hat zwar nichts mit dem zürcher stadion zu tun. aber ein text für alle die meinen nur in zürich werden stadien, welche vom volk in abstimmungen gutgeheissen wurden, nicht gebaut. auch in st. gallen dauerte es übrigens über 10 jahre bis nach dem vorstellen des projektes mit dem bau endlich begonnen wurde.
aus dem heutigen limmattaler, bzw. nordwestschweiz:
Führungsduo trotz Stadiondebakel weiter unter Strom
Von Markus Brütsch, Lausanne
Fussball Der Traum vomStadion am See ist geplatzt. Noch aber haben Alain Joseph und Jean-François Collet die Energie, um hart an der Zukunft von Lausanne-Sport zu arbeiten.
Nur gut, können sich die Leute beim FC Lausanne-Sport aufeinander verlassen. «Bin ich in einem Tief, dann holt er mich wieder raus. Ist er im Loch, dann helfe ich ihm», sagt Vizepräsident Alain Joseph. «Er», das ist Jean-François Collet, der Präsident. 2007 sind die beiden angetreten, um den Verein vor dem Konkurs zu retten, ihm neues Leben einzuhauchen und in bessere Zeiten zu führen. Es ist ihnen gelungen. Sie haben geackert und gekämpft, sind mit Teilnahmen am Cupfinal und im Europacup sowie dem Aufstieg in die Super League belohnt worden. Und weil unten am See das neue Stade des Près-de-Vidy mit dem Segen des Stimmvolkes aufgegleist war, schien die Zukunft des Tra ditionsvereins so rosig wie lange nicht.
Bis vor einem Monat. Wie ein Hammerschlag muss es sich für die Chrampfer von Lausanne-Sport angefühlt haben, als die Stadt bekannt gab, das Stadionprojekt sei gestorben. Die Zeitung «24 heures» schrieb von einem Umsturz bei «Métamorphose», einem Projekt, das die Entwicklung der Gemeinde vorantreiben soll. Mit einem Schlag war alles anders. Statt eines Stadions wird nun an diesem Standort aus finanziellen Gründen ein Wohnquartier erstellt. Für einmal mussten sich Collet und Joseph gemeinsam aufmuntern.
Man ist wieder bei null im Herbst 2012. Die Verantwortlichen sind bemüht, im Frust keine falschen Worte zu gebrauchen. Statt von einem Skandal sprechen sie von einer grossen Ungerechtigkeit. Mit viel Herzblut haben sie und viele andere Mitarbeiter den Klub auf eine solide Basis gestellt. «Mit einem Budget von 7,3 Millionen Franken, davon 4 Millionen für die erste Mannschaft, sind keine grossen Sprünge möglich», sagt Joseph. Um in einer Liga mit meist bedeutend finanzkräftigeren Vereinen mitzuhalten, muss schlauer und intelligenter gearbeitet werden. Der frühere Internationale Marc Hottiger steht an der Spitze einer feinen Nachwuchsabteilung. Mit Guillaume Katz, dem von Xamax zurückgekehrten Mickaël Facchinetti und Salim Khelifi stehen drei Eigengewächse im Fanionteam und vier sind nahe dran.
Kein Sportdirektor
«Man sagt uns immer, dass wir einen Sportdirektor brauchen», sagt Joseph. «Vielleicht werden wir auch mal einen haben, wenn das Geld dafür vorhanden ist.» Der 48-Jährige schildert, weshalb es für den früheren Spieler Fabio Celestini bei Lausanne keine Zukunft als Sportdirektor gegeben hat. «Er wird vermutlich mal ein sehr guter Trainer sein», sagt Joseph, «doch als Sportchef darf man nicht nur immer das sehen, was auf dem Rasen passiert, sondern muss alle Aspekte des Vereins im Auge haben. Er hat das vergessen.»
Offenbar schaffen es die früheren Amateurfussballer Collet und Joseph, die beide erfolgreiche Unternehmer sind, das Vakuum dank ihrer wirtschaftlichen und auch sportlichen Kompetenz auszufüllen. Sie wissen, dass sie sich angesichts der knappen Kasse keine Fehler erlauben dürfen. «Wir haben an Trainer Martin Rueda in der letzten Saison trotz langer Zeit schwacher Punkteausbeute festgehalten», sagt Joseph, «und es hat sich gelohnt.» Auch bei der Wahl von Nachfolger Laurent Roussey wurde ein gutes Händchen bewiesen.
Nach einem Drittel der Saison hat Lausanne 12 Punkte auf dem Konto und belegt Rang 7. Joseph ist mit der Zwischenbilanz zufrieden: «Unser Ziel ist der Ligaerhalt. Mir gefällt aber nicht nur das Punktekonto, sondern auch der praktizierte Stil.»
Der Inhaber einer Baufirma und Vater von vier Kindern nennt den FC Thun als Beispiel, was auch für einen kleinen Verein mit einer klugen Vereinspolitik machbar ist. Mit dem Unterschied allerdings, dass dieser bereits in einem neuen Stadion tätig sein darf. «Er hat damit einen Vorsprung auf uns von etwa drei Millionen Franken pro Jahr», sagt Joseph.
Neues Projekt
Doch unterkriegen vom Lausanner Stadiondebakel lassen sich weder er noch Collet. Beide stehen weiter unter Strom. Das Szenario sieht jetzt vor, dass das 1953 für die WM auf der Pontaise gebaute Stade Olympique für sechs Millionen Franken so weit renoviert wird, dass die Auflagen der Liga erfüllt werden und der Spielbetrieb für die nächsten sieben Jahre ebenso gewährleistet ist wie die Durchführung der «Athletissima». «Parallel dazu werden neue Projekte ausgearbeitet», sagt Joseph. Eines davon sieht vor, dass bis 2019 mit dem Stade de la Tuilière, nur drei Autominuten von der Pontaise entfernt, eine Arena mit 13 000 Plätzen gebaut wird. «Wir wären lieber unten am See», sagt Joseph, «hier oben aber hätte es den Vorteil, dass das Trainingsgelände zum Areal gehörte.»
Allerdings geistert die Idee herum, das neue Stadion sei so zu konzipieren, dass auch das berühmte Leichtathletikmeeting darin stattfinden könne. «Dagegen wehren wir uns mit allen Mitteln», sagt Joseph. Er sagt auch, dass sie, selbst nach dem geplatzten Traum vom Stadion am See, nie ans Aufgeben gedacht hätten. Es aber so weit kommen könnte, sollte nun kein reines Fussballstadion gebaut werden. «Irgendwann würde uns die Energie ausgehen, um hier weiterzumachen», sagt Joseph.