wieder emal zürcher stadion frag...

  • us de hütige nzz:

    Poker um das Stadion

    GC, der FCZ und die Firma Halter wollen in Zürich ein Stadion bauen. Sie sind auf das Wohlwollen von Stadt und Credit Suisse angewiesen. Diese reagieren reserviert. Von Christine Steffen und Flurin Clalüna

    Ancillo Canepa sitzt in seinem Büro und stopft die Pfeife. Es ist der Tag nach der Niederlage gegen die Grasshoppers, und vielleicht würde sich der Präsident des FC Zürich gerne darüber Gedanken machen, wie er seine Mannschaft verstärken kann. Aber er tut, was ihn sein Jahren beschäftigt: weibeln für ein Stadionprojekt.

    Vor acht Jahren wurde Canepa Präsident im FCZ. «Damals hat man mir in aller Ernsthaftigkeit versprochen, dass wir 2008 ein neues Fussballstadion haben werden», sagt er. Seither sind zwei Projekte gescheitert: das Fünfeck mit Mantelnutzung der Credit Suisse am Widerstand der Anwohner und das von der Stadt finanzierte Stadion an der Urne. Jetzt zieht Canepa an seiner Pfeife und sagt: «Ich erwarte, dass alle Beteiligten unser Projekt unterstützen.» Kaum zwei Monate sind vergangen, seit die Stadtzürcher Bevölkerung Nein gesagt hat zu den 216 Millionen Franken, mit denen ein Stadion und Wohnungen auf dem Hardturmareal hätten gebaut werden sollen. Und schon kämpft Canepa wieder für ein Projekt. Das ist etwas irritierend, weil die beiden Klubs im Wahlkampf vermittelt hatten, dass bei einer Ablehnung der Vorlage Spitzenfussball in Zürich kaum eine Zukunft habe. Canepa sagt, dieses Risiko bestehe weiterhin - offensichtlich hat man sich aber sehr wohl Gedanken um einen Plan B gemacht.

    Namensrecht für die CS?

    Die neue Idee knüpft an das Modell einer privat finanzierten Arena mit Mantelnutzung an; im Unterschied zum Projekt der Credit Suisse sind Mantelnutzung und Sportstätte aber örtlich getrennt. Der Stadionbau soll aus den Erträgen aus Wohnungen und Büros auf dem Hardturmareal querfinanziert werden und auf einem Areal entstehen, das die Stadt im Baurecht zu einem symbolischen Zins abgibt. Als Vorbild dient das Stadion-Konstrukt in Luzern (siehe Text rechts).

    Im Boot mit dem FCZ und GC ist die Immobilienunternehmung Halter, die bereits in Luzern gebaut hat. Zurzeit werden zwei Standorte favorisiert (siehe Grafik); eine von den Initianten in Auftrag gegebene Studie hat jedoch 18 weitere mögliche Standorte in- und ausserhalb der Stadt eruiert - etwa auf dem Kasernenareal und der Allmend Brunau. Vorgesehen ist, dass die Stadt dem Konsortium das Land beim Hardturm für 50 Millionen Franken verkauft; zum Preis also, zu dem sie es 2010 von der CS erworben hat. Allerdings hat die CS bis 2035 ein Rückkaufsrecht zum gleichen Preis, falls auf dem Land kein Stadion entsteht - am Tag der verlorenen Abstimmung hat der Stadtrat André Odermatt darauf hingewiesen, dass der Hardturm für die Stadt als Stadion-Standort kein Thema mehr sei. Zudem handelte es sich bei den 50 Millionen um einen Vorzugspreis. Weil die Überbauung beim Hardturm den Bau des Stadion finanzieren soll, geht das Konsortium davon aus, dass die Credit Suisse das Projekt unterstützen wird (siehe Interview). Das ist eine gewagte Annahme. Eingehen mag die CS auf die Offensive nicht. «Wir prüfen zusammen mit der Stadt Zürich die Alternativen und besprechen das weitere Vorgehen» - den dürren Satz hat sie nach dem Nein zum Stadion am 22. September verlauten lassen, an ihm hält sie fest.

    Der GC-Präsident André Dosé lädt ins Restaurant «Heugümper». Er sagt: «Das Land beim Hardturm hat einen höheren Wert als 50 Millionen. Da braucht es ein Entgegenkommen der CS.» Er räumt ein, dass im Gegenzug wohl ein Entgegenkommen des Konsortiums gefragt sei, damit das Projekt für die CS attraktiver werde. Dass es dabei etwa um die Namensrechte für das Stadion gehen könnte, will er weder bestätigen noch ausschliessen.

    Man kann davon ausgehen, dass die Credit Suisse nicht zuletzt vom Tempo der Initianten überrascht wurde - wie auch die Stadt. Am 1. Oktober, neun Tage nach der verlorenen Abstimmung, hatte André Dosé vor den GC-Fans auf der Hardturm-Brache bereits angekündigt, es sei realistisch, dass man in vier, fünf Jahren ein privat finanziertes Stadion habe. Am 25. Oktober fanden sich um 7 Uhr die beiden Klubpräsidenten und eine Delegation der Firma Halter bei den Stadträten André Odermatt, Gerold Lauber und Daniel Leupi ein. Sie präsentierten ihren Vorschlag und gingen fünf Stunden später damit an die Öffentlichkeit. Der Finanzvorstand Daniel Leupi erklärt auf Anfrage, weder die Klubs noch die Halter AG hätten den Stadtrat vorher informiert.

    «Schnelle Antworten»

    Mit der raschen Bekanntgabe setzen die Initianten Druck auf. Für sie ist es unabdingbar, schnell Hoffnung auf einen Auszug aus dem Letzigrund zu schaffen, um das Umfeld von Geldgebern, Sponsoren und Fans im Fall von GC bei Laune zu halten. Dosé sagt: «Wir brauchen schnelle Antworten. Weder die Stadt noch die CS brauchen ein Jahr, um unseren Vorschlag abzuklären.» Das Konsortium forciert aber nicht nur das Tempo, sondern baut forsch auf ein Wohlwollen der anderen Parteien. Dosé erkennt sogar eine «Verpflichtung der Stadt, Hand zu bieten für eine Lösung». Diese leitet er aus dem knappen Abstimmungsresultat ab: «Wenn es bei einer Abstimmung fast 50:50 steht, ist ein gewisser Handlungsbedarf da. Ich sehe das weniger als Entgegenkommen der Stadt denn als Lösung, wie man das Bedürfnis von fast 50 Prozent der Stimmbürger befriedigen kann.» Und Canepa sagt: «Dieses Projekt zu torpedieren, wäre nur noch böswillig.» Den Profit für die Stadt sehen sie darin, dass diese auf dem Gebiet des Hardturm-Parkhauses die Sozialwohnungen bauen könnte, die bei der kombinierten Abstimmung im September angenommen wurden.

    Der Stadtrat lässt sich durch die entschiedenen Ansagen nicht aus der Reserve locken. Daniel Leupi lässt nüchtern verlauten: Der Stadtrat mache eine Auslegeordnung und prüfe alle denkbaren Varianten und privaten Initiativen. Er schreibt: «Nach zwei gescheiterten Projekten und insbesondere nach dem Nein der Stimmberechtigten ist ein Beitrag der Stadt - in welcher Form auch immer - höchstens in einem bescheidenen Rahmen denkbar.» Man kann sich auch fragen, warum die Stadt einer privaten Firma wie Halter Land zu einem Dumpingpreis überlassen soll - selbst wenn die lange Leidensgeschichte um ein Fussballstadion in Zürich als angenehme Begleiterscheinung gelöst würde.

    Die Dringlichkeit begründen die Präsidenten mit der Situation im Letzigrund. Dosé spricht davon, dass das wirtschaftliche Überleben der Klubs «schwer bis unmöglich» sei, bekämen sie kein Stadion. Kurzfristig möchten der FCZ und GC der Misere mit baulichen Massnahmen begegnen. Denkbar sei etwa, das Stadion mit Glas zu umhüllen. «Das gäbe Wetterschutz und wäre gut für die Stimmung und die Sicherheit, weil kein Pyro-Material mehr ins Stadion geworfen werden könnte», sagt Canepa. Zudem wünschten sich die Klubs eine Vergrösserung der Restaurationsmöglichkeiten von 329 auf 1000 Plätze.

    Längerfristig muss für die Klubs ein neues Stadion entstehen. Die Energie, mit der sie vorpreschen, spricht für ihre Not. Ihre Strategie hat überfallartigen Charakter. Entsprechend zurückhaltend präsentieren sich diejenigen, die grosszügig Hand bieten müssten für die vorgeschlagene Lösung. Ancillo Canepa sagt: «Das ist eine mehrfache Win-win-Situation.» Stadt und CS werden sich sehr genau überlegen, was sie zu gewinnen haben.

    Plan der Initianten

    «Kann es sich die CS wirklich erlauben, hier nicht mitzumachen?»

    NZZ am Sonntag: Das neue Stadionprojekt kam für viele überraschend schnell auf den Tisch. Wie lange existiert die Idee schon?

    Markus Mettler: Fünf Tage nach der Abstimmung sind wir auf die Präsidenten André Dosé und Ancillo Canepa zugegangen. Hinter dem Projekt steht eine längere Geschichte. Schon 2009, als sich die CS aus ihrem Stadionprojekt zurückzog, hatten wir eine ähnliche Idee. Sie sah ebenfalls vor, das Stadion und die Mantelnutzung zu trennen. Wir haben das Projekt damals auch der Stadt präsentiert, aber sie hatte die Absicht, das Stadion selber zu bauen. Heute glaube ich, dass unser Projekt die einzige Möglichkeit darstellt, ein privatwirtschaftlich finanziertes Stadion zu erstellen.

    Schon in der Volksabstimmung hatten die Befürworter den Eindruck erweckt: entweder dieses Stadion oder keines. Wenn Sie sagen, das sei die einzige Möglichkeit, wird man stutzig.

    Das ist mir klar. Natürlich kann man darauf hoffen, dass ein privater Investor kommt und für 100 Millionen Franken ein Stadion hinstellt. Auch die Klubs könnten das theoretisch tun, aber das ist aus finanziellen Gründen undenkbar. Oder ein Gönner wie Roman Abramowitsch könnte uneigennützig ein Stadion finanzieren. Daran kann man glauben. Aber es ist nicht realistisch. Auch die Finanzierung durch die öffentliche Hand ist gescheitert. Dann bleibt nicht mehr viel übrig - eigentlich nur noch unser Modell.

    Sie möchten das Hardturm-Areal für 50 Millionen Franken kaufen, obwohl das Land mehr wert ist.

    Natürlich ist das nicht der Marktpreis. Die 50 Millionen entsprechen jedoch exakt dem Preis, den die Stadt der CS 2010 für das Grundstück bezahlt hat, um darauf ein Stadion zu bauen. Da unsere Zielnutzung dieselbe bleibt - eine Sportstätte zu realisieren -, sind wir der Ansicht, dass der Fussball einen historisch legitimen Anspruch auf dieses Land erheben darf.

    Wie meinen Sie das?

    Unser Vorschlag an die Stadt und die CS ist: Verwendet die Grundstücke im Hardturm, die immer schon für den Fussball genutzt wurden, zur Finanzierung eines Stadions.

    Die CS hat ein Rückkaufsrecht auf das Hardturm-Areal, wenn dort kein Stadion entsteht. Weshalb soll sie es nicht selber nutzen?

    Die Frage ist: Ist die CS wirklich nicht bereit, im Sinne des Fussballs einer solchen Lösung zuzustimmen? Aufgrund ihrer historischen Tradition müsste sie dafür sein. Kann es sich die CS wirklich erlauben, hier nicht mitzumachen?

    Sie setzen die CS unter Druck.

    Ja, das ist so. Klar haben wir die CS auch etwas überrascht mit unserem Vorschlag, aber am Ende des Tages wird es auch für sie eine Win-win-Situation sein.

    Was ist der Gewinn für die CS?

    Sie kann ihr langfristiges Versprechen verwirklichen, ein Stadion für Zürich zu realisieren. Was es ihr wirtschaftlich bringt, wird sie sich überlegen müssen.

    Wie sieht jetzt Ihr Zeitplan aus?

    Sobald wir die Bewilligungen haben, sollen institutionelle Anleger eintreten - zum Beispiel auch die CS. Wir bieten eine marktadäquate Rendite. Das Einzige, das passieren kann, ist, dass die Stadt oder die CS sagen, sie wollten nicht mitmachen - aus einem Grund, den wir uns nicht vorstellen können.

    Was soll auf dem Areal gebaut werden?

    Wir wollen 600, 700 Wohnungen zu marktüblichen Preisen erstellen. Die Rendite kommt aus den Wohnungen und aus 14 000 m2 Bürofläche. Der Ertrag aus den Liegenschaften dient der Querfinanzierung des Stadions.

    Also tragen die Investoren das Stadion nur mit, um von anderen Liegenschaften zu profitieren.

    Das ist böse gesagt, aber die Wahrheit. Die Investoren haben ein Portfolio mit Wohnungen Büros, Gastroflächen und 2 Millionen Erträgen von den Klubs.

    Um noch einmal böse zu sein: Für Ihre Firma war es doch gut, dass das Stadion abgelehnt wurde.

    Der VR-Präsident Balz Halter ist eingefleischter GC-Fan. Nach der Abstimmung war er sehr enttäuscht. Doch dann haben wir gesagt: Wir gehen bewusst raus mit einem neuen Projekt. Interview: Flurin Clalüna, Christine Steffen

    NieUsenandGah

  • es gaht vorwärts i rieseschritt! super! spöteschtens 2078 staht in züri es fuessballstadion! :geil:

    us de hütige schweiz am sonntag:


    Zürcher Stadion: Sieger machen neuen Vorschlag

    Die Stadt Zürich nimmt einen weiteren Anlauf für ein reines Fussballstadion. In wenigen Tagen läuft die Eingabefrist für neue Projekte ab. Mit dabei sind die ursprünglich vorgesehenen Architekten für ein neues Stadion auf dem Hardturm-Areal. Das Badener Architekturbüro Burkard Meyer wird bis Mittwoch einen überarbeiteten Vorschlag einreichen, sagt Adrian Meyer, Partner des Architekturbüros, auf Anfrage. Im Februar hatte die Stadt unter dem Titel «Neues Fussballstadion» potenzielle Investoren angeschrieben. Diese wurden aufgefordert, bis Ende April auf acht bis zwölf Seiten ihr Vorhaben darzustellen. Wie viele Vorschläge eingegangen sind, will die Stadt erst Anfang Mai offenlegen.

    Bereits 2012 hatte sich Burkard Meyer gegen elf Architektenteams aus fünf Ländern durchgesetzt und den Zuschlag für ein neues Stadion auf dem Hardturm-Areal erhalten. Allerdings scheiterte das Projekt vergangenen September an der Urne. 50,8 Prozent der Zürcher lehnten die Vorlage ab. Der Kredit für das Projekt – samt Grundstückkosten, Parkgarage und Stadionplatz – belief sich auf 216 Millionen Franken.

    Die neuen Vorschläge legen den Fokus stärker auf die Mantelnutzung des Stadions und andere Formen der Querfinanzierung. Ziel ist es, den Beitrag der öffentlichen Hand möglichst tief zu halten. Das Interesse der Fussballklubs ist weiterhin vorhanden. Bereits kurz nach der Abstimmung hatten FCZ und GC Alternativen ins Spiel gebracht.

    Einen Entscheid, ob doch noch ein neues Stadion auf dem Hardturm-Areal entsteht, fällen die Stadt und Credit Suisse nach den Sommerferien. Die CS hat ein Rückkaufsrecht, falls auf dem Areal kein Stadion gebaut wird. Sie wartet die neuen Vorschläge ab.

    NieUsenandGah

  • us de hütige nzz:

    Lob den Stimmbürgern

    Stadion in Zürich

    In der Zürcher Stadtregierung und bei den Verantwortlichen der Fussballklubs GC und FCZ war die Enttäuschung vor einem Jahr riesig. Das Stimmvolk lehnte den Bau eines neues Fussballstadions ab. Umstritten waren vor allem die hohen Kosten von 216 Millionen Franken. In der Folge wurden neue Projektideen für alle möglichen Gebiete inner- und ausserhalb der Stadt herumgereicht. Nun will der Stadtrat zum ursprünglichen Projekt zurückkehren. Neu sind neben dem Stadion zusätzliche Wohnungen für den freien Markt geplant, wodurch sich die Kosten für die Steuerzahler reduzieren lassen. Das zeigt, wie richtig es war, das überrissene Projekt zurückzuweisen. Nun ist zu hoffen, dass Zürich bald ein taugliches Fussballstadion bekommt.

    NieUsenandGah

    • Offizieller Beitrag

    Stadion Zürich, Teil 7248:


    Stadt hält an ihrem Stadion fest – und verärgert die Privaten

    Die Stadt Zürich schreibt einen Investorenwettbewerb aus – und erteilt GC und dem FCZ eine Absage. Ihr Stadionprojekt ist nicht erwünscht.

    Daniel Schneebeli

    Zürich – Das unendliche Ringen um ein neues Fussballstadion in Zürich geht in eine neue Runde. Gestern hat der Stadtrat einen Wettbewerb für private Investoren ausgeschrieben. Ziel ist es, das Hardturmstadion, das im September vergangenen Jahres von den Stimmberechtigten verworfen wurde, doch noch zu bauen. Neu soll der grosse Stadionplatz (Areal-West) auch überbaut werden. Damit sollen die Investoren eine Rendite erwirtschaften, mit der sie den Stadionbau quersubventionieren können. Der Stadtrat geht davon aus, dass dies nicht ausreicht und ein «substanzieller Beitrag» aus der Stadtkasse nötig sein wird.

    Damit erteilt der Stadtrat GC, dem FCZ und der Immobilienfirma Halter eine Absage, die nur zwei Wochen nach der Abstimmungsniederlage ein neues Stadionprojekt präsentiert hatten. Es sah vor, das Hardturmareal komplett mit 600 Wohnungen zu überbauen. Mit der Rendite daraus wäre beim Bahnhof Stettbach oder in Altstetten ein Stadion mit 20 000 Sitzplätzen erstellt worden – ohne städtische Hilfe.

    Leupi: «Rad nicht neu erfinden»

    Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) bestätigte gestern, dass die Stadt diese Idee ablehne. Man habe ein Stadion-Projekt im Hardturm, in welches bereits Millionen Franken investiert worden seien, sagte er. «Es ist nicht nötig, das Rad komplett neu zu erfinden.» Zudem sei mit der Credit Suisse vertraglich vereinbart, dass diese das Hardturmareal zurückkaufen könne, wenn darauf kein Sportstadion entstehe.

    Wann der neue Hardturm stehen könnte, lässt Leupi offen. Fest stehe einzig, dass der Investorenwettbewerb Mitte 2015 gestartet werde: «Weitere Termine gibt es nicht.» Wie viel die Stadt ans Projekt beizusteuern bereit ist, wollte Leupi auch nicht sagen. «Wir sind aber nicht bereit, jeden Preis zu zahlen.» Am Abstimmungssonntag hatte Leupi in einer Mitteilung noch geschrieben: «Nach zwei gescheiterten Projekten ist ein Beitrag der Stadt – in welcher Form auch immer – höchstens in einem bescheidenen Rahmen denkbar.»

    Einer Mantelnutzung im Stadion steht Leupi skeptisch gegenüber. Er geht davon aus, dass das Stadionprojekt der Stadt «plus-minus» übernommen wird. Für die Quersubventionierung stehe den Investoren eine gewinnbringende Überbauung des Stadionplatzes zur Verfügung. Der Stadtrat denkt laut Daniel Leupi in erster Linie an Wohnungen und Gewerberäume.

    Verärgert reagierte gestern die Immobilienfirma Halter. Sie warf dem Stadtrat vor, eine Chance leichtfertig zu vertun: Damit werde eine weitere teure staatliche Lösung einer privaten Lösung zum Nulltarif vorgezogen. «Zweimal hat Halter eine Stadionlösung eingereicht, ohne dass die Stadt das Gespräch mit den Initianten gesucht hätte», schreibt die Immobilienfirma in einem Communiqué.

    Halter zieht sich zurück

    Das Projekt von Halter und den beiden Fussballclubs sah vor, 100 Millionen Franken Erlöse aus dem Wohnungsbau in den Stadionbau zu investieren. Zudem wären der Stadt für das Land im Hardturm 50 Millionen Franken bezahlt worden. Markus Mettler, CEO der Halter AG, rechnet damit, dass die Stadt mit ihren Vorgaben mindestens 100 Millionen Franken in das private Stadionprojekt einschiessen muss. «Ob das vom Volk akzeptiert wird, bezweifle ich», sagte Mettler. Die Rahmenbedingungen im Hardturm erachtet Halter als «sehr schwierig». Problematisch sei insbesondere die Vermischung von Sportund Quartiernutzung: «Man denke nur an die Aufmarschrouten der Fans durch bewohntes Gebiet.» Als Konsequenz zieht sich Halter aus dem Stadionprojekt zurück. Markus Mettlers Prognose für den städtischen Investorenwettbewerb: «Das wird nochmals sehr viel Geld kosten, und am Ende wird alles im Sand verlaufen.»

    Mehr Freiheit für Investoren

    Grundsätzlich positiv gestimmt ist GLP-Gemeinderat Gian von Planta, der mit seinem Widerstand das Stadionprojekt im Herbst vergangenen Jahres zu Fall gebracht hat. «Es ist gut, dass jetzt private Investoren zum Mitmachen eingeladen werden.» Dass der Stadtrat dem Halter-Projekt eine Absage erteilt hat, findet von Planta allerdings schade: «Das war meine favorisierte Lösung.» Allerdings sei sie mit hohen politischen Risiken verbunden gewesen. Wenn der Stadtrat jetzt auf den Hardturm setze, sei dies vernünftig.

    Schlecht findet von Planta hingegen, dass den Investoren sehr enge Grenzen gesetzt werden. Die privaten Planer müssten laut Planta frei über das ganze Areal verfügen können. «Dass sie alles auf dem alten Projekt aufbauen müssen, ist schlecht.» Absolut falsch würde es von Planta finden, wenn auch noch die Architektur des Stadions übernommen werden müsste. «Ich habe den Verdacht, dass der Stadtrat einfach die bisherigen Planungskosten noch reinholen will.»


    © Tages Anzeiger

    • Offizieller Beitrag

    Analyse Für das Zürcher Stadion werden Investoren gesucht – aber auch neue Ideen. Von Daniel Schneebeli

    Warum nicht Altstetten?

    Eigentlich könnte Zürich stolz sein: Es gibt keine andere Schweizer Stadt mit zwei grossen Fussballclubs. Doch Zürich ist nicht stolz. Seit 13 Jahren zerfleischt es sich in einem Stadionstreit, der in der Schweiz ebenso einzigartig ist. Vor einem Jahr schien eine Lösung greifbar, aber die Zürcherinnen und Zürcher lehnten das 216-Millionen-Franken-Stadion ab. Das Nein war nicht nur eine riesige Enttäuschung für GC und den FCZ, sondern auch für den Stadtrat. Frustriert hatte er am Abstimmungssonntag das Ende der Träume ausgerufen. Weder auf dem Hardturm noch anderswo werde es in Zürich je ein neues Fussballstadion geben, sagte Stadtrat und Hochbauvorsteher André Odermatt (SP).

    Jetzt sieht es wieder besser aus. Der Stadtrat hat sich von seiner Abfuhr erholt und hat dazu aufgefordert, neue Ideen einzureichen. Fünf private Teams haben dies inzwischen getan. Doch bereits ist es wieder vorbei mit der Aufbruchstimmung. Zwei Teams haben schon aufgegeben, sie fühlen sich vom Stadtrat abgesägt.

    Besonders schade ist dies in einem Fall: Die Immobilienfirma Halter hat zusammen mit GC und dem FCZ den Vorschlag gemacht, das Hardturmareal vollständig mit Wohnungen zu überbauen. Die Rendite daraus sollte ausreichen, um in Altstetten ein neues Stadion zu finanzieren. Dass der Stadtrat diese Idee mit der Auflage abklemmt, das Stadion dürfe nirgends anders stehen als auf dem Hardturm, ist unverständlich. Denn sie hat mehrere grosse Vorteile.

    Der Standort

    Im Unterschied zum Hardturmareal käme das Stadion in Altstetten nicht mitten in einem Wohnquartier zu liegen. Im Norden die Autobahn, im Süden die Eisenbahn, im Westen die Sportanlage Juchhof und im Osten das neue Eishockeystadion. Kaum jemand wäre durch den Lärm gestört, das Stadion wäre ausgezeichnet erschlossen. Die Fangruppen könnten aneinander vorbei zum Stadion geführt werden, ohne dass sie sich in die Quere kämen. Vergitterte Passerellen wie im Hardturm wären unnötig. Das von Halter präsentierte Stadion würde das Juch-Areal zur grossen Zürcher Sportstätte aufwerten. Zudem ist dieser Standort sowohl für FCZ- und GC-Fans neutrales Terrain. Der Hardturm war einst die Heimat der Grasshoppers und würde von vielen FCZlern nie als Heimstadion anerkannt.

    Die Finanzierung

    Das Halter-Projekt würde fast vollständig privat finanziert. Die Stadt müsste lediglich das Land in Altstetten im Baurecht zur Verfügung stellen und das Land im Hardturm zum Einstandspreis (50 Millionen Franken) an die privaten Investoren verkaufen. Laut Halters Berechnungen würde das Stadion mit 21 000 Plätzen rund 100 Millionen Franken kosten, für die Wohnüberbauung bräuchte man 450 Millionen Franken. Für die total investierten 550 Millionen Franken stellt Halter eine Bruttorendite von 5,25 Prozent in Aussicht. Vom TA angefragte unabhängige Experten glauben, dass damit Investoren gefunden werden können. Zudem bewerten sie die angenommenen Renditeerwartungen als angemessen. Mit Halters Berechnungen scheint es möglich, die von den Stimmbürgern gewünschten günstigen Wohnungen im Hardturm zu realisieren. Auch an den Betrieb des Stadions müsste der Steuerzahler nichts beitragen.

    Die Initianten

    Die Halter Immobilien AG hat bereits Erfahrung mit dem Bau eines Fussballstadions. Mit einem ganz ähnlichen Finanzierungsplan hat sie die Luzerner Swissporarena realisiert. Kommt dazu, dass Geschäftsinhaber und VR-Präsident Balz Halter als eingefleischter GC-Fan gute Kontakte zur Zürcher Fussballwelt pflegt, sein Projekt wird aber nicht nur von GC, sondern auch vom FCZ voll mitgetragen. Halter ist mit der Planung im Übrigen schon sehr weit. Es liegt eine Machbarkeitsstudie vor. Es wurden Gespräche mit dem ZSC geführt, mit dem Schweizerischen Fussballverband und mit der Credit Suisse. Mit dem Investor CS hat Halter auch in Luzern zusammengearbeitet. Die Projektunterlagen, die inzwischen veröffentlicht wurden, sind weit mehr als die verlangten Skizzen. Sie ähneln eher schon einer Baueingabe.

    Private sollen nicht nur zahlen

    Nach Einschätzung der Initianten könnte dieses Stadion im Jahr 2020 eröffnet werden. Das scheint zwar etwas sehr optimistisch, aber diese Idee vom Investorenwettbewerb auszuschliessen, ist fahrlässig und nicht im Sinne der Zürcher Steuerzahler.

    Der Zürcher Stadtrat will also kein Stadion in Altstetten, für ihn kommt nur der Hardturm infrage. Dieser Standort ist zwar weiterhin für alle denkbar. Doch der Stadtrat will noch mehr. Er will jenes Projekt realisieren, das er selber ausgearbeitet hat und das an der Urne gescheitert ist. Die Rahmenbedingungen für den Investorenwettbewerb sind so eng gesetzt, dass praktisch nichts anderes möglich ist. Das kann nicht sein. Wenn Private zahlen sollen, muss man sie auch mitdenken und mitentscheiden lassen. Andernfalls wird die Stadt ihre Suppe allein auslöffeln müssen – sprich selber zahlen. Und die Stimmbürger werden am Ende wieder ihr Nein einwerfen.

    Download Das Faktenblatt zur Machbarkeitsstudie stadion.tagesanzeiger.ch


    © Tages Anzeiger

  • Zitat von Larry

    Analyse Für das Zürcher Stadion werden Investoren gesucht – aber auch neue Ideen. Von Daniel Schneebeli

    Warum nicht Altstetten?Das von Halter präsentierte Stadion würde das Juch-Areal zur grossen Zürcher Sportstätte aufwerten. Zudem ist dieser Standort sowohl für FCZ- und GC-Fans neutrales Terrain. Der Hardturm war einst die Heimat der Grasshoppers und würde von vielen FCZlern nie als Heimstadion anerkannt.

    isch nöd z'underschetze! mier wärs aber wurscht. für es reins fuessballstadion nimi au das in chauf. es dörfti eifach nöd hardturm stadion heisse...

    aber das ganze projekt in altstette schreit direkt wieder nach eme duplex stadion! warum die idee - ökonmisch und ökoligsch s'beschte womer baue chönt - derart vehement ignoriert wird, isch mier es rätsel! :nixwiss:

    NieUsenandGah

    • Offizieller Beitrag

    Investoren-Wettbewerb

    Die ersten Bewerber sind schon abgesprungen

    Die Stadt Zürich hat den Bauherren strenge Auflagen gemacht. Nun regt sich aber Widerstand im Parlament.

    Zürich – Nach dem Nein der Stimmberechtigten zum Stadion im letzten September haben sich Architekten und Investoren beim Stadtrat mit neuen Ideen gemeldet. Fünf von ihnen haben auch konkrete Projekte eingereicht.

    Der Stadtrat hat nun letzte Woche entschieden, einen Investoren-Wettbewerb auszuschreiben. Dort sollen die privaten Interessenten ihre Ideen konkretisieren, auch was die Finanzierung betrifft. Der Stadtrat stellt den Wettbewerbsteilnehmern aber Bedingungen: Das Stadion soll auf dem Hardturmareal zu stehen kommen, Basis soll das vom Volk abgelehnte 216-Millionen-Projekt sein. Weiter will die Stadt das vom Volk genehmigte Wohnbauprojekt auf dem Areal selber realisieren. Und letztendlich sollen die Investoren die aufgelaufenen Planungskosten von 6,5 Millionen Franken übernehmen.

    Angesichts dieser Auflagen haben bereits zwei Kandidaten entnervt aufgegeben. Einer davon ist Halter Immobilien. Diese Firma hatte ein rein privat finanziertes Stadion in Altstetten vorgeschlagen. Für den Hardturm sah Halter eine grosse Wohnüberbauung vor, mit welcher der Stadionbau quersubventioniert worden wäre. Zurückgezogen hat sich auch Alexander Maier von Maier Hess Architekten aus Zürich. Er schlug ein abgespecktes Fussballstadion auf dem Hardturm für 60 Millionen Franken vor. Zudem machte er den Vorschlag, das Stadion für einen Markt zu öffnen, auf dem täglich das Restgemüse vom benachbarten Engros-Markt günstig verkauft worden wäre. Sowohl Halter als auch Maier haben die städtischen Auflagen als unverschämt zurückgewiesen.

    Der Stadtrat will den Wettbewerb im Sommer 2015 starten. Den privaten Investoren steht ein Landstück in der Grösse eines Fussballfeldes direkt neben dem Stadion zur Verfügung. Dort können sie Projekte realisieren, um den Stadionbau zu finanzieren.

    Grössere Flexibilität verlangt

    Ob der Stadtrat an den Auflagen festhalten kann, ist allerdings noch ungewiss. Gian von Planta (GLP) hat am Mittwoch zusammen mit Samuel Dubno (GLP) im Gemeinderat verlangt, dass die Stadt «grössere Flexibilität» zeigt beim Wettbewerb. Sonst bestehe die Gefahr, dass sich keine ernsthaften Interessenten meldeten und für die Stadt weiterhin sehr hohe Kosten entstünden, heisst es in der Begründung des Postulates. (sch)


    © Tages Anzeiger

  • Zitat von larlf

    tönt verlockend. auch die 8 millionen bei einem zuschauerschnitt von 8000 sind nicht schlecht. sofern das pro club gemeint ist. ist im artikel nicht ersichtlich. der fcz hat heute etwa 180'000 zuschauer pro saison, wenn 30.- pro zuschauer hängen bleiben, sind das nur gut 5 millionen.

    aber so wie sich die stadt im moment benimmt, gerade so als wolle man neue investoren bewusst vergraulen und nicht anlocken, werden die das land nie und nimmer abgeben und private darauf bauen lassen. :nixwiss:

    NieUsenandGah

  • dass de stadtrat genau eis bestimmts projekt mit scho bestimmte partner durezieh will, isch zimli offesichtlich. warum au immer...

    nzz vo hüt:

    Will der Zürcher Stadtrat, dass die Stadt endlich ein Stadion bekommt?

    Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Die Wurstigkeit, welche die Zürcher Stadtexekutive und vor allem der zuständige Hochbauvorstand André Odermatt (sp.) an den Tag legen, ist bemerkenswert. Es ist völlig klar, dass Zürich ein Fussballstadion braucht. Im bestehenden Letzigrund ist die Atmosphäre bei Fussballspielen prickelnd wie auf einer stillgelegten Sondermülldeponie.

    Dass das ursprünglich geplante, architektonisch überzeugende Stadion der CS nicht gebaut wurde, daran trägt der Zürcher Stadtrat keine Schuld. Das Stimmvolk nahm das Projekt klar an. Aber sensitive Anwohner im Hardturmquartier waren in Sorge wegen des möglicherweise übermässigen Schattenwurfes und verhinderten den Bau mit Einsprachen.

    Dann setzte eine eindrückliche Serie von Pannen ein. In einer Zeit, in der sich die Aussichten des Stadthaushaltes verdüstern, legte die Exekutive ein eigenes Stadionprojekt mit riesigen Kosten vor. Es wurde vom Stimmvolk abgeschmettert, und in der grössten Schweizer Stadt herrschte Katzenjammer. Stadtrat Odermatt spielte die beleidigte Leberwurst und erklärte, das Hardturmareal komme für einen Stadionbau nicht mehr infrage.

    Dabei ist der Hardturm für ein Stadion der ideale Ort. Wie nun bekanntgeworden ist, will die Swiss Prime Site, erprobt in diversen Grossprojekten, der Stadt Zürich gratis ein neues Stadion hinstellen. Und zwar mit Wohnungen, Läden und Restaurants. Es wäre ein Gewinn für die Zürcher Fussballklubs, für das Quartier und die Stadtregierung, die sich nicht länger mit dem Problem herumschlagen müsste.

    Wie reagiert der Zürcher Stadtrat? Er unterlässt es, auf das höchst interessante Angebot zu reagieren. Und schreibt stattdessen einen neuen Investoren-Wettbewerb aus. Interessenten sollen sowohl ein bereits bestehendes Projekt übernehmen als auch für die aufgelaufenen Planungskosten aufkommen - was alles andere als verlockend ist. Dilettiert der Stadtrat in dieser Weise weiter, muss Zürich noch lange auf ein neues Stadion warten.

    NieUsenandGah

  • Zitat von Larry

    "Im bestehenden Letzigrund ist die Atmosphäre bei Fussballspielen prickelnd wie auf einer stillgelegten Sondermülldeponie."

    Isch eso. Und vo dem Stadtrat chasch au nüt erwarte!

    vor allem:

    - wie kann sich ein stadtrat ein prokjekt, welches den steuerzahler keinen rappen kostet, nicht mal ansehen?
    - wieso wird in einem jahr (!) ein neuer projekt wettbewerb geplant, bei welchem die rahmenbedingungen aber derart kurios sind, dass von anfang das sieger projekt bereits feststeht?

    ich kann es drehen und wenden wie ich will. es gibt für mich nur 2 antworten. entweder ist herr odermatt ein selbstverliebter, arroganter besserwisser oder er lässt sich sein engagement, fürstlich, von externer seite entlöhnen... :nixwiss:

    NieUsenandGah

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!