Zitat von vancouver
Gemäss Tagi von gestern, hat der Z kein Gebrauch gemacht von der Ausstiegsklausel mit Lethonen.
Somit ist er bis Ende Saison unter Vertrag.
lehtonen könnte in den playoffs durchaus zum absoluten glücksgriff werden. nzz vom sonntag:
Ein interessanter Fall
Mikko Lehtonen ist nur wegen einer Verletzung beim ZSC gelandet. Von Ulrich Pickel
Im Moment herrscht in den Schweizer Eishockeyklubs wieder emsige Betriebsamkeit. Die Zeit drängt, am 15. Februar ist Transferschluss, ab dem 2. März geht es in den Play-offs beziehungsweise Play-outs um alles oder nichts. Auf der Suche nach den letzten Puzzle-Teilchen, die in den Wochen der Wahrheit den Unterschied ausmachen sollen, sind auch die ZSC Lions aktiv gewesen - und haben mit der Verpflichtung von Mikko Lehtonen für einen interessanten Fall gesorgt.
Dem finnischen Flügel eilt ein guter Ruf voraus: Er ist grossgewachsen, schnell, und er schiesst scharf. Das Spezielle an diesem Fall: In der Schweiz ist er nur, weil er rekonvaleszent ist. Lehtonen spielt sonst in Tscherepowets, 500 Kilometer nördlich von Moskau. Ende November aber zog er sich eine Schulterverletzung zu, die eine mehrwöchige Pause erforderte. So viel Geduld hatte sein Klub Severstal nicht. Lehtonen wurde aus dem Vertrag entlassen und ausgezahlt, womit seine Ausländerlizenz erneut verwendet werden konnte. Weil der KHL-Klub aber mit ihm zufrieden ist, wurde sofort ein neuer Vertrag für die nächsten zwei Saisons unterschrieben. Nun ist er bis Ende Saison frei, er darf spielen, wo er will. Und dass er möglichst schnell wieder aufs Eis zurückkehren will, stand für ihn ausser Frage.
Lehtonen war kein Restposten auf dem Markt. Sein Salär geht in Russland auf die Millionenmarke zu, Spieler wie er sind unter normalen Umständen ausser Reichweite der NLA-Klubs. Der Deal zwischen den Zürchern und dem 25-Jährigen war denn auch innert weniger Tage besiegelt. Über das Finanzielle herrscht Stillschweigen. «Es kam nur ein Topklub in Frage», sagt sein Agent Christoph Graf. Interesse kam auch aus Davos, Bern und Lugano, doch Lehtonen wollte nach Zürich: «Über den Klub habe ich viel Gutes gehört, auch reizt mich die spezielle Herausforderung, den Titel zu verteidigen. Und hier gibt es einen Flughafen. Das ist praktisch, wenn Besuch kommt.»
Den Lions war's recht. Sie wählten Lehtonen aus einer Vielzahl von Möglichkeiten. «Allein im Januar sind bis jetzt über 100 Mails mit Angeboten eingegangen», sagt der Sportchef Edgar Salis. Vertrauensleute aus Skandinavien und Nordamerika, wo Lehtonen 2008 bis 2010 gespielt hatte, aber auch der GCK-Coach Matti Alatalo, der Lehtonen in Finnlands Liga oft gesehen hatte, halfen, ein Bild zu gewinnen.
Doch vor allem wollten die Lions Lehtonens Gesundheitszustand genau kennen. Er erhielt zunächst einen Probe-Vertrag, der am Freitag in ein definitives Engagement bis Ende Saison umgewandelt wurde. Lehtonen kam nach seiner Ankunft in die Obhut des Teamarztes Gery Büsser. Die Resultate der Untersuchungen (Röntgenbilder, MRI, Computertomografie) wertete Büsser unter Beizug von Schulter-Spezialisten aus. Lehtonen hatte einen unkomplizierten Knochenbruch erlitten, der keine Operation erfordert hatte. «Es war nach den Untersuchungen realistisch, dass er nach der Nationalmannschafts-Pause im Februar wieder spielen kann», sagt Büsser, der mit den zwei Physiotherapeuten der Lions den Heilungsverlauf täglich kontrolliert.
Für die Betreuung ist die Sekretärin Nicole Brechbühl zuständig. Sie ist seit neun Jahren der gute Geist im Betrieb, der besonders den Neuankömmlingen im Alltag eine unentbehrliche Hilfe ist. Sie ist «immer auf Pikett» und musste auch schon zu später Stunde ausrücken, weil es sich eine Fledermaus in der Dachwohnung eines Spielers gemütlich gemacht hatte. Ein Zuhause für Lehtonen zu organisieren, war diesmal problemlos. Er übernahm einfach die möblierte Wohnung des im Dezember abgewanderten Jeff Tambellini.
Lehtonen fühlt sich bestens aufgehoben. Er trainiert mit dem Team, aber noch ohne Körperkontakt. Dabei ist er voller Tatendrang: «Eigentlich könnte ich schon viel mehr machen. Ich habe keinerlei Schmerzen. Es war ja keine grosse Sache: nur ein kleiner Knochen, ein sauberer Bruch. Aber man will jedes Risiko vermeiden. Also brauche ich halt noch etwas Geduld», sagt er.
Wer den fast zwei Meter grossen Blondschopf erlebt, gewinnt sofort einen positiven Eindruck. Lehtonen strahlt Energie aus, ist offen und unkompliziert. Auf jede Frage folgt ein wahrer Wortschwall, umrahmt von einem freundlichen Lächeln. Mit dem Klischee des verschlossenen Finnen hat er nichts zu tun. Der erste Eindruck stimmt, der Mann ist ein Versprechen: erstklassige sportliche Referenzen, eine sympathische Erscheinung, ein kalkulierbares Gesundheitsrisiko. Jetzt muss sich der Deal nur noch auszahlen.