• Offizieller Beitrag

    Wende in Miami

    Dank 29 Punkten von LeBron James geht die Heat im NBA-Final gegen Oklahoma City 2:1 in Führung.

    Von Peter Herzog, Miami

    Nun also Strand, Palmen, eine leichte Brise und je nachdem, in welchen Strassen man sich aufhält, Karibik- oder Latinogroove. Die NBA-Finalserie hat von Oklahoma City in das 2400 Kilometer entfernte Miami gewechselt. Während wenige Meter hinter der Chesapeake Energy Arena in Oklahoma City ein Highway durchführt, auf dem die Trucks pausenlos vorbeidonnern, liegt die American Airlines Arena in Miami an der Biscayne Bay, nur gut hundert Schritte vom Jachthafen Miami Marina entfernt.

    Die Luft in der Kabine des Gastteams war nach der 85:91-Niederlage aber zum Schneiden dick, als die TV-Teams ihre Kameras aufbauten, die Journalisten im Gedränge versuchten, sich eine gute Position zu sichern, und auf die Spieler warteten, die unter der Dusche standen. Es war ein herber Rückschlag für das junge Thunder-Team. Dabei musste es diesmal – im Gegensatz zu den beiden Partien zuvor – nach der Pause keinen grossen Rückständen nachrennen, es lag im dritten Viertel gar mit 10 Punkten in Führung (64:54). Doch in den entscheidenden Schlussminuten war es erneut der überragende LeBron James (29 Punkte, 14 Rebounds), der Miami zum Sieg führte und zur 2:1-Führung in der Serie.

    Sefolosha mit Licht und Schatten

    Und die statistikverliebten Sportmedien in den USA hatten die Rechnung schnell präsent: In 29 von 34 NBA-Finals, in denen es nach zwei Spielen 1:1 stand, wurde die Mannschaft Champion, die danach das dritte Spiel gewann. Eine Ausnahme war allerdings auch der Final letztes Jahr, als Miami nach einer 2:1-Führung die Serie gegen Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks noch 2:4 verlor.

    «Wir haben keinen Grund zur Panik», sagte Thabo Sefolosha. «Wir machten viele Dinge richtig in diesem Spiel, wir waren auch diesmal nahe dran. Jetzt gilt es, Spiel 4 zu gewinnen.» Die Partie in der Nacht auf morgen (Schweizer Zeit) wird für die Thunder aber vorentscheidend. Denn Miami fehlen nur noch zwei Siege bis zum Titel, und es geniesst in der Best-of-7-Serie in den nächsten beiden Partien Heimvorteil.

    Sefolosha (6 Punkte/2 Rebounds/1 Assist/3 Steals/2 Ballverluste) hatte in seinen 27 Minuten Spielzeit gute wie schlechte Szenen. Er verteidigte zuerst gegen Dwyane Wade, der total mit 8 von 25 Würfen traf und 25 Punkte warf. In der Schlussphase musste Sefolosha indes wieder gegen LeBron James ran, da Kevin Durant erneut mit Foulproblemen belastet war und in der Abwehr nicht mehr voll zulangen durfte. Zwei Highlight-Szenen hatte Sefolosha, als er James mit guter Verteidigung zu einem schwierigen Wurf zwang, nach dessen Fehlversuch sofort in den Gegenstoss ging und den weiten Pass mit einem Dunk abschloss. Und 1:40 Minuten vor Schluss luchste er Wade den Ball ab, lief Richtung Korb, stieg hoch, machte in der Luft eine Drehung und wuchtete den Ball mit dem Rücken zum Korb durch die Reuse.

    Doch Sefolosha verursachte auch den Ballverlust 16,2 Sekunden vor Schluss beim Stande von 85:89, welcher der Thunder alle Hoffnungen raubte, vielleicht doch nochmals heranzukommen. Beim Seiteneinwurf wollte er den Ball Topskorer Kevin Durant zuspielen, doch die Miami-Abwehr machte den Passweg zu. So versuchte Sefolosha unter Zeitdruck, Russell Westbrook anzuspielen. Der lief auf ihn zu, Sefolosha spielte den Pass lang – in die Hände von Dwyane Wade. «Ein solches Missverständnis darf in dieser Situation nicht passieren», sagte der Schweizer.

    Das grosse Duell James - Durant

    Geprägt war dieses dritte Finalspiel erneut vom faszinierenden Duell der beiden besten Spieler der Liga, LeBron James (29/14 Rebounds) gegen Kevin Durant (25 Punkte/6 Rebounds.) Die «Big 3» von Miami, James, Wade und Chris Bosh, kombinierten zusammen 64 Punkte und 32 Rebounds zum Sieg. Miami-Coach Erik Spoelstra hatte in seiner Ansprache in der Kabine vor der Partie – die hinterher im TV gezeigt wurde – seine Spieler an die schmerzliche Finalniederlage vor einem Jahr gegen Dallas erinnert und sie aufgefordert, aus dieser Erfahrung die Energie zum Sieg zu schöpfen.

    «Es verging kein Tag in dieser Saison, da ich nicht an diese bittere Niederlage denken musste», sagte James, der an der Pressekonferenz jeweils eine grosse, schwarz eingerahmte Brille trägt, wie die Banker an der Wallstreet. Doch seine Muskeln, die unter dem Hemd spannen, und die Ansätze seiner Tätowierungen, die zu sehen sind, erinnern daran, dass da oben auf dem Podium der Basketballer sitzt, der bisher diese Finalserie mit 30, 32 und 29 Punkten dominierte.

    Powered by© Tages Anzeiger

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!