- Offizieller Beitrag
Ortstermin Am Abschiedsspiel für Ari Sulander im Hallenstadion
Letzter Auftritt für «The Wall»
Von Werner Schweizer, Zürich
Fast 8000 Zuschauer verabschiedeten GoalieLegende Ari Sulander von den ZSC Lions. Seine 31 hängt nun unter dem Hallendach.
Im Hallenstadion wurde am Samstag zum letzten Mal «The Wall» (Die Wand) aufgeführt, nicht von Pink Floyd, sondern von Ari Sulander. Die Anhänger des Clubs rollten vor dem Abschiedsspiel des finnischen Torhüters von den ZSC Lions ein fast 60 Meter langes Transparent mit einer Backsteinmauer aus, darüber prangte ein Bild von Sulo Superman. Diese Choreografie war nur ein Stein in der liebevoll und professionell gestalteten Gala, die im Zeichen des 43-jährigen Meistergoalies stand.
Es folgte der Match der Sulo All Stars, die der Finne aus ehemaligen Teamkollegen wie Andreas Zehnder ausgewählt hatte, gegen die Swiss Legends. Eine ganze Reihe von grossen Namen des Schweizer Eishockeys erwies Sulander die Ehre. Die meisten von ihnen sind heute als Trainer, Sportchefs und Agenten tätig. Renato Tosio deutete an, dass er einst im SCB-Tor eine ähnlich stabile Wand wie der Gefeierte gewesen war. Dass die All Stars bei grosszügiger Arbitrierung der Altschiedsrichter Vögtlin und Marti locker 7:2 gewannen, war keine Überraschung. Immerhin wirkten bei den Zürchern zwei aktuelle Nationalligaspieler der GCK Lions mit, der langjährige Weggefährte Claudio Micheli (42) und Sohn Santtu Sulander (19), der im Gegensatz zum Vater einen breiten Zürcher Dialekt spricht. Sulander entlockte das zweite Gegentor durch Manuele Celio gar ein Schmunzeln. Solches war in den 14 Jahren der Zürcher Karriere beim Ehrgeizigen undenkbar gewesen. Die Klotener Fraktion um Felix Hollenstein hatte den Kasten Sulanders wie so oft in früheren Zeiten intensiv, aber fast erfolglos bestürmt.
Der wichtigste Transfer
Dann hatte «The Wall» den letzten Puck gehalten. Die Mauer ist wie viele vor ihr Geschichte. Sulander wurde mit Ovationen und Sprechchören der gegen 8000 Zuschauer an diesem Nachmittag überhäuft. Nach der Ehrenrunde erhielt er die ZSC-Ehrennadel. Die offizielle Ehrung fand vor dem abendlichen Match der ZSC Lions gegen Ambri statt. TASportredaktor Simon Graf, der die Karriere journalistisch begleitet hatte, hielt die Laudatio. Dann wurde das Banner mit der Nummer 31 und einem Porträt des Finnen als erstes unters Hallendach gezogen. Das zeigt, wie bedeutend die Leistungen Sulanders für den Club waren. Darauf wiesen am Samstag auch die Kollegen und ehemaligen Gegner hin. Für Simon Schenk, der den finnischen Weltmeister 1998 nach einer missratenen ersten Saison der Lions verpflichtet hatte, war es der wichtigste Transfer überhaupt.
Sulander gab der Mannschaft mit seiner Klasse, Sicherheit und unerschütterlichen Ruhe erst die Stabilität für ein Spitzenteam. Auf der DVD mit den Meilensteinen der Erfolge, die der Club in den Verkauf bringt, kann sich der ZSC-Fan noch mal oder wiederholt die zuweilen fast unmöglichen Paraden zum Beispiel im siebten Finalspiel in Lugano 2001 zu Gemüte führen. Die abgewehrten Penaltys im sechsten Finalspiel vor dem Meistertitel 2008 gegen Servette. Die überragende Performance im Final der einmaligen Champions Hockey League 2009 gegen Magnitogorsk, damals allerdings im Exil der Diners Club Arena. Sulander war wahrscheinlich auch der Beste seines Fachs mit dem Stock. Vor zehn Jahren schoss er als bisher einziger A-Goalie beim 6:4 in Ambri ein Tor.
Stiller Geniesser
Er war ein Mann der Tat und nicht des Wortes, fasste Micheli zusammen. Die Zurückhaltung prägte den Wortkargen. Bei den ZSC Lions vollendete er seine Mauer.
Der Fondue-Liebhaber hatte für seinen Abschied die finnische Freundin und Freunde aus der ersten Heimat, dazu die ZSC-Kollegen und Legenden eingeladen. Man tafelte im Backstage-Restaurant der Arena, die der Goalie bei Dienstantritt vor 14 Jahren noch als rauchiges Stadion mit Holzbänken und eingebauter Rennbahn erlebt hatte. Er wiederholte am Ende der Feier, was er schon im Laufe des Tages gesagt hatte: Die ZSC Lions waren ein wichtiger Abschnitt in seinem Leben, an den er sich immer gerne erinnern wird. Jeder Überschwang ist ihm fremd geblieben.
Sulander lebt heute wieder in Helsinki und lässt sich zum Goalietrainer ausbilden.
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