• sein problem ist, dass er seit 17 jahren viel zu oft im rampenlicht steht und alles kommentiert. viel zu sehr fan und er geniesst das rampenlicht durchaus, zumindest in guten zeiten. dann ist es auch kein problem und durchaus angenehm. in schlechten zeiten, wie colin sagt, kommen die paparazzi und sind ziemlich ecklig.

    ich kenne bis heute den namen des yb präsidenten nicht, schon gar nicht sein gesicht. walt frey kennt man zwar, aber als monsieur und extreme respektsperson. er gab in 27 lions jahren, gefühlt keine 3 interviews zum thema zsc lions. so sollte/könnte es sein, ist es beim fcz natürlich nicht.

    mit den geistern die canepa rief, hat er nun zu kämpfen. aber wie auch gesagt, teilweise tut man ihm unrecht.

    Weder Frey noch der YB Präsi führen operativ den Club, das ist auch ganz eine andere Ausgangslage.

    Wanja Greuel, als operativer Chef bei YB, war die ganze Zeit in den Medien und man kannte seinen Name. Bei Zürich sind halt die Caneppas auch die operativen Chefs.

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    Weder Frey noch der YB Präsi führen operativ den Club, das ist auch ganz eine andere Ausgangslage.

    Wanja Greuel, als operativer Chef bei YB, war die ganze Zeit in den Medien und man kannte seinen Name. Bei Zürich sind halt die Caneppas auch die operativen Chefs.

    stimmt natürlich! :thumbup:

    trotzdem suchte er das rampenlicht zu fest am anfang bzw. hat sich nicht gewehrt in dieses gezogen zu werden. jetzt kommt er da nicht mehr raus…

    Statt sich an der Tabellenspitze abzusetzen, leisten sich die Zürcher einen miserablen Auftritt und sind mit dem 1:3 gegen Servette noch gut bedient.

    1:3 gegen Servette: Der totale Reinfall des FC Zürich
    Statt sich an der Tabellenspitze abzusetzen, leisten sich die Zürcher einen miserablen Auftritt und sind mit dem 1:3 gegen Servette noch gut bedient.
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  • sein problem ist, dass er seit 17 jahren viel zu oft im rampenlicht steht und alles kommentiert. viel zu sehr fan und er geniesst das rampenlicht durchaus, zumindest in guten zeiten. dann ist es auch kein problem und durchaus angenehm. in schlechten zeiten, wie colin sagt, kommen die paparazzi und sind ziemlich ecklig.

    ich kenne bis heute den namen des yb präsidenten nicht, schon gar nicht sein gesicht. walt frey kennt man zwar, aber als monsieur und extreme respektsperson. er gab in 27 lions jahren, gefühlt keine 3 interviews zum thema zsc lions. so sollte/könnte es sein, ist es beim fcz natürlich nicht.

    mit den geistern die canepa rief, hat er nun zu kämpfen. aber wie auch gesagt, teilweise tut man ihm unrecht.

    Ja du hast in vielen Punkten recht. Aber er hat immer (bewusst oder unbewusst) das Rampenlicht gesucht. Kenne wenig Präsidenten eines Sportvereins die sich immer wieder in den Medien finden. Wäre jetzt Huhn und Ei Frage.

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    nach dem grottenkick gegen servette, gestern vermutlich das beste fcz spiel diese saison, zumindest über die gesamten 94 minuten gesehen. und das trotz ausfall von 5 stammspielern. einziges manko, zu wenig präszise im abschluss. sonst hätte man 5:0 gewonnen. klar, sion war wirklich schwach und hat den fcz vermutlich besser aussehen lassen, als er tatsächlich ist.

    was anderes: vorletzte woche war die voreröffnung des neuen fcz museums für gönner, inkl. führung. eine typische fan „chutte“ aus den 1970/80-er jahren, wird in der fanecke als sammlerstück präsentiert. ein etwa 60-jähriger mann neben mir sagte sofort zu den umstehenden personen: „das ist/war meine chutte!“ ich habe die chutte dann genauer angeschaut und sah die zwei aufgenähten anti gc sticker. sticker, welche ich aus meiner jugendzeit natürlich kannte, aber irgendwie vergessen habe seither. siehe fotos unten. ich schmunzelnd zum mann: „du scheinst meine meinung zu gc zu teilen! ist deine meinung gegen diesen club immer noch dieselbe wie damals?“ er: „oh ja, bis heute besuche ich kein derby mit heimrecht gc. denen bringe ich kein geld!“ dann erzählte er mir noch folgende geschichte:

    er sei an der quellenstrasse aufgewachsen, also im selben kreis 5 wo auch einmal der hardturm stand. und mit direkter tramverbindung von der quellenstrasse zu eben diesem fussballstadion hardturm. als er 1970 als 9 jähriger zum vater sagte, dass er in einem club fussball spielen wolle fuhr der vater mit dem 4-i tram mit ihm in den hardturm/förrlibuck, um seinen sohn bei den gc junioren unterzubringen.

    beim ersten kontakt mit dem club war die damals übliche und erste frage des verantwortlichen hoppers zum vater: „was sind sie von beruf?“ der vater antwortete: „bäcker!“ die antwort : „tut uns leid, dann müssen sie zum fcz mit ihrem sohn!“

    walter schoeller, auch als mister gc bekannt, war von 1934 bis 1976 zentralpräsident von allen gc sektionen. er war bekennender antisemit und somit einer der hauptverantwortlichen, warum gc während jahrzehnten keine juden in den club aufgenommen hat. bis heute auch der hauptgrund, warum weit über 90% der fussballinteressierten stadtzürcher juden fcz supporter sind. wieviel schoeller dazu beigetragen hat, dass man auch die arbeiterklasse und sonstige sozial schwächer gestellten schichten im gc in der regel nicht gerne gesehen hat, weiss ich nicht, kann es aber durchaus erahnen.

    zwei mitglieder vom vorstand des fördervereins des fcz museum, beide unter 30 jahre alt, mit welchen ich an diesem abend auch noch gequatscht habe, gaben sich als mitglieder der jüdischen gemeinschaft zu erkennen und bestätigten, dass gc bis heute in dieser gemeinschaft äusserst unbeliebt ist. einer erzählte noch die anekdote, dass gc ende der 1970-er jahre in israel ein trainingslager abhalten wollte, aber wegen des jahrzentelang gelebten antisemitismus keine einreisebewilligung erhalten habe.

    gc, ein verein, welcher sich ein teil des zürcher (geld-)adels jahrzentelang geleistet hat und dabei möglichst unter sich bleiben wollte. nichts dagegen, ja auch das geht unter meinungsfreiheit! :mrgreen: aber niemand in diesem verein muss sich wundern, warum gc bis heute in der stadt - ausserhalb ihres geldzirkels - keine grosse fanbasis aufbauen konnte. und das selbst in sportlich so extrem erfolgreichen jahren wie zb. den 1990-ern, als der fcz eine totale nullnummer war und nicht mal ansatzweise eine ernsthafte sportliche konkurrenz zu gc stellte, finanziell schon gar nicht. das war auch die zeit, als der zuschauerschnitt von gc höher war, als jener vom fcz. ich erinnere mich an fcz heimspiele, in auf- abstiegsrunden, vor weniger als 1000 zuschauern im letzi. im „züri egge“, vorgänger der südkurve, waren oft nur ein dutzend leute anwesend.

    ja natürlich, auch ich weiss, dass gc mittlerweile ein ganz gewöhnlicher fussballclub geworden ist und das oben beschriebene längst vergangenheit ist. aber es dauert generationen um so eine vergangenheit wirklich los zu werden. diese geschichten werden natürlich genüsslich an die nächste generation weitergegeben. vor allem auf der anderen seite der geleise. :mrgreen:

    trotzdem antwortete noch anfang der 2000-er jahre peter widmer, gc präsi von 1999-2003, in einem interview auf die frage warum trotz erfolgen die gc zuschauerzahlen so tief sind, sinngemäss: „wir haben so viele gönner, dass wir unseren betrieb auch ohne zuschauer aufrecht erhalten können!“ anders gesagt: wir haben kohle, wir brauchen keine zuschauer! gedanklich dürften bis heute noch eingie der älteren herren im verein der zeit nachtrauern, als man wirklich noch unter sich war…

    ps. larry, falls dir die geschichte des chuttenträgers bekannt vor kommt, ja du kennst ihn, er hat dich schon in florida besucht. ich selber habe ihn bis zum muesumsevent nicht gekannt, obwohl er auch nur ein paar reihen unter mir sitzt.

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    Er hat seine Mutter stets dabei: Genie oder Wahnsinn? FCZ-Moniz tickt anders

    https://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/er-hat-seine-mutter-stets-dabei-genie-und-wahnsinn-so-tickt-fcz-trainer-moniz-id20282938.html?utm_source=whatsapp&utm_medium=social&utm_campaign=share-button&utm_term=blick_app_ios

    unten noch die pressekonferenz fürs yb spiel. sie sagt sehr viel aus über moniz. nach meiner anfänglichen skepsis, auf grund seiner handlungen und äusserungen, steigt meine achtung für ihn immer mehr. er kann ein arschloch sein, aber im dienste der sache, nicht wegen seinem ego. aber ebenso sehe ich ihn auch empathisch. bis heute hört man nichts von unzufriedenen spielern. was immer wieder auffällt, wie einzelne spieler bei torerfolgen sofort zu ihm rennen. dieses unbedingt gewinnen wollen hebt er (und mm!) auf ein ganz neues level.

    wie er die sache okita (spielt heute von anfang an!) erklärt, ist erste sahne und zeigt wie moniz funktioniert!

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    Eklat beim FCZ vor YB-Spiel – Moniz: «Das habe ich noch nie erlebt»

    Eklat beim FCZ vor YB-Spiel – Moniz: «Das habe ich noch nie erlebt»
    Beim 0:0-Remis zwischen dem FCZ und YB sitzt Cheick Condé nur auf der Tribüne – obwohl er auf dem Matchblatt stand. Ricardo Moniz hat keine Lust mehr auf ihn.
    www.nau.ch
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    Ein Fussballer zieht sich nicht um – der FCZ steckt in der Klemme

    Streik beim FC Zürich: Ein Fussballer zieht sich nicht um – der FCZ steckt in der Klemme
    Cheick Conde setzt sich auf die Tribüne statt auf die Ersatzbank. Jetzt stellt sich die Frage: Was tun mit einem arbeitsunwilligen Profi?
    www.tagesanzeiger.ch
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    Erfolg auf dem Feld hat der Mann. Solange ist das ja alles (vordergründig) wunderbar. Ob er in 2 Jahren immer noch FCZ-Trainer ist wage ich zu bezweifeln.

    auch hintergründig tönt es - auch zu meinem erstaunen - positiv. die spieler scheinen ihn zu mögen, so hört man es jedenfalls. und das nicht nur von mm und den canepas.

    die spieler wissen, dass er sie besser macht und er - wenn man mitzieht - einem auch fair behandelt.

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    sicher für alle seiten die beste lösung! brauchte wohl doch etwas überzeugungsarbeit von canepa und mm gegenüber moniz…

    «Mehrfach entschuldigt»: FCZ lässt bei Conde Gnade walten

    https://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/mehrfach-entschuldigt-fcz-laesst-bei-conde-gnade-walten-id20294323.html?utm_source=whatsapp&utm_medium=social&utm_campaign=share-button&utm_term=blick_app_ios

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    sehr speziell! wenn gehirnwäsche soweit geht, dass man seine sportlerkarriere als bereits 22-jähriger aufgibt…bei vonlanthen war es ja ähnlich, aber er hatte schon einiges erreicht und verdient, als er wegen seinem glauben zurückgetreten ist. oder hatte er nur immer wieder unterbrüche in der karriere deswegen? weiss es nicht mehr genau…

    Wegen Freikirche: FCZ-Meisterspieler Silvan Wallner beendet Karriere per sofort

    https://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/wegen-seines-glaubens-u21-nationalspieler-silvan-wallner-beendet-karriere-per-sofort-id20303946.html?utm_source=whatsapp&utm_medium=social&utm_campaign=share-button&utm_term=blick_app_ios

    Bis im September spielte Eigengewächs Silvan Wallner noch beim FCZ. Dann wechselte der 22-Jährige nach Österreich, nun verkündet er seinen Rücktritt wegen seine…

    Malenovic über Wallner: «Für mich ist das etwas fragwürdig»
    Bis im September spielte Eigengewächs Silvan Wallner noch beim FCZ. Dann wechselte der 22-Jährige nach Österreich, nun verkündet er seinen Rücktritt wegen…
    search.app
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    und nun noch wallner selber:

    FCZ-Meisterspieler tritt wegen Religion zurück: «Bin mir bewusst, dass das polarisiert»

    FCZ-Meisterspieler tritt wegen Religion zurück: «Bin mir bewusst, dass das polarisiert»
    Silvan Wallnerbeendet seine Karriere aus religiösen Gründen per sofort. Jetzt spricht der frühere Profi des FC Zürich über seinen Entscheid.
    www.watson.ch
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    Rollentausch

    Was in Zürich passierte, ist europaweit einmalig. Ein Verein, der ein Jahrhundert lang die nationale Fussballgeschichte dominiert hatte, geriet gegenüber dem Stadtrivalen massiv ins Hintertreffen – sportlich und in Sachen Popularität. Wir zeichnen die grosse Wende in Form von sieben wegweisenden Ereignissen nach – und wagen einen Ausblick.

    Die Kräfteverhältnisse in Zürich sind klar: Der FCZ hat Ambitionen auf den Meistertitel mit und in jedem Quartier deutlich mehr Fans, GC kämpft einmal mehr gegen den Abstieg vor meist spärlicher Kulisse. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Verhältnisse umgekehrt. Wir sind der Frage nachgegangen, wie der Wind derart hat drehen können, und haben dabei sieben Wendepunkte festgestellt.


    1998 FCZ zurück in Europa

    Im Dezember 1995 empfangen die Grasshoppers in der Champions League Real Madrid, der Hardturm ist ausverkauft. Die besten Spieler des Landes laufen in Blau-Weiss auf, der Nachwuchs ist der Konkurrenz um Meilen voraus. Auf den Bolzplätzen der Stadt, in der Region sowieso, tragen Kinder GC-Trikots und feiern die unzähligen Trophäen. Ennet der Gleise bietet sich eine völlig andere Welt. Drei Tage vor dem Real-Spiel verliert der FC Zürich zu Hause gegen Lugano vor 1900 Zuschauern 1:2 und fällt – einmal mehr – in die Abstiegsrunde. Der Klub durchschreitet ein lang anhaltendes Tief, inklusive Taucher in die Nationalliga B. Seit dem Wiederaufstieg 1990 kämpft er praktisch pausenlos gegen den erneuten Fall. Verblieben sind ihm nur wenige Fans, die in der Stadt kaum sichtbar sind. Als Raimondo Ponte, eine GC-Legende, im April 1994 als Trainer übernimmt, sucht er nach Verstärkungen, die mit dem bescheidenen Budget zu stemmen sind. Er wird unter anderem beim FC Muri fündig, für den der damals 20-jährige Robert Huber verteidigt. Huber erinnert sich: «Ponte lud mich zu einem Spiel in den Letzigrund ein. Es regnete, im Stadion waren 1000 Zuschauer, und Kriens gewann 5:1. Es war einfach nur trist.» Die Ehrfurcht vor dem Stadtrivalen sei gross gewesen, sagt Huber. «Zu den GC-Spielern haben wir aufgeschaut. Sie strahlten eine Selbstsicherheit und teils auch Arroganz aus, sie waren nun mal einfach deutlich besser.» Doch auf dem kargen FCZ-Boden beginnt langsam etwas zu spriessen. Ponte entdeckt Shabani Nonda im Kongo, David Opango in einem Asylzentrum in der Westschweiz, holt Ike Shorumnu von der FCB-Ersatzbank sowie den vereinslosen César Sant’Anna. Der Fussball im Letzigrund wird bald besser. Und dann spielt – nicht zum letzten Mal in dieser Geschichte – der Zufall eine Rolle: Im Cupfinal Lausanne – St.Gallen 1998 hält Ex-GC-Goalie Martin Brunner für die Romands den letzten Penalty von Patrick Bühlmann. Weil sie als Meisterschaftsdritte bereits für den Europacup qualifiziert sind, geht der Platz an den nächstklassierten FC Zürich. Der spielt damit zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder international. Eine Kampagne, die prägen sollte. Die ersten Signale der Wiederauferstehung erlebt Redl Wehrli mit. Er gehörte mit den Primitive Lyrics einst zu den Zürcher Hip-Hop-Pionieren und ist in der Graffitiszene unterwegs. Mit der Clique Hallygally, einer bunten Mischung aus Skatern, Kreativen, Studenten und Selbstständigen, steht er im «Züri-Egge» hinter dem Tor, wo es noch reichlich Platz gibt. «Wenn man jemandem sagte, dass man an den FCZ-Match gehe, stiess man nur auf Unverständnis», erinnert sich Wehrli. «Wir nahmen es mit viel Selbstironie. Das war nötig, denn sportlich war es wahrlich bescheiden.» Auch andere Gruppierungen wie die «Boys» oder die «Locoz» – hauptsächlich Secondos, inspiriert von der Fankultur aus der Heimat ihrer Eltern – sind vor Ort. Sie rücken zusammen, versammeln sich hinter dem neuen «Südkurve»- Banner. Man habe viel Raum vorgefunden, etwas beizutragen, sagt Wehrli. Mal einen Gesang anzustimmen, eine Choreo zu basteln. Die Kreativen aus den verschiedenen Szenen locken bald mehr Leute an. Als der FCZ in den Europacup rutscht, klettert der Zuschauerschnitt auf 8100 – mehr als doppelt so viel wie zwei Saisons zuvor. «Der FCZ ist wieder in», titelt der «Sport» und zitiert einen Verkäufer vom Fussballcorner Oechslin: «Vor fünf Jahren war das Verhältnis verkaufter Souvenirs 80:20 zugunsten von GC. Heute ist es fast ausgeglichen.» Mehrere Berichte widmen sich dem Aufschwung des Underdogs, dessen Pressechef Guido Tognoni sich im «Facts» angriffig zeigt: «Eine Trendwende ist möglich. Die Stadt wartet doch nur auf einen starken FCZ.» «Anorthosis, Schachtjor Donezk, Celtic Glasgow schlugen wir – die AS Roma lag im Koma, nur die Mafia, die half ihr!» Noch heute singen die FCZ-Fans diese Zeilen zur Melodie von «Oh My Darling, Clementine», die an den Hype im Herbst 1998 erinnern. Celtic wird im Letzigrund 4:2 weggefegt, Verteidiger Robert Huber erhält plötzlich Anrufe von Bekannten, die gegen die im Achtelfinal auch dabei sein wollten. Die Roma braucht die Einlagen Francesco Tottis – ein geschundener Elfer sowie ein Freistoss nach theatralischem Fall im Zweikampf mit Huber – und den FCZ zu stoppen. In der Liga gewinnt er in dieser Saison zudem zwei Mal das Derby, hat bis zum zweitletzten Spieltag gar Chancen auf den Meistertitel und qualifiziert sich erneut für Europa. Der Aufschwung sei indirekt auch dem Bosman-Urteil zu verdanken, sagt Robert Huber. «Die zusätzlichen Ausländer wie Francisco Lima und Shaun Bartlett haben eine neue Mentalität in den Klub gebracht.» Bis dahin habe niemand etwas vom FCZ erwartet, nicht einmal die eigenen Spieler. Die Legionäre hätten für ein anderes Selbstverständnis gesorgt. Und für die Qualität, um in der Liga endlich wieder eine Rolle zu spielen. Für Redl Wehrli war diese Zeit auch darum prägend, weil der FCZ seinen Status als familiär geführter Verein festigte. Präsident Sven Hotz als liebenswerter Patron, Trainer Raimondo Ponte, der sich väterlich um die Ausländer im Team kümmert. «Das war sympathisch, damit konnte man sich identifizieren.» Der Funke jedenfalls war gelegt.


    1999 CS-Millionen für GC

    Das Erstarken des Stadtrivalen beunruhigt bei GC kaum jemanden. 1998 läuft der Klub dank Spielern wie Kubilay Türkyilmaz, Mats Gren oder Johann Vogel mit einem Rekordvorsprung von 16 Zählern (trotz Punktehalbierung vor der Finalrunde) als Meister ein. Im Nachwuchs ist er sowieso die klare Nummer eins. Roland Schwegler, der 1997 dazustiess, erinnert sich: «Der Anspruch, an der Spitze zu stehen, war stets zu spüren.» Schon von der U16 habe Manager Erich Vogel verlangt, sie dürfe keinen Match verlieren. Ende jeder Saison hatten sie alle in seinem Büro anzutreten, bleiben durften nur die Besten. «Der Druck war gross, aber das stärkte. Man lernt, der Gejagte, der Verhasste zu sein und damit umzugehen.» Zudem habe Vogel für jeden eine Vision gehabt und plante weit voraus, wen er wann verkaufen würde und wer sein Ersatz sein sollte. Auch in anderen Bereichen ist GC der Konkurrenz weit voraus. Fredy Bickel, der in den 90ern nacheinander Pressechef, Sekretär, Buchhalter und schliesslich Technischer Koordinator war, erinnert sich: «Eine tragende Rolle spielte der zahlungskräftige Donnerstag-Club. Diese einflussreichen Gönner brachten auch öfters Prominente und Klublegenden mit an den Match. GC hatte eine Ausstrahlung, die über den Fussball hinausging. Ein Credo war, dass der Klub jeden Tag in der Zeitung stehen solle – am besten nicht im Sportteil.» Selbst im Marketing ist GC führend. Für die Businessklientel fertigt er trendige und begehrte Krawatten an, für die Normalsterblichen ist der Fanshop im Hardturm täglich geöffnet – einzigartig hierzulande. «Doch es gab immer mehr Grabenkämpfe», erzählt Bickel. Mehr oder weniger in Eigenregie ersetzt Erich Vogel 1999 Trainer Rolf Fringer, der Vorstand will daraufhin Vogel absetzen, worauf Geldgeber Heinz Spross droht, den Geldhahn zuzudrehen. Es kommt schliesslich zum grossen Umbruch: Präsident Romano Spadaro tritt ab, eine Investorengruppe um Rainer E. Gut (Credit Suisse) und Fritz Gerber (Roche) übernimmt. Und krempelt den Klub komplett um. Vogel, Bickel und fast der gesamte Vorstand werden rausgeschmissen. Die Umwälzungen sind auf allen Ebenen spürbar. «Mit diesem radikalen Schnitt wurde einiges zerstört. Die neue Führung setzte viele externe Leute ein, die nicht mit dem Fussball vertraut waren», sagt Fredy Bickel. Ebenso fatal: Der Donnerstag-Club büsst viel von seiner Bedeutung ein, auf sein Geld sind die schwerreichen neuen Eigentümer nicht länger angewiesen. Viele Gönner verlieren daraufhin das Interesse, der Klub damit einen Teil seiner Strahlkraft. «Im Rahmen dieser Pseudoprofessionalisierung hat der Klub viele langjährige Mitarbeiter verscheucht, welche die Vereinskultur geprägt und getragen hatten», sagt Silvan Keller, Mitherausgeber der kürzlich erschienenen GC-Chronik und Präsident der GC-Fussballsektion, welche sich um die Bereiche abseits des Profibereichs kümmert. Er steht damals schon in der Kurve und schneidet den Wandel am Rande mit. Gegen GC spricht auch der Zeitgeist. Für die Mächtigen in der Stadt ist es bald nicht länger zwingend, sich im DonnerstagClub zu engagieren. Im Zuge der Globalisierung wird GC als Netzwerk und Marktplatz für bürgerliche Wirtschaftskapitäne mit der Zeit obsolet. Hiesige Banken und Versicherungen engagieren Manager aus aller Welt, die ihre Geschäfte nicht in der Hardturm-Loge aufgleisen müssen. Und auch auf den Strassen haben sich die Zeiten geändert. In den 80er-Jahren galten noch beruflicher Erfolg, Ehrgeiz und entsprechendes Auftreten selbst unter jungen Erwachsenen als cool, die Filmfigur Gordon Gekko («Gier ist gut ») aus «Wall Street » diente als Vorbild. Dazu passte die Marke GC. Ende der 90er eifert aber niemand mehr Gordon Gekko nach. Im Gegenteil: Cool sind besetzte Häuser wie die Wohlgroth, illegale Bars, Hip-Hop, die Alternativliga. Erfolgreich muss es nicht sein, lieber wild und aufregend. Das verkörpert um die Jahrtausendwende der FCZ. Er liefert Geschichten, die bewegen. Im letzten Spiel rettet er sich in die Finalrunde, kassiert dann aber eine Forfaitniederlage, weil Raimondo Ponte einen Ausländer zu viel aufs Matchblatt gesetzt hat. Gleichzeitig holt er im Cupfinal gegen Lausanne den ersten Titel seit fast zwei Jahrzehnten – und das im Penaltyschiessen. Mittendrin Figuren wie Urs Fischer und Fredy Chassot, nahbare und ungeschliffene Typen, mit denen sich die Klientel, die mittlerweile in den Letzigrund pilgert, perfekt identifizieren kann. Die Nummer eins in der Stadt bleibt GC aber weiterhin. Als der geniale Richard Núñez den Klub 2001 und 2003 zum Meister macht, weist der Hardturm die zweithöchsten Zuschauerzahlen der Liga aus. Dennoch vermag er die breite Masse irgendwie nicht zu elektrisieren. An die erste Feier hat Roland Schwegler keine guten Erinnerungen: «Wir gingen mit dem Team in die Stadt essen und das wars auch schon. Da habe ich neidisch darauf geschaut, was beim FCZ los ist, wenn der was gewinnt.» Den Kulturwandel erlebt er nahe mit. Die neue Führung habe wenig emotionale Bindung gezeigt. Und ihr Plan geht nicht auf: Beide Mal verpasst GC den Einzug in die Champions League, die mittlerweile richtig Geld abwirft. Besser macht es der FC Basel: Auch er wird grosszügig alimentiert, schafft es aber im Gegenzug zu den Grasshoppers, in allen Bereichen zu wachsen. Er ist modern aufgestellt, hat ein neues Stadion, erreicht die Fans und erst noch die Europacup-Millionen. Bei GC sind die Mäzene, die für die beiden Meistertitel zwischen 80 und 100 Millionen Franken verbraten haben sollen, bald wieder verschwunden. Das Intermezzo bereitet weiteren Boden vor für die Wachablösung – nicht nur national, sondern auch in der Stadt.


    2003 Die (Nicht-)Beziehung zur Basis

    Im Dezember 2003 sieht es mal wieder düster aus für den FCZ. In der Liga steht er auf dem letzten Platz, der im Sommer verpflichtete Trainer Lucien Favre erhält ein Ultimatum: Gewinnt er den Cup-Viertelfinal in Meyrin nicht, muss er seine Koffer packen. Der FCZ siegt 3:0, Favre darf bleiben. Das Vertrauen sollte sich auszahlen. Es ist die Zeit, in der sich die Stadien hierzulande mehr und mehr füllen, UltraGruppierungen sorgen an Matchtagen für Stimmung. Beim FCZ gefällt sich die vielschichtige Allianz aus Secondos, Alternativen, Studenten und Handwerkern in der Rolle, den «Arbeiterverein» gegen den «Bonzenklub» zu unterstützen. Die Abneigung gegenüber GC gehört zur Identität. Die ganze Palette an Fans trifft sich in der Flachpass-Bar im Letzigrund. Geführt wird das Lokal von Fans, die es in ihrem Sinne gestalten. Sie verwandeln ein gewöhnliches Stadioncafé in eine Szenebeiz. Ein Glücksfall für den Verein, denn die FlachpassBar trägt viel zum Matcherlebnis bei. Fredy Bickel, der 2003 als Sportchef zum FCZ stösst, sagt: «Da sah man Junge, Verrückte, Wilde, einen bunt durchmischten Haufen.» Bei GC habe es auch ein Café im Stadion gegeben, dort seien bloss vereinzelte ältere Personen verkehrt. Ein krasser Gegensatz. Das neue Publikum sieht im FCZ nicht primär den Fussballklub, den man anhand von sportlichen Kriterien misst, sondern ein Erlebnis, das man losgelöst vom Resultat miteinander zelebriert. Der Klub erkennt dieses Potenzial und empfängt die neue Klientel mit offenen Armen, bietet ihr gar den Raum mitzugestalten. Bickel trägt Redl Wehrli auf, die Kabine mit Graffiti zu verschönern und Porträts der Spieler zu sprayen. Dem Wunsch der Fans nach Nähe zu den Spielern entspricht der Klub, indem er diesen nach Heimspielen auferlegt, den Ausgang durch die Flachpass-Bar zu nehmen. Er heuert einen jungen Marketingverantwortlichen an, selber ein Fan, der ein Gespür dafür hat, worauf die urbanen Supporter anspringen. Bei GC hingegen begegnet man dem Treiben in der eigenen Kurve mit grosser Skepsis. «Der Klub ging rigoros gegen uns Fans vor», berichtet Silvan Keller, der dies hautnah erlebt hat. Auch anderswo habe es Reibereien gegeben zwischen Fans und der Führung, bei GC seien diese aber besonders stark gewesen. «Stadionverbote wurden selbst für ‹unanständiges Benehmen› verteilt. Zeitweise durften rund 300 Leute nicht mehr an die Heimspiele.» Der Klub verpufft viel Energie beim Versuch, die aktivsten Supporter zu zähmen, weil sie nicht zum Image des edlen Herrenklubs passten. «Die GC-Führung hat überhaupt nicht verstanden, was in den Kurven passiert, und das nur als Bedrohung, nicht als Chance wahrgenommen.» Wie weit entfernt von der Basis die GC-Führung ist, zeigt sich beispielhaft an einer Aktion, die noch die Mäzene Gut und Gerber aufgleisen: Im Bestreben, mehr Junge und Familien anzusprechen, lancieren sie die Marketingkampagne «GC-Family». In Werbespots und auf Plakaten treten etwa eine frisch vermählte Braut, Kinder mit Teddybär, ein futuristischer Yuppie, ein Mann im Schottenrock, ein Quoten-Kuttenfan und andere Figuren aus der Retorte auf, der dazugehörige Song scheppert an Heimspielen aus den Lautsprechern. «Diese Aktion war suizidal», sagt Silvan Keller. «Damit hat man den Klub der Lächerlichkeit preisgegeben.» Die Medien machen sich darüber lustig, der Stadtrivale sowieso. Die GC-Family fällt ausgerechnet in eine wegweisende Zeit: Die lebhaften Kurven üben auf viele Junge eine grosse Faszination aus, sie wollen zu einem Klub gehören, der cool ist. Und cool, das ist die GC-Family wahrlich nicht. Dass sich in der Estrade Ost noch immer vereinzelte Rechtsradikale tummeln, macht sie auch nicht attraktiver. Der FCZ hat da die weitaus besseren Karten. Er setzt allerdings nicht nur auf die Kurvengänger: Der Kraftraum nahe der Flachpass-Bar wird in einen VIP-Bereich umgewandelt. «Uns war klar», sagt Fredy Bickel, «dass wir beide Schienen fahren müssen.» Auch Wirtschaftsanwälte oder Banker finden im Arbeiterklub eine Heimat.


    2004 Prägendes Drama

    Im März 2004 erleben die Zuschauer im Hardturm eine der verrücktesten Partien der helvetischen Fussballgeschichte. Im Cup-Halbfinal liegt der FCZ zehn Minuten vor Schluss mit 5:2 vorne. Eduardo mit einem Doppelpack und Mladen Petric retten das Heimteam in die Verlängerung, wo Richard Núñez die Entscheidung besorgt. «Die Niederlage, so schmerzhaft sie war, hat viel dazu beigetragen, die Leute emotional näher an den Klub zu binden», sagt Redl Wehrli. Sie fügt sich bestens ein in die Achterbahnfahrt der Gefühle, die so typisch ist für den FCZ. Selbst traumatische Erlebnisse wie dieses Ausscheiden wirken sich positiv aus, das Image des aufstrebenden, aber immer wieder stolpernden Underdogs wird geradezu zelebriert. Und so gelingt es ihm, noch in der Niederlage die bessere Geschichte zu schreiben. Bei GC geht man mit Rückschlägen anders um. Das zeigt sich im folgenden Cupfinal, den das Team gegen Absteiger Wil verliert. Diese skurrile Konstellation böte ebenfalls Potenzial für bleibende Geschichten, doch identitätsstiftend ist bei GC stets der Erfolg. Dass der Klub landesweit so viele Supporter hat, verdankt er nicht dramatischen Volten, sondern seinen unzähligen Trophäen.


    2005 Raus aus der Stadt

    GC kann sein lang ersehntes Schmuckstück präsentieren: den Campus in Niederhasli. Dort bietet der Klub seinem Nachwuchs ideale Bedingungen. Der FCZ vermag das nicht – und wird doch zum grossen Profiteur. Fredy Bickel erzählt: «Wir mussten danach kaum mehr Scouting betreiben. Plötzlich riefen uns Eltern an mit der Bitte, ihren Sohn zu übernehmen, weil sie ihn nicht mehrmals pro Woche nach Niederhasli fahren können.» GC reagiert zwar und richtet einen Shuttle-Bus ein, die Lage verändert das aber kaum. «Der Klub hat die Auswirkungen völlig unterschätzt», sagt GC-FussballsektionPräsident Silvan Keller. Zudem habe er die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Zogen in den 1980er-Jahren noch viele Leute aufs Land, setzte Ende der 90er eine Trendwende ein. Die Stadt war wieder in und hatte etwas zu bieten. Der ProtestantenMief war verflogen, es eröffneten Szenebars, Clubs und 24-Stunden-Shops. Der Umzug nach Niederhasli sei nicht nur der Symbolik wegen ein Fehler gewesen, so Keller. «Auf dem Campus entstand eine Bubble, dort gibt es kaum mehr Impulse von aussen.» Die Abkapselung sei nach wie vor problematisch: Die Junioren stammen heute zu einem grossen Teil aus der Umgebung von Niederhasli, aus der Stadt kommen kaum welche. Auch bei den Profis werden die Mängel immer offenkundiger. Ohne die dicken Brieftaschen der Mäzene kann GC das Niveau nicht halten. Roland Schwegler erinnert sich: «Es wurden nur noch mittelmässige Ausländer geholt, die oft schnell wieder weg waren.» Geldprobleme kommen hinzu, mehrmals muss er auf Lohn verzichten. Präsidenten kommen und gehen, mit Herz ist kaum einer dabei. «Es war schwierig, sich in dieser Lage auf den Fussball zu konzentrieren.» Als er schliesslich 2007, nach zehn Jahren im Verein, nach Luzern wechselt, gibt es nicht mal einen Blumenstrauss. Der FC Zürich hingegen schwebt auf einer Erfolgswelle. 2005 holt er den nächsten Cupsieg, überflügelt bei den Zuschauerzahlen den Stadtrivalen – und baut den Vorsprung kontinuierlich aus, zumal ihm ein Jahr später wieder ein denkwürdiges Narrativ gelingt, als er in der 93. Minute beim übermächtigen FC Basel den Titel holt.


    2007 Derby in Weiss

    Wann war der Zeitpunkt, an dem die Wachablösung vollzogen war? Fredy Bickel überlegt nicht lange: «Beim ‹Derby in Weiss›.» Im Mai 2007 also. Am letzten Spieltag kann sich der FCZ als Heimteam im Hardturm – der Letzigrund wird gerade für die kommende EM hergerichtet – ausgerechnet gegen GC zum Meister küren. Das ganze Stadion trägt Weiss, vor dieser eindrücklichen Kulisse schiessen Santos und Xavier Margairaz den FCZ zum zweiten Titel in Serie. «Es war wirklich fast kitschig», sagt Bickel. «Wenige Jahre zuvor waren wir beinahe am Boden. Jetzt hatten wir drei Titel in drei Jahren geholt – notabene mit vielen eigenen Junioren wie Blerim Dzemaili, Almen Abdi oder Florian Stahel. Das war etwas, das zuvor nur GC gekonnt hatte.» Den Soundtrack zu den Erfolgen liefert Redl Wehrli. Aus Jux startet er mit HallygallyFreunden die Rap-Combo Radio 200 000. In ihren Lyrics ist der FCZ omnipräsent («Bern, Basel oder Wil/ mir gönd a jedes Schpiil»), ihre Beats werden zum Puls der Kurve. Auch House-DJ Dani König, Reggae-Musiker Elijah oder die Liedermacher Schoedo widmen ihrem Herzensverein Songs. Der neue FCZ ist kreativ, urban, multikulturell. Es passt einfach alles. Oder wie Wehrli es ausdrückt: «Es war wie in einem Hollywood-Drehbuch. Diese Hochs und die Rückschläge, die aufwühlenden Momente, und alles lief für den FC Zürich. Der Fussballgott wollte es offenbar einfach so.» Und GC erlebt noch ein weiteres Desaster. Beziehungsweise: besorgt es gleich selber. Im September 2007 wird im Hardturm die letzte Partie ausgetragen. Man will in den Letzigrund ausweichen, bis ein neues Stadion gebaut ist. Die Heimstätte wird ein Jahr später abgerissen. «Dafür gab es keinen Grund», sagt Silvan Keller. «Niemand reisst sein Haus ab, bevor ein neues errichtet werden kann.» Es habe keine behördlichen Auflagen für einen Auszug gegeben, es sei vielmehr ein bewusster Entscheid gewesen, in den Letzigrund umzuziehen. «Man hat sich vom Effekt der neuen Stadien in Basel oder Bern blenden lassen und damit kalkuliert, 10000 Saisonkarten und viele VIPLogen verkaufen zu können.» Davon ist GC im Letzigrund meilenweit entfernt. «Hätten wir den Hardturm noch, wäre er heute das Kultstadion schlechthin.» Ausgerechnet in der Zeit, in der sich die hiesigen Stadien (und insbesondere die Kurven) weiter füllen – zwischen 2005 und 2008 steigt der Ligaschnitt um über 3000 Zuschauer –, hat GC nichts zu bieten: keine Heimat, keinen sportlichen Erfolg, keine Präsenz in der Stadt, keine pulsierende Fankurve. Die Heimspiele locken zwar nicht weniger Publikum als zuvor an, jene der übrigen Klubs allerdings plötzlich deutlich mehr. Die massiv gestiegene Popularität des Fussballs ist allerorts sichtund messbar – ausser bei GC. Vieles davon hat der Verein sich selber zuzuschreiben. Keller spricht die Führung an: Seit den Champions-League-Zeiten hatte GC 13 Präsidenten, die oft von aussen kamen und selten emotional mit dem Klub verbunden waren. Hauptsächlich mussten sie gegen Intrigen bestehen oder die Scherben der Vorgänger aufwischen. Der FCZ hingegen hatte in dieser Dauer lediglich zwei Präsidenten, und denen liegt das Schicksal des Vereins erst noch sichtlich am Herzen: Sven Hotz und Ancillo Canepa. Keller ist überzeugt: «Wir haben dem FCZ-Erfolg den Weg geebnet. Hätten wir uns nicht so angestellt, wären die Verhältnisse nicht so gekippt.» Der FC Zürich ist beim «Derby in Weiss» bereits so gefestigt, dass er selbst grosse Veränderungen mühelos übersteht. Canepa ist erst seit Kurzem im Amt; Meistertrainer Favre wandert in die Bundesliga ab, Bernard Challandes wird sein Nachfolger. 2009 holt der FCZ nochmals den Titel, zieht gar in die Champions League ein. Selbst der zwischenzeitliche Abstieg 2016 vermag nichts an den Stärkeverhältnissen in der Stadt zu ändern. Es brodelt zwar kurz im Verein, doch dann zelebriert er die einjährige Tour durch die Challenge League. GC indes schöpft nur 2013 mit dem Cupsieg kurz Hoffnung, dann stehen die nächsten Zerreisproben an. Auf den Fall aus der höchsten Spielklasse folgt 2020 die Übernahme durch chinesische Investoren, worauf sich weitere treue Seelen vom Klub abwenden. Es droht die Marginalisierung in der Stadt.


    2022 Zementierung – auf ewig?

    Der FCZ spinnt das Märchen weiter. 2022 bricht er überraschend die Meisterserie der Young Boys. Das beschert dem Letzigrund weiteren Zustrom. Über 15000 sind im Schnitt an den Heimspielen, mehr als doppelt so viele wie bei GC. Auch die ländlichen Gebiete sind längst von der Sogkraft erfasst. Aus dem Säuliamt etwa, wo Fredy Bickel herkommt und das seit eh und je GC-Gebiet war, strömen nun Hunderte von jungen Fans an FCZ-Partien, die Bahnhöfe sind verziert mit Klebern und Graffiti. Ähnliches passiert in allen AggloRegionen. Bickel sagt: «Der Vorsprung, den der FCZ heute auf GC hat, ist einiges grösser als der Rückstand, den er in den 90ern noch hatte.» Der Schmetterlingseffekt besagt, dass ein unscheinbares Ereignis eine ganze Kettenreaktion und so unvorhersehbare, grosse Veränderungen auslösen kann – wie der Flügelschlag eines Sommervogels einen Tornado. Was sich in der jüngeren Geschichte der Zürcher Klubs abgespielt hat, waren vielleicht etwas mehr als Flügelschläge, die Auswirkungen hätte dennoch niemand vorhersehen können. Was, wenn Martin Brunner diesen CupfinalPenalty nicht pariert hätte und es so kein Duell gegen Tottis Roma gegeben hätte? Wären die «Modefans» eher in den Hardturm gelockt worden, hätten die GCMäzene nur etwas länger Kaliber wie Núñez finanziert? Wäre Favre über Meyrin gestolpert, wäre der 13. Mai 2006 heute ein ganz normales Datum? Und wäre ohne diese Dramen der FCZ jetzt das, was er ist? Oder was, wenn es den Hardturm als Stadion weiterhin gäbe – dafür den Campus nicht? Wie präsentierte sich GC dann? Fredy Bickel kommt ins Grübeln: «Es ist eigentlich unglaublich. Es gab so viele Punkte, an denen es ganz anders hätte laufen können.» Allein mit Schicksal lässt sich die Wende aber nicht erklären. Ja, vielleicht hätten die Grasshoppers mit etwas mehr strategischem Geschick und Glück das Wiedererstarken des Stadtrivalen eindämmen können. Das einstige Standing zu suedkurve.ch halten, wäre gleichwohl schwierig gewesen. Der gesellschaftliche Wandel in Zürich, die Modernisierung des Fussballs und die neue Anziehungskraft der Kurven sprechen dagegen – genauso wie das Aufkommen des FC Basel und später der Young Boys. Mit ihren neuen Stadien und als Alleinherrscher in ihren Städten hielten diese ohnehin alle Vorteile in der Hand, um GC als Ligakrösus und -dominator abzulösen. Was das bei den Hoppers ausgelöst hätte, die sich wie kein zweiter Verein stets dadurch identifizieren, die klare Nummer eins im Lande zu sein, auch darüber kann man nur spekulieren. Fakt ist: Vor 25 Jahren war GC dem FCZ in allen Bereichen um Längen voraus, heute präsentiert sich die Situation umgekehrt. Doch könnte das Pendel wieder in die andere Richtung schlagen? Bickel gibt sich zurückhaltend: «Ich werde nicht mehr erleben, dass das wieder kippt.» Es sei aber bei GC noch genug Fundament da. Man müsse dafür die ehemaligen Spieler und Funktionäre, die sich noch immer regelmässig träfen, wieder einbeziehen, um dem Klub ein Gesicht zu geben. Auch die Kurve verfüge über eine Basis da, auf der sich aufbauen lasse. Silvan Keller, der die Spiele nach wie vor in der GC-Fankurve verfolgt, gibt zu bedenken: «Heute steht da eine eingeschworene Gemeinschaft, für Neuankömmlinge ist das wenig prickelnd.» Den FCZ zu kopieren versuchen, hält er für den falschen Weg. Eher solle der Klub einen Schritt in die Richtung machen, wo er einst herkam: Er müsse wieder vermehrt Leute aus studentischem Umfeld und Familien ansprechen, das aber cooler aufziehen. Dazu gehören für Keller auch Events auf Stadtgebiet, wie er sie selber auch schon aufgezogen hat, als er 2015 auf der Hardturmbrache einen Kunstrasen verlegte und ein Legendenspiel austragen liess. Er räumt aber ein: «Nach zwei Dekaden Kulturlosigkeit ist es schwierig, wieder Fuss zu fassen. Neue Fans gewinnst du mit Erfolg, aber du musst sie dann auch halten können, wenn der Erfolg mal ausbleibt.» Keller hält es für denkbar, dass die Magnetwirkung der Südkurve nachlassen wird. «Anfangs ist es für junge Fans ja aufregend, in der Masse in einheitlicher UltraKleidung unterwegs zu sein. Aber das kann auch irgendwann verleiden.» Anders gesagt: Etwas Cooles kopieren junge Leute gerne; wenn es aber alle machen, verliert es die Exklusivität und den Reiz. Liegt hier vielleicht die Chance von GC? Schliesslich müsste es doch als Underdog – und das ist der Rekordmeister nun mal mittlerweile – einfacher sein, Sympathien zu gewinnen. Auch aus diesem Grund entdeckten Leute wie Redl Wehrli Mitte der 90er den Letzigrund für sich. Er sagt: «Bei uns lag nahe, dass wir uns zum FCZ bekennen, der uns mit seinen Werten und seiner Geschichte viel näher lag als GC. Heute landen alle, die in irgendeiner Form Teil der urbanen Subkultur sein wollen, unweigerlich in der Südkurve.» Wer sich von dieser Masse abgrenzen will, sucht sich eine «coole» Alternative. Doch dafür kommt ein Investorenklub wie GC kaum infrage. Noch eher wendet sich so jemand dem FC Winterthur zu – oder vom Fussball ab. Redl Wehrli ist jedenfalls überzeugt: «So wie GC derzeit aufgestellt ist, gibt es für Junge, die ähnlich ticken wie wir damals, keinen Grund, Fan dieses Klubs zu werden.» Zusätzlich erschwert die zunehmende Militanz in gewissen Kreisen, die auch Wehrli sehr stört, dass GC neue Supporter findet. Gewalt und Übergriffe mag es auch früher auf beiden Seiten gegeben haben, aber in Zeiten von massiv gewachsenen, allgegenwärtigen Kurven zementieren sie die Position des Stärkeren mehr denn je. Besonders das GC-Fansein kommt heute mancherorts einer Mutprobe gleich. Zudem scheint das Potenzial der Stadiongänger nahezu ausgeschöpft, die Zuschauerzahlen bewegen sich seit Jahren im gleichen Bereich. Die Kurven sind heute zudem wesentlich besser organisiert und achten selbst darauf, dass Nachschub bereitsteht. Die Südkurve weiss ihre Möglichkeiten zu nutzen, etwa indem sie – wie letzten Mai geschehen – in Schulhäusern Bälle mit dem Kurvenlogo verteilt. Manchmal aber, das lehrt diese Geschichte beispielhaft, braucht es gar keine ausgefuchste Strategie. Bisweilen kommt es auch so, dass man sich in unsteter Manier das Glück erarbeiten kann. Und es einem nicht zuletzt hold bleibt, weil der Rivale gleichzeitig fast alles falsch macht. Dann kann plötzlich eine Bewegung in Gang gesetzt werden, die sich aus sich selbst nährt, wächst und den Stadtrivalen überrollt. Heute brauchte es dafür allerdings mehr als damals Ende der 90er. Viel mehr.

  • Coole Story, die einem lernt sich nie auf den Loorbeeren auszuruhen. In beide Richtungen. Und es gäbe schon mehr etwas Potential an GC Fans. Ich kenne einige die aus verschiedenen Gründen nicht mehr gehen und einige jugendliche Fans die sich mit ÖV kaum an die Spiele trauen und deshalb selten gehen.
    Ein Schnitt von 8000 bis 10000 in einem neuen Stadion und bei mehr Erfolg sicher denkbar.

    Einmal editiert, zuletzt von Blackstar (19. November 2024 um 20:25)

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