• Offizieller Beitrag

    FC Zürich - FC Basel 1:2

    Gefangen in der ungewohnten Rolle

    Flurin Clalüna, Zürich (NZZ)

    Die Zürcher trauen sich zu lange nicht, so zu spielen, wie sie es sonst tun. Sie verlieren unglücklich und haben nun fünf Punkte Rückstand auf den FCB.

    Das Spiel war längst vorbei und verloren, aber Urs Meiers Arbeit begann jetzt erst richtig. Nicht als Trainer, nein, als Anwalt seiner Mannschaft. Die Fragen, die dem FCZ-Trainer gestellt wurden, hatten einen anklägerischen Unterton, weil viele gehofft hatten, der FC Zürich werde gegen Basel mutig sein, vielleicht sogar frech. Er war es nicht, überhaupt nicht. Oder viel zu spät. Irgendwann wurde Meiers Verteidigungsrede richtig feurig; es war ein Plädoyer für seine Spieler, sich selber und seine Ideen, die an diesem Sonntag beim 1:2 so anders waren als sonst.

    «Wir wollten die gleiche Sprache sprechen wie Basel», sagte Meier. Und vielleicht war gerade dies das Problem: dass sich der FC Zürich nicht traute, so zu spielen wie sonst immer, dass er anpasserisch war und mehr als siebzig Minuten benötigte, um eine wirklich gefährliche Chance durch Marco Schönbächler herauszuspielen. Der FC Basel habe ja fast nur Offensivspieler auf dem Platz gehabt, sagte Urs Meier, «da muss man bereit sein und verteidigen».

    Das war dem FCZ recht gut gelungen, es war ein Spiel fast ohne Chancen auf beiden Seiten. «Wir haben uns sehr um die Defensivarbeit gekümmert», sagte der Spielgestalter Davide Chiumiento. So ergebe sich nicht unbedingt ein schönes Spiel, sagte Meier, aber das dürfte in diesem Moment nicht seine grösste Sorge gewesen sein. Schlimmer war: Die Zurückhaltung im Offensivspiel bekommt dem Team nicht.

    Diese Mannschaft ist das Abwarten nicht gewohnt, mit einer solchen Vorgabe wird sie passiv. Es war eine ungewohnte Rolle, die der FCZ spielen musste; vielleicht aus Übervorsicht, nicht noch einmal einzubrechen wie beim 1:4 in Basel im August; vielleicht aber auch, weil Meier weiss, dass er ohne die Verletzten Gilles Yapi, Burim Kukeli und Avi Rikan nicht über genug Qualität verfügt, um den FCB mit spielerischen Mitteln herauszufordern. Und nun wird auch Berat Djimsiti (Bänderverletzung) länger ausfallen.

    Nachdem es dem FC Zürich trotz aller Vorsicht nicht gelungen war, kurz vor der Pause die Führung durch Shkelzen Gashi zu verhindern, war es wie im Theaterstück von Samuel Beckett: warten auf Godot. Man wartete und wartete auf den FCZ, aber er kam nicht, da passierte nichts oder zu wenig. Es war, als sei die Mannschaft gefangen in ihrer ungewohnten Rolle.

    Die Gelegenheit zum Ausgleich bekam der FCZ zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit, als Franck Etoundi die Hand des am Boden liegenden Marek Suchy traf und Yassine Chikhaoui per Penalty zum 1:1 traf. Und vielleicht war es danach ja wirklich so, wie Meier sagte: Der FCZ verlor Ivan Kecojevic nach einer gelb-roten Karte, «aber die Mannschaft hatte vorher unbedingt das 2:1 schiessen wollen, vielleicht war das naiv». Naiv, weil der FCZ vergass, in den letzten Sekunden zu verteidigen, und er Gashi unbedrängt per Kopf das zweite Goal erzielen liess.

    Ja, vielleicht war der FC Zürich in diesen letzten Momenten der Partie übermütig, als er so spielte, wie er es mag. Aber vorher war er viel zu lange mutlos gewesen.

    • Offizieller Beitrag

    Für die Naivität bestraft

    Als ein defensiver FCZ zu stürmen begann, gab er das Remis aus den Händen und leitete selbst das Tor zum 1:2 gegen Basel ein.

    Thomas Schifferle Zürich

    Vor dem Spiel meldete Goalie David Da Costa: «Wir sind bereit.» Während 70, eher 80 Minuten war allerdings die Frage: bereit wofür? Am Ende war die Antwort: Der FCZ war nicht bereit, selbst für diesen FC Basel nicht.

    Darum verlor er das Spiel, mit dem Spiel auch den Kontakt zum Leader. Und blieb darum mit der Ernüchterung zurück, die Davide Chiumiento in einem Satz unterbrachte: «Das war die Dummheit von uns.» Schonungsloser ging nicht, treffender auch nicht.

    87 Minuten alt war das Spiel gewesen, als sich Suchy in einen Schuss Etoundis legte. Der Ball prallte an den Oberschenkel und von da an die Hand, was Stephan Studer reichte, einen Elfmeter zu geben, den ein Schiedsrichter nicht geben muss. Yassine Chikhaoui kümmerte derlei nicht, er machte Shkelzen Gashis Führungstor aus der 41. Minute wett.

    Keine 70 Stunden vorher hatte er gegen Apollon Limassol zwei Elfmeter verwertet. Dafür sollte er noch seine kleine Rolle in der Schlussaufführung spielen, die den FCZ in die Niederlage stürzte.

    FCZ ängstlich statt mutig

    Der FCZ war mit dem 1:1 nicht zufrieden, zumindest trat er nicht so auf. An der Seitenlinie hörte Urs Meier das Publikum, das mehr forderte, er spürte die Euphorie, die seine Spieler antrieb. Dann aber musste er auch einen Francisco Rodriguez sehen, der im Überschwang glaubte, er könnte Basler ausdribbeln, als wäre er Zidane, prompt den Ball verlor und so den Konter einleitete, der hinten Ivan Kecojevic in Nöte brachte. Kecojevic foulte Embolo und sah dafür die gelb-rote Karte.

    Da Costa lenkte den folgenden Freistoss von Diaz ins Seitenaus. Da waren 93 Minuten schon fast vorbei. Es gab Einwurf, Chikhaoui, ja er, verschuldete einen Corner, weil er nur tänzelnd eingriff statt entschlossen. Zuffi brachte den Ball zur Mitte, wo Etoundi im Fünfmeterraum stand und wo Rodriguez sah, wie Gashi sich anschlich. Aber Rodriguez verzichtete darauf, dem Basler energisch zu folgen, Etoundi sprang unter Zuffis Ball hindurch, und deshalb konnte Gashi Basel den Sieg schenken – und redete Chiumiento von der Dummheit, dass man mehr gewollt habe, statt den einen Punkt zu akzeptieren.

    1:2 also, der FCB war fürstlich belohnt für einen Auftritt, der weder begeisternd noch bestimmend war, sondern maximal solid. Dass ihm das schon zu den drei Punkten reichte, macht die Aussichten auf den ganzen Rest der Meisterschaft auch nicht viel verlockender. Wenn er schon so gewinnt, mit spielerischem Minimalismus, wer will ihn dann stoppen, wenn er überzeugend auftritt?

    Der FCZ von gestern war nicht der FCZ, wie er sich selbst gerne sieht: stürmisch, mutig, beschwingt, unberechenbar. Er war das Gegenteil: defensiv, ängstlich, gehemmt, berechenbar. Er spielte wie der Kleine gegen den Grossen, weil er Angst davor hatte, Räume zu öffnen, die Schaden anrichten könnten. So trug er seinen speziellen Teil dazu bei, dass dieses Spiel, abgesehen von den letzten wenigen Minuten, so ohne Flair und Tempo war, ohne Begeisterung und Erinnerungswert. Um das Beste herauszulesen: Die Defensivreihen erledigten ihre Arbeit sorgfältig.

    Schönbächler narrte einmal drei Basler, Chikhaoui schoss aus spitzem Winkel ins Seitennetz. Das war es an Angriffsnotizen des FCZ bis zur Pause. In der 70. Minute tauchte Schönbächler nach Etoundis elegantem Lob allein vor Tomas Vaclik auf und scheiterte. Das war der erste Schuss überhaupt, den Vaclik direkt aufs Tor bekam. Der zweite war ein wuchtiger, aber unpräziser Freistoss von Buff, der nächste und bereits letzte Chikhaouis Penalty.

    Der Verlust der «Sechser»

    «Wir wollten mehr machen», meldete Chiumiento. Bloss war davon nichts zu sehen. Der FCZ zahlte dafür, dass er nicht das Kader hat, wie es sich der FCB leisten kann. Dass er nicht die Routine hat wie der Leader. Und dass er auf Dauer Gilles Yapi und Burim Kukeli nicht ersetzen kann, die beiden «Sechser», die diese Saison so viel Stabilität und Balance in die Mannschaft gebracht haben. Der Ausfall von Avi Rikan hilft dann auch nicht weiter. Zu Spiel und Situation passte es, dass Berat Djimsiti mit einem Bänderriss am Knöchel ausschied, Alain Nef vom Platz humpelte und eben Kecojevic schon zum dritten Mal seit März vom Platz gestellt wurde.

    Fünf Punkte liegen die Zürcher nun hinter Basel. Ihr Rückstand lässt sich allein mit den Niederlagen in den Direktduellen erklären. Aber es gibt auch den Fakt: Sie haben daheim schon zuvor zweimal nicht gewonnen, weder gegen St. Gallen (1:1) noch gegen Luzern (2:3). «Wir müssen aufstehen und vorwärts schauen», sagt Meier. Vielleicht hilft, dass gegen Cham, Thun und Mönchengladbach nur noch Auswärtsspiele anstehen.


    © Tages Anzeiger

  • Zitat von Champs-de-Mars

    Tja, was soll man da sagen? Eigentlich verdiente Niederlage, weil man viel zu lange zu passiv war. Und dann nach dem 1:1 mit viel Elan erneut ins Verderben, da fehlte wieder die Cleverness. Ex-FCZ-Junior Gashi 2x völlig vergessen.


    trotz witz penalty, verdient war die niederlage nicht! aber die logische konsequenz, wenn man lange zeit in ehrfurcht erstarrt vor dem gegner und am schluss blindlings ins verderben läuft. eine erfahrene mannschaft hätte nach dem 1:1 das spiel beruhigt und den punkt nach hause gebracht. und genau diese erfahrung hat der fc basel um die naivität vom fcz auszunützen. das war auch der hauptunterschied zwischen den mannschaften gestern: erfahrung und cleverness!

    NieUsenandGah

  • Zitat von snowcat


    trotz witz penalty, verdient war die niederlage nicht! aber die logische konsequenz, wenn man lange zeit in ehrfurcht erstarrt vor dem gegner und am schluss blindlings ins verderben läuft. eine erfahrene mannschaft hätte nach dem 1:1 das spiel beruhigt und den punkt nach hause gebracht. und genau diese erfahrung hat der fc basel um die naivität vom fcz auszunützen. das war auch der hauptunterschied zwischen den mannschaften gestern: erfahrung und cleverness!

    Einverstanden. Leider scheint die Lernkurve in Sachen Cleverness nicht überall zu greifen. Schon gegen YB und in Limassol hat man leichtfertig (und in Überzahl!) einen Punkt verschenkt, in dem man in den Schlussminuten blind angegriffen und die Defense vernachlässigt hat.

  • Zitat von Champs-de-Mars

    Einverstanden. Leider scheint die Lernkurve in Sachen Cleverness nicht überall zu greifen. Schon gegen YB und in Limassol hat man leichtfertig (und in Überzahl!) einen Punkt verschenkt, in dem man in den Schlussminuten blind angegriffen und die Defense vernachlässigt hat.


    schon, aber wie beim menschen generell dauern auch beim fussballer die lernprozesse in der regel etwas länger als nur eine erfahrung. das brauchts mindestens eine saison um alle auf kurs zu bringen. aber da die 1-2 besten jeweils ins ausland abspringen und ende saison durch 18-jährige aus dem nachwuchs ersetzt werden, beginnst du immer wieder bei null. zumindest mit einem teil der mannschaft. ein los, dass natürlich auch der fc basel mit uns teilt, aber eben auf einem höheren level. drum sind sie für die anderen schweizer mannschaften mittlerweile auch praktisch uneinholbar geworden.

    NieUsenandGah

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von snowcat


    drum sind sie für die anderen schweizer mannschaften mittlerweile auch praktisch uneinholbar geworden.

    Sehe ich auch so.

    Sousa ist in Basel angekommen und das Team unterdessen in der Spur, siehe auch Spiel gegen Real.

    Es besteht wenig Hoffnung dass sich das ändert.

    Man muss aber auch sehen das Platz 2 (und den belegen wir!) realistischerweise der Platz ist um den sich der Rest der CH streiten kann!

  • Zitat von Larry

    Man muss aber auch sehen das Platz 2 (und den belegen wir!) realistischerweise der Platz ist um den sich der Rest der CH streiten kann!


    in anbetracht des yb budgets, ist aber auch platz 2 nur im optimalfall erreichbar.

    NieUsenandGah

  • Interessant noch die Zuschauerzahl. Gefühlt hatte es gestern mehr Zuschauer als beim Derby GCN-FCZ und trotzdem sollen gestern deutlich weniger Zuschauer anwesend gewesen sein. Hätte locker auf 18-19'000 geschätzt, da Sektor C und D proppenvoll. Leider verhinderten die zu hohen Preise in den Aussensektoren A (z.B. A1 und A31), dass noch mehr Zuschauer gekommen sind. In die zusätzlich geöffneten Sektoren im B wollen viele nicht, weil dieser relativ nahe dem vollen Auswärtssektor war.

    Jetzt geht's noch zum Abschluss nach Thun, ohne Kec (Sperre) und Djimsiti (Bänderriss). Die Defense dürfte sich also von alleine aufstellen (Nef, Koch, Elvedi), bleibt zu hoffen, dass zumindest Kukeli wieder fit sein wird fürs DM.

  • Zitat von Champs-de-Mars

    Interessant noch die Zuschauerzahl. Gefühlt hatte es gestern mehr Zuschauer als beim Derby GCN-FCZ und trotzdem sollen gestern deutlich weniger Zuschauer anwesend gewesen sein. Hätte locker auf 18-19'000 geschätzt, da Sektor C und D proppenvoll. Leider verhinderten die zu hohen Preise in den Aussensektoren A (z.B. A1 und A31), dass noch mehr Zuschauer gekommen sind. In die zusätzlich geöffneten Sektoren im B wollen viele nicht, weil dieser relativ nahe dem vollen Auswärtssektor war.


    hab genau das gleiche gedacht! schätzte zwischen 19'000-20'000. beim niederhasli heimspiel gegen uns haben sie 19'200 angegeben. es waren damals aber klar weniger im stadion als gestern mit 16'302 zuschauern...seit der fcz die zuschauerzahlen auf den schnauz genau angibt, habe ich sowieso das gefühl, dass die zahlen nicht mehr so geschönt werden wie früher. scheinbar ist man in niederhasli aber noch nicht in dieser phase angekommen...

    noch was: gestern verhinderten nicht die preise das mehr zuschauer gekommen sind, sondern die jahreszeit bzw. die temperaturen...

    NieUsenandGah

  • Zitat von snowcat

    noch was: gestern verhinderten nicht die preise das mehr zuschauer gekommen sind, sondern die jahreszeit bzw. die temperaturen...

    Für Fussball war es gestern tatsächlich zu kalt, zum Glück haben wir vorher unsere Winterutensilien eingepackt.

    Es gab einige Leute, die bei der D-Kasse noch ein Ticket für 40 oder 65 gesucht haben. Diese wurden auf die Sektoren im B aufmerksam gemacht, was aber einige ablehnten. Dafür herrschte dann eben auf der Seite im A gähnende Leere. Runter auf 40 und 65, das hätte mit Bestimmtheit noch besser ausgesehen.

  • d'meischterschaft dürfti sit geschter gloffe si... :roll:

    ich ha scho immer gfunde dass de meier vill z'normal isch zum en richtige hopper si... :razz:

    "Weshalb passen Sie so gut zum FCZ?
    Ich kenne diese Stadt in- und auswendig, ihre Schönheit, ihre Probleme. An Zürich hängt mein Herz, ich bin ein Stadtbub. Und ich habe mich immer für den FCZ interessiert, schon als Kind war der FCZ mein Verein. Ich bin als Spieler ja nur zu GC gegangen, weil ich sonst keine Chance hatte, Spitzenfussballer zu werden."


    s'ganze interview us de nzz am sonntag:


    «Das geht mir nahe, mir blutet das Herz»

    Der FCZ-Trainer Urs Meier leidet mit dem schwerverletzten Gilles Yapi und findet, seine Spieler müssten von den Schiedsrichtern besser geschützt werden. Wenn die Mannschaft in der Winterpause nochmals verstärkt wird, hält er sogar den Meistertitel für möglich

    NZZ am Sonntag: Urs Meier, Sie tragen an der Seitenlinie nicht mehr einen unauffälligen Veston, sondern eine rote Jacke und rote Schuhe. Wollen Sie mehr Aufmerksamkeit?
    Urs Meier: Ach was, der ganze Staff trägt die gleichen Jacken. Es ist schon vorgekommen, dass mich der vierte Offizielle in der Coaching-Zone mit falschem Namen angesprochen hat. Mit der roten Jacke wissen nun wenigstens alle, dass ich auch dazugehöre.

    Man könnte auch sagen: Urs Meier möchte nach zwei Jahren als FCZ-Cheftrainer mehr auffallen als früher.
    Ich lese immer wieder, ich sei jemand, der Wertschätzung suche. Aber was über mich geschrieben wird, interessiert mich überhaupt nicht. Ich bin seit zwanzig Jahren Trainer, in dieser Zeit hat sich auch niemand für mich interessiert. Weshalb soll ich mich jetzt also darum kümmern, was seit zwei Jahren über mich geschrieben wird? Ich habe mich auch durchgesetzt, ohne zu lesen, wie gut oder wie schlecht ich als Trainer sei.

    Kritik ist Ihnen gleichgültig?
    Mich zu destabilisieren, schafft keiner. Ich bin ein friedliebender Mensch. 99 Prozent der Leute, die mich kennen, werden sagen: «Lämpen mit dem Meier? Das ist fast nicht möglich.» Aber die Mannschaft hat unter der Kritik gelitten. Deshalb bin ich nach dem 1:4 gegen Villarreal Ende Oktober eingeschritten und habe mich gewehrt. Ich habe den Fokus bewusst auf mich gelenkt, aber um meine Person ist es mir nie gegangen.

    Worunter hat die Mannschaft gelitten?
    Nach jeder Niederlage hat man sie wieder in die alte Schublade gesteckt. Sie sei zu weich, begehe immer die gleichen Fehler, entwickle sich nicht. Da musste ich klar sagen: «Freunde, so geht das nicht.» Man hat nur darauf gewartet, bis die Mannschaft ausrutschte. Und kaum lag sie am Boden, ist man noch extra auf sie draufgestanden.

    Unsere Wahrnehmung ist anders. Wir haben die Kritik nicht so heftig erlebt wie Sie.
    Schon beim 1:4 gegen Basel im August habe ich diese Kritik gespürt. Das hat die Mannschaft nicht verdient. Sie musste in dieser Saison so viele Widerstände überwinden, und das hat sie sehr gut gemacht. Ich habe nie behauptet, wir seien perfekt oder ein Meisterkandidat. Aber wir sind in allen Zielen im grünen Bereich. Die Mannschaft hat sie sich selber gesteckt: dreissig Punkte in der Vorrunde, den Cup verteidigen, in der Europa League die Gruppenphase erreichen. Als ich diese Ziele von den Spielern hörte, dachte ich: «Hoppla, das wird schwierig.»

    Einer der schwierigsten Momente war die schwere Verletzung von Gilles Yapi. Sie haben das Foul nicht nur als Angriff auf Yapi, sondern auf die Spielweise des FCZ empfunden.
    Es ist schwierig für mich, über Yapi zu reden. Das geht mir nahe, mir blutet das Herz. Aber ich sage etwas anderes: In der letzten Saison haben wir die meisten gelben Karten bekommen. Ausgerechnet der FCZ, eine Mannschaft von Schönspielern, wie immer geschrieben wird! Haben Sie sich nie gefragt, warum meine Spieler so häufig verwarnt werden?

    Weil sich der FCZ wehren muss?
    Voilà, super, genau das ist es. Ich war auch Spieler. Wenn man immer wieder rüde attackiert wird, kommt irgendwann der Gerechtigkeitssinn zum Tragen. Dann tritt man zurück oder reklamiert. Und prompt bekommen wir dann eine gelbe Karte. Drei Verwarnungen pro Spiel sind es im Durchschnitt.

    Sagen Sie, Ihre Mannschaft werde von den Schiedsrichtern zu wenig geschützt?
    Ich weiss es nicht. Ich sage nur, dass spielstarke Mannschaften allgemein viel mehr geschützt werden müssten.

    Lassen Sie uns nochmals über Sie reden. Haben Sie sich als FCZ-Chefcoach verändert?
    Der Rummel um meine Person ist nach dem Cup-Sieg gestiegen. Aber ich brauche diese Aufmerksamkeit nicht. Ich stehe immer mit beiden Beinen auf dem Boden und bekomme auch genug Respekt.

    Die Anerkennung für einen Trainer lässt sich auch daran ablesen, wie lange sein Vertrag dauert. Ihrer ist auf sechs Monate kündbar.
    Ich habe mein ganzes Leben immer nur Einjahresverträge unterschrieben, als Spieler, als Trainer. Einmal bekam ich in der Academy des FCZ einen Zweijahresvertrag, das war das Höchste der Gefühle. Das habe ich immer akzeptiert.

    Aber Sie würden einen langfristigen Vertrag nicht ablehnen.
    Wenn der Präsident Ancillo Canepa mit einem Fünfjahresvertrag kommt, dann sage ich: «Das ist ja sensationell, natürlich unterschreibe ich.» Aber das erwarte ich nicht. Und weil ich es nicht erwarte, bin ich auch nicht enttäuscht, wenn es nicht eintrifft. Es hat mit Lebenserfahrung zu tun, sich nur darauf zu konzentrieren, was man selber steuern kann. Glauben Sie mir: Wenn ich alles im Fussball selber beeinflussen könnte, wären wir unglaublich erfolgreich. So viel Selbstvertrauen habe ich. Aber als Trainer kann man nur einen Bruchteil beeinflussen.

    Aber Sie sind der wichtigste Angestellte des Klubs. Sie geben dem FCZ ein Gesicht.
    Die Ausgangslage vor zwei Jahren war nicht einfach. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Aber der Verein lag mir am Herzen. Ich wusste, dass ich mit aller Kraft versuchen musste, dieses Schiff auf Kurs zu bringen. Und der Prozess ist noch nicht zu Ende.

    Weshalb passen Sie so gut zum FCZ?
    Ich kenne diese Stadt in- und auswendig, ihre Schönheit, ihre Probleme. An Zürich hängt mein Herz, ich bin ein Stadtbub. Und ich habe mich immer für den FCZ interessiert, schon als Kind war der FCZ mein Verein. Ich bin als Spieler ja nur zu GC gegangen, weil ich sonst keine Chance hatte, Spitzenfussballer zu werden.

    Der FCZ wollte Sie nicht?
    Ich habe den damaligen FCZ-Präsidenten Edi Nägeli mit seinen grossen Zigarren immer bewundert. Was er geleistet hat, war für mich das Grösste. Und gleichzeitig war ich enttäuscht, dass ich als Junior nie ein Thema wurde beim FC Zürich. Nägeli hat uns beim FC Seefeld ein paar Mal zugesehen, aber der Meier ist ihm leider nie aufgefallen. Ich bin sicher, wenn Nägeli uns vom Himmel herab beobachtet, weiss er, dass er damals einen Fehler gemacht hat.

    Wenn wir schon bei der Vergangenheit sind: Am Sonntag treffen Sie in Thun auf Urs Fischer, einen Ihrer Vorgänger. Und am Donnerstag in Mönchengladbach auf Lucien Favre, auch er ein ehemaliger FCZ-Trainer. Wem fühlen Sich sich näher?
    Urs Fischer und ich haben viel von Lucien Favres Philosophie und seinem offensiven Fussball übernehmen können. Wir sind drei unterschiedliche Typen, aber im Fussball sind wir uns sehr ähnlich. Das sieht man auch daran, wie unsere Mannschaften spielen, wie technisch und spielfreudig sie sind.

    So wie Yassine Chikhaoui?
    Chikhaoui blüht als Captain auf. Früher hätte man ihm diese Verantwortung unmöglich übergeben können, weil er so sehr mit sich selber, seinen Verletzungen und Krankheiten beschäftigt war.

    Im Januar wird Chikhaoui dem FCZ fehlen. Chikhaoui, Amine Chermiti und Franck Etoundi spielen dann mit Tunesien beziehungsweise Kamerun am Afrika-Cup.
    Ich darf ja nicht hoffen, dass Tunesien oder Kamerun früh ausscheiden, das wäre für die Spieler nicht gut. Ich wünsche ihnen nur das Beste und Erfolg. Also stelle ich mich darauf ein, dass Tunesien oder Kamerun den Afrika-Cup gewinnen. Für uns wäre das zwar das Schlimmste, weil unsere Spieler dann am längsten fehlen würden. Aber ihren Herzen täte es gut.

    Sie wissen nicht genau, wie lange die afrikanischen Nationalspieler fehlen werden. Mit Sicherheit aber fällt Yapi aus. Gehen Sie in der Winterpause zum Präsidenten Canepa und fragen nach Verstärkung?
    Ancillo Canepa hat genug Erfahrung. Er weiss, wie der FCZ dreimal Meister werden konnte. Er kann abschätzen, ob wir noch Verstärkungen brauchen. Wir werden im Januar die neuen Ziele formulieren. Sie müssen zur vorhandenen Qualität passen.

    Und was antworten Sie, wenn Canepa sagt, der FCZ wolle Meister werden und man werde Verstärkungen finanzieren?
    Dann bin ich als Trainer der Erste, der vorausgeht und sagt: «Jetzt holen wir den Chübel nach Zürich.»

    NieUsenandGah

  • In den letzten Spielen hat man gesehen, wie stark der Yapi dem FCZ fehlt. Chikaoui und Chiumiento verloren sehr viel an Qualität, weil sie einerseits nicht auf der gewohnten Position spielen durften bzw. die fehlende Absicherung nach hinten sie hemmte.

    Die Defensive mit den beiden Junioren war gestern komplett überfordert, auch weil das DM komplett neu besetzt werden musste.

    Schade ist die Meisterschaft somit entschieden, dafür ist der Kampf um die Plätze 2-4 wieder neu entflammt.

    Am Donnerstag nun noch das Dessert in BMG, hoffentlich kehren bis dahin Schönbächler, Kukeli und Kecojevic wieder zurück.

  • Leider chancenloser FCZ. Bis zum Ausscheiden von Kecojevic ging eigentlich alles noch gut, aber dann wars mit der Moral leider definitiv dahin. Einerseits ein Systemwechsel auf 4-4-2, obwohl wir nicht mal 4 gesunde und gelernte Verteidiger aufs Spielfeldbrachten, andererseits überforderte Jungspieler und wirkungslose Routiniers (allen voran Chiumiento).

    Jetzt ab in die Ferien, Moral und Kräfte tanken und dann Vollgas und hoffentlich mit einem wieder fitteren Kader in die Rückrunde. Es dürfte schwierig werden, YB im Kampf um Platz 2 hinter sich zu halten.

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