickt wurde fragte ich mich, ob St. Louis nach menschlichem Ermessen heute überhaupt ein Tor schiessen könnte. «Nein denke nicht.», sagte ich zu mir.
Noch interessant, Colton Parayko, auch er ein Hüne, musste nach 8 Minuten für 2 min auf die Strafbank, weil der Puck von seinem Stock statt zum Mitspieler, über die Glasscheibe ins Bostoner Publikum flog. Es war die einzige Strafe, die die Schiris im ganzen Match ausgesprochen hatten! Nochmals Ausrufezeichen! Wohl verstanden, in einem Spiel, bei dem es um alles ging.
17 Minuten waren gespielt und tatsächlich tauchten die Blues wieder mal im Verteidigungsdrittel der Gelbschwarzen auf. Weitschuss von der blauen Linie von Bouwmeester, der Skorer vom Dienst lenkt vor dem Tor leicht ab, der Puck senkte sich aufs Eis und fand den Weg genau zwischen den Schonern von Tuukka Rask ins Tor. Die Gäste führten, total entgegen dem Spielverlauf, mit 1:0. Unglaublich! Ich jubelte still vor mich hin und hatte Freude. Ryan O’Reilly war wieder zur Stelle. Mit diesem magischen Ablenker. Manchmal braucht es so wenig! Aber am richtigen Ort stehen und den Puck mit der Schaufel leicht streicheln und voilà. Genial gemacht.
Die Bruins sichtlich geschockt. Aber man kennt sie. Ihr Motto: Weiter geht’s! Doch was folgte war erneut kaum für möglich zu halten: Die Blues doppelten 8 Sekunden vor der ersten Sirene nach! Schwarz tankt sich am rechten Flügel durch, passt zur Mitte zu Captain Alex Pietrangelo, der die Scheibe annimmt und an Rask vorbei ins Tor befördert. Im TV waren nach den Jubelszenen der Spieler die Zuschauer im Stadion zu St. Louis zu sehen, in welchem der Match live übertragen wurde. Sie gerieten logischerweise fast aus dem Häuschen. Boston schoss 12-mal aufs Tor von Binnington, St. Louis brachte 4 Schüsse aufs Tor, zwei davon waren Mouchen! Was für ein Drittel! Ich machte mich auf zum Zähneputzen, gemacht ist gemacht.
Im zweiten Drittel, das schliesslich 0:0 endete und trotzdem an Spannung und Action kaum zu überbieten war zeigte sich etwas deutlich: Die robusten, grossgewachsenen und sich physisch generös engagierenden Blues Spieler hatten sich hervorragend auf ihren Gegner eingestellt und kaufte ihnen, je länger das Spiel dauerte, je länger den Schneid ab. STL trat äusserst selbstbewusst und kämpferisch, aber in jeder Situation fair auf. Es gab keine «Drecklereien» - weder hüben, noch drüben.
In der 10. Minute brauchte es ein kleines Weltwunder, dass das 3:0 nicht fiel. Eine Bogenlampe schien ins Tor zu fallen. Doch der Pack prallte auf die Latte des Tores, von dort in den Torraum, wo sich eine ansehnliche Spielerschar befand. In der Wiederholung sah man, dass Zdeno Chara mit seinem 4 m langen Stock es doch tatsächlich schaffte, die Scheibe vor dem Überschreiten der Linie zu hindern und das Streitobjekt wegzuschlagen. Unbedingt anschauen. What a scene! Nichts passierte in diesem Drittel, was nicht schon in den Schilderungen von Drittel eins vorgekommen wäre. Dennoch, einen 2-Tore Vorsprung hatten die Blues an selber Stelle schon mal verspielt. Doch, das ist ja im Leben so, man lernt mit der Erfahrung. Irgendwie spürte man, dass sich die Spieler geschworen haben: «Das passiert uns nicht noch einmal!» Und da ja Jordan Binnington ebenfalls unterschrieben hatte, konnte (eigentlich) gar nichts mehr geschehen. Das zweite Drittel von St. Louis war der Grundstein zum Sieg. Sie zeigten, dass sie einen Vorsprung auch verwalten können. Schussverhältnis in diesem Drittel: STL 6, BOS 11.
Drittes Drittel: 9 Minuten vor Schluss spielt sich Tarasenko, den man nicht oft sah, durch, passt zur Mitte und Brayden Schenn netzt ein. Flach, in die von Rask aus gesehen linke untere Ecke. Unhaltbar. Erstaunlich in dieser Phase das Selbstverstrauen von Blauweiss! 4 Minuten vor Schluss eine ähnliche Szene, diesmal David Perron, der 57er von links, hervorragend gespielt und gedribbelt, Pass zur Mitte und Sorgenkind Zach Sanford brauchte nur noch einzuschieben. «Ha, ha, ha, dä Sänford macht si no!» Wahnsinn, was für ein Spiel! Fast selbstredend war das sein erstes und einziges Tor in den Playoffs! 😊
Noch etwas Resultatkosmetik zum Schluss: Matt Grzelcyk, dem die Reporter «Grizzli» sagen schiesst das Ehrentor für Boston. Binnington wird’s mit einem Lächeln genommen haben…..
Congrats St. Louis Blues! Well, very well done ! What a Match.
Als ich ins Bett ging war’s 5 vor 5. Meine Frau machte sich bereit zum Aufstehen….! Sorry, dass ich den Matchbericht nicht auch noch grad schrieb, aber es wäre wohl nicht mehr gegangen….. Wünsche allen einen tollen Sommer!