- Offizieller Beitrag
Zürcher Kreativität erstickt
Die ZSC Lions unterlagen gegen aufsässige Berner 2:4 und damit im achten Auswärtsspiel zum fünften Mal.
Silvan Schweizer Bern
Der SCB ist zurück. Nach seiner Krisensaison und dem Gang ins Playout funktioniert er derzeit wieder wie die gefürchtete, gut geölte Maschine der Meisterjahre 2010 und 2013, die seine Gegner zermürbt. Das 4:2 gegen die ZSC Lions war bereits der fünfte Sieg in Serie, wobei die technisch versierteren Zürcher auf Augenhöhe mitspielten. Aber eben: Die Berner Aufopferung und Disziplin gaben diesmal den Ausschlag. «Sie haben clever verteidigt, unglaublich hart gearbeitet und deshalb verdient gewonnen», anerkannte auch ZSC-Captain Mathias Seger.
Eine prägende Figur des Berner Hochs ist der 20-jährige Christoph Bertschy. Letzte Saison hatte sich der Stürmer auch das eine oder andere Mal als Überzähliger auf der Tribüne wiedergefunden. Seine Leistungen passten nicht zum Selbstbewusstsein, das er als Jüngling schon ausstrahlt. Mittlerweile steht er im Powerplay aber als cleverer Puckverteiler an der blauen Linie, was ihm gestern ein Tor und einen Assist einbrachte und sein Total aus den letzten fünf Partien auf sieben Punkte erhöhte.
Zu viele Strafen zum Schluss
Das Überzahlspiel leitete die Niederlage des ZSC im Startabschnitt ein. Einerseits nutzte der SCB seine beiden ersten Möglichkeiten kompromisslos aus, während die Löwen bei ihren beiden harmlos blieben. «Und wer in Bern einmal zurückliegt, der hat es schwierig, noch einmal aufzuholen», wusste Roman Wick.
Ihm war zwar ein erster Schritt dazu gelungen, als er sich nach 26 Minuten von seinem Bewacher löste, SCB-Goalie Marco Bührer umkurvte und dank seiner Reichweite von hinter dem Tor das sehenswerte 2:1 erzielte. Es war eine der wenigen Szenen, in denen die Kreativität des ZSC zum Ausdruck kam. Doch das Heimteam erhöhte dank Ryan Gardner schon bald wieder und dämpfte etwelche Hoffnungen. Und zur Schlussoffensive kam es nicht, weil sich die Lions mit drei Strafen in den letzten vier Minuten selbst ausbremsten.
Wick und der gelbe Helm
Weil der HCD gegen die Lakers gewann, zog er in der Tabelle weg, hat nun vier Punkte Vorsprung auf die ZSC Lions. Auffallend ist, dass diese auswärts noch nicht mit der gleichen Entschlossenheit und Effizienz auftreten wie daheim. Im Hallenstadion sandte der Meister kräftige Signale an die Konkurrenz aus, als er gegen den EVZ ein 0:4 noch in einen Sieg verwandelte und Bern sowie Davos problemlos bezwang. In fremden Stadien konnten die Zürcher dagegen von acht Spielen erst drei für sich entscheiden – gegen Kloten, RapperswilJona und Ambri, die allesamt unter dem Strich klassiert sind.
«Man kann nicht erwarten, dass wir hier einfach durchspazieren», fand Wick. «Natürlich. Auch wir ziehen Vergleiche zum Vorjahr, als wir im Herbst in einen Lauf fanden. Aber wir sind nun die Gejagten, alle sind speziell motiviert gegen uns.» Gegen ihn gingen die Berner besonders gerne in den Zweikampf. Einmal verfolgte ihn Beat Gerber übers ganze Eis, um den ersehnten Check abzuschliessen. Auch sonst fand er sich immer wieder in Scharmützeln wieder. «Es liegt am auffälligen gelben Helm», vermutete Wick. «Auch ich ertappe mich manchmal, wie ich gegen den gegnerischen Topskorer noch eine Spur härter agiere. Auch wenn mir gar nicht bewusst ist, wer das überhaupt ist. Ich weiss, der Helm ist ein Marketinginstrument. Aber er birgt auch gewisse Risiken.»
© Tages Anzeiger
------------------------------
Trifft es auf den Punkt denke ich!