Samstagabend, Eishockey, und die naive Hoffnung auf ein friedliches Spiel
Also gut. Ich dachte, ich gönn mir mal was. Schluefweg, ein bisschen Hockey schauen, die teuersten Plätze – weil man ja auch mal ein Spiel geniessen will, ohne dass einem direkt ein Bierbecher zwischen die Schulterblätter fliegt. Ich also ganz neutral, ohne ZSC-Merch, einfach nur da, um ein bisschen Sport zu gucken.
Bis zum 2:0 hat das auch funktioniert. Ich meine, klar, ein Tor des Z ist immer schön, aber ich hab’s wirklich diskret gefeiert – also so diskret, wie man halt feiern kann, wenn einem innerlich der Z im Herzen brennt.
Offensichtlich war das schon zu viel. Denn plötzlich – zack – einer aus der Reihe hinter mir verteilt eine saftige Kopfnuss auf meinen Hinterkopf. Oder, um im Zürcher Dialekt zu bleiben: richtig eis an Chessel! Ich drehe mich um, in der Hoffnung, ein „Sorry, bin ausgerutscht“ zu hören, aber nein – stattdessen vier Klotner, die aussehen, als hätten sie gerade erst von ihrer Bewährungsstrafe gehört. „Häsch es Problem? Willst eine in die Fresse?“, schnauzt einer.
Ich, höflich wie ein frisch gebügeltes Hemd, setze mich wieder hin. Kopf brummt, aber gut.
In der Drittelpause dann das nächste Highlight: Plötzlich klebt mir irgendwas am Kopf. Ich taste nach – und ja, es ist, wie es ist. Jemand hat mir einen Schluefburger auf die Mütze geklebt. Wer auch immer das war – ich hoffe, du hast wenigstens Mayo draufgemacht, sonst war’s einfach nur lieblos. Ich drehe mich um, frage ruhig, was das soll. Falscher Move. Die Jungs hinter mir drehen komplett durch, schubsen mich rum, und nur dank einer stabilen Hand am Geländer mache ich nicht den Abflug die Treppe runter.
Kleine Randnotiz: Die Hand ist jetzt verstaucht, aber gut. Wenigstens hat mir niemand den Kopf abgerissen – was mir übrigens noch angedroht wurde.
Security? Nirgends. Polizei? Wahrscheinlich gerade mit einer Radarkontrolle beschäftigt. Ich? Dann halt auf den Rollstuhlplätzen weitergeschaut – das sicherste Plätzchen in dieser Halle.
Jetzt mal ehrlich: Ich bin seit über 30 Jahren in den Hallen dieses Landes unterwegs, von Kloten bis zu den entferntesten Ecken, wo man in der Drittelpause noch Kaffi mit Schuss serviert bekommt. Und ja, klar, Frotzeleien gehören dazu. Aber das? Das war keine Rivalität, das war einfach nur asozial.
Und jetzt sitz ich hier, denke nach, und merke: So ein Erlebnis raubt einem kurz mal die ganze Liebe zum Spiel. Aber hey – Eishockey ist zu schön, um es solchen Idioten zu überlassen. Ich komm wieder. Aber beim nächsten Mal vielleicht mit Helm.
Warnung: kann Spuren von Sarkasmus enthalten