- Offizieller Beitrag
Michael Frey und der Idiot
Der FC-Zürich-Stürmer Michael Frey sollte seinem Trainer Ludovic Magnin beweisen, dass dieser ein Idiot wäre, wenn er auf ihn verzichte. Mit der Suspendierung Freys hat Magnin ein Zeichen gesetzt: Er will kein Idiot sein.
Christine Steffen (NZZ)
Es hatte schon mit einem Missgeschick angefangen. Nach dem ersten Spiel mit seinem neuen Trainer im vergangenen Februar sagte Michael Frey, Stürmer im FC Zürich: «Joël Magnin hat viel Herzblut für den Fussball. Das merken wir jeden Tag, und es ist ansteckend.» In den darauffolgenden Wochen hatte Frey nicht nur Gelegenheit, den Vornamen seines Trainers zu lernen, er durfte auch Bekanntschaft mit der Spielart und den Ideen von Ludovic Magnin machen.
Im April suspendierte Magnin den Spieler nach einem Wortgefecht mit einem Mitspieler im Training – ausgerechnet vor dem Spiel gegen YB, seinen früheren Klub, der ihn vor einem Jahr aussortiert hatte. Als Frey nach der erzwungenen Denkpause wieder auf den Platz durfte, reagierte er auf seine Art: Er schoss in Sitten drei Tore in 14 Minuten. Seine Bewegung nach dem Hattrick Richtung Trainerbank konnte nur eines heissen: «Psst. Klappe halten.» Zu seiner Geste hatte er nach dem Spiel eine klare Meinung: «Vielleicht war das nicht unbedingt nötig, aber es ist ja nicht schlimm gewesen.» Er tönte dabei wie ein Kind, das den Sirup ausgeleert hat und beschwichtigt, weil das Glas nicht zerbrochen ist. Magnin gab sich grossmütig: «Man klärt etwas wie Männer oder Erwachsene und keiner ist nachtragend.» Er habe Frey gesagt, dieser müsse ihm zeigen, dass er, der Trainer, ein Idiot sei, wenn er ihn nicht spielen lasse.
Doch der Friede zwischen den Männern oder Erwachsenen ist brüchig. Gestern suspendierte Magnin Frey erneut. Der Stürmer wird diese Woche nicht am Mannschaftstraining teilnehmen und im Spiel gegen Basel am Sonntag fehlen. Im «Blick» wird Magnin so zitiert: «Spieler, die nicht zu 100 Prozent bei der Sache sind, haben bei uns keinen Platz.» Eskaliert ist die Situation nach dem geplatzten Transfer von Frey zu Fenerbahce Istanbul. Der FCZ hatte die Verhandlungen am Donnerstag abgebrochen, weil Fenerbahce Deadlines nicht eingehalten habe. Frey sei darob so erbost gewesen, dass er sich geweigert habe, die Cup-Partie gegen Concordia zu bestreiten. Er soll gar gedroht haben, gar nie mehr für den FCZ zu spielen.
Das tönt, als sei nicht nur ein Glas zerbrochen, sondern ziemlich viel Geschirr. Auch ein Joël Magnin will nicht immer der Idiot sein.