krass, wie sich die zeiten ändern. noch vor 20 jahren war kloten der club mit den netten fans und wir derjenige mit dem pöbel...
nzz vo hüt:
Alles ist anders als 1991, etwas bleibt gleich
Einen Play-off-Final zwischen den ZSC Lions und den Kloten Flyers gab es bis jetzt noch nie, wohl aber fünf andere Zürcher Play-off-Derbys. Das erste fand 1991 im Viertelfinal zwischen dem aufgestiegenen Zürcher SC und dem arrivierten EHC Kloten statt. Es gilt wegen der wilden Spielart als legendär: sagenhafte 42 Tore notierte man in vier Duellen. 2014 sind beide Teams defensiv viel zu konsequent für derartige Torreigen - eine Unachtsamkeit reicht zur Niederlage.
In diesen 23 Jahren hat sich nicht nur das Eishockey entwickelt. Das Hallenstadion ist von Grund auf modernisiert und ans lokale Tramnetz angeschlossen: «Macht ein Puff daraus», forderte am Samstag kein Klotener Fan mehr, und das Klotener Stadion ist im Gegenzug auch kein «Kuhstall» mehr. Es wurde alles bequemer. Heute ist vor der Partie niemand in Eile, der Sitzplatz ja nummeriert.
Anders 1991, als die Fans vom dritten Rang lange vor der Türöffnung vor dem Eingang warteten, dann drängelnd hineinrannten und mit Schals die Plätze auf den Bänken reservierten. Beliebt ist heute dafür ein aus der gehobenen Hotellerie bekannter Service: mit dem Auto bis vor den Eingang fahren und den Wagen von einem Bediensteten parkieren lassen. So behandelt, fühlt sich jeder als VIP, was ja auch das Ziel jener Sponsoren ist, auf deren Einladung diese «guten Kunden» die Partie in der Loge verfolgen. Die dort servierten gläsernen Bierflaschen wirft niemand aufs Eis: Man weiss sich zu benehmen.
Der Kontrast zu 1991 ist deutlich. Das Zürcher Publikum war damals das unflätigste der Schweiz. Schiedsrichter, Spieler und gegnerische Fans wurden beschimpft, ausgepfiffen und mit Bier übergossen. Der Lieblingsfeind der Z-Fans war jahrelang der Klotener Captain (und heutige Trainer) Felix Hollenstein. Mit «Fige, du A...!» begrüssten sie ihn beim Einlauf. «Fige, Hahaha!», höhnten sie, wenn ihm ein Fehler unterlief. Hollenstein liebte die aufgeladene Atmosphäre und machte mit. Wenn ein Gegner auf die Strafbank geschickt wurde, skandierten die ZSC-Anhänger: «Sitz, du Sau, du Drecksau!» Hollenstein machte sich einen Spass daraus: Statt abzusitzen, blieb er während den zwei Strafminuten einfach stehen. Solche Rufe sind heute (fast) verstummt und Hollenstein keine Reizfigur mehr. Es dominiert die Unterhaltung ab Konserve. Dazu lärmt das Publikum mit den verteilten Papp-Klatschen, die 1991 belächelt und als Wurfgeschosse verwendet worden wären.
Publikum, Infrastruktur und Taktik mögen sich wandeln, eines blieb in all den Jahren gleich - gewinnen wollen beide. Doch die Rivalität erschöpft sich im Kampf auf dem Eis - und darin, dass sich die Spieler beider Teams, zum Teil gute Kollegen, während der Finalserie keine SMS schicken.
Yves Tardent, Zürich