Wurde ja hier schon vor einiger Zeit diskutiert, dass mit der "Flucht nach vorne" Strategie verschiedener Klubs die Risiken auch steigen. Nach wie vor wird aber in den Medien oft der Eindruck vermittelt, die Situation sei noch so wie vor ca. 10 Jahren. Da gab es mit Lugano, ZSC, Bern und Davos 4 Klubs, welche ein mehr oder weniger deutlich grösseres Budget hatten als das Mittelfeld (Kloten, Zug, + ?Servette? + ?Lakers?) oder die latent von Geldknappheit bis Konkurs bedrohten Gottéron, Langnau, Ambri, Biel.
Mittlerweile hat sich die Situation erheblich verändert. Ambri, Langnau und Biel sind zwar nach wie vor im steten finanziellen Überlebenskampf, beim Rest wurde aber erheblich "geklotzt". Dass da teilweise die öffentliche + halböffentliche Hand wacker mitmischt wie bei Gottéron - Groupe E (Energie) u. Kantonalbank - entspricht auch nicht unbedingt dem Normalfall. In Genf erhält McSorley einige Milliönchen vom Kanton bzw. der Stadt, weil das Eisstadion noch nicht ausgebaut ist. Da würden sich andere Klubs auch darüber freuen, wenn sie sozusagen "von Staates" wegen solche Ansprüche haben könnten. Trotzdem, die Senfer haben das Kader massiv reduziert, mit den sichtbaren Folgen diese Saison. Verletzte können kaum mehr ersetzt werden, das Kader ist auf Minimalgrösse.
Insgesamt haben Gottéron, Zug und Kloten am meisten zugelegt, wobei die finanzielle Last bei den Klotenern wohl am einseitigsten verteilt ist. Und so schön es auch ist, wenn ein finanzstarker Fan eines Klubs das Sagen hat und in der Euphorie eine teure Mannschaft zusammenstellt, so gross sind in einem solchen Fall auch die Risiken. Eine Milliardärsfamilie wie die Mantegazzas kann sich das langfristig leisten. Im Falle von Walter Frey ist es insofern etwas anders, als der zwar auch sehr viel Geld abdrückt, jedoch damit auch noch die GCK-Lions alimentiert. Rein auf die 1e Mannschaft bezogen dürfte Lugano m.E. mehr Kohle zu verbrennen haben als der ZSC.
Im Vergleich mit Mantegazza oder W. Frey spielt Bircher aber eine Liga tiefer. Dass er in seinem Eifer, mit Kloten den Kübel zu holen, seine Möglichkeiten wohl etwas überstrapaziert hat, ist nicht erst diese Saison ein Thema. Widersprüchlich ist (immer wieder) die Kommunikation, wo öffentlich finanzielle Todesahnungen geäussert werden, um eine Woche später Verpflichtungen und Vertragsverlängerungen mit teuren und hochkarätigen Spielern bekannt zu geben. Werden Bircher oder andere Vertreter der Führungsriege darauf angesprochen, so kommt meist wenig erhellendes. Dieses Jahr heisst es beispielsweise, dass der VR "...den laufenden Spielbetrieb finanziell gesichert habe...". Das ist zwar schön für diese Saison, aber all die Vertragsverlängerungen und Neuverpflichtungen gehen ja über diesen "laufenden Spielbetrieb" hinaus. Offenbar rechnet Bircher für nächste Saison mit höheren Einnahmen oder zahlungskräftigen Sponsoren, welche ihn finanziell entlasten. Wie lange diese Hochseilakte noch gut gehen, bleibt abzuwarten....