Wann muss ich nach einem Matchbesuch in Quarantäne?
Die Sportlobby hat sich im Bundesrat durchgesetzt. Ab dem 1. Oktober dürfen die Stadien wieder zu zwei Dritteln gefüllt werden. Das müssen Sie wissen, wenn Sie wieder an ein Spiel gehen wollen.
Florian Raz, Christian Zürcher
Publiziert heute um 21:44 Uhr
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Hat die Schweiz eine Vorreiterrolle?
Ja. «Wir sind das erste Land, das so stark öffnet», sagt Bundesrat Alain Berset. Zum Vergleich: In England durften zuletzt in Brighton 2500 Personen in ein Stadion, das über 30’000 Platz bietet. In Deutschland gilt RB Leipzig als wagemutig, weil es 8500 Fans in eine Arena mit fast 43’000 Plätzen lassen will. In Österreich sind seit September Veranstaltungen mit bis zu 10’000 Personen wieder erlaubt.
Wie komme ich an mein Ticket?
Spontaner Ticketkauf? Ist derzeit nicht erlaubt.
Foto: Anthony Anex (Keystone)
Wer eine Saisonkarte besitzt, hat bei den Clubs Priorität. Sind alle diese Stammkunden abgedeckt, kommen Einzeltickets in den Verkauf. Es ist nicht davon auszugehen, dass Tageskassen geöffnet werden, die Karten müssen also im Internet gekauft werden. Ein Tipp für Vermögende, falls alle gewöhnlichen Tickets weg sind: Im VIP-Bereich gibt es meist noch Platz.
Und wenn ich ein Ticket habe, komme ich einfach so ins Stadion?
Sie müssen sicher Ihre Kontaktdaten angeben. Die Behörden wollen wissen, wo und neben wem Sie gesessen sind. Derzeit prüfen die Clubs, wann und wo Sie Ihre Daten hinterlassen – ob zu Hause oder direkt vor Ort. Sie evaluieren auch, ob das bestehende Ticketsystem zum Einsatz kommen soll oder vielmehr Apps und QR-Codes, wie sie bereits in vielen Restaurants angewandt werden.
Wer hat Zugriff auf meine Daten?
Die kantonalen Behörden. Sie erhalten die Informationen vom Veranstalter. Clubs rechnen damit, dass die Daten maximal 14 Tage gespeichert werden.
Wie reise ich an?
Fanmarsch? In Pandemiezeiten eher keine gute Idee.
Foto: Peter Klaunzer (Keystone)
Als Gästefan gar nicht. Die sind von den Spielen ausgeschlossen. Für Heimfans läuft es wie bisher. Volle Busse und Trams werden also weiterhin zum Spielbesuch gehören. Das sei am Feierabend in den Pendlerzügen nicht anders, argumentieren die Clubs. Sie begrüssen es aber, wenn möglichst viele Zuschauer zu Fuss, mit dem Velo und dem Auto anreisen, um möglichst lange den Abstand zwischen den Zuschauern einhalten zu können.
Werden die Eingangskontrollen länger dauern?
Zumindest ist das nicht geplant. Die Kantone wollen Menschenansammlungen um jeden Preis vermeiden. Das heisst, dass Fans keine Taschen mitnehmen sollen, um möglichst rasche Kontrollen zu ermöglichen. Stadien mit vielen Eingängen wie der Zürcher Letzigrund sind im Vorteil. Die Clubs werden nun mit den kantonalen Behörden abklären, ob die örtlichen Verhältnisse eine zeitliche Staffelung verlangen – oder nicht.
Muss ich einen Corona-Test vorweisen?
Corona-Test? Ist eher unangenehm – und für den Stadionbesuch nicht obligatorisch.
Foto: Philipp von Ditfurth (Keystone)
Nein. Ebenso wenig gibt es eine Covid-App-Pflicht. Gewisse Clubs wie der SC Bern überlegen sich, ob sie kontaktlos die Körpertemperatur messen sollen. Das wird aber vom Bund nicht verlangt. Weil ein Temperaturcheck nicht besonders effizient sein soll und durch Medikamente getäuscht werden könnte.
Behalte ich als Saisonkartenbesitzer meinen Stammplatz?
Kommt darauf an, wo Sie gewöhnlich das Spiel schauen. Haben Sie einen Stehplatz, müssen Sie künftig sitzen und werden sehr wahrscheinlich umplatziert. Als Sitzplatzabonnent sind Sie abhängig vom jeweiligen Schutzkonzept; dieses wird in den kommenden Tagen zwischen Clubs und Kantonen finalisiert. Geklärt werden muss vor allem auch: Was ist der optimale Abstand zum Sitznachbarn?
Darf ich vermummt ins Stadion?
Sie dürfen nicht – Sie müssen. Es gilt ab Eingangsbereich Maskenpflicht. Ausgenommen werden nur Spieler, Cheftrainer und einige TV-Reporter. Vermutlich gibt es nicht einmal Ausnahmen für Menschen, die an Asthma leiden. Wobei: Der Trick vieler Zugreisender wird auch im Stadion erlaubt sein.
Darf ich etwas essen und trinken?
Bier trinken ja. Aber bitte nicht mehr im Stehen!
Foto: Peter Klaunzer (Keystone)
Ja – der Bundesrat erlaubt sogar Alkohol im Stadion. Aber es gelten Regeln. Essen und trinken darf man nur sitzend, entweder an einem Tisch oder am eigenen Platz. Clubs appellieren zudem, sich beim Anstehen diszipliniert zu verhalten. Keine Menschentraube, lieber eine lange Einerkolonne. Und wenn zu viele Betrunkene die Corona-Regeln missachten, können die Kantone den Alkohol auch verbieten.
Darf ich auf die Toilette?
Sie dürfen. Doch die Frage ist eine der besonderen Herausforderungen für kleinere und ältere Stadien, bei denen enge Platzverhältnisse herrschen. Die Schlangen vor den Frauen-Klos dürften noch etwas länger werden als sonst schon.
Wie soll ich jubeln und singen? Darf ich jemanden umarmen?
Umarmung nach Toren? Ihr Facharzt rät davon ab.
Foto: Alessandro Della Bella (Keystone)
Auch hier appelliert man an die Eigenverantwortung. Sicher ist: Emotionen wird es auch künftig im Stadion geben, sie werden bloss etwas gedämpft. Oder wie sagte es Daniel Koch, Mister Corona der Monate März bis Juni: «Fangesänge sind auch durch die Maske möglich.»
Wer setzt die Regeln durch? Wie wird bestraft?
Entweder greift der Steward direkt im Stadion ein und gibt Anweisungen; oder der Club wird im Nachgang tätig. Seine Möglichkeit: Stadionverbote. Die Eishockeyliga sieht in ihrem Konzept Folgendes vor: Absichtliches Anspucken oder Anhusten gibt zwei Jahre Stadionverbot. Wer ein Spiel besucht, obwohl er nachweislich an Covid-19 erkrankt ist, soll mit drei Jahren Stadionverbot belegt werden. Sicher ist: Es wird keine Bussen geben.
Wann muss ich nach einem Matchbesuch in Quarantäne?
Das liegt im Kompetenzbereich des jeweiligen Kantonsarztes. In Quarantäne muss grundsätzlich, wer länger als 15 Minuten lang weniger als 1,5 Meter Abstand zum Erkrankten hatte. Es können aber auch noch weitere Faktoren zur Bewertung einfliessen. Heisst: Der Kantonsarzt könnte auch einen ganzen Sektor in Quarantäne schicken.
Sterben jetzt die Fankurven?
Choreos werden verboten, die Stehplätze aufgehoben, die Ultras von ihren Plätzen gedrängt. Ein Clubvertreter sagt: «Die Fankurven werden ins Sabbatical geschickt.» Die Kurven selbst haben bislang geschwiegen, weil sie verstehen, dass die Corona-Krise gewichtiger ist als ihre Vorstellung eines idealen Fussballspiels. Aber unter den Ultras geht die Angst um, dass Sitzplatzpflicht und ausgesperrte Auswärtsfans auch nach der Pandemie beibehalten werden.
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ah ja, quelle Tagi