ZSC - Biel 22.10.2011

    • Offizieller Beitrag

    Ortstermin Vor dem Hallenstadion in den Rauchpausen der Partie gegen Biel

    Schlottern im blauen ZSC-Dunst

    Von Benjamin Muschg, Zürich

    Einst sorgten rauchende Eishockeyfans für die berüchtigte Hallenstadion-Atmosphäre. Nun rennen und frieren sie für ihre Sucht.

    Sport und Rauch passen einfach nicht zusammen, findet heute die grosse Mehrheit. Sport und Rauch sind untrennbar miteinander verbunden, findet eine Minderheit noch immer. Jedenfalls unter den ZSC-Matchbesuchern, zum Beispiel jenen am Samstag beim 5:2 gegen Biel. Seit der Wiedereröffnung 2005 dürfen sie im Innenraum des Hallenstadions nicht mehr ihrer Sucht frönen, in der vergangenen Saison wurden auch die Gänge und das Foyer zu rauchfreien Zonen. So findet nun in den Pausen jedes Heimspiels eine Massenwanderung von den Rängen zu den beiden Hauptausgängen beim ZSC-Lions-Platz und bei der Messehalle statt. Für die Betroffenen sind es nicht ganz unsportliche Rauchpausen.

    Denn das Spiel wird nur für 15 Minuten unterbrochen, und der Weg vom dritten Rang bis zum Ausgang und zurück kann im Gedränge jeweils gegen 5 Minuten beanspruchen. Wer zusätzlich noch aufs WC muss oder sich verpflegen will, hat kaum eine Chance, kein Eishockey zu verpassen. Das gleiche Problem stellt sich starken Rauchern, denen eine Zigarette nicht genügt, um das nächste Drittel ohne Nervenflattern zu überstehen. Darum setzt sich ein Teil der Menge schon in Bewegung, bevor die Pause beginnt. Diesmal gibt der Bieler Beaudoin dafür nach 18:38 Minuten mit seinem 2:1 den ersten Startschuss. Die Frustzigarette ruft, und kaum weniger als 1000 der anwesenden 7000 folgen, manche im Laufschritt.

    Jeton mit der Warnung

    Bei den Ausgängen bekommen die Raucher für den späteren Wiedereintritt einen Jeton, der auf einer Seite paradoxerweise ein Rauchverbotszeichen zeigt und auf der anderen das Logo der ZSC Lions sowie jenes der nationalen Präventionskampagne cool & clean von Swiss Olympic. Den noch nicht glimmenden Stängel haben manche hier schon im Mund.

    Draussen an der überaus frischen Herbstluft sagt ein schlotternd Schlotender, der zwei ZSCTrikots übereinander trägt, der Matchbesuch sei für Raucher eine Zumutung geworden. Eine halbe Zigarettenlänge später findet es ein anderer einen verfluchten Stress, wirft seine Kippe zu Boden und macht sich auf den Rückweg in die Halle. In einem Punkt sind sich alle einig hier, wie die unrepräsentative Umfrage zeigt: Früher war es besser.

    Früher, das war die Zeit, als im Hallenstadion die Sitzbänke aus Holz und die von Körperausdünstungen, Wurst- und Biergeruch sowie viel Rauch geschwängerte Luft zum Schneiden war. Gesund war das nicht. Und die Sicht aufs Eis war immer ein wenig verschleiert. Aber gerade durch jene Mischung aus Parisienne Gelb, Villiger Blauband und schwarzem Afghanen hindurch sahen die bis tief in die 90er-Jahre meist zweifelhaften Leistungen des ZSC wie goldene Heldentaten aus. Für die Zürcher Spieler war die Gewöhnung an die dicke Luft eine Art Heimvorteil, bei den Gastteams war sie gefürchtet. Inzwischen wissen alle, wie schädlich auch Passivrauchen für die Atemwege ist. Darum befriedigen heute viele Eishockeyspieler ihre Nikotinsucht mit dem Oraltabak Snus.

    Soziale Kontrolle spielt

    Diese ebenfalls sehr ungesunde Unsitte hat sich bei den Zuschauern zum Glück noch nicht verbreitet. Von den Rauchern traut sich nach anfänglichem Widerstand Einzelner auch niemand mehr, das Verbot zu missachten. Die soziale Kontrolle spielt, und die Androhung von Entzug der Saisonkarte und Stadionverbot tut ihre abschreckende Wirkung. Im Hallenstadion brennen nur noch die Wunderkerzen vor dem Spiel, obwohl die Entlüftungsanlage nach dem Umbau stark genug wäre, um den Qualm Tausender Zigaretten verschwinden zu lassen. Die rauchenden Fans bleiben auch im zweiten Drittel gegen Biel enthaltsam bis zur Pause. Oder fast. Nach Ambühls 2:2 bekommen viele schon zweieinhalb Minuten vor der Sirene Lust auf die Zigarette danach.

    Warten auf die Qualmfeier

    Vor dem Hallenstadion ist die Stimmung unter den Rauchenden entsprechend besser als eine halbe Stunde zuvor. Und für die Sicherheitskräfte, die darüber wachen, dass auch in den Rauchpausen keine Fangruppen aneinandergeraten und die Zuschauer sie nicht nutzen, um Gegenstände ins Stadion zu schmuggeln, ist es ein ruhiger Abend. Wenn der ZSC gewinnt, werden eben auch die Raucher toleranter gegenüber der Intoleranz der Nichtraucher. Und wenn er weiter so regelmässig gewinnt wie zuletzt, wird vielleicht sogar bald wieder einmal das Rauchverbot aufgehoben. Eine ungeschriebene, aber unumstössliche Ausnahme gibt es nämlich immer noch: Wenn es im Hallenstadion wie zuletzt 2008 einen Meistertitel zu feiern gibt, dann qualmen Fans, Offizielle und Spieler, was die Lungen halten.


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    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Larry

    Flüeler muss heute die beiden Tore auf seine Kappe nehmen, zum Glück reichte es doch noch zum Sieg, Ambühl sei Dank!

    Na-na-na, das 2. Tor muss er nicht auf seine Kappe nehmen. Extrem harter Schuss rechts unten auf der Stockhandseite .........
    Und dass der Gegner den Puck unbehelligt an der blauen Linie annehmen kann, sich nachher beide Verteidiger auf ihn stürzen und er somit den Pass auf den freistehenden Stürmer spielen kann, ist auch nicht soooooo geilo.

    Und zum 1. Tor (sollte Flüeler halten, sehe ich auch so - aber:)
    Was war denn das für ein Wechsel????? Habe Bambinis schon schneller über's Eis flitzen sehen ....... - Frechheit!

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