Habe das Spiel gestern Nacht in voller Länge angeschaut. Nach Abschluss des ersten Drittels eingeschlafen, aber, wie die Natur so spielt, genau beim 1. Bully des zweiten Drittels wiedererwacht. Nachher problemlos durchgehalten. Der Match fesselte einem ja – je länger er dauerte, je mehr. Hatte mich in Anbetracht der drohenden «Extra Time» auch darauf eingestellt. Obwohl, draussen pfiffen schon die Vögel, der Tag war bereits im Anmarsch.
Aber dann geschah das Unsägliche! Das Katastrophale! Das Allerschlimmste für die mit Herz, Leib und Seele kämpfenden Nashville Predators: Sie kriegten kurz vor Schluss ein Tor, das man nicht mehr verdauen konnte. Ja, nie wird verdauen können! Niemals! Akzeptieren ja, was bleibt denn anderes übrig? Realitäten gilt es anzuerkennen, auch wenn es (sehr) weh tut. Aber jenes Tor von Patric Hornqvist (der richtig Hörnqvist heisst), eine Minute und 35 Sekunden vor dem Ende des dritten Spielabschnitts war wie der Pfeil, der mitten in die Seele trifft. Und alle Träume und Hoffnungen in einem Sekundenbruchteil unwiderruflich zerstört.
Aber der Reihe nach: 1. Drittel, Kampf und Krampf überwiegen, das Spielgeschehen wogt hin und her. Die Pittsburgh Penguins eher eine Spur torgefährlicher. Besonders, wenn die Crosby/Güntzel Linie auf dem Eis war. Doch was aufs Tor kam wurde von den beiden Hütern, die beide eine hervorragende Partie spielten in stoischer Ruhe gehalten, abgewehrt oder zur Seite geklärt. 0:0 also nach 20 gespielten Minuten.
Nach gut einer Minute im 2. Drittel, schiessen die Predators das 1:0: Schuss aufs Tor, Murray auf den Knien wähnt den Puck in seinem Besitz, dreht sich zur Seite, doch der Puck liegt frei einen halben Meter vor der Torlinie. Colton Sissons hechtet geistesgegenwärtig der Scheibe entgegen und bugsiert sie mit der Spitze seiner Stockschaufel über die Linie. Super gemacht! Doch………… der Ref streckt beide Hände in die Höhe und winkt ab. "Waaaaaas?" Er hatte das Spiel scheinbar mit einem Pfiff unterbrochen, weil er der Meinung war, der Puck sei im Besitz des Goalies. Ein Schreckenszenario für Nashville! «Gitt’s ja nöd!!» Aber….. das Spiel nahm seine Fortsetzung, immer noch beim gleichen, torlosen Spielstand. Was für ein Fehler des entsprechenden Refs! «Was für eine Ungerechtigkeit!», mögen Predator Fans gedacht haben. Aber nochmals…. Tor ist, wenn dieses anerkannt wird und neu in der Mitte angespielt wird, basta.
Das zweite Drittel verlief nochmals eine Stufe animierter, als das Startdrittel. Die Preds vermögen zwei kleine Strafen nicht auszunützen. Hinten brennt aber auch nichts an. Crosby stark, Malkin mit gewissen Highlights, Kessel ebenfalls mit ein, zwei guten Aktionen. Alle anderen der Pittsburgh Fraktion «standen auch noch auf dem Eis» und kämpften, rackerten, taten sich aber nicht heraus. Ausnahme Matt Murray, von ihm war schon die Rede. Er natürlich überglücklich, dass sein bislang einziger Fehler nicht als Gegentor gewertet wurde. Pause. Spielstand nach wie vor 0:0.
Im dritten Spielabschnitt nahmen dann die Predators das Heft in die Hand. Nun dominierten sie die Penguins. Es schien, dass es nur noch eine Frage der Zeit wäre, bis der effektive Führungstreffer fallen würde. Und so vergingen Minuten um Minuten – der schwarze Kobold wollte und wollte aber nicht rein. Bis……, ja bis er dann den Weg in die Maschen gleichwohl noch fand. Allerdings auf der anderen Seite. Brutal! Ein Schuss von Schultz von der blauen Linie geht knapp am Tor vorbei, prallt aber von der Bande in halbhohem Bogen retour vors Tor, Hörnqvist schlägt den gut einen Meter über die Eisfläche fliegenden Puck geistesgegenwärtig, schräg von hinten (also von der Bande her Richtung Mitte) an Goalie Pekka Rinnes Rücken………… und von dort springt die Scheibe ins Tor. Wahnsinn! Die einzige Szene, in welcher man im gesamten Match Hörnqvist überhaupt richtig wahrnahm. Man könnte Rinne, wenn man bös wollte, den Treffer ankreiden. Er orientierte sich nach dem Weitschuss, der von der Bande ungewohnt zurückprallte neu, war einen Moment einige Zentimeter zu weit vor seinem Tor postiert - und voilà. Sein Rücken diente einen Moment als Zielscheibe, welchen der glückliche Torschütze dann auch ganz genau traf. Meine Einschätzung: 500 solcher gleichen Szenen würden nötig, bis ein Stürmer ein vergleichbares oder ähnliches Tor nochmals erzielen würde. Aber natürlich, der Treffer zählt, PIT führt in Nashville 0:1, es bleiben nur noch eineinhalb Minuten zu spielen. Goalie raus, alles auf eine Karte! Und es bleibt Carl Hägelin, etwa 50 km entfernt von Hörnqvist, ebenfalls im Grossraum Stockholm aufgewachsen, vorbehalten, den Puck im verlassenen Tor zum 0:2 zu verstecken.
Nein, das haben die Nashville Predators nicht verdient. Eine ganz brutale und stark schmerzende Niederlage für die aufopfernd kämpfenden in Gelb gekleideten Platzherren.
Nicht einverstanden mit dir Larry, dass heute der bessere Goalie den Match und die Serie entschieden hat. Es gab in diesem Match nämlich genau je einen Torhüterfehler (wenn überhaupt). PIT hatte das Glück mit der Annullierung eines korrekten Treffers, Rinne das Pech eines Glückstreffers. Aber so ist Sport. Würde man den Torhütervergleich über die 6 Spiele ausweiten, so könnte man konstatieren, dass Murray in seinen Heimspielen der bessere Goalie war, Rinne dito in den Matches 3 und 4. Und heute würden beide Netminder mit einer Note -6 ausgezeichnet. Einer war aber der glücklichere…..
Die unglaubliche Fairness in diesem Match 6 beeindruckte mich. Es stand so unglaublich viel auf dem Spiel. Alle Spieler gingen Vollgas. Konnte ein Spieler den Puck nicht spielen, so konnte er zumindest ein bisschen am Gegner «rummachen», ihn stören. Aber alles blieb, mit ganz wenigen Ausnahmen, stets im Rahmen des Erlaubten. Chapeau! Ein Kränzchen an alle Spieler. Ein Lob auch an die Refs, obwohl natürlich ihr Fehler alles überschattet. Schade.
Ich lehne mich noch etwas zum Fenster hinaus und sage, dass ein Sieg der Preds verdient gewesen wäre. Ein finaler Showdown in Spiel 7 in Pittsburgh wäre der würdige Abschluss dieser Finalserie gewesen. Aber, das Leben ist immer so, wie es ist, nicht wahr?