Jonas Siegenthaler im NHL.com-Interview kurz vor seinen 1. NHL-Playoffs:
Jonas Siegenthaler kann seine gute Saison krönen
Der Zürcher hat sich in Washington etabliert und startet in seine ersten Stanley Cup Playoffs als Stammkraft
Jonas Siegenthaler von den Washington Capitals war eine der positiven Überraschungen der abgelaufenen regulären NHL-Saison 2019/20.
Sein Team lief als eines der vier topplatzierten Franchise in der Eastern Conference ein und konnte sich dadurch einen Platz in der Platzierungsrunde für die Stanley Cup Playoffs 2020 sichern und Siegenthaler persönlich spielte dabei eine tragende Rolle.
Der Defensivspezialist kam in 64 der 69 Spielen zum Einsatz. Er wirkte durchschnittlich 15:44 Minuten pro Spiel mit und es gelangen ihm die ersten beiden Treffer seiner NHL-Karriere.
Eine tolle Entwicklung des 23-jährigen Zürchers, der sein NHL-Debüt erst am 9. November 2018, also vor gut 20 Monaten, bei einem Spiel der Capitals gegen die Columbus Blue Jackets feierte, aber danach noch mehrmals zwischen NHL- und Farmteam wechseln musste. Inzwischen hat sich Siegenthaler bei den stets ambitionierten Capitals in der Defensive nicht nur einen Stammplatz erkämpft, sondern ist für die anstehenden, entscheidenden Wochen der Spielzeit nicht mehr wegzudenken.
"Ich habe in dieser Saison viel mehr Verantwortung als letztes Jahr", freute er sich schon im vergangenen Herbst in einem exklusiven Interview mit NHL.com/de.
Siegenthaler, der von den Capitals beim NHL Draft 2015 an Position 57 ausgewählt wurde, steht in diesen Tagen unmittelbar vor wegweisenden Einsätzen als Stammkraft in den Playoffs.
Eine tolle Belohnung für den jungen Schweizer, der noch vor gar nicht allzu langer Zeit häufig nur mit einem Platz im Farmteam, den Hershey Bears aus der American Hockey League (AHL), vorliebnehmen musste.
26 Einsätze absolvierte Siegenthaler in der regulären Saison 2018/19 in der NHL, vier weitere waren es in den darauffolgenden Playoffs. Zwischendurch musste er immer wieder zurück nach Hershey.
Eine Tatsache, die ihm gar nicht geschmeckt hatte und ihn laut eigener Aussage dazu motivierte, härter zu trainieren: "Wenn du es wirklich willst, dann reiß dich zusammen. Letztendlich willst du nicht mehr zurück in die AHL, wenn du mal in der NHL gespielt hast."
Eine Entwicklung, die ihn nicht überrascht hat: "Als junger Spieler brauchst du zwei, drei Saisons, um dich zu beweisen", resümierte er kürzlich gegenüber den Kollegen der Schweizer Nachrichtenagentur 'Keystone-SDA' im Rückblick.
Auch die Belastung einer langen NHL-Saison war dabei ein Thema: "Bis zum All-Star Game lief es bei mir sehr gut. Danach bin ich in ein kleines Loch gefallen, fühlte mich körperlich und im Kopf etwas müde."
Nun, nach der mehrmonatigen Pause dürfte es mit der körperlichen und geistigen Müdigkeit zum Glück vorbei sein. Siegenthaler sollte von der erzwungenen, wochenlangen Ruhephase aufgrund der coronabedingten Unterbrechung des Spielbetriebs seit dem 12. März, so wie viele andere körperlich extrem geforderte Spieler der Liga auch, in Sachen Frische profitiert haben.
Das wird Not tun, denn schon im vergangenen Herbst hatte er im Gespräch mit NHL.com/de die Saisonziele für sich persönlich und für den Klub insgesamt hochgesteckt: "Ich will mit den Capitals so viele Spiele wie möglich gewinnen. Ich hoffe sehr, dass wir weit kommen. Wir haben eine sehr gute Mannschaft und gehören deshalb ohne Frage zu den Favoriten auf den Stanley Cup", betonte er seinerzeit selbstbewusst.
Die Chance diese Ziele zu realisieren, die wird er, gemeinsam mit seinen prominenten Teamkameraden rund um Superstar Alex Ovechkin ab Anfang August erhalten.
Für die Capitals wird es dann darum gehen direkt voll da zu sein. Mit einer Ausbeute von 41-20-8 (65,2 Prozent der möglichen Punkte) sicherten sich die Hauptstädter einen der ersten vier Plätze in der Setzliste der Eastern Conference.
In der Qualifikation bekommen sie es in Toronto mit den weiteren Top-Teams der Liga, den Boston Bruins (44-14-12; 71,4), Tampa Bay Lightning (43-21-6; 65,7) und den Philadelphia Flyers (41-21-7; 64,5) zu tun, um sich eine möglichst gute Ausgangsposition für die Playoffs im Anschluss zu sichern.
Siegenthaler und seine Mannschaftskollegen sollten möglichst vom ersten Tag an beweisen, dass sie wieder an die Form der ersten Monate der Saison aus dem Herbst anknüpfen können.
An den Weihnachtsfeiertagen grüßten die Capitals noch stolz von der Tabellenspitze der NHL (26-6-5). In den ersten Monaten des neuen Kalenderjahres büßte die Mannschaft dann mehr und mehr von ihrer herausragenden Form und Dominanz ein und bot häufig nur Durchschnittskost. 15-14-3 lautete die magere Bilanz nach Weihnachten.
Das reichte am Ende zwar für einen Platz unter den ersten Vier im Osten und zu einem weiteren Gewinn der Metropolitan Division, doch zu einem der Top-Favoriten auf den Stanley Cup machte das den Titelträger des Jahres 2018 nicht.
Siegenthaler, der seinen Durchbruch als Profi einst beim ZSC Lions schaffte, hat es mit den Capitals in der Hand, aus einem guten Jahr ein sehr gutes zu machen. Die Vorfreude ist nicht nur in der Schweiz, wo sie ihrem Landsmann für die kommenden Aufgaben die Daumen drücken, entsprechend groß.