Natal, 13.6.2014
Mexico – Kamerun 1 : 0
Der brasilianische Winter im Nordosten des Landes wollte sich der Welt zeigen: Es goss in Strömen während des ganzen Spiels. Schon klar, dass dieser meteorologische Umstand die Afrikaner nicht bevorzugte. Aber ihre Leistung an diesem frühen Nachmittag war denn doch sehr, sehr dürftig. Irgendwie schien es, dass sie gehemmt waren, denn es war kaum zu glauben, dass sie fussballerisch nicht mehr zu bieten imstande wären.
Mexico dagegen voller Selbstvertrauen, technisch stark und um eine Klasse besser, als ihr Gegner. Dass das Resultat nicht klarer ausfiel war auf zwei, wie es schien, einwandfreie Tore, welche vom Referee Team nicht anerkannt wurden, zurückzuführen. Glücklicherweise für die Mexikaner zählte dann ihr dritter Treffer.
Kamerun brachte im ganzen Match einen einzigen Schuss (es war ein Kopfball kurz vor Schluss) aufs Tor von Mexico. Schon diese Tatsache sagt im Grunde genommen schon alles.
Salvador da Bahia, 13.6.2014
Spanien – Holland 1 : 5„Noch selten wurde ein Weltmeister so filetiert, wie heute!“ Das Zitat des deutschen TV Reporters traf voll ins Schwarze.
Nichts, aber auch gar nichts deutete während der ersten Halbzeit auf ein solches Debakel der Spanier hin. Die Iberer bekam das Spiel bald in den Griff, wirkten ballsicherer und tauchten öfters vor dem Ziel des Gegners auf. Ihr bekanntes Spiel mit Ballpflege in den eigenen Reihen erfuhr eine weitere Fortsetzung. Mit Ausnahme eines gerissenen Steilpasses auf Wesley Snijder, welcher alleine auf Iker Casillas loslaufen konnte und schliesslich den Torhüter anschoss, entstand zu keiner Zeit ernsthafte Torgefahr vor dem spanischen Goal. Robin van Persie war unsichtbar.
Beni Thurnheer meinte zwar, dass Diego Costa jeweils von holländischen Fans bei Ballberührungen ausgebuht wurde, doch waren es sicherlich Brasilianer, die es ihm übel nahmen, für eine andere Nation als Brasilien Fussball zu spielen. (Nach weiterem unsachgemässem Geschwafel musste wiederum der Sender gewechselt werden.)
Exakt jener erwähnte Diego Costa wurde im 16er gefoult, als er den Ball im Strafraum vom linken auf den rechten Fuss nehmen wollte. Das ‚sliding tackle‘ des Verteidigers war zu ungestüm. Den fälligen Penalty verwertete Xabi Alonso mit sattem Flachschuss in die, von ihm aus gesehen, linke Ecke. Kaum Abwehrchancen für den niederländischen Keeper.
Männiglich wartete auf den Pausenpfiff, als Daley Blind einen öffnenden Diagonalpass von der linken Aussenlinie spielte. Van Persie roch den Braten, startete im just richtigen Moment im Rücken von Sergio Ramos, welcher sich in Gedanken schon auf den Pausentee freute. Der Ball erreicht den Strafraum, wo RvP per Hechtköpfler über Goalie Casillas hinweg zum Ausgleich traf. Holland war super bedient mit diesem Halbzeitstand.
Was danach folgte erinnerte mich an den WM Halbfinalmatch Holland gegen Brasilien in Südafrika: Holland durch eine Tor in Stimmung gebracht, steigerte sich in der Folge in einen „Flow“. Der Gegner schien wie gelähmt und kam nicht (mehr) auf Touren. Ähnlich war es heute, nur noch etwas ausgeprägter.
Bayern Star Arjen Robben schoss ein sehr schönes Tor, welches er allein für sich beanspruchen darf. Stark gemacht vom laufstarken Glatzkopf! Ein drittes Goal auf Corner für die Niederländer hätte nicht zählen dürfen, da van Persie Casillas im 5m Raum regelwidrig anging. Doch die Kiste wurde gebucht und NL gutgeschrieben. Jetzt war der Zapfen bei España definitiv ab. Holland erhöhte um weitere 2 Zähler (einmal stibitzte van Persie Casillas den Ball weg und Robben zog nochmals eine Solo-Show ab).
Spanien war nun definitiv, dazu brutal, entzaubert. Holland im Spielrausch. Stelle mir vor, dass Holland von diesem Spiel noch etwa so lange erzählen wird, wie von Denis Bergkamp’s Wundertor anlässlich der WM in Frankreich im Match gegen Argentinien.
Spannende Ausgangslage in jener Gruppe, wo sich die beiden heutigen Gegner noch mit Chile und Australien werden messen müssen. Aller Voraussicht nach wird Spanien oder Holland in den Achtelsfinals auf Gastgeber Brasilien treffen. Spektakel garantiert!
Cuiabá, 13.6.2014
Chile – Australien 3 : 1
In der brasilianischen Provinz, im Riesenstaat Mato Grosso, wo die Zeit im Vergleich mit den grossen Metropolen des Landes um eine Stunde differiert duellierten sich die Chilenen und die Socceroos von ‚down under‘. Im Gegensatz zu Natal und Salvador regnete es zumindest in Cuiabá nicht. Viele chilenische Schlachtenbummler erzeugten eine fröhliche und ausgelassene Stimmung im Stadion.
Nach anfänglichem Abtasten legten die quirligen Südamerikaner mit 2 Treffern innert kürzester Zeit vor und schienen einen ungefährdeten Sieg gegen die etwas hölzern und langsam wirkenden Australier einfahren zu können. Doch plötzlich köpfte ihr Goalgetter Tim Cahill (ex-Everton) den Anschlusstreffer zum 1:2 ins Netz.
Nach der Pause war Australien fast nicht mehr wieder zu erkennen. Die Mannschaft drückte auf den Ausgleich, setzte ihre Kräfte sehr grosszügig und verschwenderisch ein, ohne allerdings zu weiteren Toren zu kommen. Im Gegenteil, in der Nachspielzeit traf Chile zum siegsichernden 3:1, was den Endstand bedeutete.
Stand heute wird es Chile – trotz Spanien Ohrfeige – schwer haben, sich für die Achtelsfinals zu qualifizieren. Aber selbstverständlich ist dies nun nach diesem Startsieg ihr erklärtes Ziel.