Beiträge von Ouimet

    Und genau dazu passt ja auch das die Die Rudersektion der Grasshoppers erst seit März 2023 Frauen aufnimmt… Hier ein Bericht von 2019… gc like und so…

    Darf man sich als Sportklub heute noch weigern, Frauen aufzunehmen? Die Ruderer von GC tun es.

    Rudern: GC verweigert Frauen die Mitgliedschaft. Darf man das?
    NZZ Nachrichten, Hintergründe, Meinungen aus der Schweiz, International, Sport, Digital, Wirtschaft, Auto & mehr. Fundierte Berichterstattung rund um die Uhr.
    www.nzz.ch


    Die Rudersektion der Grasshoppers gibt es seit 1904. Seit 115 Jahren weigert sich der Klub, Frauen als Mitglieder zuzulassen. Laut dem Bundesamt für Sport ist GC der wohl einzige Sportklub der Schweiz, der Frauen die Mitgliedschaft verweigert.

    Der Unternehmer Dieter Bührle war Mitglied bei den GC-Ruderern und natürlich Walter Schöller, einst Besitzer des Hardturmstadions, der «Mister GC». Seit Jahrzehnten werden im Bootshaus junge Männer sozialisiert und lernen, sich GC-like zu benehmen. Wenn man eine Regatta gewinnt, zieht man sich einen Blazer und eine Krawatte an. Früher gab es junge Männer, die antworteten «Yes, Sir», wenn sie der Präsident ermahnte, im Militär auch ja weiterzumachen.

    Liechtensteins Eishockeyspieler reiten eine Monsterwelle des Erfolgs – mit einem Trainer, der Surfbrett-Bauer werden wollte

    Keine Halle, aber grosse Träume: Liechtensteiner Eishockeyspieler auf einer Monsterwelle
    Die Nationalmannschaft des Fürstentums verblüfft an einem internationalen Turnier in Bratislava; sie besiegt Portugal 21:0. Das Team hat einen Captain, der…
    www.nzz.ch

    Liechtensteins Eishockeyspieler reiten eine Monsterwelle des Erfolgs – mit einem Trainer, der Surfbrett-Bauer werden wollte

    Die Nationalmannschaft des Fürstentums verblüfft an einem internationalen Turnier in Bratislava; sie besiegt Portugal 21:0. Das Team hat einen Captain, der bald 50 wird und unter Ralph Krueger spielte – aber keine Eishalle im eigenen Land.

    Als das Abenteuer morgens um 6 Uhr beginnt, schlägt der Verbandspräsident die Hände über dem Kopf zusammen. Jetzt habe er tatsächlich die Blätter mit dem Text der Nationalhymne vergessen. Jason Joss und Patrick Bucher lachen. Und einer von ihnen sagt, das sei überhaupt kein Problem. Sie müssten die Hymne nicht üben, sie könnten sie auswendig.

    Joss und Bucher leben seit der Geburt in der Schweiz. Doch nun sind sie für ein anderes Land unterwegs. Sie machen sich auf, um für das Fürstentum Liechtenstein ihr erstes Eishockey-Länderspiel zu bestreiten. Dafür sind sie um 3 Uhr 30 in der Nacht in Wallisellen aufgestanden. Und gemeinsam nach Ruggell gefahren, in die nördlichste Gemeinde Liechtensteins, wo sich die Nationalmannschaft besammelt, mit der sie erst zwei Trainings absolvieren konnten.

    Von da geht es weiter mit dem Car, in acht Stunden nach Bratislava, auf der Fahrt wird munter gejasst. In der slowakischen Hauptstadt trägt der Internationale Eishockeyverband ein Turnier aus für einige seiner kleinsten Föderationen. Development Cup nennt sich der Anlass, der sich an Länder richtet, die nicht Vollmitglied sind, weil sie über kein einziges überdachtes Eisfeld verfügen. Deshalb sind sie nicht zu offiziellen WM-Spielen zugelassen. Neben Liechtenstein sind am Cup Irland, Portugal, Argentinien und Kolumbien dabei.

    Lange gab es nur einen Trost: dass ein Liechtensteiner Trikot in der Hall of Fame hängt

    Jason Joss, von Beruf Business-Partner bei der Zürcher Kantonalbank, müsste in diesen Tagen eigentlich im WK sein. Aber er hat bei der Schweizer Armee ein Gesuch auf Verschiebung gestellt – es wurde genehmigt. Patrick Bucher ist Notar-Stellvertreter. Wie die anderen Liechtensteiner Spieler haben sie von ihrem Arbeitgeber eine Woche Ferien bezogen. Den Grossteil der Reisekosten tragen sie selber, da im Fürstentum die finanziellen Mittel für diesen Sport knapp sind.

    Eishockey ist für Joss und Bucher ein Hobby; sie spielen normalerweise für den EHC Wallisellen, eines der stärksten Teams in der 2. Liga, der fünfthöchsten Schweizer Spielklasse. Auf die Liechtensteiner Nationalmannschaft wurden sie im letzten Herbst aufmerksam, als in der «Sonntags-Zeitung» ein Artikel erschien mit der Schlagzeile: «Liechtenstein sucht den Nationalspieler!»

    Es hiess quasi, wer als Liechtensteiner Lust auf diese Auswahl habe, könne sich beim Verband melden. Im Land gebe es gerade einmal einen Eishockeyklub, den EHC Vaduz-Schellenberg, und dieser mache im benachbarten Vorarlberg in einer «Feierabendbier-Liga» mit – eine Formulierung, die im Fürstentum für Verärgerung sorgte. Jener Klub trägt seine Heimspiele in Grüsch im Prättigau aus und misst sich mit Gegnern, die so lustige Namen tragen wie Walter Buaba. Aber andere Liechtensteiner spielen regelmässig auf höherem Niveau.

    Obwohl alles etwas exotisch klang, meldeten sich Joss und Bucher beim Verband. Ihre Mütter haben Wurzeln in Liechtenstein und gingen in Wallisellen zusammen in den Kindergarten. Die Söhne wurden vom Verband zu einer Art Casting eingeladen – und merkten schnell, dass es die Liechtensteiner ernst meinen. «Mit ‹Cool Runnings› hat es jedenfalls nichts zu tun, was wir machen», sagt Patrick Bucher, in Anspielung auf den spassigen Kinoklassiker über die jamaicanischen Bobfahrer.

    Es ist kein Vergleich zum Jahr 2003, als die Liechtensteiner Eishockey-Nationalmannschaft erstmals in Erscheinung trat. Damals ging sie in einem Testmatch gegen eine Feldkircher Juniorenauswahl 0:25 unter. Und verlor ihr erstes Länderspiel gegen Luxemburg in der Patinoire de Kockelscheuer 1:7, ihr Goalie bekam 75 Schüsse aufs Tor. Als einziger Trost blieb: Das Trikot von Lukas Grubenmann, dem Schützen des Ehrentreffers, wurde in die berühmte Hall of Fame in Toronto aufgenommen. Die Anstrengungen rund um das Nationalteam waren danach für fast zwei Jahrzehnte praktisch eingestellt.

    Und jetzt das: Als die Liechtensteiner in der vergangenen Woche zum Development Cup antreten, feiern sie im Startspiel gegen Portugal einen 21:0-Sieg. Wie ist solch ein Fortschritt möglich?

    Sicher, den Liechtensteinern hat geholfen, dass sie ein paar Teammitglieder aufbieten durften, die (noch) nicht im Besitz des Passes des Fürstentums sind. Der Weltverband erlaubt auf dieser Stufe solche Ausnahmen, sofern der Nachweis eines starken Bezugs zum Land erbracht wird. So gab es Spieler, die geltend machen konnten, dass sie mit einer Liechtensteinerin verheiratet sind und schon länger im Land leben.

    Anders wäre es für den Kleinstaat schwierig geworden, eine kompetitive Mannschaft nach Bratislava zu entsenden. Er hat nur 40 lizenzierte Eishockeyspieler und verfolgt eine restriktive Einbürgerungspolitik. Zurzeit verfügt Liechtenstein nicht einmal über ein Spital mit einer eigenen Geburtenabteilung. Die Entwicklungshilfe ist Programm am Development Cup. Die Teams aus Südamerika etwa griffen auf Spieler zurück, die aus dem Inlinehockey stammen. Sie hatten jedoch auch solche im Kader, die auf Eisflächen in Nordamerika ausgebildet worden sind.

    Liechtenstein hat es geschafft, eine schlagkräftige, professionell auftretende Einheit zusammenzustellen. Aus abgeklärten Routiniers. Und motivierten Jungspunden, wie dem Topskorer Mauro Neurauter, engagiert beim HC Prättigau-Herrschaft in der 1. Liga.

    Es gelang den Liechtensteinern sogar, ehemalige Profispieler zu reaktivieren, den Captain Christian Walch etwa, bald 50, aber mit einer athletischen Konstitution, als sei er halb so alt. Er hatte Anfang der neunziger Jahre unter dem späteren Schweizer Nationalcoach Ralph Krueger bei der VEU Feldkirch gespielt. Beruflich ist er als Organisationscoach in St. Galler Kantonsspitälern tätig.

    Der Trainer war Torschützenkönig in Australien – dann blieb er in Arosa hängen

    Der grösste Coup der Liechtensteiner war die Verpflichtung des Trainers Herbert Schädler, von allen nur Herbie genannt. Ein kerniger Bayer mit Wohnsitz in Arosa, der sich in der Schweiz einen Namen gemacht hat als Ausbildner, unter anderem als Instruktor in Eishockey-Camps.

    Schädler, 54 Jahre alt, hat eine dieser Biografien, wie man sie wohl haben muss, damit man sich auf ein Abenteuer wie Liechtenstein einlässt. Er war Profispieler bei den Star Bulls Rosenheim. Und wenn in Mitteleuropa die Meisterschaften jeweils zu Ende waren, flog er mit seiner Eishockeyausrüstung in die südliche Hemisphäre, wo gerade der Winter Einzug hielt und die dortigen Ligen ihre Saison starteten – irgendein Klub war immer froh um Verstärkung.

    Schädler sagt, es sei seine Methode gewesen, um mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Einmal habe er einen Präsidenten gehabt, der eine Villa am See und ein Motorboot besessen habe. Am Tag hätten sie Lobster gefangen, am Abend Eishockey gespielt. In Diensten der Perth Wildcats sei er sogar einmal australischer Torschützenkönig geworden. Doch nach dem dritten Kreuzbandriss beendete Schädler die Karriere als Spieler im Alter von 26 Jahren.

    Eines war er sich eigentlich gewiss: dass er nie Trainer werden will. Er hatte ein abgeschlossenes Studium in Kunststofftechnik – und im Sinn, Surfbretter zu bauen. Nur: Der Zufall wollte es, dass die Star Bulls Rosenheim einen Nachwuchschef suchten. Und Schädler hatte in dieser Funktion solch grossen Erfolg, dass er bald die Sporthochschule Köln besuchte.

    Der Anfang als Profitrainer war allerdings hart. Schädler übernahm ein Team, das plötzlich kein Geld mehr hatte, und so stand er kurz vor dem Saisonstart ohne Job da. Da trat an einer Sportmesse ein Agent an ihn heran und fragte, ob er sich auch vorstellen könne, in Arosa den dortigen Schweizer Drittligisten zu trainieren. Schädler sagte zu und dachte, er werde vielleicht ein, zwei Saisons in Arosa bleiben – unterdessen sind daraus 20 Jahre geworden.

    Heute coacht Schädler zwar nicht mehr den EHC Arosa. Aber nach der Arbeit im Unterland fährt er die 360 Kurven in den hintersten Zipfel des Schanfigg jeweils zurück. «Im Winter bin ich gerne auf den Ski. Auf dem Sessellift kommen mir die besten Ideen», erklärt Schädler, der einen Teint hat, der den besungenen Skilehrer «Gigi von Arosa» vor Neid erblassen liesse. Doch warum Liechtenstein?

    Schädler sagt: «Ohne Halle ist es schwierig, eine Eishockeykultur aufzubauen»

    Es ist auch eine Familienangelegenheit. Schädler begann, sich für seinen Stammbaum zu interessieren. Und fand heraus, dass vor Jahrhunderten ein paar seiner Vorfahren in Liechtenstein gelebt hatten, unter ihnen hohe Geistliche. Schädler ist im Fürstentum ein verbreitetes Geschlecht. Da seine Ahnen freie Walser gewesen seien, seien sie jedoch eines Tages weitergezogen und in Bayern gelandet.

    Als sich während der Corona-Pandemie ein Engagement für die chinesische Nationalmannschaft in Luft auflöste, kamen die Brüder Julian und Justin Bernard auf ihn zu, die als grösste Zukunftshoffnungen des Liechtensteiner Eishockeys gelten. Und fragten ihn, ob er bereit wäre, ihnen auf dem kleinen Open-Air-Eisfeld im Berggebiet von Malbun Skating-Skills-Training zu erteilen – der Kontakt ins Fürstentum war geknüpft.

    Die Mutter der Brüder ist heute die Managerin des Nationalteams. Nur sie und der Verbandspräsident administrieren die Liechtensteiner Eishockeybewegung. Die beiden sind ehrenamtlich tätig und müssen mit wenig Budget auskommen – aber am schwersten wiegt das Fehlen der Eishalle.

    Immer wieder sind Bauprojekte gescheitert, auch am politischen Willen. Der Trainer Schädler sagt: «Ohne Halle ist es schwierig, eine Eishockeykultur aufzubauen.» Seine Spieler mussten auch schon einem Reporter aus dem Land erklären, dass ihre Sportart mit einem Puck ausgeübt werde und nicht mit einem Ball.

    Es ist eine Problematik, die die Mannschaften am Development Cup verbindet. Irlands Team muss sogar nach Nordirland, will es in einer Eishalle trainieren – eine brisante Sache angesichts der Spannungen zwischen den beiden Territorien.

    Goethe-Zitate, Chuck-Norris-Witze und eine Fürstenkrone aus Stoff

    Die Gelegenheit scheint günstig für ein neues Bauprojekt in Liechtenstein, denn in angrenzenden Regionen drohte in letzter Zeit gleich mehreren Eishallen die Schliessung. Doch die Energiekrise spielt den Befürwortern nicht in die Karten. Und das Klischee, das Geld müsse in diesem reichen Land auf den Bäumen wachsen, ist aufs Eishockey bezogen definitiv unzutreffend. Der Trainer Schädler arbeitet für eine kleine Spesenentschädigung.

    Doch Schädler scheint sich daran nicht allzu sehr zu stören. Er sagt in Bratislava, er bekomme in diesem Job Emotionen und feuchte Augen, das sei unbezahlbar, davon zehre er in 30 Jahren noch. In der Nähe einer Eisfläche ist er in seinem Element. Die Spieler sagen, die Leidenschaft für den Sport sei bei ihm in jeder Sekunde zu spüren. Und zusammen verfolgen sie einen Traum: dass sie dereinst an einer richtigen WM teilnehmen dürfen und in die Top 50 der Weltrangliste vorstossen. Schädler sagt: «Das ist für uns der Leuchtturm, den wir in der Ferne sehen.»

    Der Trainer arbeitet gerne mit symbolhaften Bildern. In der Kabine hat er eine Fürstenkrone aus Stoff dabei und sagt: «Hier, im Slot, da haben wir unser Schloss zu verteidigen!» Er benutzt Goethe-Zitate – und streut Chuck-Norris-Witze ein, um aus seinem Team eine Widerstandskraft zu kitzeln, wie sie der Schauspieler kultiviert hat. Schädler wirft in die Runde: «Chuck Norris isst keinen Honig. Er kaut Bienen.» Am Spind eines Spielers hängt ein Abbild dieses Actionhelden.

    Und immer wieder scheint sich Schädler an die Zeit zurückzubesinnen, als er Surfbrett-Bauer werden wollte. Er sagt zu den Spielern: «Wenn wir im Match von einer Welle fliegen, kommt die nächste bestimmt, und diese müssen wir erwischen. Wir brauchen eine Big-Wave-Mentalität.»

    Dann kommt in Bratislava der Tag, an dem das vorentscheidende Duell um den Turniersieg ansteht, zwischen Liechtenstein, 40 000 Einwohner, und Argentinien, 46 Millionen Einwohner. Lange sieht es schlecht aus für die Liechtensteiner. Nach 47 Minuten liegen sie 1:5 zurück, die Partie scheint verloren. Die Argentinier spielen so hart, dass sie ein Liechtensteiner Fan mit Stieren vergleicht.

    Doch dann folgt eine spektakuläre Aufholjagd. Und 96 Sekunden vor Schluss ereignet sich das nicht mehr für möglich Gehaltene: Der Walliseller Jason Joss setzt zum Solo an und erzielt das Siegtor zum 6:5. Sein Trainer sagt später: «Da hat Jason eine Monsterwelle erwischt.»

    Im Sport ist Liechtenstein häufig der Underdog, diesmal ist es anders. 27:5 lautet das Gesamtskore aus den Duellen mit Argentinien und Portugal – wenn das Lionel Messi und Cristiano Ronaldo wüssten!

    Selten hat besser gepasst, dass Grossbritannien und Liechtenstein verwandte Nationalhymnen haben

    Das Ende ist dann fast schon kitschig. Als am Samstagnachmittag die Liechtensteiner ohne Punktverlust als Turniersieger feststehen, ertönt in der Eishalle die nahezu identische Melodie wie bei einem Weltereignis, das zeitgleich mehr als tausend Kilometer entfernt stattfindet. Die Klänge, die in Bratislava aus den Boxen scheppern, gemahnen an «God Save the King», den Soundtrack zur Krönung von König Charles III. in London. Selten hat besser gepasst, dass Grossbritannien und Liechtenstein verwandte Nationalhymnen haben.

    Die Lippen der Liechtensteiner bewegen sich etwas spärlich. Und so kommen die vergessenen Blätter mit dem Hymnentext noch einmal zur Sprache. Patrick Bucher, der andere Walliseller, lacht und sagt, wenn sein Team in dieser Woche irgendwo Luft nach oben gehabt habe, dann beim Singen – nicht ohne zu betonen: «Den Text könnten wir aber schon auswendig.»




    Atemlos in Oerlikon: Das Hallenstadion kämpft sich nach Corona zurück – doch jetzt droht ein Konflikt mit dem ZSC

    Hallenstadion Zürich: Ärger wegen ZSC-Konkurrenz
    Eigentlich dürfen im neuen ZSC-Tempel in Altstetten keine Konzerte veranstaltet werden, wie es sie im Hallenstadion gibt. Der Eishockeyklub bewirbt seine Arena…
    www.nzz.ch

    Atemlos in Oerlikon: Das Hallenstadion kämpft sich nach Corona zurück – doch jetzt droht ein Konflikt mit dem ZSC

    Eigentlich dürfen im neuen ZSC-Tempel in Altstetten keine Konzerte veranstaltet werden, wie es sie im Hallenstadion gibt. Der Eishockeyklub bewirbt seine Arena dennoch «für kulturelle Anlässe aller Art».

    Das Zürcher Hallenstadion ist die Nummer eins unter den Schweizer Event-Locations. Der frühere amerikanische Präsident Barack Obama war gerade da, der Sänger Peter Gabriel kommt im Juni, der Schlagerstar Helene Fischer im September. Der 1939 eröffnete Kessel in Oerlikon fasst bis zu 15 000 Personen.

    Doch jetzt wird der Platzhirsch von einem Nebenbuhler bedroht. Im Westen der Stadt Zürich ist im letzten Oktober die Swiss-Life-Arena in Betrieb gegangen. Das ist die neue Heimstätte des Zürcher Eishockey-Traditionsvereins ZSC Lions.

    Der ZSC hatte während mehr als siebzig Jahren im Hallenstadion gespielt und dort in guten Jahren etwa 300 000 Zuschauer angelockt. Diese fehlen der Halle nun. Das aber ist nicht das einzige Problem.

    Die Swiss-Life-Arena ist nicht nur eine Hockeyhalle, sondern, genau wie das Hallenstadion, auch für Grossveranstaltungen buchbar, etwa für Generalversammlungen oder für Comedy-Shows. Sie bietet bis zu 12 000 Plätze, ist also nur wenig kleiner als das Hallenstadion.

    Ist ein Musical ein öffentliches Konzert oder nicht?

    Zwei grosse Hallen, nur gut fünf Kilometer voneinander entfernt, das ist auch für den grössten Agglomerationsraum der Schweiz zu viel. Die Verantwortlichen bei der Stadt Zürich, auf deren Land die Swiss-Life-Arena steht, hatten dies vorhergesehen und den Bau der neuen Stätte bloss unter Auflagen bewilligt.

    Für das Hallenstadion wurde eine Schutzklausel im Baurechtsvertrag der Swiss-Life-Arena eingefügt: Im ZSC-Tempel dürfen Veranstaltungen, die nichts mit Sport zu tun haben, nur dann stattfinden, wenn das Hallenstadion an dem gewünschten Datum nicht zur Verfügung steht oder es sich nicht eignet.

    Gleich ganz ausgeschlossen sind «öffentliche Konzertveranstaltungen, öffentliche kommerzielle Party- und Clubveranstaltungen und Ähnliches». Barack Obama könnte also nach Altstetten wechseln, wenn das Hallenstadion schon gebucht ist, Helene Fischer nicht.

    Dass es solche Einschränkungen gibt, hängt die Swiss-Life-Arena nicht an die grosse Glocke. Die Verantwortlichen bewerben die Halle auf ihrer Website als «geeignet für kulturelle Veranstaltungen aller Art». In einer Dokumentation für mögliche Nutzungen sprechen sie unter anderem von Musicals.

    Dies stösst bei den Chefs des Hallenstadions sauer auf. «Nichts gegen Konkurrenz», sagt Balz Hösly, der Verwaltungsratspräsident der AG Hallenstadion. «Aber dann müssen die Spiesse gleich lang sein.» Für die ihr im Baurechtsvertrag auferlegten Einschränkungen werde die Swiss-Life-Arena von der Stadt nämlich sehr grosszügig entschädigt.

    Tatsächlich hat die Stimmbevölkerung der Stadt Zürich 2016 beschlossen, der Arena jährlich bis zu 2 Millionen Franken an die Betriebskosten zu bezahlen. Weiter hat die Stadt ein Darlehen von 120 Millionen Franken gewährt.

    Für das 28 000 Quadratmeter grosse Grundstück, auf dem die Arena steht, muss der ZSC einen Baurechtszins von 36 000 Franken pro Jahr bezahlen. Das ist eine vergleichsweise kleine Summe: Das Hallenstadion überweist der Stadt nicht ganz 300 000 Franken pro Jahr für ihr Grundstück.

    Beiträge an die Betriebskosten erhält die AG Hallenstadion nicht. Einzig während Corona kamen ihr Stadt und Kanton Zürich entgegen: Ein Zins für Darlehen wurde gesenkt, und der Baurechtszins wurde ihr für zwei Jahre erlassen. Stadt und Kanton sind beide auch Aktionäre, wobei der Anteil der Stadt Zürich mit rund 39 Prozent gut sechsmal so hoch ist wie jener des Kantons.

    «Musicals gehen auch mit Schlittschuhen»

    Beim ZSC sieht man darin, die Arena als Musical-Standort zu bewerben, keinen Verstoss gegen die Auflagen. «Ein Musical enthält immer auch schauspielerische Elemente und kann auch auf Schlittschuhen stattfinden», sagt Bruno Vollmer. Er ist Chief Operating Officer (COO) der ZSC Lions AG. Eine Aufführung sei erlaubt, sofern das Hallenstadion nicht verfügbar sei.

    Die Stadt Zürich meint, das sei von Fall zu Fall zu entscheiden. «Veranstaltungen wie zum Beispiel ein Musical muss man im Einzelfall mit allen Beteiligten anschauen und je nach Inhalt und Ausrichtung abwägen. Sie sind im Baurechtsvertrag nicht im Detail geregelt und somit auslegebedürftig», sagt Claudia Naegeli, die Sprecherin des Finanzdepartements der Stadt Zürich.

    Als Konkurrentin zum Hallenstadion etabliert hat sich die Swiss-Life-Arena in den wenigen Monaten seit der Eröffnung noch nicht. Dafür war die Zeit zu kurz.

    Abgesehen von den Hockeyspielen fand einzig die Generalversammlung des Versicherungskonzerns, nach welchem die Halle benannt ist, in Altstetten statt – früher trafen sich die Swiss-Life-Aktionäre jeweils im Hallenstadion. Mit anderen, sportnahen Anlässen sei man in Verhandlung, sagt der COO Bruno Vollmer.

    Obama kündigte Auftritt erst acht Wochen vorher an

    Klar ist, dass das Hallenstadion schon ohne neue Konkurrenz aus Altstetten gefordert war und ist. Wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine hätten sich letztes Jahr die Stromkosten verzehnfacht, sagt Philipp Musshafen, der Direktor des Hallenstadions.

    Das Jahr 2022 konnte dennoch deutlich besser als budgetiert abgeschlossen werden. «Wir dachten, dass die Corona-Restriktionen frühestens Mitte Mai gelockert würden, doch bereits im Februar konnten wir wieder loslegen», sagt Musshafen. Die Covid-Zeit sei zudem auch eine Art «aufgezwungenes Effizienzprogramm» gewesen, ergänzt Balz Hösly. «Wir mussten jeden Franken zweimal umdrehen.»

    Darüber hinaus hätten sich auch die Vorlaufzeiten stark verkürzt. «Früher erhielten wir die Anfragen 12 bis 24 Monate vor dem Anlass», sagt Musshafen, «jetzt sind es manchmal nur drei Monate.» Oder noch weniger: Bei Barack Obama seien es bloss acht Wochen gewesen.

    Corona hatte und hat noch einen anderen indirekten Effekt: Anlässe, die wegen der Pandemie abgesagt werden mussten, werden nun laufend nachgeholt. Elton John etwa hätte eigentlich im Oktober 2021 auftreten sollen und kommt jetzt im Sommer.

    Céline Dion wurde um fast vier Jahre verschoben

    Der Auftritt der kanadischen Sängerin Céline Dion wurde sogar um fast vier Jahre verschoben, vom Juni 2020 auf den März 2024 – dies allerdings nicht nur wegen Corona, sondern auch, weil die Künstlerin erkrankte.

    Diese verschobenen Auftritte helfen dem Hallenstadion, die durch den ZSC-Auszug wegfallenden Termine über eine längere Zeit als ursprünglich geplant zu kompensieren – der Klub hatte rund 30 Spiele pro Jahr im Hallenstadion.

    Dass der ZSC nicht mehr in Oerlikon spielt, hat noch einen weiteren Vorteil: mehr Flexibilität bei der Terminplanung. Helene Fischer spielt im September in einer Woche gleich an fünf Abenden, im Oktober tritt der Cirque du Soleil an fünf Tagen hintereinander auf. «Das wäre mit den ZSC-Spielen kaum möglich gewesen», sagt Philipp Musshafen.

    Bis das Hallenstadion wieder so ausgelastet ist wie früher, dürfte es allerdings noch eine Weile dauern. Für 2023 gehen die Verantwortlichen von rund 100 Veranstaltungstagen aus, das sind etwa so viele, wie 2019 ohne ZSC erreicht wurden.

    «Müssten wir uns dafür eine Schulnote erteilen, würde ich von einer 4,75 bis 5 sprechen», sagt Musshafen. Bis 2025 dann sollen auch die weggefallenen Eishockeyspiele vollständig kompensiert werden können.


    «Maulhelden» oder Medaillengewinner? Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft steht an der WM vor einer Zäsur

    Eishockey-WM: Sind die Schweizer tatsächlich «Maulhelden»?
    Die Schweizer brauchen an der Weltmeisterschaft in Riga und Tampere ein Erfolgserlebnis. Denn die Erinnerungen an die Silbermedaille von 2018 verblassen. Da…
    www.nzz.ch

    «Maulhelden» oder Medaillengewinner? Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft steht an der WM vor einer Zäsur

    Die Schweizer brauchen an der Weltmeisterschaft in Riga und Tampere ein Erfolgserlebnis. Denn die Erinnerungen an die Silbermedaille von 2018 verblassen. Da trifft es sich gut, dass die Kavallerie aus der NHL bald eintreffen dürfte.

    Die lettische Hauptstadt Riga wird gerade von der Abendsonne geküsst, als Patrick Fischer am Donnerstagabend einen erstaunlichen Satz sagt: «Ich weiss, dass das alles nicht mehr ewig dauert, also geniesse ich es einfach.» Die Tonalität hörte sich auffallend ähnlich an wie im Herbst. Damals hatte der Trainer der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft der NZZ gesagt: «Irgendwann müssen wir den Durchbruch schaffen. Sonst muss es ein anderer Coach versuchen.»

    Wenn sein Team am Samstagmittag auf Slowenien trifft, beginnt für Fischer, 47, seine siebente WM als Nationaltrainer. Die Radioreporter stellen ihm vor dem Turnier ein paar dieser servilen Allerweltsfragen, bei denen man die Antwort immer schon kennt: «Wie fühlen Sie sich? Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?», solche Dinge. Der Trainer muss erst noch geboren werden, der vor einem Startspiel sagt, es gehe ihm bescheiden, und unter den Spielern sei eine Meuterei vermutlich nicht mehr abzuwenden.

    Fischer sagt, er fühle sich «relaxt» – doch jeder Coach hat ein Ablaufdatum. Im Nationalteam endete ja 2010 nach dreizehn Jahren sogar die Ära von Ralph Krueger, obwohl das lange undenkbar schien. Fischers Vertrag läuft bis 2024, und eigentlich ist eine Ablösung dieses Trainers vor der Heim-WM 2026 in Freiburg und Zürich kaum vorstellbar. Es gibt im Verband Swiss Ice Hockey keine Figur, die auch nur ansatzweise das Ansehen Fischers geniesst.

    Aber, und das ist die andere Wahrheit: Den Coach hat in letzter Zeit das Glück verlassen. Seit dem Gewinn der WM-Silbermedaille von Kopenhagen sind fünf Jahre vergangen. Die Hürde Viertelfinal übersprangen die Schweizer seither nie mehr, weder an einer WM noch an den Olympischen Spielen.

    Timo Meier kommt nicht, weil er einen Vertrag unterschreiben wird, der ihm mehr als acht Millionen Dollar pro Jahr einbringt

    Oft fehlte wenig: 2019 trennten die Schweizer gegen Kanada nur 0,4 Sekunden vom Sieg. 2021 mussten sie erleben, wie Deutschland gegen sie 43 Sekunden vor Schluss das Skore egalisierte und im Penaltyschiessen siegte. Und vor einem Jahr scheiterten sie mit 0:3 an einer mittelmässigen Auswahl der USA, nach einer famosen Vorrunde mit sieben Siegen. Als Erklärung wurde damals vorgebracht, dass die Hälfte der Mannschaft krank habe spielen müssen. Aber das minderte die Enttäuschung nur bedingt.

    Fischer formuliert stets ambitionierte Ziele. Auch jetzt in Riga redet er selbstbewusst vom Weltmeistertitel, er sagt: «Wir wollen ans Finalwochenende nach Tampere. Das ist das, was zählt, darauf richten wir alles aus.» Die Forschheit des Trainers hat sich gelohnt, sie hat über die Jahre etwas ausgelöst und alte Denkmuster aufgebrochen; punkto Auftreten und Selbstbewusstsein ist die Schweizer Auswahl im Vergleich zur Prä-Fischer-Ära kaum wiederzuerkennen.

    Und doch: Irgendwann müssen den Worten Taten folgen, sonst verlieren die Parolen ihre Glaubwürdigkeit. CH Media nannte die Nationalspieler im letzten Jahr in schneidender Unversöhnlichkeit «Maulhelden».

    Fischer wäre als Trainer der Erste, der reagieren würde, sollte ein Spieler die vom Coach bestimmten Vorgaben in acht Versuchen nur ein einziges Mal erfüllen; er würde ihn einfach nicht mehr berücksichtigen, so funktioniert das Leistungsprinzip. Und Fischers Aussagen lassen ein Bewusstsein dafür erkennen, dass auch er sich diesem nicht für immer entziehen kann. Auch wenn der Nationalmannschafts-Direktor Lars Weibel, einst Fischers Teamkollege im EV Zug und heute zumindest pro forma dessen Vorgesetzter, ein glühender Verehrer des Trainers ist.

    2022 nannte er ihn «den Trainer schlechthin», jetzt sagt Weibel: «Er führt diese Nationalmannschaft exakt so, wie man sie führen muss.» Und Weibel lässt die Statistik sprechen: «Die Schweiz hat in ihrer Geschichte drei Silbermedaillen geholt. Fischer war zwei Mal dabei. Einmal als Chef-, einmal als Assistenztrainer.» 2013 in Stockholm war Fischer ein Assistent von Sean Simpson gewesen.

    Die Chancen sind intakt, dass Fischer seine – gemessen an den eigenen Ansprüchen – zuletzt etwas enttäuschende Bilanz am nun beginnenden Turnier aufpolieren kann. Allein schon wegen des Umstands, dass mit dem Kriegstreiber Russland die Nummer 3 der Weltrangliste erneut ausgeschlossen ist. Und die Schweiz als Weltnummer 7 damit auf dem Papier weiter in Richtung Spitze rückt.

    Zurzeit kann Fischer bereits auf vier NHL-Kräfte zurückgreifen: auf die Verteidiger Janis Moser (Arizona Coyotes) und Tim Berni (Columbus Blue Jackets) sowie auf die Stürmer Denis Malgin (Colorado Avalanche) und Nino Niederreiter (Winnipeg Jets). Beim rekonvaleszenten Weltklassestürmer Kevin Fiala (Los Angeles Kings) entscheidet sich bis an diesem Sonntag, ob er von seinem Arbeitgeber die Freigabe erhält.

    Zudem steht die Addition des bei den New Jersey Devils beschäftigten Trios Nico Hischier, Akira Schmid und Jonas Siegenthaler bevor. Ihr Klub ist in der Nacht auf Freitag in der zweiten Play-off-Runde an den Carolina Hurricanes gescheitert.



    Da habt ihr ja eure Auswärtsfahrten, Schwenningen, Salzburg/Helsinki, München,

    Genau, Zell am See und Schwenningen ist natürlich dasselbe wie Oslo, Berlin, Helsinki oder London 🤣🤪 aber ja ist das Bier von SL und MC, mit RG waren wir ja dritter bis zur Entlassung (die mich stark an diejenige beim FC Bayern erinnert, sprich resultatmässig gab es keinen Vortschritt).

    Zell am See ist natürlich gleich spassig wie München, Belfast oder Aalborg 🤣🤪


    Testspiele Vorsaison 2023

    Weil sich die ZSC Lions nicht für die Champions Hockey League qualifiziert haben, besteht für sie die Vorsaison 2023 ausschliesslich aus Testspielen. Acht Testspiele sind ab Anfang August organisiert, bevor am 15. September die neue Meisterschaft startet.

    Der erste Test findet traditionell gegen die GCK Lions statt, wobei mit der Swiss Life Arena der Spielort eine Premiere anlässlich des Bruderduells feiert. Es folgt ein Auswärtsspiel und ein Heimspiel inklusive Teampräsentation gegen die Schwenninger Wild Wings aus der Penny DEL. Später treffen die ZSC Lions im Rahmen ihres Trainingslagers in Zell am See (Österreich) am Red Bulls Salute-Turnier auf München (Penny DEL) und tags darauf auf Salzburg (ICE Hockey League) oder IFK Helsinki (Liiga). Ein Heimspiel gegen Ajoie sowie zwei Gastauftritte in Davos und Bern runden die Vorsaison der Löwen ab. Der Spielplan der Meisterschaft wird in der zweiten Juni-Hälfte publiziert.

    Datum / ZeitBegegnungSpielort
    Mi 09.08.2023 / 19:00ZSC Lions – GCK LionsSwiss Life Arena
    Do 17.08.2023 / 19:30Schwenninger Wild Wings – ZSC LionsHelios Arena
    Sa 19.08.2023 / 16:30ZSC Lions – Schwenninger Wild WingsSwiss Life Arena
    Sa 26.08.2023 / 20:30Red Bull München – ZSC LionsEishalle Zell am See
    So 27.08.2023 / 15:00 oder 19:00Red Bull Salzburg oder IFK Helsinki – ZSC LionsEishalle Zell am See
    Sa 02.09.2023 / 15:00HC Davos – ZSC LionsEisstadion Davos
    Di 05.09.2023 / 19:30ZSC Lions – HC AjoieSwiss Life Arena
    Sa 09.09.2023 / 16:00SC Bern – ZSC LionsPostFinance Arena


    Der FCZ-Präsident Ancillo Canepa wird 70 und sagt: «Mein Vorbild war stets der FC Bayern München»

    FCZ-Präsident Ancillo Canepa wird 70 und sagt: «Mein Vorbild war stets der FC Bayern»
    Ancillo Canepa zieht Bilanz aus seiner langen Zeit als Präsident und Besitzer des FC Zürich und spricht über die schönsten und die bittersten Momente. Einen…
    www.nzz.ch

    Der FCZ-Präsident Ancillo Canepa wird 70 und sagt: «Mein Vorbild war stets der FC Bayern München»

    Ancillo Canepa zieht Bilanz aus seiner langen Zeit als Präsident und Besitzer des FC Zürich und spricht über die schönsten und die bittersten Momente. Einen FCZ-Spieler stellt er über alle anderen – und verspricht, den Klub in nächster Zeit trotz verlockenden Angeboten nicht zu verkaufen.

    Sie feiern am Freitag den 70. Geburtstag, Ihre Frau Heliane wird in diesem Jahr 75, vor 50 Jahren heirateten Sie. Ist eine grosse Party angesagt?

    Ursprünglich war es tatsächlich unsere Idee, in diesem Sommer ein Fest zu veranstalten, wir waren in der Planung schon recht weit fortgeschritten. Aber irgendwann ist uns die Lust am Feiern etwas vergangen, zu vieles auf der Welt läuft schief mit Kriegen, der Energiekrise und anderen Dingen. Aber wir werden das hoffentlich nachholen.

    Wie blicken Sie auf Ihre ersten 70 Lebensjahre zurück?

    Mit Dankbarkeit und auch etwas Stolz. Ich fühle mich gesundheitlich sehr gut und erschrecke manchmal selber, wenn ich in der Zeitung hinter meinem Namen die nackte Zahl lesen muss. Immerhin reicht meine Fitness aus, um an unseren FCZ-internen Fussballspielen mitkicken zu können. Und grundsätzlich denke ich schon, dass ich mein Leben privat und beruflich positiv gestaltet habe. Das gilt auch für die rund 17 Jahre, in denen ich nun beim FC Zürich in der Verantwortung stehe.

    2005 rückten Sie in den Verwaltungsrat des Klubs, 2006 wurden Sie Präsident, seit 2013 halten Ihre Frau und Sie die Aktienmehrheit am FCZ. Wie viel Geld haben Sie bisher in den Klub gesteckt?

    Wie Sie wissen, geben meine Frau und ich eigentlich keine Auskunft darüber, wie viele Mittel wir in all den Jahren eingezahlt haben. Weil ich aber weiss, dass Sie nicht lockerlassen, kann ich Folgendes festhalten: Es ist ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag, ohne dass ich die Zahl jetzt genau kenne.

    Sie gaben einen hochbezahlten Job bei Ernst & Young auf, um beim FCZ einzusteigen. Heute können Sie ja auch das verraten: Wie viel Mut hat das gebraucht?

    Es war wirklich ein unkonventioneller Schritt, zumal ich bei Ernst & Young eine tolle Stelle als Führungskraft im europäischen Geschäft hätte übernehmen können. Es war ein Bauchentscheid, zum FCZ zu wechseln. Die wichtigsten Entscheidungen im Leben sollte man ohnehin primär aus dem Bauch heraus treffen, weil der Bauch im Idealfall ständig mit intelligenten Informationen gefüttert wird. Ich erzähle gerne, wie meine Frau mir damals sagte, dass es sehr schlimm wäre, wenn ich mir als 80-Jähriger vorwerfen müsste, diese Chance nicht gepackt zu haben. Bereits damals las ich in der Freizeit viel lieber Fussballmagazine als Fachliteratur aus Finanz und Wirtschaft. Den «Kicker» habe ich seit bald 60 Jahren abonniert. Und um diese Frage auch gleich zu beantworten: Ich habe beim FCZ nie einen Lohn gefordert, auch keine Spesenentschädigungen.

    Als Sie Präsident wurden, sagten Sie, es sei Ihnen wichtig, die Verantwortung zu verteilen. Wie gut ist Ihnen das gelungen?

    Wenn man als Besitzer so lange einen Klub führt, prägt man ihn und ist ein Gesicht des Unternehmens. Mein Vorbild war stets der FC Bayern München, dem es jahrzehntelang gelungen ist, bei allem Wachstum eine familiäre Art zu erhalten. Ich glaube, wir haben das auch nicht schlecht hinbekommen. Entscheidend ist immer die Personalauswahl. Allen medialen Unkenrufen zum Trotz war ich stets ein Teamplayer, die Entscheidungen bei uns werden gemeinsam erarbeitet. Natürlich sind es am Ende oft Heliane und ich, die den finalen Entscheid treffen. Wir stehen ja auch in der wirtschaftlichen Verantwortung. Und dies ist im Schweizer Fussball alles andere als einfach, weil man nicht so exakt planen kann wie in anderen Branchen.

    Seit 2006 wurde der FCZ viermal Meister und dreimal Cup-Sieger, er erreichte einmal die Champions League und stand fünfmal in der Gruppenphase der Europa League. Wie hört sich diese Bilanz an?

    Ich bin nicht unzufrieden. Zu erwähnen wäre auch, dass unsere Frauen mehrfach Meister und Cup-Sieger wurden und unsere Nachwuchsmannschaften ebenfalls einige Titel gewonnen haben. Wir sind der einzige Klub in der Schweiz, der ein richtiges und sehr gut besuchtes Museum hat. Auch der Fan-Shop mitten in der Stadt ist in dieser Form einzigartig in der Schweiz. Auf das neu gebaute Trainingszentrum «Home of FCZ» und die tolle Fankultur bin ich auch stolz. Der FCZ ist in Zürich und in der Region fest verankert. Natürlich gab und gibt es auch Ereignisse und Themen, die weniger erfreulich sind.

    Woran denken Sie als Erstes? An den Abstieg 2016?

    Ich ärgere mich heute mehr darüber, dass wir 2011 fahrlässig die Meisterschaft verschenkt haben. Das war besonders bitter, weil der Meister damals direkt für die Champions League qualifiziert war. Am Schluss hat uns ein Punkt gefehlt, den wir im drittletzten Spiel zu Hause gegen Basel hergegeben haben. Obwohl wir krass überlegen waren, stand es am Ende 2:2. Und natürlich hat wieder einmal Alex Frei gegen uns getroffen. Auch der interne Machtkampf vor rund zehn Jahren war unangenehm, als einige Kollegen aus dem Verwaltungsrat den FCZ für einen Franken stehlen wollten.

    Ihre Ära begann sehr erfolgreich mit den Meistertiteln 2006, 2007 und 2009. Zu Beginn war Lucien Favre der Trainer. War er die wichtigste Figur Ihrer Amtszeit beim FCZ?

    Ich möchte das nicht so abschliessend definieren. Lucien war erfolgreich, doch die Zusammenarbeit mit ihm war sehr schwierig, sehr kompliziert.

    Erzählen Sie.

    Lucien ist enorm akribisch, aber es fällt ihm nicht leicht, sich festzulegen. Es gab Spieler, die er unbedingt wollte. Als sie bei uns waren, hatte er das Gefühl, mit diesen Spielern nichts anfangen zu können. Auch die Qualifikation für die Champions League hatte für ihn leider keine Priorität. Mit ihm sind wir zweimal kläglich gescheitert. Das war 2009 unter Bernard Challandes ganz anders, mit ihm erreichten wir die Champions League.

    Es gab mehrere Trainer, die beim FCZ ein unschönes Ende erlebten: Rolf Fringer und UIi Forte zum Beispiel oder Urs Fischer, mit dem Sie nach dessen Wechsel zum FC Thun wegen Lohnzahlungen sogar vor Gericht standen. Auch von André Breitenreiter waren Sie letztes Jahr enttäuscht, weil er intern gesagt haben soll, keinen Kontakt zu einem Bundesligisten zu haben – und ein paar Tage später bei Hoffenheim unterschrieb.

    Mit den meisten früheren FCZ-Trainern habe ich heute ein gutes Verhältnis. Dass sich nicht alle loyal und fair verhalten haben, ist allerdings auch eine Tatsache. In einem Fall hat man Urkundenfälschung begangen und wollte uns so über den Tisch ziehen. Im Einzelnen möchte ich darauf aber öffentlich nicht weiter eingehen.

    Emotional ist auch Ihr Verhältnis zu den Medien. Altersmilde oder Diplomatie gibt es bei Ihnen selten.

    Das hat nichts mit Emotionalität zu tun. Ich reagiere, wenn falsche Behauptungen aufgestellt werden. Mit fundierter Kritik kann ich sehr gut umgehen. Nicht akzeptieren kann ich Fake News, oder wenn Gerüchte als Fakten dargestellt werden. Mit der NZZ bin ich unzufrieden, weil eine aktuelle Berichterstattung über die Super League kaum noch stattfindet. Es gibt auch NZZ-Leser, die sich für Fussball interessieren und nicht nur die Wertschriftenkurse studieren möchten. Meine Meinung werde ich immer sagen.

    Wie wichtig ist Ihnen Ihr Image?

    Wenn ich für eine Sache kämpfe, wie kürzlich für die Abschaffung der Play-offs, dann ist es mir egal, was andere denken. Man kann es nie allen recht machen. Ich will authentisch bleiben und kein Schauspieler sein. Aber natürlich freut es mich, wenn die Reaktionen positiv sind. Ich werde oft und meistens freundlich auf den FCZ angesprochen. Wenn mich Kinder entdecken und sich freuen, mit mir ein Selfie machen zu können, stellt mich das auf.

    Welches waren die schönsten Momente als FCZ-Präsident?

    Die zwei Meistertitel, die wir nach Siegen beim FC Basel feierten. Auch der Cup-Sieg 2018, in Bern auf Kunstrasen gegen YB, war toll. Sportlich der absolute Höhepunkt war aber 2009 das Heimspiel gegen Real Madrid in der Champions League. Über 100 Millionen Menschen schauten weltweit am TV zu.

    Ihr Lieblingsfussballer beim FCZ?

    Yassine Chikhaoui.

    Der beste Spieler?

    Yassine Chikhaoui.

    Ihr FCZ-All-Star-Team?

    Nein, nein, da kann ich nur verlieren und einige verärgern.

    Kommen Sie, zum 70. Geburtstag kann man das wagen.

    Okay, okay. Ich nenne aber keinen Trainer und bewusst keinen Spieler aus dem gegenwärtigen Kader. Im Tor steht Leoni, in der Abwehr spielen Elvedi, Tihinen, Filipescu und Rodriguez, im Mittelfeld Yapi, Inler und natürlich Chikhaoui als Regisseur. Vorne stürmen Raffael, Alphonse und Hassli. Im Kader stehen auch Teixeira, Beda, Kukeli, Margairaz, Nikci, Mehmedi und Drmic. Mamma mia, was für eine Mannschaft!

    Und wo steht der FCZ 2023 im Vergleich zu den anderen Top-3-Klubs YB und FC Basel?

    Da müssen Sie nur die Tabelle anschauen, sie lügt nicht. Wir sind Achter und noch in Abstiegsgefahr. Mich interessiert nicht, was letztes Jahr war. In dieser Saison lief vieles schief. Nun müssen wir den Abstieg verhindern, dann greifen wir wieder an. Wir wissen, wie schnell es nach oben gehen kann.

    Im Vergleich zu Basel und Bern fällt der Standortnachteil des FCZ auf. Zürich ist keine Fussballstadt, es fehlt sogar an einem anständigen Stadion.

    Dass Zürich keine Fussballstadt sein soll, stimmt nicht. Wir haben in Zürich sogar einen Standortvorteil. Zürich ist die Schweizer Stadt mit der grössten internationalen Ausstrahlung. Ich merke das alleine schon an den zahlreichen Interessenten aus dem Ausland, die den FCZ übernehmen möchten. Und die Menschen in der Region Zürich sind durchaus fussballverrückt, aber eben auch sehr verwöhnt, das kulturelle Angebot ist riesig. Gegen Real Madrid hatten wir 200 000 Ticket-Anfragen, gegen Bayern München im Champions-League-Play-off über 100 000, sogar gegen Napoli in der Europa League waren es 70 000. Solche Zahlen sind in der Schweiz einmalig. Auf der anderen Seite ist das fehlende Fussballstadion eine Hypothek, die uns grosse Sorgen bereitet und eine Weiterentwicklung massiv erschwert.

    Erleben Sie das neue Stadion noch als FCZ-Präsident?

    Wie lange lebe ich noch? Nein, ernsthaft: Es ist eine Schande, wie der Stadionbau immer wieder von Querulanten verzögert werden kann, die willkürlich und böswillig unsere demokratischen Prozesse missbrauchen. Mittlerweile ist 2026 zu optimistisch, vermutlich wird es 2028, bis wir endlich ein Fussballstadion in Zürich haben.

    Dann bleibt die Frage: Welche Wünsche haben Sie als FCZ-Präsident noch?

    Einige. Vielleicht sind es auch nur Träume. Eben: ein Fussballstadion. Regelmässig im Europacup spielen. Ein Kader mit vielen eigenen Nachwuchsspielern. Und Rückkehrer, die uns wie Blerim Dzemaili helfen wollen, erfolgreich zu sein.

    Sie betonen stets, nicht an einen Verkauf des FCZ zu denken. Lassen Sie uns die Frage so formulieren: Welchen Wert hat der FC Zürich?

    Heliane und ich sind motiviert und gesund, wir denken derzeit wirklich nicht an einen Verkauf. Interessenten gibt es wie erwähnt viele. Erst kürzlich offerierte man uns eine Summe im mittleren bis höheren zweistelligen Millionenbereich.

    Dann hätten Sie Ihre Investitionen wieder hereingeholt und sogar noch etwas verdient.

    Darum ging es uns nie. Wenn es am Schluss null auf null aufgeht, sind wir zufrieden. Es sind die schönen Emotionen, die bleiben.

    Von dem her isch de Sven L. und sin Staff jetzt würkli gforderet.

    Das heisst es doch jedes Jahr. Mir kommt es vor als darf SL noch ein ganzes Magazin an Patronen verschiessen da wird nichts passieren. Hauptsache der Gastronomieumsatz stimmt und die Zuschauerzahlen. Sportliche Erfolge sind zweitrangig.

    Der Traum der Alina Müller - Jetzt kann sie auch als Frau vom Eishockey leben

    Der Traum der Alina Müller – Jetzt kann sie auch als Frau vom Eishockey leben
    Die Schweizerin ist eine der weltbesten Spielerinnen. Dennoch schien eine Profikarriere mangels Alternativen lange Zeit unmöglich.
    www.tagesanzeiger.ch


    Jetzt kann sie auch als Frau vom Eishockey leben

    Die Schweizerin ist eine der weltbesten Spielerinnen. Dennoch schien eine Profikarriere für die 25-Jährige lange Zeit unmöglich.

    Plötzlich hält Alina Müller inne und bemerkt lachend, dass sie kaum glauben könne, was sie gerade gesagt habe. Es war ein simpler Satz, nichts Spezielles für viele Athletinnen auf Weltklasseniveau: «Ich kann meinen Traum erfüllen und als Profi spielen.» Für Eishockeyspielerinnen war das bislang in der Tat bloss ein Wunsch: mit dem Sport genug Geld zu verdienen, um davon leben zu können. Als Müller vor dreieinhalb Jahren mit dieser Zeitung im Eisbrecher-Podcast über ihre Passion sprach, sagte sie auch dies: Sie wisse, dass sie diesen Mädchentraum kaum verwirklichen werde.

    Das lag nicht am Können. Müller ist nicht nur die Beste ihres Landes. Die Stürmerin, die seit 2018 in Boston für die Northeastern Huskies spielte, war auch auf höchster Universitätsstufe (NCAA I) herausragend. Auch im Frauen-Eishockey gibt es Expertendebatten darüber, wer die Weltbeste sei. Neben den Topspielerinnen der dominanten Nationen Kanada und USA fällt oft auch der Name der 25-jährigen Winterthurerin.

    Das Timing ist perfekt

    Nun hat sich einiges getan. Zum einen wird Müller im August ihr Studium in Boston nach fünf Jahren abschliessen. Nach dem Bachelor in Biopsychologie und Neurowissenschaften wird sie den Master in Rehabilitationswissenschaften abschliessen. Sie ist fasziniert von den Einblicken auf die modernsten Roboter und Techniken, die Menschen in der Rehabilitation nach neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfällen helfen. Sie sieht sich einst in einem Rehazentrum, wo sie Patientinnen und Sportler auf ihrem Weg nach der Physiotherapie begleiten wird.

    Der Wechsel ins «normale» Berufsleben nach der Universitätssportkarriere ist aber auf unbestimmte Zeit aufgeschoben. Denn zum anderen hat sich eine nordamerikanische Profiliga für Frauen nach vielen Wirrungen, Fusionen, Zersplitterungen und Streiks ausgerechnet im Hinblick auf die Saison 2023/24 erstmals so weit entwickelt, dass es für Spielerinnen möglich sein wird, vom Sport zu leben.

    Premier Hockey Federation, kurz PHF, heisst die 2021 ins Leben gerufene Liga, die aus konkurrierenden Ligen in den USA und Kanada entstand und Jahr für Jahr höhere Löhne zahlt. Es waren bislang eher symbolische Zahlungen, die nicht ein Profileben hätten finanzieren können. Just auf nächste Saison hin wurde aber die Lohnobergrenze auf 1,5 Millionen US-Dollar verdoppelt – pro Team und nicht pro Spielerin wohlgemerkt.

    Die Zahlen sind nicht offiziell, doch jede Athletin dürfte nach Abzug der hohen Steuern pro Saison umgerechnet rund 40’000 bis 50’000 Franken verdienen. Davon lasse sich leben, sagt Müller. Natürlich ist es kein Vergleich zu den NHL-Profis, selbst wenn auch diese fast die Hälfte für Steuern ausgeben: Pro Saison ist in der stärksten Eishockeyliga ein Brutto-Mindestlohn von 750’000 Dollar (670’000 Franken) garantiert, die Topgagen liegen bei über 10 Millionen.

    Ein Verbleib in Boston ist möglich

    Dennoch: Zusammen mit den verbesserten Trainingsbedingungen und einem Leben als Profi mit Trainings am Mittag sind für Müller die Grundlagen geschaffen, um in den USA zu bleiben und Eishockey zu spielen. Der wissenschaftliche Masterabschluss erlaubt ihr, auch ohne Arbeitsvisum ein Jahr in den USA zu arbeiten. «Es wäre dumm, das nicht auszunützen», sagt Müller.

    Vorerst werde es wohl ein Jahr in der PHF, sagt Müller, danach schaue sie weiter. Denn es gibt noch ein Aber: Im Frauen-Eishockey Nordamerikas sind nicht nur die Löhne noch wie zu den Urzeiten bei den Männern. Auch bezüglich Strukturen erinnert der Kampf um eine Profiliga an die Siebziger, als die NHL sich mit der Konkurrenzliga WHA balgte, bis es 1979 schliesslich zur Fusion kam – erst so wurde Wayne Gretzky, der berühmteste und wohl beste Spieler aller Zeiten, zum NHL-Spieler. So hat auch die PHF eine Widersacherin: Professional Women’s Hockey Players Association heisst sie, kurz PWHPA.

    Die ist zwar noch nicht einmal so weit, eine reguläre Meisterschaft zu organisieren: 2022/23 wurden nur Showspiele ausgetragen mit vier Teams, die keine Heimatorte, dafür Sponsorennamen wie «Team Adidas» hatten. Noch ist offen, ob sich 2023/24 daran etwas ändern wird. Die PWHPA möchte einen noch professionelleren Start hinlegen als die PHF und lässt sich Zeit. Sie tüftelt analog der NHL an einem Gesamtarbeitsvertrag für die Spielerinnen, der würde Versicherungsfragen, Trainingsbedingungen und vieles mehr regeln.

    Und: In der PWHPA sind auch auf Druck ihrer Verbände fast alle Internationalen Kanadas und der USA vereint. «Und irgendwann möchte ich wirklich mit und gegen die spielen», sagt Müller. Sie wird vorerst aber die PHF vorziehen, nicht zuletzt auch, weil eines der sieben Teams in ihrer Lieblingsstadt beheimatet ist: Ein Engagement bei den Boston Pride ist möglich. Noch sammelt Müller aber Angebote – erstmals in ihrer Karriere via Agent.

    Die Pride tragen ihre Partien in der Warrior Ice Arena aus, das ist die Trainingshalle der Boston Bruins und bietet 700 Fans Platz. Letzte Saison war sie häufig voll, es waren im Vergleich mit anderen Teams gute Zuschauerzahlen. Auch hier ist die Diskrepanz zum Profi-Eishockey der Männer in der NHL riesig.

    All das stört Müller nicht. Sie hat letzte Saison PHF-Spiele in Boston besucht und war von der Stimmung angetan. Die Aussicht auf Entlöhnung und professionelle Strukturen, die TV-Übertragungen der Partien, der Agent – all das tönt bereits mehr nach Profisport, als sie es sich je hätte erträumen lassen. Die Rückkehr in die Schweiz ist vorerst aufgeschoben.

    Müller verfolgt dennoch die Entwicklung in ihrer Heimat: «Nach Zürich schreitet nun auch in Zug, Bern oder Davos die Professionalisierung voran.» Sollte dieser Weg fortgeführt werden, könnte sie sich vorstellen, dereinst in die NLA zurückzukehren. Bis 2026 will sie so oder so spielen, um in Mailand ein viertes Mal an Olympischen Spielen teilzunehmen. «Das wäre ein weiterer erfüllter Traum», sagt Müller. «Ich habe italienische Wurzeln, und erstmals könnten mich meine Eltern bei Olympia live spielen sehen.» Vorerst soll aber der Traum vom Profisport in Erfüllung gehen. Wieder lacht Müller und sagt: «Ich glaube es erst, wenn es so weit ist …»

    und ein Houscleaning mit Abgang von einer der 3 Personen Leuenberger/Zahner/Crawford wird es nicht geben das wäre schon längst verkündet worden.

    Nun ja da spielt die Partei von Frey, Spuhler und Dörig ganz gross mit… sobald es um Geld geht spielt die ausländische Herkunft keine

    Rolle mehr. Ob bei der Fifa, beim Bürgenstock, in Andermatt oder in Gstaad… Doppelmoral vom feinsten.

    Die Grasshoppers erinnern an ein Orchester von Desperados, die auf einem sinkenden Schiff einfach weiterspielen, bis der Kahn untergegangen ist

    GC: Wie Desperados auf einem sinkenden Schiff
    GC ist gefangen in der Abhängigkeit von seinen irritierenden Besitzern. Der Klub erlebt stürmische Zeiten, zwischen europäischen Träumen und chinesischen…
    www.nzz.ch

    Die Grasshoppers erinnern an ein Orchester von Desperados, die auf einem sinkenden Schiff einfach weiterspielen, bis der Kahn untergegangen ist

    GC ist gefangen in der Abhängigkeit von seinen irritierenden Besitzern. Der Klub erlebt stürmische Zeiten, zwischen europäischen Träumen und chinesischen Albträumen. Und hat in Bernt Haas einen Sportchef, dem oft die Hände gebunden sind. Wie soll das nur weitergehen?

    Noch ist unklar, wie das Kader der Grasshoppers in der nächsten Saison aussehen wird – viele Verträge laufen aus, dem Sportchef Bernt Haas sind oft die Hände gebunden. Haas ist seit letztem Sommer bei GC, äussert sich aber kaum öffentlich, er macht sich rar.

    Bei einem längeren Treffen im April auf dem GC-Campus spricht Haas eine Stunde freundlich, aber zurückhaltend über seine Arbeit, ehe er sich im Hintergrundgespräch während rund zwei Stunden öffnet und seine Ideen und Pläne präsentiert. Vieles hört sich plausibel an.

    Die Crux ist: Haas ist abhängig von Personen, die sich in der Schweiz und in der Super League nicht auskennen. Man fragt sich, warum er sich nicht mehr wehrt, sein Profil schärft, auch einmal kritisiert, dass es so nicht weitergehen könne. Das sei nicht seine Art, antwortet Haas. Er fragt zurück: «Was habe ich davon?» Und: «Was würde es ändern?»

    In der Winterpause hätte der Sportchef Haas mit gutem Grund gerne einen Stürmer verpflichtet

    Vielleicht ist Bernt Haas manchmal zu lieb. Er trägt eine grosse Verantwortung, weil er im sportlichen Bereich auf der Geschäftsstelle ziemlich alleine ist – und weil es auch viele administrative Dinge zu regeln gibt. Bezüglich Planung steht Haas im Austausch mit den Kadergestaltern des Partnerklubs Wolverhampton Wanderers sowie mit Vertretern des Fosun-Konglomerats in China, denen es an Fussballkompetenz mangelt.

    In der Winterpause hätte Haas mit gutem Grund gerne einen Stürmer verpflichtet, es gab spannende Kontakte, am Ende kam einzig der japanische Aussenverteidiger Teruki Hara. Aber weil es dem auf dem Rasen bemerkenswert soliden GC mit dem Trainer Giorgio Contini, diesem pragmatischen Entfesselungskünstler, immer wieder gelingt, sich aus heiklen Situationen zu befreien, darf Haas feststellen: «Die Resultate sind insgesamt gut. Alles machen wir nicht falsch.»

    Und so erinnern die Grasshoppers an ein Orchester von Desperados, die auf einem sinkenden Schiff einfach weiterspielen, bis der Kahn untergegangen ist. Der Sportchef Haas betont, dass GC eine Marke sei, die Kraft ausstrahle, mit einer starken Nachwuchsbewegung, mit dem schönen Campus, mit treuen Fans. Und behauptet, im Rahmen des Budgets selbständig Entscheide treffen zu dürfen.


    Noch ist der Kahn nicht untergegangen. Vielleicht verkaufen (oder verschenken) die Chinesen den Klub bald. Vielleicht werden Leute im oberen Management eingestellt, die Land und Liga und Leute kennen. Vielleicht kehrt der frühere Sportchef Fredy Bickel als Berater zurück. Vielleicht gelingt es GC, einen Trainer wie Winterthurs Bruno Berner zu engagieren. Vielleicht werden bald mehr eigene Nachwuchsspieler gefördert. Vielleicht glücken dem Klub ein paar sinnvolle Transfers. Und vielleicht wird bald alles viel leichter.

    Aber das sind etwas gar viele Unwägbarkeiten. Und jeder weitere Tag unter den chinesischen Besitzern könnte für GC ein verlorener Tag sein.

    Auf einmal eine realistische Chance, nächste Saison im Europacup dabei zu sein

    Womöglich schreibt GC die seltsamste Geschichte in dieser seltsamen Super-League-Saison. Am letzten Samstag trat die Mannschaft in Winterthur zu einer Begegnung an, in der es für sie darum ging, nicht noch stärker in den Abstiegskampf verwickelt zu werden. Drei Tage nach dem 2:1-Sieg auf der Schützenwiese folgte dann der unerwartete 4:1-Erfolg gegen den souveränen Leader YB. Und an diesem Samstag geht es für GC in Lugano, wenige Spieltage vor dem Saisonende, auf einmal um die realistische Chance, nächste Saison im Europacup dabei zu sein.

    Deshalb sagt Andras Gurovits, der Interimspräsident des Vereins: «GC lebt. Bei GC funktioniert der Betrieb, jeden Tag arbeiten rund hundert Leute für den Klub. Die Löhne werden pünktlich überwiesen.» Er fügt aber auch an: «Natürlich sind es komplizierte Zeiten.»

    Gurovits sitzt im Verwaltungsrat, ist ein angesehener Anwalt und eine Art Gewissen in einem Klub, der nicht zur Ruhe kommt. In den letzten Wochen, seit dem Abgang des CEO Sky Sun, profilierte sich Gurovits in den Medien, er gab Interviews, trat im Fernsehen auf, vertrat die Interessen des Rekordmeisters, der im stillen Chaos versinkt. Gurovits ist zum Gesicht von GC geworden – und zum Vertreter, der irgendwie den Kontakt mit den Besitzern in China hält.

    Im Grunde genommen sind die Investoren aus dem Konstrukt von Fosun bei den Grasshoppers gescheitert. Über 30 Millionen Franken haben sie seit 2020 verloren, allein letztes Jahr betrug das Defizit 14 Millionen. Und für nächste Saison haben sich die Besitzer erneut verpflichtet, das Defizit zu decken.

    Doch GC fehlt es an Zuschauern und Sponsoren, an Glaubwürdigkeit und funktionierenden Strukturen, an kompetenten Führungskräften, die Land und Liga und Leute kennen. Der Trainer Contini hat die Kündigung eingereicht; er wird GC im Sommer verlassen. Die Berichterstattung in den Medien ist vernichtend. «Auf uns wird nur eingeprügelt», sagt Gurovits, «wir halten dagegen.»

    Was hat GC zu bieten ausser einem Liebhaberwert?

    Es gibt bei den Grasshoppers derart viele Baustellen, dass man gar nicht weiss, wo man mit Aufräumen anfangen müsste. Viele Fehler sind hausgemacht, weil es klar erscheint, dass man einen Fussballklub in der Schweiz genau so nie führen dürfte, wie es die chinesischen Besitzer tun. Wenn man sich mit Personen unterhält, die Einblick in die Vorgänge haben, ist zu befürchten, dass bald schon wieder ein CEO aus China eingestellt wird, der Land und Liga und Leute nicht einmal vom Hörensagen kennt.

    Und wenn ausländische Trainer wie der Deutsche Miroslav Klose gehandelt werden, lässt das wenig Gutes erahnen. Gurovits wägt seine Worte ab, die er für zitierfähig hält. Im Gespräch mit ihm erkennt man seinen Willen, die Besitzer in China davon zu überzeugen, endlich mehr Swissness im Unternehmen zu installieren.

    Eigentlich müsste jetzt die nächste Saison vorbereitet werden. Aber eben: Wer entscheidet über die Kaderplanung? Wer bestimmt den neuen CEO und den nächsten Trainer? Bill Pan, der als Fosun-Abgesandter ein paar Wochen in Zürich weilte, ist abgetaucht. Sky Sun soll nicht mehr für Fosun tätig sein.

    Längst haben die Besitzer eine Investmentbank damit beauftragt, mögliche Käufer zu suchen. Aber es ist pure Phantasie, wenn sie 30 bis 35 Millionen Franken als Kaufsumme aufrufen. Die GC-Stiftung rund um Gurovits besitzt ein Vorkaufsrecht.

    Eine Frage ist, was der Grasshopper Club überhaupt zu bieten hat. Der Verein hat einen Liebhaberwert, viel mehr nicht in der derzeitigen Verfassung. Doch es soll ernsthafte Interessenten geben, die einen Reiz darin sehen, den einstmals erfolgreichsten Klub des Landes zu alter Grösse zu führen. Vorerst aber hat die Abhängigkeit von Fosun und vom Partnerklub Wolverhampton vor allem dazu geführt, dass GC führungslos wirkt.