Wie ihr gestern in der zehnten Minute des Derbys sehen konnten, kam es zu einem fast schon historischen Moment. Zusammen mit den Fans unseres Rivalen haben wir auf das Komitee „Kollektivbestrafung Nein“ hingewiesen. Dies ist ein Bündnis von Fans aller grossen Eishockey- und Fussballvereine (FCZ, GCZ, FC Winterthur, EHC Kloten und ZSC), welches sich gebildet hat, um das Referendum gegen das revidierte „Konkordat über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen“ zu ergreifen. Dass sich Vertreter von all diesen Vereinen an einen Tisch setzen, gab es bisher noch nie.
Wir möchten hier die Chance nutzen, euch den ganzen Sachverhalt ausführlich näher zu bringen. Und euch ermuntern, mitzuhelfen, dass das Referendum zustande kommt und wir etwas gegen die Bestrafung aller Fans unternehmen können.
Die Vorgeschichte
Wir sind es uns ja seit Jahren gewohnt, dass wir als Fans speziell behandelt werden. In den Medien werden oft die wildesten Geschichten geschrieben, wie gefährlich eine Fankurve ist. Politiker nutzen uns, um auf uns rumzutrampeln, um sich zu profilieren. Kaum jemand traut sich, für Fans das Wort zu ergreifen. Denn wer stellt sich schon gerne hinter Asoziale und Hooligans.
Jeder ZSC-Fan, der regelmässig zu den Spielen geht, weiss, dass das Unsinn ist. Die Gewalt hat in den letzten Jahren abgenommen. Der Dialog zwischen den Fans und der Vereinsleitung wurde massiv verbessert und es herrschen momentan vorbildliche Verhältnisse. Trotzdem wird die Schraube der Repression immer mehr angezogen. Einerseits von Seiten anderer Vereine (Zug führt Sonderregelungen für Gästefans bezüglich den Einlasskontrollen und der Verpflegung im Stadion ein). Andererseits aber auch von Seiten der Polizei, wie das Beispiel in Lugano zeigt, wo es zu präventiven Kontrollen von Privatautos und Fancar kam mit der Folge das zahlreiche Fans erst zu Beginn des zweiten Drittels im Stadion waren. Zuletzt hat auch der Zürcher Kantonsrat gehandelt und das „Konkordat über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen“ (auch bekannt unter „Hooligan-Konkordat“) verschärft. Dies ist ein weiterer Schritt, den viele Fans nicht bereit sind hinzunehmen.
Das Konkordat
2007 wurde das „Konkordat über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen“ eingeführt um etwas gegen die Gewalt im Sport zu unternehmen. Obwohl die Gewalt seither nachweislich abgenommen hat, wurde es revidiert. Der Kantonsrat hat kürzlich klar zugestimmt. Hier haben wir die wichtigsten Punkte und vor allem die Änderungen des Konkordats aufgelistet:
Das Konkordat will Gewalt bekämpfen, darunter versteht es nicht nur Handlungen gegen Leib und Leben und Sachbeschädigungen, sondern neu auch die Hinderung einer Amtshandlung.
Konkret: Jemand der einer Aufforderung der Polizei nicht unverzüglich Folge leistet, wird gleich behandelt wie jemand, der einen anderen brutal zusammenschlägt. - Das ist unverhältnismässig!
Neu sind alle Spiele der obersten Ligen bewilligungspflichtig. Dies hat der Fussball- und Eishockeyverband gleichermassen kritisiert. Erstens, weil es ein grosser bürokratischer Aufwand ist, zweitens weil es die reguläre Durchführung des Spielbetriebs gefährdet.
Konkret: Behörden entscheiden über den Verlauf einer Saison.
Bei den Bewilligungen können die Behörden Auflagen machen, welche den Alkoholausschank oder die An- und Abreise der Fans betreffen.
Konkret: Nicht nur das Bier im Stadion kann verboten werden, die Behörden können auch bestimmen, wie wir an die Spiele reisen sollen. In diesem Zusammenhang wird das Kombiticket immer wieder erwähnt. Das bedeutet, dass man nur noch zu einem Auswärtsspiel kann, wenn man das Matchticket zusammen mit dem Extrazugticket kauft und so anreist. Ein ZSC-Fan der in Bern wohnt müsste also, um das Spiel Bern gegen ZSC im Gästeblock zu schauen, zuerst nach Zürich fahren, da in den Zug einsteigen, dann mit dem Extrazug nach Bern zurückfahren und ins Stadion gehen. Nach dem Spiel wieder der gleiche Ablauf. Die Anfahrt mit dem Auto oder in seinem Fall zu Fuss wäre nicht möglich. Weiter kann unter den bewilligungspflichtigen Massnahmen auch ein generelles Fahnenverbot verlangt werden. - Diese Massnahmen sind stimmungstötend und verhindern eine positive Fankultur.
Weiter wurden die Bestimmung für Rayonverbote ausgeweitet, was jemanden der gewalttätig (im oben beschriebenen Sinn) aufgefallen ist, für Jahre massiv in seiner Bewegungsfreiheit einschränken kann.
Das Referendum
Die oben beschriebenen Änderungen zeigen im Wesentlichen drei Dinge auf:
1. Die Massnahmen sind unverhältnismässig.
2. Sie gehen an den Interessen der Fans UND der Vereine vorbei.
3. Sie betreffen alle Fans, jeden einzelnen der im Stadion ein Spiel schauen geht. Denn es müssen alle mit dem Kombitcket anreisen und bei einem allfälligen Alkoholverbot, dürfte niemand ein Bier trinken. Ganz egal, ob man in der Fankurve steht oder in der Loge sitzt; ob man als Familienvater mit seinen Kindern an Spiel möchte oder ob man mit dem Ziel jemanden zu verprügeln an ein Spiel geht. Gegen diese Kollektivbestrafung wehren wir uns und deswegen haben wir das Referendum ergriffen.
Unterschreiben und mithelfen
Da der Kantonsrat alleine entschieden hat, dass man das Konkordat verschärfen soll – ohne dabei auf die Bedenken der Vereine, der Verbände oder der Fans einzugehen – sind wir der Meinung, dass das Zürcher Stimmvolk entscheiden soll, ob es alle Fans und nicht nur diejenigen, die eine Gewalttat verübt haben, bestrafen möchte. Dazu brauchen bis Ende Jahr ingesamt 3000 Unterschriften, damit die Revision des Konkordats vor das Volk kommt.
Unterschreibt das Referendum und helft mit beim Unterschriften sammeln. Solche Unterschriftenbögen haben Platz für zehn Unterschriften. Unterschreiben dürfen alle, die über 18. und in Zürich stimmberechtigt sind. Unterschreiben müsst ihr auf dem Bogen der politischen Gemeinde, wo ihr wohnt.
Wir wäre zudem sehr dankbar, wenn ihr mithelfen könntet, Unterschriften zu sammeln. Wir sind überzeugt, dass es für jeden einzelnen möglich ist, bei seiner Familie und Freunde, die in Zürich wohnen, mindestens 10 Unterschriften sammeln könnt.
Unterschriftenbögen gibt es am DRZ-Stand. Da könnt ihr die Unterschriften danach auch wieder abgeben. Bitte tut das noch vor Ende Jahr, oder schickt sie an die angegebene Adresse gleich selbst ein.
Mehr Infos
Grundsätzlich gibt es mehr Infos über die Webseite: http://www.kollektivbestrafung-nein.ch, auf Facebook (http://www.facebook.com/KollektivbestrafungNein) oder Twitter (https://twitter.com/konkordat_nein)
Bögen direkt downloaden! - Unterschrieben einschicken oder beim DRZ-Stand abgeben.
Dankr für eure Mithilfe.