- Offizieller Beitrag
Kein Wort bis jetzt zu diesem Spiel????
Die neue Spielfreude der Lions
Tambellini und Pittis glänzten beim 5:1 gegen die chancenlosen Lakers.
Von Silvan Schweizer, Zürich
Die ZSC Lions fanden nach ihrem harzigen Saisonstart zuletzt mit fünf Siegen in Serie ihre Gewinnermentalität. Da konnte auch die 0:2-Derbyniederlage in Kloten vom Dienstag verschmerzt und als Ausrutscher abgehakt werden. Ganz hatten die Löwen ihr Publikum bisher aber nie entschädigen können für so manch unerträglichen Abend zuvor im September. Das änderten sie gestern mit einem 5:1 gegen die Lakers, dem bisher höchsten Saisonerfolg.
Die Initialzündung kam dabei von NHL-Altmeister Nylander nach 25 Minuten: In der Defensive war er zuerst noch von einem harten Schuss am Knie getroffen worden. Mit dem angestauten Frust im Leib begab er sich danach nach vorne, umkurvte Lakers-Goalie Manzato und traf äusserst elegant zum 2:1. Beim Schweden entlud sich danach eine unerwartete Gefühlsexplosion, er brüllte, küsste seinen Handschuh, und auf der ZSC-Bank entspannten sich derweil deutlich die Gesichtszüge.
Fortan begeisterten auch andere Spieler, waren wach und couragiert im Angriff: Cunti spielte Geering gekonnt frei – 3:1. Pittis traf mit einem satten Distanzversuch – 4:1. Und Tambellini bediente erneut Pittis, so punktgenau, dass dieser nur noch einzuschieben brauchte – 5:1. Der ZSC hatte seine Spielfreude entdeckt.
Besonders die Kanadier schienen beflügelt: Tambellini glänzte mit vielen Puckgewinnen und cleveren Pässen, Pittis zeigte sich als kühler Vollstrecker. «In diesem Mitteldrittel sind wir viel gelaufen, haben schöne Tore erzielt. Und mit jedem weiteren Treffer haben wir mehr Selbstvertrauen gewonnen», lobte Coach Bob Hartley. Die beste Saisonleistung sei es aber nicht unbedingt gewesen. Dafür war der ZSC zu Beginn der Partie noch zu passiv aufgetreten.
Nylander nahm Lakers den Mut
Denn den Lakers war nach vier Minuten die Führung gelungen: Suri profitierte von einem schönen Dribbling des früheren ZSC-Stürmers Grauwiler. Der Topskorer hätte etwas später gar auf 2:0 erhöhen können, scheiterte aber solo an Flüeler. Auch danach blieben die St. Galler das gefährlichere Team. Doch nach der ersten Pause und Nylanders Kunststück änderte sich alles, die Rapperswiler verloren Mut und Organisation.
Lakers-Trainer Harry Rogenmoser setzte in seiner Analyse zu einer erneuten Selbstzerfleischung an: «Dieses zweite Drittel war unvorstellbar, das schlechteste seit einem Monat», sagte er. «Das müssen wir gar nicht mehr auf Video anschauen. Jeder weiss, was passierte: Wir kamen einfach immer einen Schritt zu spät.» Die bereits 15. Niederlage schien ihn besonders hart zu treffen, weil er nach dem 4:2 zuletzt gegen den EV Zug ein wenig Aufwind verspürt hatte.
Doch beim Tabellenletzten mangelt es am Grundrüstzeug: Er muss unglaublich viel Aufwand betreiben, um überhaupt einen Treffer zu erzielen, weil die Kaltblütigkeit fehlt. Bestes Beispiel dafür war gestern das Powerplay. Während die St. Galler vier Überzahlspiele ungenutzt verstreichen liessen, trafen die Lions bei ihren ersten beiden Möglichkeiten schon nach wenigen Sekunden. Und bei ihrer dritten, kurz vor Schluss, liess Coach Hartley seine Junioren aufs Eis. «Ich wollte ihnen nur auch einmal eine Chance geben. Ich will niemanden lächerlich machen», sagte er. Das dürften die Lakers anders empfunden haben.
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