Fussball allgemein

  • Zitat von Larry

    Leider hat nun auch YB die Jagt auf den FCB aufgegeben.

    Die Meisterschaft verkommt endgültig zur Farce. Nächste Saison prangt der zweite Stern auf dem Jersey der Basler und acht Jahre später haben sie GC als Rekordmeister abgelöst.

    Bleibt die Hoffnung das die UEFA Ernst macht mit den Änderungen in der CL und Basel nicht mehr jedes Jahr automatisch dabei ist und somit finanziell langfristig eher wieder in Reichweite kommt.


    nzz am sunntig:

    Und es gibt nicht wenige ausserhalb von Basel, die sich abwenden von einem Wettbewerb, in dem es nichts mehr zu gewinnen gibt. Indiz dafür ist der Anstieg der Zuschauerzahlen des abgestiegenen FC Zürich in der Challenge League. Der FCZ war 2009 auch der letzte Meister, der nicht FC Basel hiess.

    FC Basel wird noch einsamer

    Die jüngsten Ereignisse bei den Young Boys verschlechtern die Aussichten, dass die Super League wieder etwas spannender werden könnte. Denn mit der Reduzierung des Budgets begräbt YB als designierter Herausforderer des FC Basel die Ambition, im Titelrennen ernsthaft mitzuspielen.

    Damit ist die Saison nur theoretisch nicht bereits von Anfang an entschieden. Die neun Klubs hinter dem FCB spielen eine separate Meisterschaft unter sich – der Sieger dieses Wettbewerbs wird Zweiter, es geht um Europacup-Plätze und darum, wer absteigt.

    Hat diese Ausgangslage auf längere Sicht Nachteile für die Attraktivität der Liga? Ist ein Sport, bei dem der Sieger schon vor dem Wettbewerb feststeht, noch Sport – oder vielmehr nur noch Show, Zirkus, Unterhaltung? Warum das Ganze, wenn der Ausgang nicht offen ist? So könnte man fragen. Und es gibt nicht wenige ausserhalb von Basel, die sich abwenden von einem Wettbewerb, in dem es nichts mehr zu gewinnen gibt. Indiz dafür ist der Anstieg der Zuschauerzahlen des abgestiegenen FC Zürich in der Challenge League. Der FCZ war 2009 auch der letzte Meister, der nicht FC Basel hiess.

    «Wir behalten die Ausgeglichenheit des Wettbewerbs im Auge», sagt der Liga-CEO Claudius Schäfer lediglich. Der FCB ist auch eine mächtige Lokomotive für die ganze Liga. Gedanken über eine Änderung der Liga-Grösse oder die Einführung des Playoffs sind politisch heikel und werden nicht laut geäussert. Wahrscheinlich liegt auch nicht dort das Problem. Dass Basel stets Meister wird, liegt daran, dass in Basel gut gearbeitet wird, bei YB und anderen Klubs eben nicht so gut.

    YB-Geldgeber Andy Rihs sprach vor nicht so langer Zeit davon, Basel angreifen zu wollen. YB-Trainer Adi Hütter sagte im Winter, man wolle den Abstand zu Basel ein wenig verringern. Nun begnügt sich YB mit dem zweiten Rang als Saisonziel. Es wird immer weniger. Und Basel immer einsamer an der Spitze.

    NieUsenandGah

  • Ja ich habs schon anderen Ortes geschrieben. Monsieur ist und bleibt ein Phänomen. Einer der besten seiner Zunft, Wahnsinn was er in der kurzen Zeit bei seiner
    neuen Mannschaft bereits wieder rausgeholt hat... Ich kann mich nur immer und immer wieder verneigen vor dem Superhirnli, phänomenal. :wow: :wow: :wow:

  • Zitat von Eggi

    Ja ich habs schon anderen Ortes geschrieben. Monsieur ist und bleibt ein Phänomen. Einer der besten seiner Zunft, Wahnsinn was er in der kurzen Zeit bei seiner
    neuen Mannschaft bereits wieder rausgeholt hat... Ich kann mich nur immer und immer wieder verneigen vor dem Superhirnli, phänomenal. :wow: :wow: :wow:


    und trotzdem steht er sich selber im weg, sonst wäre er schon lange trainer einer der ganz grossen mannschaften wie real, bayern etc.

    NieUsenandGah

  • Zitat von snowcat


    und trotzdem steht er sich selber im weg, sonst wäre er schon lange trainer einer der ganz grossen mannschaften wie real, bayern etc.

    Ja, in gewissen Dingen mit Sicherheit. Gerade was Medienarbeit etc. betrifft hat er sicherlich Defizite. Allerdings, vielleicht sieht er auch einfach einen viel grösseren Reiz im Aufbau
    eines Aussenseiters, in der Entwicklung von Spielern etc. Vielleicht sagt er sich was möchte ich mit einer Ansammlung von Weltstars anfangen wo es mehr darum geht, die Egos bei Laune
    zu halten und dafür zu sorgen, dass jeder zufrieden ist.

    Es mag eine romantische Sicht der Dinge sein, aber bei ihm habe ich irgendwie einfach das Gefühl, dass ihm andere Dinge in fussballerischer hinsicht weitaus wichtiger sind. Warum hätte er
    sonst nach Nizza gehen sollen, er hat ein feines Gespür für die richtigen Stationen zur richtigen Zeit. Und wer ihn im Beitrag in der Sportlounge gesehen hat, hat gemerkt wie unglaublich
    relaxed er ist, und wie er, wenn er sich in seiner Muttersprache ausdrücken kann, mit den Medien umgehen kann wenn es sein muss. Und wer weiss, vielleicht wird es ja dann mal noch der
    PSG, nicht Real oder Bayern, aber doch auch ein Grosser des heutigen Fussballs wo er sich aber unter gleichsprachigen befinden würde. Ich denke er wählt ganz einfach ganz bewusst diesen
    Weg. Hat in gewisser Weise auch mit Selbsteinschätzung zu tun, er weiss was er kann und was nicht, finde ich in der heutigen Zeit durchaus bemerkenswert.

    • Offizieller Beitrag

    Mag ihn auch. Nur:
    Er hat schlicht und einfach noch nie ein Angebot eines ganz Grossen erhalten. Und ich glaube nicht, dass das mit seiner Einschätzung und seinem selbstgewählten Weg zu tun hat ...
    :floet:

  • Zitat von Mushu

    Mag ihn auch. Nur:
    Er hat schlicht und einfach noch nie ein Angebot eines ganz Grossen erhalten. Und ich glaube nicht, dass das mit seiner Einschätzung und seinem selbstgewählten Weg zu tun hat ...
    :floet:

    Nein, von diesen grossen Vereinen ziemlich sicher nicht, wahrscheinlich wegen den angesprochenen Schwächen, denke ich zumindest. Ob es effektiv nie ein Angebot gab, wissen wir nicht. Dennoch gab es z.Bsp. von
    Marseille ein Angebot, so hab ich es gelesen. Sicherlich der renommiertere Verein als Nizza und doch hat er sich dann für Nizza entschieden. Ich persönlich, und das ist meine subjektive Einschätzung, denke einfach, dass er damit glücklich ist und nicht hadert sollte es nie ein ganz grosser Verein werden. Rein vom Fussballsachverstand muss er sich aber von gar niemandem verstecken und wäre für jeden grossen Verein eine Bereicherung, da bin ich sicher.

  • sein Abgang in Gladbach war wohl kaum förderlich und abgesehen von seinem Alter, was ja als Trainer nicht sooo schlimm ist, wäre er für viele Vereine eine Bereicherung. Für die oberste "Elite" wird es ihm nicht mehr reichen, meiner Meinung nach, eben auch wegen dem Alter.
    Ich weiss, er ist jünger als diverse Trainer, aber er hat halt bisher keine Erfahrung mit vielen "grossen Spielern". Wäre er Crawford, würde er nur noch Balotelli laufen lassen. Aber er ist sich selber und bleibt zum Glück seiner Linie treu!
    Hätte ihn gerne bei Bayern gesehen, als noch kein Nachfolger vom Pep bekannt war...

  • nzz am sunntig:

    Professor an der Côte

    Als Lucien Favre im Sommer Trainer in Nizza wurde, löste das Verwunderung aus. Jetzt führt er nicht nur die Tabelle in der Ligue 1 an, sondern er hat auch Mario Balotelli stabilisiert. Von Christine Steffen, Nizza

    Wenn Lucien Favre das Strässchen vom Trainingsgelände zur Route de Grenoble hinuntergeht, schaut ihm niemand nach. Er verschwindet unbemerkt im Gewusel an der verstopften Durchgangsachse. Hier ist sein Revier, Autobahnlärm, Baustellen, Billighotels, ein kleiner Markt mit wackligen Tischchen, auf denen Frauen mit Kopftüchern Früchte verkaufen oder dicke Pullover für den Winter. Folgt man der Route de Grenoble, kommt man zur Allianz Riviera, einem geschwungenen Koloss, der aber so luftig wirkt, als wäre er vom Himmel ins Vallée du Var am westlichen Rand der Stadt geschwebt. Zwischen diesen Orten und seinem Zuhause ausserhalb von Nizza bewegt sich Favre. Ob man ihn in der Stadt erkennen würde, weiss er nicht, er ist fast nie im Zentrum. Wer sich der Arbeit verschreibt wie er, interessiert sich nicht für die Wassertemperatur an der Côte d’Azur.

    Als Favre im Mai im Olympique Gymnaste Club Nice, kurz le Gym, einen Vertrag bis 2019 unterschrieb, löste das in der Schweiz Verwunderung aus. Nach Hertha und Mönchengladbach war der grosse Schritt erwartet worden, Manchester hatte sich doch auch schon für Favre interessiert, warum also musste es dieser unscheinbare Mittelklasseklub sein?

    So unerwartet sie kam: Die Wahl von Favre folgt der Logik früherer Entscheide. Er überraschte alle, als er nach den beiden Meistertiteln mit dem FC Zürich zur Hertha nach Berlin ging. Und als er 2011 mit Borussia Mönchengladbach einen Verein übernahm, der schon fast abgestiegen war und den alle für «kaputt» hielten, wie er sagt, sah es nach einem halsbrecherischen Abenteuer aus. Favre aber hat an beiden Orten das Potenzial gesehen, nicht die Gefahr. Er hat beide Klubs weitergebracht, bevor es zur Trennung kam. Favre sagt: «Es ist immer auch eine Frage des Zeitpunkts, welchen Verein man übernimmt. Es kann sein, dass eine Anfrage kommt, aber es unmöglich ist, zuzusagen, weil du noch unter Vertrag bist.» Man hört, dass sich im Winter auch Marseille und Lyon für ihn interessiert haben. In Frankreich zu arbeiten, sei neu für ihn und eine Herausforderung. Favre braucht das Wort immer wieder: Herausforderung. Und überhört man es beim ersten Mal, nimmt man es beim zweiten oder dritten Mal zur Kenntnis. Denn sie ist tatsächlich zentral für ihn.

    Projekt vor Personal
    Die Wahl seiner Klubs zeigt, dass der 58-Jährige die anspruchsvolle Aufgabe mit Perspektive dem Prestige vorzieht. Favre ist selbstbewusst, er ist es mit den Erfolgen in Deutschland geworden, aber er ist nicht eitel. Eine saubere Passfolge befriedigt ihn mehr als der Applaus der Massen. Und wenn ihn begeisterte Fans bestürmen, wie früher in der Stadion-Bar im Letzigrund, macht ihn das hilflos, nicht glücklich. Er ist ein Professor, kein Kumpel: Was für ihn zählt, ist die tägliche Arbeit, das Analysieren und Tüfteln, dieses fast nervtötend akribische Feilen an Details, die Suche nach Lösungen. Wenn ihn niemand kennt auf der Strasse, ist ihm wohl; in der Anonymität kann er sich auf die Arbeit konzentrieren.

    Als ihn das französische Magazin «Le Point» kürzlich fragte, warum er sich zum Trainer berufen gefühlt habe, sagte er: «Drei, vier Jahre vor dem Karrierenende als Fussballer denkt man darüber nach, was nachher kommt. Ich habe angefangen, Junioren in Echallens zu trainieren, und fand das sehr bereichernd. Jeden einzelnen Spieler weiterzubringen, gefiel mir. Und das passt gut, denn es ist die Basis des Trainerberufs, jeden Spieler weiterzubringen.» So redet ein Chef, der die Grösse hat, sich nicht zum Zentrum der Welt zu machen – aber genau weiss, dass die Arbeit mit dem Einzelnen ihm Erfolg bringen wird.

    Favre folgte in Nizza auf Claude Puel, der in der letzten Saison mit der Mannschaft im vierten Rang placiert war. Die Trennung von Coach und Verein verlief einvernehmlich, eine Seltenheit in diesem Geschäft. Puel war vier Jahre in Nizza, er war der erste Trainer des Präsidenten Jean-Pierre Rivère, eines lokalen Immobilienmagnaten, der 2011 gut zehn Millionen Euro in den Verein investiert und 51 Prozent der Aktien übernommen hatte. Seither rüstet der Klub auf; 2013 wurde die 245 Millionen Euro teure Allianz Riviera eröffnet, im nächsten Jahr folgt die Einweihung des neuen Campus. Diesen Sommer hat Rivère den Verein an ein chinesisch-amerikanisches Konglomerat verkauft, 20 Prozent der Aktien hat er behalten. Le Gym, dessen vier Meistertitel alle aus den 1950er Jahren stammen, hat Ambitionen. Aber er verfolgt sie nicht kopflos. Rivère, braungebrannt, silberhaarig, ein Mann, den man sich gut auf einer Jacht vorstellen kann, sagte nach dem Abgang von drei wichtigen Spielern vor der Saison und dem Trainerwechsel: «On peut changer les hommes, car le projet est plus fort que les hommes.» Das ist bemerkenswert, weil es im Fussball meistens umgekehrt ist: Jeder Trainer werkelt an seinem eigenen Projekt, bis der Erfolg ausbleibt und ein neuer Heilsversprecher es probieren darf. Dass sich die Trainer in eine Struktur einpassen und einer Idee unterordnen müssen, ist selten. Rivère will in Nizza technisch hochstehenden, schnellen Fussball sehen, er will eine Spielkultur, die auf allen Altersstufen bis zu den Profis gleich ist, er will, dass eigene Junioren gefördert werden oder Talente aus anderen Vereinen in Nizza wachsen. Es gebe nicht viele Trainer, die diese Vorgaben erfüllten, sagte er kürzlich. In Favre hat er den passenden erkannt.

    In dieser Saison bewegt sich Nizza zwischen dem Aschenputtel früherer Jahre und der Prinzessin, die es werden soll. Nirgends wird das deutlicher als im Trainingszentrum an der Route de Grenoble. Der Maschendrahtzaun rostet, die Planen beim Platz flattern im Wind. Im Hof des Garderobentrakts steht verlassen ein roter Stuhl, daneben stapelt sich Sperrgut. Davor verteilt ein Mann mit drei Hündchen den Zaungästen Wasserflaschen, bis er in Aufregung ausbricht, weil er auf dem Rasen tatsächlich einen kleinen Skorpion entdeckt hat. Es ist nett hier, entspannt. Dann kommt Mario Balotelli. Eine Erscheinung aus einer anderen Welt, als hätte sich ein Superheld in einen Schrebergarten verirrt. Wie alle anderen muss er an den Kiebitzen vorbei in die schäbige Garderobe. Er, der «Süpermario», wie sie ihn im Stadion besingen, muss sich in die familiären Verhältnisse einfügen. Er legt vor Ehrfurcht ganz stillen Kindern den Arm um die Schulter, er unterschreibt auf Leibchen. Er ist gross und ruhig und tut es mit der Geduld des Demütigen.

    «Le sourire» von Balotelli
    Dass Balotelli in Nizza ist, ist der Hartnäckigkeit von Rivère zu verdanken. Als er Mino Raiola, den Agenten Balotellis, erstmals anging, antwortete dieser nicht einmal. Zwei Monate dauerte es, bis Rivère ihn überzeugt hatte. Genauso unerschütterlich arbeitete er an der Verpflichtung Favres, ihn und keinen anderen wollte er nach dem ersten Treffen. Jetzt bilden Favre und Balotelli ein Paar, das auf den ersten Blick nicht zusammenpassen will. Eine Einschätzung, die der Trainer nicht teilt. Er sagt: «Wenn ich ein Problem habe mit jemandem, dann hat er viele Probleme mit anderen.» Dass Nizza die Tabelle anführt, liegt auch an den Toren von Balotelli. Favre lobt ihn, aber er sagt auch: «Er muss mehr laufen, mehr helfen in der Defensive, das wissen alle, auch er.» Er werde viel Zeit brauchen, bis Balotelli wieder ein Topspieler sei, aber er zeige sich lernwillig. Balotelli ist beliebt in der Mannschaft, nicht nur, weil er oft trifft, er habe immer «le sourire», sagt Favre.

    In Nizza freuen sie sich an ihrem Fussballmärchen und an diesem Trainer aus der Schweiz, den sie erst jetzt so richtig entdecken, weil sie in Frankreich die Bundesliga kaum verfolgen. Favre ist nach Daniel Jeandupeux der zweite Schweizer Coach in der Ligue 1. Der Präsident wird nicht müde, zu wiederholen, dass Favre der beste Neuzugang des Sommers sei. Alle Trainer warnen vor überstürzter Begeisterung, Favre mit seiner vorsichtigen Art tut es besonders. Er erinnert daran, dass jedes gewonnene Spiel eng war, dass selbst beim 4:0-Sieg gegen Monaco eine Niederlage möglich gewesen wäre. Er sagt, jede Partie werde schwer. Er macht einen entspannten Eindruck, wie er da im winzigen Presseraum im Trainingszentrum sitzt, aber nie würde er über dem guten Start die grossen Zusammenhänge aus den Augen verlieren. Er sagt: «Es ist meine Aufgabe, die Mannschaft zu stabilisieren. Aber es ist schwierig, weil es immer wieder Abgänge gibt. Es ist immer wieder ein Aufbau, man muss immer wieder anfangen.» Vielleicht interessiert Lucien Favre ja genau das: das Aufbauen. Vielleicht ist es nicht nur der Zeitpunkt, der gepasst hat in Nizza, sondern auch die Möglichkeit, etwas zu erschaffen. Vielleicht interessiert ihn die Entwicklung stärker als die Verwaltung des Erfolgs in einem Spitzenklub.

    Favre hat eine Vision vom Fussball, das schnelle Passspiel, aber auf ein System legt er sich nicht fest. Seine Mannschaften sollen alles können. Sie müssen sich nicht nur von Spiel zu Spiel adaptieren, sondern innerhalb einer Partie die Gestalt wechseln, als wären sie Barbapapas. Favre ist anpassungsfähig wie seine Teams; er ist in den Strassenschluchten von Berlin Velo gefahren, er war in Mönchengladbach, wo die Stadt unansehnlich ist, aber die Infrastruktur perfekt, er ist in Nizza, wo ein warmer Wind bläst und der Beton auf dem Campus bröckelt. Im Kern aber macht er überall das Gleiche: Spieler besser. Sogar Balotelli.


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    NieUsenandGah

  • nzz am sunntig:

    MARIO BALOTELLI Die Schnecke will wieder Panther werden

    Die Sieben ist eine Zahl voller Symbolik. Es gibt die sieben Plagen, Samurai und Zwerge, die mageren und die fetten Kühe. Es gibt die sieben Weltwunder und Todsünden – und seit dem vergangenen Sonntag Mario Balotellis sieben Minuten: Traumtor in der 86. Gelbe Karte in der 87. Platzverweis in der 93.

    Es waren Momente, die perfekt zu Balotelli zu passen scheinen: Held und Depp nahe beieinander. Alles zielte auf dieses eine übliche Bild: Ein majestätischer Fussballer, der Kindskopf geblieben ist, der den Ball im Winkel versenkt, aber auch sich selbst mit zwei dummen Aktionen. Es ist ein derart gefestigtes Klischee, dass selbst der Schiedsrichter es bestätigt sehen wollte. Ein Wortgefecht, der Kopf Balotellis neigt sich zum Gegner. Reflexartig witterte der Spielleiter eine Tätlichkeit und zeigte ihm die rote Karte. Aber diese sieben Minuten in der Partie zwischen Nizza und Lorient waren auch Symbol für einen Wandel. Die Zeitlupe offenbarte das Wunder: kein Kopfstoss, keine Berührung. Keine Sperre.

    Am kommenden Freitag darf Balotelli gegen Lyon spielen, und vielleicht arbeitet er nach sechs Toren in fünf Partien in Meisterschaft und Europa League weiter daran, dieses Bild von sich zu zerstören: des Überschätzten, des Millionario, die Daumen vom Twittern müder als die Beine vom Rennen. Es gibt sie zu Dutzenden, die skurrilen Anekdoten, die Berichte von Nächten in Discos bis um 6 Uhr in der Früh mit verprassten Tausendernoten am Bartresen, von Autounfällen und Rosenkriegen mit vollbusigen Showgirls.

    Sein Lebensstil hat ihn ausgelaugt. Und als hätte das nicht gereicht, um einen Athleten zu destabilisieren, geriet er in die Spirale von eigener Tölpelhaftigkeit und dem Voyeurismus anderer. Mit jedem neuen Date und jeder Irokesen-Variante alimentierte er die Schlagzeilen aufs Neue – bis er mit seinen Füssen mehr Fettnäpfchen als Tore getroffen hatte. Irgendwann wurde mehr über ihn erfunden, als wahr ist.

    Denn Balotelli ist eine Projektionsfläche, im Guten wie im Bösen. Er bedient die Sehnsucht nach spektakulärem Fussball. Und er stillt die Lust auf Figuren mit Charakter. Was ist ein Gott ohne Schwächen, ein Held ohne Brüche? Langweilig. Die englischen Tabloids und die italienischen Gazetten sind dankbar und dichten dazu. Neulich las man, Balotelli habe den Bentley seines Beraters Mino Raiola zu Schrott gefahren. Es ging aber um einen Parkschaden. Die langlebigste Legende geht so: Balotelli zündet im Badezimmer seiner Villa Raketen, die Feuerwehr kommt. Wahrheit: Seine Gäste hatten gezeuselt, nicht er.

    Viele solcher Geschichten haben ihn in Verruf gebracht. Sein einstiger Nationaltrainer Cesare Prandelli kennt andere Seiten. Er hat seinem Protégé neulich empfohlen, mehr Interviews zu geben, damit man merke, welch feiner Kerl Balotelli sei. Aber bis jetzt pflegte dieser eine eigene Art der Kommunikation, nicht als brillanter Rhetoriker. Er interagiert vielmehr mit Slogans und Bildern, die eines Pop-Künstlers würdig sind: Die Statuen-Pose nach den zwei Toren im EM-Halbfinal 2012 gegen Deutschland, das Shirt mit der Aufschrift «Why always me?» am Tag nach jenem Feuerwerk-Vorfall. Später, als Spieler der AC Milan, stand diese Frage auf den Stollenschuhen. Sie waren mit einer Collage aus Zeitungsschlagzeilen bedruckt.

    Vielleicht war das eine Art Hilfeschrei. Denn es waren auch diese Headlines, die bleiern auf seinen Füssen lasteten. Obwohl er den Körpers eines Panthers hat, kroch Balotelli in den letzten zwei Jahren wie eine Schnecke. Kaum Laufbereitschaft, verpasste Chancen. In Liverpool verlieh ihn Jürgen Klopp umgehend, der Milan-Trainer Sinisa Mihajlovic drohte vom ersten Tag an mit dem Rausschmiss. Er hatte schon einmal diese Abneigung erfahren. Erst dreijährig, wurde der Sohn ghanesischer Einwanderer in Italien fremdplaciert. Die Balotellis nahmen ihn auf, die leiblichen Eltern brachen den Kontakt ab.

    Seine anarchische Ader kann man als Widerstand gegen diese Biografie verstehen. In Nizza braucht er sie derzeit nicht. Er ist willkommen. Es herrscht die Balo-Folie, die Trikots sind zu Tausenden verkauft. Team und Trainer akzeptieren ihn, Lucien Favre setzte ihn schnell ein. Hier ist er nicht die Nummer 5 wie in Liverpool, sondern die 1. Kürzlich kreuzte er mit Geschenken auf: Kleidungsstücke und Accessoires für jeden Mitspieler. Er scheint sich wohl zu fühlen, auch wenn Nizza nicht Mailand, Manchester oder Liverpool ist, vielleicht gerade deswegen. Es gab neulich ein weiteres Zeichen aus der Pop-Kultur. Auf Instagram postete Balotelli eine Fotomontage der Mona Lisa von Leonardo da Vinci – mit seinem Gesicht. Ein Zeichen für seine Renaissance?u


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    NieUsenandGah

  • Zitat von Larry

    Im Hockey liefern div. Vereine unterdessen eine schwarze Null ab, wieso soll das im Fussball nicht gehen?


    ganz einfach: willst du im fussball die selbe qualität zeigen wie im eishockey, kostet das ein vielfaches! dazu bräuchte es ein budget von mind. 100 millionen. geld, welches in der schweiz nur der fc basel generieren kann. die lions organisation mit einem budget von +/- 25 millionen ist im eishockey ausserhalb der nhl/khl bereits ein krösus. im fussball bist du mit so einem budget die nummer 523 der welt, aber die nummer 3 in der schweiz...

    obwohl die zuschauerzahlen im ch fussball (sei es am tv oder im stadion) einiges höher sind als im ch eishockey, wird die ch fussball liga niemals in der lage sein einen matthews zu präsentieren. auch nicht für eine saison. gibts im fussball mal einen (sehr) guten schweizer oder ausländer ist er nach einer halben saison weg. basel kann solche leute evt. 1-2 saisons halten, dann verlassen sie auch basel. selbst einen fussballer mit den qualitäten eines wick oder blindenbacher kannst du in der ch mittelfristig nicht halten. darum kannst du die beiden ligen auch nicht vergleichen.

    und sind wir mal ehrlich: eishockey interessiert genau in 2 handvoll ländern dieser welt, ansonsten ist es eine absolute randsportart. darum kann die schweiz budgetmässig (ausser nhl/khl) auch recht gut mithalten.

    und so zieht es halt mancher fussball fan vor, sich die topligen im tv anzuschauen oder 4-5 pro saison nach deutschland/england zu fahren für ein spiel, anstatt ins thuner stadion zu pilgern. ein teufelskreis für den ch fussball...


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    NieUsenandGah

    • Offizieller Beitrag

    Ich rede gar nicht von Qualität, aber es macht Sinn nur noch das auszugeben was auch reinkommt.

    Lange war ich auch der Meinung der FCZ oder YB sollten den FCB jagen, aber unterdessen macht das null Sinn.

    Also Budgets runter fahren und die strukturellen Defizite verschwinden lassen.

    Da es gar keinen Markt für 90 % der Spieler in der CH gibt werden die wohl oder übel auch für (viel) weniger spielen (müssen).

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Larry

    Ich rede gar nicht von Qualität, aber es macht Sinn nur noch das auszugeben was auch reinkommt.

    Lange war ich auch der Meinung der FCZ oder YB sollten den FCB jagen, aber unterdessen macht das null Sinn.

    Also Budgets runter fahren und die strukturellen Defizite verschwinden lassen.

    Da es gar keinen Markt für 90 % der Spieler in der CH gibt werden die wohl oder übel auch für (viel) weniger spielen (müssen).

    Da müsste der Z sein Budegt aber auch noch relativ deutlich runter fahren; oder?
    [emoji848]

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