- Offizieller Beitrag
Ansage der ZSC Lions
Fertig Achterbahn – der Meisterexpress ist angerollt
6 Siege in Serie, 4:0-Erfolg im Halbfinal gegen Fribourg – die ZSC Lions haben sich von ihrem Auf und Ab verabschiedet. Nun fordern sie Titelverteidiger Zug.
Marco Keller
Publiziert heute um 11:35 Uhr
Klare Sache, grosser Jubel: Reto Schäppi und Kollegen feiern den 6:2-Sieg im vierten Halbfinal gegen Fribourg-Gottéron und den Finaleinzug.
Foto: Ennio Leanza (Keystone)
Das ganze Stadion mit Ausnahme der Freiburger Supporter und Spieler ist in Feierlaune, als sich die beiden Teams zur Ehrung der besten Akteure und dem anschliessenden Shakehands aufstellen. Auch Patrick Geering freut sich über den 6:2-Erfolg, der das schnellstmögliche Ende der Halbfinal-Serie bedeutet. In den grossen Jubel mag er aber nicht einstimmen. Noch vor der Verkündung der Namen hat der ZSC-Captain an der blauen Linie eine Botschaft an seine Teamkollegen: «Ich habe ihnen gesagt, dass es nur ein weiterer Schritt ist in die Richtung, in die wir gehen wollen.» Auch Teamkollege Simon Bodenmann sieht schon wieder das grosse Bild: «Es war ein geiler Abend und er machte Lust auf mehr.»
Die Serie gegen Fribourg-Gotéron war allerdings ein beeindruckender Schritt. Mit 4:0-Siegen schickten die Zürcher den Qualifikations-Zweiten in die Ferien, und auch wenn das Verdikt vielleicht etwas zu hoch ausgefallen ist, weil die drei ersten Siege via Verlängerung eingespielt wurden, so setzte sich doch zweifelsfrei die richtige Mannschaft durch. «So einseitig wie es aussieht, war es nicht, aber wir waren in der Overtime dreimal das bessere Team», fasst Bodenmann zusammen. Inklusive der beiden letzten Spiele im Viertelfinal gegen Biel sind die Lions nun schon sechs Spiele ungeschlagen.
Am Donnerstag war für einmal bei den Supportern ab dem zweiten Drittel kein Nägelkauen mehr angesagt. Von Marcus Krügers 2:1 bis zu Bodenmanns 5:1 dauerte es knapp 14 Minuten, und in dieser Zeit verlor Gottéron auch noch Topskorer und Perpetuum mobile Chris DiDomenico mit einem Restausschluss nach einer gefährlichen Charge mit dem Knie gegen Geering. Obwohl erst vier Sekunden nach Ablauf der Strafe das 3:1 fiel, sei dies eine entscheidende Phase gewesen, denkt Geering: «Ihnen hat es die Luft genommen, uns mehr Schwung gegeben.»Heisssporn «DiDo», der künftig für den SCB stürmt, entschuldigte sich übrigens postwendend bei Geering für die Aktion und kehrte später zum Shakehands aufs Eis zurück.
Der Startschuss zur Gala: ZSC-Vorkämpfer Chris Baltisberger bejubelt sein 1:0, die Freiburger Olympia-Teilnehmer Reto Berra und Raphael Diaz sind bedient.
KEYSTONE
Keine Lust mehr auf die Achterbahn
Seit dem 0:2-Rückstand im Viertelfinal gegen Biel haben die Lions praktisch mit jeder Partie noch mehr Schwung getankt - acht von neun Spielen gestalteten sie seither siegreich. Kein Vergleich mehr zur permanenten Achterbahnfahrt, auf welche sie ihren Anhang in den letzten Jahren fast immer mitgenommen hatten. «Wir wissen nun, dass bei uns jede Linie den Unterschied machen kann», sagt Geering, «alle können etwas zum Erfolg beitragen. Gerade im Playoff ist es enorm schwierig, wenn man nur auf eine oder zwei Linien setzt.»
Allzu oft war bei den Lions der Erfolg von der offensiven Tagesform der Paradeformation mit Sven Andrighetto, Denis Malgin und Denis Hollenstein abhängig. Dass die Mannschaft im April 2022 nur mehr wenig zu tun hat mit derjenigen vor einem Monat beweist ein Blick aufs Matchblatt vom Donnerstag. 18 Skorerpunkte totalisierten die Spieler von Rikard Grönborg bei den insgesamt sechs Treffern - davon entfallen auf das Trio grande: null. Dafür liessen sich Defensivcenter Krüger, Bodenmann und Ergänzungsspieler Marc Aeschlimann je zwei Tore notieren. «Es ist sehr wichtig, dass alle Linien Tore erzielen können», sagt Bodenmann, «das gibt dem ganzen Team viel Selbstvertrauen.»
EVZ-Trainer Dan Tangnes und sein Staff werden diesen Umstand auf der Heimfahrt aus Davos ebenfalls registriert haben. Die Zuger, die normalerweise mit grösserer Ausgeglichenheit punkten als ihre Widersacher, wissen jetzt, dass mittlerweile auch in Oerlikon die Verantwortung gleichmässig verteilt wird. Und dass ihnen ab Montag ein Team gegenübersteht, das diesen Namen ebenfalls hundertprozentig verdient. «Wir sind eine coole Truppe, jeder geht wirklich für den anderen», sagt Geering.
Kovar vs Kovar, Malgin vs Hofmann, Grönborg vs Tangnes
Und gemeinsam wollen die Zürcher nun auf dem richtigen Weg bleiben, und den letzten und grössten Schritt gehen. Den Titel gegen den EV Zug zu holen, der nunmehr saisonübegreifend in zwölf Playoff-Partien ungeschlagen ist - es ist die aktuell grösste Herausforderung im Schweizer Eishockey. «Zug ist sehr abgeklärt und spielt mit breiter Brust», sagt Geering, «aber wir haben für unsere acht Siege im Playoff sehr hart gearbeitet. Wir versuchen, sie so gut wie möglich herauszufordern. Wir können auch ein Wörtchen um den Titel mitreden und sind bereit dafür.»
Sie jubeln so intensiv wie sie spielen: Die ZSC Lions feiern den Finaleinzug.
Foto: Ennio Leanza (Keystone).
Zürich gegen Zug ist gegenwärtig nicht nur der Traumfinal für das Schweizer Eishockey schlechthin, es ist auch ein Vergleich mit vielen kleinen Vergleichen in sich. Das Bruderduell zwischen Goalie Jakub und Stürmer Jan Kovar etwa oder das Aufeinandertreffen der offensiven Tänzer Denis Malgin und Grégory Hofmann. Es stellt sich auch die Frage, wer von den Olympiareisenden die Enttäuschungen aus Peking besser verdaut hat. Die sechs Zürcher oder die sieben Zuger? Und welcher der beiden so unterschiedlichen skandinavischen Coaches Rikard Grönborg oder Dan Tangnes schafft es, noch ein paar Prozent mehr aus seinem hochkarätigen Kader herauszukitzeln?
Auf Stufe Final gab es das Duell der beiden «Z» noch nie – was primär den Zugern zuzuschreiben ist, die erst in den letzten Jahren auf höchster Stufe kompetitiv wurden. Im bislang letzten Playoff-Duell setzten sich die Lions 2018 4:1 durch. Es war der Viertelfinal und der Beginn eines Steigerungslaufs, der im siebten Final in Lugano in den Gewinn des neunten und bisher letzten Meistertitels mündete. Patrick Geering war einer von sechs Zürchern, die damals schon im Team waren. Er kann sich nicht mehr an die Serie gegen den EVZ erinnern: «Ich weiss nur noch, dass es eng war. Im Playoff ist es wichtig, dass man ein kurzes Gedächtnis hat.»