us de hütige nzz am sunntig. no krass, usser em nettolohn und de schöne weiber gits glaub nöd würkli vill gründ zum in russland go hockeyspille...
de abschnitt fasst das ganze in etwa zäme: Kolniks Beispiel mag extrem sein, es steht aber trotzdem für einen zunehmenden Trend. Auch schon weniger vom Pech Verfolgte haben Russland ernüchtert wieder Richtung Westen verlassen. Mangelnde Rechtssicherheit, die Sprachbarriere, die Umgangsformen, die medizinische Betreuung, die langen Reisen in Flugzeugen, die hierzulande keine Starterlaubnis bekämen - all das hat schon viele Spieler wieder die Koffer packen lassen.
gruess roli c.
Nie wieder Russland
Mit Juraj Kolnik ist ein weiterer Spieler ernüchtert aus der KHL in den Westen zurückgekehrt. Von Ulrich Pickel
«Ich wusste, dass ich einfach nur noch raus aus diesem Land wollte»: Juraj Kolnik spricht die Worte ohne Zorn. Er wirkt eher wie einer, der eine traumatische Erfahrung hinter sich hat und dem das Gespräch hilft, die Vergangenheit zu verarbeiten. Der muskelbepackte 31-Jährige sitzt ruhig am Tisch in der Lounge des Trainingszentrums der ZSC Lions, in der Hand einen Protein-Shake, und gibt Auskunft über seine Erlebnisse in Russland - so bereitwillig wie noch selten jemand vor ihm.
In Oerlikon weilt er auf Probe. Ob die Lions die sechste von maximal acht Ausländerlizenzen für ihn einlösen werden, ist offen. In Genf, wo er die letzten Wochen verbracht hatte, wollte ihm Chris McSorley keine Offerte machen, «weil er», wie Kolnik sagt, «schon fünf Ausländer hat». Er und die Zürcher sind übereingekommen, das gestern abgelaufene Try-out mindestens bis zum 25. Januar zu verlängern.
Kolnik ist froh, sich überhaupt irgendwo zeigen zu können. Er will endlich einen Schlussstrich unter die letzten zwei Jahre ziehen. Er verbrachte sie bei Dynamo Moskau in der Profiliga KHL, er kam auf gerade einmal acht Spieleinsätze. Der Rest war ein einziger Albtraum. Doch erst im November 2011 wusste er, dass er «nur noch rauswollte». Der Reihe nach: Auf die Saison 2010/11 hin wechselte er nach Moskau. Es schien ein Aufstieg. Die KHL sieht sich gerne als Pendant zur nordamerikanischen NHL und lockt mit vielen Petrodollars. Kolnik eilte ein guter Ruf voraus. Vorher hatte er drei Jahre lang für die Servettiens gespielt, die in dieser Zeit zweimal im Play-off-Final standen, nicht zuletzt der Tore des Flügelstürmers Kolnik wegen. 2009 wurde er sogar Liga-Topskorer. Allein: Wohlbefinden oder sogar Spass kamen an der Moskwa nie auf. Was Kolnik in der Vorbereitung erlebte, erinnert an Väterchen Wiktor Tichonows berüchtigte Schule aus Sowjetzeiten. «Wir waren in der Basis im Stadion einquartiert», sagt Kolnik. «Um 6 Uhr 30 ging es los, ohne Frühstück. Wir mussten uns in einer Reihe aufstellen, dann wurde abgezählt. Und dann machten wir Sprünge, immer wieder Sprünge.»
Das Froschhüpfen verursachte Schmerzen im linken Knie. Im achten Meisterschaftsspiel prallte Kolnik mit einem Gegner zusammen. Wieder das Knie. Er wurde operiert, man sagte ihm, in drei bis sechs Wochen sei er fit. Die Zwangspause betrug letztlich sieben Monate. Während der Physiotherapie schmerzte das Knie stärker denn je, die Ärzte halfen mit Spritzen. Was sie jeweils genau sagten, weiss Kolnik bis heute nicht, er ist des Russischen kaum mächtig. Aber er hielt bis Saisonende durch. In der slowakischen Provinz aufgewachsen, war er mit 17 Jahren nach Kanada gegangen, später schaffte er den Sprung zu den Profis. Von 2000 bis 2007 spielte er in Übersee und brachte es auf immerhin 250 NHL-Partien. Einer wie er wirft nicht gleich die Flinte ins Korn. Im Sommer tankte er neue Kraft bei seiner Frau und den beiden Buben, die in Montreal leben und nie in Moskau waren.
In der zweiten Saison ging die Tortur weiter. Im September machte sich ein grippaler Infekt bemerkbar. Mit Antibiotika lag Kolnik dreieinhalb Wochen allein in seinem Zimmer in der Mannschaftsbasis. Der Klub, mittlerweile recht ungeduldig geworden, schickte ihn ins Farmteam. Nach dem ersten Spiel zeigte der Fiebermesser 39,8 Grad an, aus dem Infekt war eine Lungenentzündung geworden. Es folgten 27 Tage in einem Spital. «Das Essen war ungeniessbar, grauenhaft. Ich nahm ständig ab. Ein Mannschaftskollege, der Mahlzeiten brachte, hielt mich über Wasser.» Dann reichte es Kolnik. Der Vertrag wurde aufgelöst, rund die Hälfte des Salärs blieb zurück.
Kolniks Beispiel mag extrem sein, es steht aber trotzdem für einen zunehmenden Trend. Auch schon weniger vom Pech Verfolgte haben Russland ernüchtert wieder Richtung Westen verlassen. Mangelnde Rechtssicherheit, die Sprachbarriere, die Umgangsformen, die medizinische Betreuung, die langen Reisen in Flugzeugen, die hierzulande keine Starterlaubnis bekämen - all das hat schon viele Spieler wieder die Koffer packen lassen. Der Flugzeugabsturz am 7. September 2011 mit 44 Toten, unter ihnen fast das gesamte Team aus Jaroslawl, hat die Bedenken in Spielerkreisen noch erhöht.
Von den strukturellen Schwächen der KHL profitiert der Rest Europas, zum Beispiel die Nationalliga A, in der auch diese Saison etliche Russland-Rückkehrer ihre Brötchen verdienen. Dank hoher Lebensqualität behauptet die hiesige Liga ihre Position im internationalen Markt gut. «Die KHL», resümiert Kolnik, «kann eine gute Erfahrung sein. Aber geeignet ist sie nur für Ausländer, die jung und ohne Familie sind.» Was ihn betrifft, so steht fest: «In Russland spiele ich nie wieder.»
Rubel allein machen nicht alle glücklich
Knapp ein Dutzend Ausländer spielen derzeit in der NLA, die einst in Russland Geld verdient haben. Gutes Geld. Eine Million Dollar steuerfrei für bestandene Professionals gilt in der KHL fast als Standard. Der Kanadier Eric Landry wechselte 2007 von Basel zu Dynamo Moskau. Der Stürmer, der in Bern nicht genügt hatte, musste sich am Rhein für 300 000 Franken aus dem Vertrag freikaufen. Nun spielt Landry wieder in Ambri, genau wie der Ex-Langnauer Martin Kariya, der nach einem Jahr in Riga genug hatte.
Der SC Bern holte 2010 Joel Kwiatkowski, der sich in St. Petersburg aus einem Vertrag löste. Im zweiten Jahr in Bern verdient der Verteidiger 340 000 Franken netto, im wilden Osten war es wohl mehr als das Doppelte. In zwei Saisons fast 300 Strafminuten sammelte Duvie Westcott in Riga und Minsk. Via die ZSC Lions landete der kanadische Abräumer in Kloten, wo er erfolgreicher spielt als im Hallenstadion. Erstaunlich die Etappe von Mark Hartigan. Er spielte in drei Saisons in Riga und bei ZSKA fast 150 Partien in der KHL und konnte sich heuer bei den Rapperswil-Jona Lakers nicht durchsetzen. Auch die Tschechen lösten oft das Ticket Russland-Europa einfach. Luganos Star Jaroslaw Bednar spielte zwei Saisons in Omsk und Nowgorod. Im Tessin verhungert er mit 750 000 Franken netto nicht. Gottérons Verteidiger Michal Barinka spielte letzten Winter in Jaroslawl. In Russland bauen die Vereine Auflöse-Klauseln in Verträge ein. Davon profitierte Patrick Fischer (Lugano), der in St. Petersburg mit einem Taschengeld abgeschoben worden war. Die KHL bezahlt in Rubel, wobei die Profis den Gegenwert in Dollars eintauschen können. (gel.)