Stellungnahme der Sektion Uruguay ’02 und Crew Eleven zur Entwicklung des ZSC
Am letzten Mittwoch erfuhren wir aus den Medien, dass die ZLE Betriebs AG plant, die „Fans“ mit einem Maskottchen zu „begeistern“. Wir waren aus verschiedenen Gründen vollkommen vor den Kopf gestossen – und die zahlreichen negativen Reaktionen auf dieses Vorhaben zeigen uns, dass wir damit nicht alleine da stehen. Uns ist es wichtig, festzuhalten, dass sich unsere Kritik nicht gegen dieses Maskottchen alleine richtet. Vielmehr steht ein Maskottchen, das die Zuschauer im Rahmen eines Eishockeyspiels unterhalten soll, symbolisch für eine Entwicklung, die wir als Fangruppierungen kritisieren seit es uns gibt und die einzelne Exponenten dieser Fangruppierungen kritisieren, seit die Entwicklung begonnen hatte. Am Beispiel des Maskottchens lässt es sich bloss sehr treffend zeigen, wie sehr die eingeschlagene Richtung der ZLE Betriebs AG unseren Interessen und denjenigen vieler anderer ZSC-Fans auch entgegenläuft.
Die wichtigsten Punkte zusammengefasst. Eine ausführliche Stellungnahme siehe unten.
- Wir lehnen die Idee eines Maskottchens beim ZSC mit Vehemenz ab.
- Das Maskottchen steht stellvertretend für eine Entwicklung, gegen die wir uns seit Jahren einsetzen.
- Wir fordern, dass die ZLE den Weg, den wir Fans als Teil des Vereins gehen möchten, mitträgt.
- Wir setzen uns weiterhin für einen intensiven Dialog mit der ZLE ein und zeigen uns dabei auch weiterhin kompromissbereit.
- Zeigt euch solidarisch, unterstützt die Petition gegen das Maskottchen. Für den ZSC und den Eishockeysport.
Der ZSC wird entfremdet
Das Übel nimmt seinen Lauf als der traditionsreiche ZSC 1997 mit der Eishockeysektion des Grasshoppersclub – bis dato ein erbitterter Konkurrent – fusioniert. GC hat zwar viel Geld, doch fehlt der Erfolg und der Verein zieht kaum Zuschauer an. Der ZSC ist Kult, begeistert Massen ist sportlich aber nur selten top und öfters flop. Der neue Zürcher Eishockeyverein soll Zürich Lions genannt werden. Die magischen Buchstaben, die seit 1930 Zürcherinnen und Zürcher in ihren Bann ziehen, sollen verschwinden. Der Aufschrei ist gross. Walter Scheibli, „die Stimme des ZSC“, schrieb damals in einem Kommentar im Blick: „ZSC - wie schön tönte das von den Rängen. Ich darf gar nicht dran denken, wie's wird, wenn die Halle kocht und die Fans plötzlich «Lions» rufen.“ Dank dem Widerstand der Fans blieben die drei Buchstaben erhalten, gegen den Zusatz „Lions“ konnten die Fans nichts unternehmen. Zahlreiche Fans kehrten dem Verein den Rücken, andere blieben und hielten den ZSC weiterhin hoch. Und bis heute riefen die Fans nie „Lions“ wenn die Halle kochte. Dies ist den Fans zu verdanken, die sich seit der Fusion dagegen wehren. Mit dem Geld kam der Erfolg – drei Schweizermeistertitel, ein Champions Hockey League Titel, um die wichtigsten aufzuzählen. Der Charme des ZSC und der Geist des Hallenstadions gingen immer mehr verloren und sind – vor allem auch seit dem Umbau des Hallenstadions – kaum mehr vorhanden.
Positive Ansätze werden verworfen
Dennoch sind wir bis heute aktiv geblieben, haben den ZSC und unsere wunderschöne Stadt in der ganzen Schweiz bis in die hinterste Ecke von Europa (Magnitogorsk) begleitet und unterstützt. Wir haben dabei nie vergessen, dass wir für die magischen drei Buchstaben und Zürich unterwegs sind. In unserem Kampf zur Erhaltung der Tradition gingen wir proaktiv auf die ZLE Betriebs AG zu. Auf unsere Initiative hin wurde ein Fanrat gegründet, der die Kommunikation zwischen der ZLE und den Fans verbessert hat. Wir konnten kleine Erfolge feiern, so vertreibt der ZSC seit Kurzem eine Retro-Fanartikel-Kollektion mit dem alten Logo.
Neben der Entfremdung des ZSC – die bei den Junioren schon so weit fortgeschritten ist, dass sie nur noch unter Lions spielen – kämpften wir auch stets für die Erhaltung des Eishockeysports in seiner ursprünglichen Form. Wir verstehen uns als Teil des Vereins, der die Mannschaft während des Spiels möglichst farbenfroh und lautstark unterstützt. Wir sind im ganzen Verein die einzige Konstante. Spieler, Trainer, Präsidenten, Sportchefs etc. kommen und gehen. Die Fans bleiben dem Verein oft ihr Leben lang treu. Ohne die Fans wäre der professionelle Sport nicht möglich. Nicht nur, weil wir den Verein direkt mit Eintrittspreisen finanzieren, sondern weil Sponsoren nur da Werbung machen wollen, wo es viele Menschen hat und es dann viele Zuschauer hat, wenn die Atmosphäre stimmt und dafür sind wir bis hauptverantwortlich.
Die ZLE versuchte immer wieder einen Event rund um die Eishockeyspiele zu machen mit dem Willen noch mehr Zuschauer anzulocken. Die ZLE behandelt ihre Fans nicht als Teil des Vereins («Ein Club muss sich überlegen, ob er erst alles von den Fans absegnen lässt oder ob er auch mal seinen eigenen Weg geht.», Roger Gemperle, 20min.ch, 12.8.2011), sondern als Kunden, die eine Geldquelle darstellen, welche es zu optimieren gilt. Dass der Sport aber vor allem da Massen bewegt, wo die Stimmung besonders gut ist und die Fans emotional mit einer langen Tradition ihres Vereins verbunden sind, ignoriert die ZLE. Stattdessen versuchte die ZLE mit Cheerleaders und anderen Unterhaltungsverwantwortlichen mehr Leute anzulocken. Die Cheerleaders und der „Kanonen-Franz“ sind verschwunden, der Lions-Beni, der mit seinem dümmlichen Programm durch den Abend führt wird mehr geduldet als akzeptiert. Als vor über einem Jahr Oliver Höner als neuer Verwaltungsrat-Mitglied im Tagesanzeiger sagte, er wolle den Event rund um die Spiele fördern, sprachen wir das Thema sogleich im Fanrat an. Wir hielten im Beschlussprotokoll fest: "Zum Interview vom neuen VR-Mitglied Oliver Höner sind sich alle einig! Es braucht kein Event rund um die Eishockeyspiele. Eishockey ist der Event und den Sport wollen wir sehen, erleben und feiern. Jedes Rahmenprogramm kostet Geld und lockt nicht mehr Zuschauer an. Gute Stimmung im Stadion bringt mehr Zuschauer, wie das Beispiel FCZ zeigt." (Fanratsitzung-Beschlussprotokoll vom 6.1.2010).
Das Maskottchen
Es ist wohl unbestritten, dass das Maskottchen dem einen oder anderen Kind eine Freude bereitet. Doch wie viele kleine Kinder hat es bei einem Spiel, das bis um 22:00 dauert? Wir schlagen vor, dieses Maskottchen dann und dort einzusetzen, wo es Sinn macht: Bei den Lions Kids Spielen im Familiensektor. Das Maskottchen ist eine Idee der ZLE Betriebs AG, die überhaupt nicht ausgereift ist. Die ZLE hat es verpasst, herauszufinden, ob ein solches Maskottchen, das die Zuschauer unterhalten soll wirklich gewünscht ist. Die Kommentare in den verschiedenen Foren und auf Facebook sprechen eine deutliche Sprache: Weniger als 20 Prozent findet das Maskottchen eine gute Idee. Dies zeigt auch das Resultat einer Abstimmung des zscblog.ch (100 von 129 finden das Maskottchen eine schlechte Idee, Stand: 13.8.2011, 15:43).
Wie eingangs erwähnt ist das Maskottchen für uns mehr als eine schlechte Idee. Es steht symbolisch für den verfehlten Weg, den die ZLE seit Jahren eingeschlagen hat. Wir reagieren deshalb heftig gegen diese neuste Idee, weil sich an diesem Beispiel die gesamte negative Entwicklung zeigt.
Gegen diese Entwicklung werden wir auch Zukunft mit allen Mitteln ankämpfen und wir hoffen, dass wir auf diesem Weg von gleichgesinnten ZSC-Fans unterstützt werden. So unterstützen wir auch die Petition, welche ein ZSC-Fan eingerichtet hat und unterschreiben den offenen Brief, den er an die ZLE verfasst hat.
Link zur Petition
Zürich, 13. August 2011
Sektion Uruguay ’02 und Crew Eleven