Z - Fribourg 23.12.18

    • Offizieller Beitrag

    Der ZSC und die Frage der Geduld

    Die ZSC Lions rutschen trotz einem Sieg gegen Fribourg-Gottéron auf Platz 10 ab – und stellen sich grundsätzliche Fragen.

    Nicola Berger (NZZ)

    Der 23. Dezember 2017 ist ein denkwürdiger Tag für die ZSC Lions. Das Team siegt in Lausanne mit 2:1, und unmittelbar nach diesem unansehnlichen, erarbeiteten Erfolg hält der Sportchef Sven Leuenberger im Malley-Provisorium eine Grundsatzrede. Es ist kurz vor Weihnachten, aber in Leuenbergers Stimme liegt nichts Feierliches. Er kritisiert das Spielsystem, unter anderem, und wer ihn reden hört, weiss, dass der Trainer Hans Wallson in Zürich keine Zukunft mehr haben wird.

    Sechs Tage später war die Ära des Schweden zu Ende. Der Kanada-Schweizer Hans Kossmann übernahm und führte den Klub zum Meistertitel.

    Exakt ein Jahr später gewinnen die ZSC Lions gegen ein ausserordentlich biederes Freiburg mit 3:2 nach Verlängerung. An die Zürcher Leichtigkeit des Play-offs erinnert nur noch das Einspielvideo vor dem Anpfiff, in dem der Angreifer Chris Baltisberger Trompete spielt und der Coach Kossmann im Hintergrund freudig-entrückt klatscht.

    Leuenbergers Geduld

    Kossmann arbeitet inzwischen bei den Grizzlys Wolfsburg, und ohne ihn spielt der ZSC auch an diesem Sonntag über weite Strecken miserabel. Am Ende gelingt ein unansehnlicher, erarbeiteter Erfolg, in dessen Nachgang der Manager Leuenberger eine Grundsatzrede hält. Es geht darum, ob der ZSC ein Jahr nach der Entlassung Wallsons weitergekommen ist, ob eine Entwicklung sichtbar ist, jetzt, wo das Team vom Kanadier Serge Aubin geführt wird, dem von Leuenberger sorgfältig ausgesuchten Trainer. Unter dem aus Wien verpflichteten Aubin haben die Zürcher in dieser Saison nahtlos an die ebenso rätselhaften wie blutleeren Auftritte unter Wallson angeknüpft. Der Verteidiger Maxim Noreau moniert stellvertretend, dem Team fehle es an Rhythmus, was bestimmt korrekt ist, so selten wie der ZSC derzeit tanzt. Er tut das eigentlich nie; es ist ein Treppenwitz des internationalen Eishockeys, dass der ZSC mit seinen Ressourcen und diesem Luxuskader nach mehr als der Hälfte der Qualifikation als Drittletzter ausserhalb der Play-off-Ränge platziert ist.

    Die Darbietungen korrespondieren meist in keiner Weise mit den Ansprüchen des ZSC, dieses europaweit geachteten Premiumunternehmens, weshalb es mit dem Langmut in manchen Kreisen nicht mehr weit her ist. Die Scharfmacher des «Tages-Anzeigers» forderten bereits die Ablösung Aubins durch Arno Del Curto, die ewige Trainerversuchung der ZSC-Organisation. Das dürfte zumindest vorerst nicht geschehen – die Aversion des Präsidenten Walter Frey gegen Trainerentlassungen ist bekannt. Und Leuenberger erklärte am Sonntagabend wortreich, was alles anders, sprich besser, sei als vor Jahresfrist. Er sagte etwa: «Der Unterschied ist, dass ich sehe, dass die Trainer einen Plan haben. Jeder sieht, dass wir nicht dort sind, wo wir gerne wären, und dass wir mit unseren Auftritten keinen Schönheitspreis gewinnen. Aber wir wissen, wo wir hinwollen und wie wir dorthin kommen.»

    Die Geduld des Managers scheint in diesem Winter um einiges grösser zu sein, nun, da es um den mit einem Zweijahresvertrag ausgestatteten Aubin geht. Er sagte auch: «Irgendwann müssen die Spieler Verantwortung tragen.» Eine Vielzahl von ZSC-Profis tut sich just damit derzeit reichlich schwer, die sehr kostspieligen Zuzüge Denis Hollenstein und Simon Bodenmann etwa enttäuschen besonders. Leuenberger negiert das nicht, doch er weist auf die Verletzungen der Stürmer Roman Cervenka, Robert Nilsson und Roman Wick hin: «Uns fehlen die drei besten Playmaker.»

    Die schwierige Ausländersuche

    Der Sportchef würde die Absenzen gerne mit der Verpflichtung eines ausländischen Centers abfedern, die Suche war bisher aber wenig ergiebig. Leuenberger sagt: «Ich telefoniere mit so vielen Agenten, dass ich mein Handy manchmal zwei Mal am Tag laden muss. Aber es suchen mindestens 14 Top-Teams in Europa einen Center. Es ist sehr schwierig.» Die Marktsituation könnte sich bald verbessern, traditionell werden per Ende Dezember einige Profis aus der russisch geprägten KHL verfügbar – dort bedienten sich die Zürcher auch im Vorjahr mit den Transfers der Angreifer Linden Vey und Lauri Korpikoski.

    Vorerst jedoch wird der ZSC ohne externe Hilfe aus seinem irritierenden Tief herausfinden müssen. Aubin sagte, auf ihn warte viel Arbeit, und dass er glaube, dass er noch Trainer sein werde, wenn sein Team am 29. Dezember nach der Weihnachtspause wieder trainiert. 2017 war Hans Wallson ähnlich frohgemut in die Ferien gereist, wer entlässt schon den Coach nach einem Sieg, und musste dann die Koffer packen. Aubins Aussichten, an Silvester noch einen Job zu haben, sind fraglos besser. Doch an der ungemütlichen Situation Aubins hat der glückhafte Sieg über Freiburg nichts verändert: Der ZSC spielt weit unter seinen Möglichkeiten und muss sich sehr schnell sehr stark verbessern. Denn was Leuenberger auch sagte: «Meistens fliegt zuerst der Trainer, und irgendwann auch der Sportchef, so sind die Mechanismen in diesem Geschäft.»

    Die Frage ist, ob sich der ZSC diesen lange genug entziehen kann, um wieder in die Spur zu finden.

    • Offizieller Beitrag

    Tiptop. Das hebt sich doch merklich von dem Wischi-Waschi-Geschreibsel der anderen (Tagi, Blick, watson) ab.
    Ich bin überzeugt, dass der Trainer fliegt, sollten wir im neuen Jahr zwei, drei Niederlagen am Anfang kassieren.
    Das sind die Mechanismen des Geschäfts. Aber liegt's denn wirklich am Trainer?
    Wie the Fan schon mehrmals geschrieben hat - es liegt einfach an diesem Team. An dessen DNA.
    Aber ja, so wie sich das Team über den (hochverdienten!!!) Ausgleich und den Zusatzpunkt in der Overtime
    gefreut hat, könnte man durchaus wieder die gute, alte Hoffnung schöpfen. Hoffnung, nicht mehr und nicht
    weniger. Und für die ZSC Lions ist das einfach zu wenig, ein Armutszeugnis. Isso.

  • Yup, meine 20 Jahre alte Regenjacke. Bin ausnahmsweise mit der
    ÖV ans Game.

    Sorry wegen dem Off-Topic: Ich stand vor dem Game im Gang am warten auf einen Kollgegen, da hast du dich vor meiner Nase ein paar Kindern eines Bekannten von dir mit "Colin" vorgestellt. Ich hab zu deinem Profilbild noch ein paar Jährchen dazugezählt und gedacht, moll das muss er sein :mrgreen: immerhin hast du gegenüber den Goofen den gleichen Optimissmus an den Tag gelegt wie hier im Forum :applaus:

    • Offizieller Beitrag

    Sorry wegen dem Off-Topic: Ich stand vor dem Game im Gang am warten auf einen Kollgegen, da hast du dich vor meiner Nase ein paar Kindern eines Bekannten von dir mit "Colin" vorgestellt. Ich hab zu deinem Profilbild noch ein paar Jährchen dazugezählt und gedacht, moll das muss er sein :mrgreen: immerhin hast du gegenüber den Goofen den gleichen Optimissmus an den Tag gelegt wie hier im Forum :applaus:

    Oh, hättest mich doch kurz ansprechen können - wäre cool gewesen!
    Yup, vor dem Spiel war ich der Überzeugung (jaja, wie immer - ich weiss, ich weiss), dass
    wir Fribourg schlagen werden! Aber auch ich habe nicht mehr soooo sehr daran geglaubt,
    das wir's packen können am Schluss. Nicht einmal mehr, als wir in Überzahl spielen konnten.
    Umso mehr war's einfach nur geil, als nach dem Fredi-Hammer die Halle explodiert ist!
    Und nach dem Siegtreffer gleich noch einmal - geil war's!!!

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