Zitat von snowcat
nö, stimmt nicht! zeidler ist immerhin seit über 30 jahren trainer und hat die ganze trainerochsentour mitgemacht. inkl. erfolgen, wenn auch bescheidenen und eher im junioren und regionalbereich. so einer hätte sicher kein hurra ausgelöst, aber durchaus ein "er hat eine chance verdient, mal sehen".
aber ein "trainer" welcher mal kurz assistent einer unbedeutenden nati war und mal kurz einen buli club komplett erfolglos und mal eben so kurz und eben so komplett erfolglos einen englischen 2. liga verein trainerte hat diese chance nicht mal verdient. und im endeffekt war er ja noch schlechter als von mir am anfang seines engagements behauptet. weil ein abstieg mit diesem kader habe nicht mal ich ihm zugetraut.
und ob sion absteigt weiss ich nicht. wenn aber zeidler zur kadersichtung ebenfalls fast 5 monate braucht, dann sehe ich doch eher schwarz...
zeidler brauchte - wie jeder halbwegs brauchbare trainer - 1-2 wochen bis er sein team zusammen hatte. keine 5 monate...ua. deshalb ist er auch kein abstiegstrainer!
wie damals gesagt, ich hätte zeidler die chance gegeben und recht bekommen. ich habe sie damals dem finnischen antitrainer nicht gegeben und auch recht bekommen!
aus solchem holz sind brauchbare trainer geschnitzt:
Zeidler, 54 Jahre alt und Schwabe, hatte die Trainerkarriere früh im Nachwuchs des VfB Stuttgart begonnen. Gemeinsam mit dem Mentor Helmut Gross und dem Trainer Ralf Rangnick bildete er die Stuttgarter «Keimzelle», die dazu beitrug, den deutschen Fussball zu verändern. Es ging um eine radikale Form des offensiven Verteidigens, des Pressings.
us de nzz hüt:
Französischlehrer mit Gespür für Eitelkeiten
Peter Zeidler hat mit dem FC Sion in elf Spielen nie verloren. Mit unverstelltem Blick fügt der deutsche Trainer kleine Geschichten zu einer grossen zusammen.
Von Samuel Burgener
Wenige Tage nachdem Peter Zeidler Ende August im FC Sion als Trainer gestartet war, verlor er zwei seiner besten Spieler. Der Verteidiger Léo Lacroix wechselte zu St-Etienne, der Offensivspieler Edimilson Fernandes zu West Ham.
Es war vielleicht das Beste, das Zeidler passieren konnte. Nur begriff er das nicht in diesem Moment.
Zeidler ging damals zu Christian Constantin ins Büro, fragte ihn, ob der Präsident Ersatz verpflichte. Constantin verneinte, das Team sei gross genug, und Zeidler fühlte sich ohnmächtig für einen kleinen Moment. So hat er später von der Szene erzählt.
Dass Constantin keine neuen Spieler verpflichtete, hatte viel mit dem 24. Juli zu tun. Der FC Sion hatte das erste Spiel der Saison auswärts gegen den FC Basel 0:3 verloren und war chancenlos gewesen. Constantin sah Spieler, die anderthalb Jahre in demselben System und in nahezu derselben Aufstellung gespielt hatten. Spieler, die träge waren und vielleicht gesättigt vom furiosen Cup-Sieg im Sommer 2015, von den Erfolgen in den Spielen der Europa League gegen Liverpool oder Bordeaux. Und die von einem Trainer geführt wurden, Didier Tholot, der viele Qualitäten hatte, aber wenig Mut für Veränderungen und scheinbar keine Ideen gegen die natürliche Abnutzung in diesem emotionalen Geschäft.
Die Saison war schon gelaufen
Die Basler hatten nicht nur gewonnen, sie hatten Constantin der Idee beraubt, sie in der Meisterschaft zu gefährden. Nach diesem ersten Match war die Saison für Constantin gelaufen; er war durchsäuert bis in die Zehen. Einen Monat später stellte er Tholot frei, mimte für ein paar Tage selber den Trainer, dann engagierte er Zeidler. Seither hat Sitten neunmal gewonnen und zweimal Remis gespielt. Im Match am Samstagabend in Thun siegten die Walliser 3:2.
Als Zeidler im Hotel Constantins in Martigny das Zimmer bezog, hatte er Kleider für ein paar Tage bei sich und einen unverstellten Blick. Er sah die Dinge und die Menschen auf eine völlig andere Weise als der Vorgänger Tholot, der lange erfolgreich gewesen war. Und durch die Weggänge von Lacroix und Fernandes wurden im Team zwei Plätze frei.
Der Freiburger Mittelfeldspieler Joaquim Adao spielte einst im Sittener Nachwuchs und die letzten zwei Saisons in Angola. Tholot brauchte ihn fast nie, aber Zeidler sagt: «Ich habe Freude, er ist ein sehr toller Spieler.»
Der Stürmer Chadrac Akolo kam vor sieben Jahren aus Kongo-Kinshasa via Mittelmeer ins Asyl-Empfangszentrum nach Bex im Kanton Waadt. 2012 holte ihn der FC Sion in den Nachwuchs, doch Tholot vertraute ihm nicht. In der vergangenen Saison spielte er leihweise für Xamax in der Challenge League. Unter Zeidler ist er Stammspieler und begeistert die Zuschauer mit Finten, Tricks und Toren. Zeidler sagt: «Mir geht das Herz auf. Er ist ein aussergewöhnlicher Junge.»
Nicolas Lüchinger hatte in der vergangenen Saison für Chiasso in der Challenge League verteidigt, im Sommer wechselte er ins Wallis, doch Tholot interessierte sich nicht für ihn. Unter Zeidler rennt und flankt er im rechten Couloir mit Tempo und Kraft. Er ist zweitbester Vorlagengeber im Team. Und Zeidler sagt: «Was für ein interessanter Spieler.»
Grégory Karlen, ein schmächtiger Walliser, wurde von Tholot ab und an für wenige Minuten als Stürmer eingewechselt. In einem Gespräch mit Zeidler sagte Karlen, dass er gerne im Mittelfeld spielen möchte. Fünfmal stand er bisher in der Startformation, jedes der Spiele gewann der FC Sion.
Zeidler, 54 Jahre alt und Schwabe, hatte die Trainerkarriere früh im Nachwuchs des VfB Stuttgart begonnen. Gemeinsam mit dem Mentor Helmut Gross und dem Trainer Ralf Rangnick bildete er die Stuttgarter «Keimzelle», die dazu beitrug, den deutschen Fussball zu verändern. Es ging um eine radikale Form des offensiven Verteidigens, des Pressings. Ab 2008 arbeitete Zeidler drei Jahre lang als Assistent Rangnicks in Hoffenheim, dann ging er in die Ligue 2 zu Tours und später nach Salzburg, wo Rangnick unterdessen die Fussballabteilung von Red Bull leitete. Zeidler sagt: «Ich musste mir den Respekt der Sittener Spieler erarbeiten. Wenn du als Spieler nicht Profi warst und als Trainer eher unbekannt, ist es schwierig.»
Jeweils um 7 Uhr frühstückt Zeidler im Hotel in Martigny gemeinsam mit dem Nachwuchs-Chef Sébastien Fournier, sie reden, planen, philosophieren. Als Zeidler einmal nach einem Spiel gefragt wurde, wann tags darauf trainiert werde, sagte er: «Eigentlich um 9 Uhr, aber wir sind in der Schweiz, also um 10 Uhr.» Zeidler lachte, aber es war ihm sehr ernst mit dem Hinweis, dass im Klub alles etwas zu gemächlich funktioniert. Später verbot er den Spielern, während der Essen und der Sitzungen das Handy zu benutzen.
Nach drei Tagen im Klub liess Zeidler den Assistenztrainer freistellen, weil ihm dessen Art nicht passte. Doch er tut solche Dinge nicht mit der Keule. Er ist ausgebildeter Pädagoge, studierte Französisch im Lehramt und arbeitete bis zum Job in Hoffenheim nebenbei als Französischlehrer. «Im Interpretieren von französischen Gedichten gab es bessere als mich. Aber ich lebte den Schülern die Leidenschaft für die französische Sprache vor, für die Kultur», sagt Zeidler. Und vielleicht passiert in Sitten gerade etwas Ähnliches. Zeidlers offensiver Fussball ist keine Revolution, die Pressing-Ideen der Stuttgarter «Keimzelle» wurden nach 2012 von Trainern wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel oder Martin Schmidt überholt. Doch Zeidler kann die Spieler begeistern. Indem er sie stürmen lässt, schenkt er ihnen Vertrauen. Freiraum gibt man denen, auf die man sich verlässt.
Zeidler scheint Gespür für Menschen und die Umgebung zu haben. Leute, die mit ihm arbeiten, beschreiben ihn als natürlich autoritär und emotional intelligent. Als er die Arbeit antrat, sprachen Veroljub Salatic und Reto Ziegler nicht mehr miteinander, weil beide die Captain-Binde tragen wollten. Zeidler liess sich nicht anmerken, dass er die Sache etwas kindisch fand. So bestimmte er, dass beide Captain sind, aber Ziegler die Binde trägt, weil dessen Mutter Oberwalliserin ist.
Viele Gespräche mit Konaté
Als sich Ende August die Transferperiode dem Ende zuneigte, sass der sehr sensible und sehr talentierte Stürmer Moussa Konaté ungeduldig in seiner Wohnung, die Koffer gepackt, der Berater unterwegs in England. Doch ein Transfer kam nicht zustande. Zeidler und Constantin führten mehrere Gespräche mit ihm. Zeidler erzählt, Constantin habe seine Hand 40 Minuten lang nicht von derjenigen Konatés genommen. Sie hätten ihn von «sehr weit unten» hochziehen müssen. Im Cup-Spiel am Mittwoch in Schaffhausen lag Sitten in der Verlängerung in Rückstand. Konaté wurde nach 105 Minuten eingewechselt, rannte, grätschte und schoss ein Tor. Sitten qualifizierte sich für den Viertelfinal.
In den vergangenen sechs Spielen setzte Zeidler immer zwischen sieben und acht Spieler mit Schweizer Pass ein. Das hat es im FC Sion seit der Challenge-League-Saison 2005 nicht gegeben. Zeidlers Start ist der beste seit demjenigen von Umberto Barberis 1994, der 19-mal ungeschlagen blieb. Er beruht auf vielen Einzelschicksalen, auf kleinen Geschichten. Zeidlers Verdienst ist, dass er sie zusammenfügt. Dass er das Potenzial der Spieler erkennt und Eitelkeiten managt. Dass er motiviert, korrigiert, tröstet, sich kümmert. Er sagt: «Fussballer sind wie Schüler. Und mit den Schülern hatte ich es immer gut.»
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