- Offizieller Beitrag
Die Derbys als Balsam für den ZSC
Dritter Sieg über die Flyers in Serie dank eines späten Eigentors von DuPont zum 3:2.
Von Simon Graf, Kloten
Nach dem ersten Saisonderby hätte bei den ZSC Lions wohl kaum jemand vermutet, dass die Kantonsduelle für sie in diesem Winter noch zu den emotionellen Höhepunkten werden sollten. Die Flyers deklassierten ihre Rivalen damals, am 20. September, im Hallenstadion 5:0, liessen sie zeitweise aussehen wie Junioren. Doch offenbar hat man sich bei den Städtern jene Lektion zu Herzen genommen. Sie gewannen seitdem vier von fünf Derbys und liessen dabei nie mehr als zwei Tore zu.
Gestern Sonntag in der Kolping-Arena waren sie nicht das bessere, aber das glücklichere Team. Flyers-Quarterback DuPont lenkte 56 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit, als alle schon mit einer Overtime rechneten, eine Hereingabe Bärtschis mit dem Schlittschuh zum 2:3 ins eigene Tor ab. «Wir hatten die erfahrensten Leute auf dem Eis, das darf einfach nicht passieren», sagte Coach Anders Eldebrink kopfschüttelnd. DuPont, der nach dem Spiel wegen einer Schnittwunde am Fuss ins Spital musste, mochte er bei der entscheidenden Szene nicht freisprechen von Schuld.
Intensiv, emotionell, fehlerhaft
Für die Klotener war es die sechste Niederlage in acht Partien, für die ZSC Lions der dritte Sieg in Folge. Hätten sie nicht eine solch gute Derbybilanz, ihre Situation am Strich würde noch besorgniserregender aussehen. «Vier Teams kämpfen um drei Playoff-Plätze», erinnerte Bob Hartley nochmals an die Ernsthaftigkeit der aktuellen Phase. «Wir können es uns nicht leisten, Geschenke zu verteilen. Wir wollen noch hochkommen auf Rang 6.» Diesen besetzt Lugano, das noch im Hallenstadion gastieren wird.
Der ZSC-Coach zeigte sich begeistert vom sechsten Derby und sprach davon, es habe «Playoff-Eishockey» geboten. In der Tat gefielen die Intensität, das Tempo und die Emotionen, die sich ab und zu in kleinen Scharmützeln entluden. Doch die wünschenswerte Präzision und Kaltblütigkeit liessen beide Teams vermissen. Hartleys Plan, mit zwei ausländischen Verteidigern für defensive Stabilität zu sorgen, ging letztlich auf. Vor allem dank Goalie Flüeler, der sich zusehends zu einem Derbyspezialisten entwickelt. «Solche Spiele machen Spass», sagte der frühere Klotener Junior. «Wenn die Emotionen stimmen, sind wir meistens gut. Die Atmosphäre war fantastisch. Hier in Kloten nehme ich unseren Anhang noch besser wahr als im Hallenstadion.»
Die Partie verlief so, wie sich die ZSC Lions das vorgestellt hatten. Sie überstanden den ersten Klotener Ansturm schadlos und gingen im Mittelabschnitt durch den frei stehenden Monnet (30.) und einen präzisen Schuss Murphys (36.) 2:0 in Führung. Eldebrink durfte immerhin zur Kenntnis nehmen, dass sein Team durch Stancescu (38.) und Jenni (52.) zurückfand, seinen grossen Aufwand noch mit Toren und etwas Spannung belohnt sah.
Es dürfte, wenn man die Tabelle betrachtet, das letzte Derby dieser Saison gewesen sein. Realistischerweise könnten sich die Zürcher Rivalen wohl erst im Final wieder treffen. Ein Szenario, das nicht gerade naheliegend erscheint. Auch wenn bei beiden Mannschaften durchaus noch Potenzial brachliegt.
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