• Neue Ära beim EVZ
    Im EV Zug stellt sich die Frage: Was darf ein Titel kosten?

    Der EVZ hat sich in der National League zum souveränen Leader aufgeschwungen. Der Klub trotzt internen Unruhen und dem Umstand, dass er momentan nur mit drei Ausländern antritt. Gelingt dem Sportchef Reto Kläy ein Wunder?

    Die produktivste Offensive der Liga, fünf Siege aus den letzten sechs Spielen, Platz 1 in der Tabelle: Eigentlich könnte der EV Zug gerade die Leichtigkeit des Seins geniessen. Doch es ist ein turbulenter Winter für den EVZ, nicht nur Corona-bedingt: Die Zuger werden im Sommer zwei ihrer wichtigsten Spieler verlieren. Santeri Alatalo wird wohl in Richtung Lugano weiterziehen, und Rafael Diaz wechselt zu Gottéron.

    Es gibt die alte Weisheit, dass jeder Spieler ersetzbar sei, und vielleicht stimmt das sogar bei Diaz und Alatalo, obwohl es keinesfalls kommode Abgänge sind. Alatalo reifte in Zug während acht Jahren vom ungestümen Mitläufer zum Nummer-1-Verteidiger. Und der Captain Diaz war das Aushängeschild des Klubs; der Verteidiger stand für die Seriosität des Standorts Zug, dem er über die Jahre mit öffentlichen Liebesbekundungen («Die schönste Stadt der Welt») huldigte. Trotzdem verabschiedet er sich, mit 35 Jahren, nach Freiburg, weil es dort mehr Geld und Vertragsjahre gibt. Der Zuger Sportchef Reto Kläy sagte, der Klub sei bis an die Grenzen gegangen, doch er trage eine wirtschaftliche Verantwortung.

    Was bleibt von der Ära Diaz?

    Die Abgänge treffen den EVZ hart, das Duo ist auf dem Schweizer Markt nicht zu ersetzen, und selbst wenn: Es wird eine neue Ära anbrechen, im Herbst 2021, weil sich mit den Abgängen vieles verändert: der Kern dieser Mannschaft, die Hierarchie. Die Frage ist, welches Vermächtnis Diaz und Alatalo hinterlassen. Darüber werden die nächsten Monate Aufschluss geben. Sie sind Eckpfeiler in einem teuren Konstrukt, das für einen einzigen Zweck aufgebaut wurde: den Gewinn einer Meisterschaft. Zwei Mal war der EVZ in der Ära Diaz nahe dran, 2017 und 2019, im Play-off-Final fehlten gegen Bern einmal zwei und einmal drei Siege. Das ist keine schlechte Bilanz, doch gemessen an den Investitionen ist sie nicht gut genug – schliesslich hat sich der Klub neben Diaz und Alatalo auch noch Spieler wie Leonardo Genoni und Grégory Hofmann geleistet. Und selbst Mitläufer wie Jesse Zgraggen und Jérôme Bachofner mit Salären von über 300 000 Franken vergoldet, damit sie bei der Mission Titelgewinn eine Rolle spielen.

    Noch immer ist das möglich, denn in einem Championat, in dem nach knapp der Hälfte der Qualifikation kein Team unwiderstehlich wirkt, ragt Zug bis jetzt heraus. Der EVZ ist souveräner Leader, was die Konkurrenten zu ärgern scheint. Nicht wenige äussern sich dieser Tage kritisch zum EVZ. In Bezug auf das hochmoderne Trainingszentrum Oym in Cham unken Funktionäre anderer Klubs, dort sei ein «Polizeistaat» erschaffen worden, so rigoros würden die Sportler und ihre Trainingswerte kontrolliert. Vielleicht entspricht das der Wahrheit, vielleicht ist es einfach Eifersucht. Sicherlich aber ist den Zugern die Aufmerksamkeit der Branche gewiss.

    Die Ausländerfrage

    Was den Widersachern Sorge bereiten muss, ist das massive Steigerungspotenzial des EVZ; längst nicht alle Spieler haben sich bisher entfaltet. Die schwedischen Stürmer Carl Klingberg und Erik Thorell waren so unproduktiv, dass unter normalen Umständen längst ihre Ablösung in Erwägung gezogen worden wäre. Auch Lino Martschini fand den Tritt wochenlang nicht.

    Und dann ist da noch der Fakt, dass die Zuger derzeit mit nur drei Ausländern spielen. Der Angreifer Ryan MacLeod, eine Leihgabe der Edmonton Oilers, ist abgereist. Und einen Ersatz wird es offenbar nur geben, wenn dieser ebenso für Kost und Logis spielt wie MacLeod, dessen Lohn von den Oilers bezahlt wurde. Als die Lokalpresse den Manager Kläy fragte, ob denn Ausgaben in der Höhe von 5000 Franken pro Monat bezahlt werden könnten, lautete dessen Antwort: Nein, gratis muss er sein. Es ehrt die Zuger, dass sie sich einer so rigiden Sparpolitik verschrieben haben. Angesichts des Lohnverzichts quer durch das Unternehmen hindurch ist das nur konsequent. Und doch ist es eine eigenwillige Strategie, fast 400 000 Franken für Spieler in der vierten Linie auszugeben und dann keine 5000 pro Monat in einen Ausländer investieren zu wollen.

    Bis zum Transferschluss bleiben knapp zwei Monate. Das ist Zeit genug, den Sportchef Kläy zumindest versuchen zu lassen, ein Wunder zu erwirken. Und wenn das nicht gelingt, bleibt vielleicht ja doch noch die elegante «Langnauer Lösung». Die SCL Tigers haben sich den exzellenten Marcus Nilsson fremdfinanzieren lassen, ein Verwaltungsrat übernimmt die Kosten. Rund um den EVZ gibt es genügend solvente Menschen, die nach mehr als 20 Jahren des Wartens auf einen Meistertitel gewillt sein dürften, 5000 Franken pro Monat zu sponsern.

    Russki standart!!

  • Ambri, Langnau und der ZSC starten unter der Führung von W. Frey die Opposition gegen diese Reform. Es scheint als ob der ZSC doch nicht ganz alleine ist. Bern, Davos, Rappi und Zug sind ja bekanntlich die Zugpferde dieser Reform.

    Aus der AZ von heute:

    Das Ende der «Zauberformel»: Ligabosse wollen umstrittene Reformen

    von Klaus Zaugg

    Ab der Saison 2022/23 soll in unserem Hockey nach einer umfangreichen Reform nichts mehr so sein, wie es war.

    Die National League, unsere höchste Eishockey-Liga, ist ein erstaunliches Erfolgsprodukt. Jahr für Jahr die weltweit zweithöchsten Zuschauerzahlen hinter der nordamerikanischen National Hockey League (NHL): Rund 7000 pro Spiel und eine Stadionauslastung von 90 Prozent. Dazu ein TV-Vertrag, der jede Saison rund 35 Millionen einbringt.

    Zur Zauberformel gehört eine Einschränkung der ausländischen Arbeitskräfte. Nur vier Ausländer dürfen pro Mannschaft mitspielen. Dieser «Artenschutz» erlaubt es, aus einem Minimum ein Maximum herauszuholen. Die Schweizer haben in den letzten sieben Jahren zweimal den WM-Final erreicht. Obwohl es bei uns nicht einmal halb so viele lizenzierte Spieler gibt wie bei den Grossen. Die finanzielle Situation ist erstaunlich stabil: Seit Einführung der Playoffs (1986) hat kein Klub der höchsten Spielklasse seine Zugehörigkeit aus wirtschaftlichen Gründen verloren.

    Reformen sind also nicht notwendig. Die Erfolgsformel eines so guten Produktes sollte eigentlich nur verändert werden, wenn die sorgfältige Prüfung aller Fakten ergibt, dass alles noch besser wird. Oder mindestens hilft, das hohe Niveau zu halten. Und von den Kundinnen und Kunden begrüsst wird.

    Dem Verband sollen Mittel entzogen werden

    Nun haben sich die Klubpräsidenten dazu entschlossen, das Erfolgsprodukt National League von Grund auf zu verändern. Warum? Es geht um Geld. Bisher hat der Verband (Swiss Ice Hockey) die TV-Verträge ausgehandelt. Die 35 Millionen aus dem TV-Vertrag fliessen in die Verbandskasse, die Verbandsgeneräle nehmen, was sie brauchen und reichen den Rest an die Klubs weiter. Was zu byzantinischen Verhältnissen geführt hat: Der Verband gibt heute mehr als 14 Millionen für Gehälter aus.

    Die Klubs haben nun entschieden, sich vom Verband zu lösen und die TV-Rechte selbst zu verkaufen. Das Geld geht künftig direkt zu den Klubgenerälen, die sich schon darauf freuen, dem Verband ein schönes Sparprogramm zu diktieren. Deshalb haben die 12 Klubs der National League eine eigenständige AG gegründet. Damit ist die höchste Liga erstmals in der Geschichte (seit 1908) juristisch vom Verband unabhängig. Dem Verband obliegt künftig noch die Ausbildung der Schiedsrichter, die Organisation des Juniorenwesens, des Frauenhockeys und der verschiedenen Nationalmannschaften.

    Die sorgfältige Balance zwischen Sport und Kommerz ist dahin. Es ist das Ende der «Zauberformel». Angeführt von SCB-Mitbesitzer und Manager Marc Lüthi, Zugs Manager Patrick Lengwiler und juristisch beraten von HCD-Obmann Gaudenz Domenig und Liga-Direktor Denis Vaucher wird ein umfangreiches «Reformpaket» ausgearbeitet.

    Die zentralen Punkte:

    • sukzessive Erhöhung auf 10 (!) ausländische Spieler pro Klub
    • die Abschaffung der «Lizenz-Schweizer»
    • und – als «Zückerli» für die «Kleinen» – die Abschaffung des Auf/Abstieges
    • und eine Lohnbegrenzung «Financial Fairplay».

    Die Idee hinter der Erhöhung der Anzahl Ausländer: Es werde dann möglich, teure Schweizer durch billige Ausländer zu ersetzen. Das Problem: Es gibt diese billigen Ausländer gar nicht, die gut genug sind für unsere sportlich hochstehende Liga. Die Folge: eine weitere Lohntreiberei. Die «Lizenz-Schweizer» sind ausländische Spieler, die seit dem Kindesalter in der Schweiz leben und nach fünf Jahren in unseren Juniorenligen den Schweizern gleichgestellt sind.


    Die Opposition formiert sich allmählich

    Das Problem: Das sind grösstenteils günstige Mitläufer, die dann durch teure Ausländer ersetzt werden. Das «Financial Fairplay» sieht vor, dass ein Klub, der eine bestimmte Gesamtsumme für Löhne überschreitet, weniger aus dem Topf der TV-Gelder bekommt. Das Problem: Das wird die Grossen herzlich wenig kümmern, wenn sie grosse Transfers machen wollen. Zudem soll die eigentlich schon zu grosse Liga nach und nach auf 14 Teams aufgestockt werden.

    Eigentlich hätte dieses Paket im «stillen Kämmerlein» geschnürt, von den Klubbossen bewilligt und ab der Saison 2022/23 eingeführt werden sollen. Durch Indiskretionen ist der Inhalt bekannt geworden. Die Reaktionen sind verheerend: Das gesamte sportliche Fachpersonal ist dagegen (wird aber bei einzelnen Klubs zum Schweigen verurteilt). Die zahlenden Zuschauerinnen und Zuschauer sind zu 90 Prozent ebenfalls dagegen. Was allerdings mit dem Hinweis ignoriert wird: Kein Problem, die dummen Fans haben ja gar nichts anderes und kommen trotzdem ins Stadion. Inzwischen beginnt sich unter der Führung von ZSC-Präsident Walter Frey, Langnaus Obmann Peter Jakob und Ambris Vorsitzenden Filippo Lombardi die Opposition zu formieren. Ob es gelingt, die unsinnigste Reform in der Geschichte unseres Sportes zu stoppen, ist offen.

    Russki standart!!

  • Kann sich Lausanne als Sieger der Tausch-Posse fühlen?
    Vier Monate nach dem Vermin-Theater ziehen wir Fazit

    Hätte Corona keinen Strich durch die Rechnung gemacht, wäre es am Dienstagabend zum Leman-Derby zwischen Lausanne und Servette gekommen. Jenen Rivalen, die im Sommer munter die Spieler getauscht hatten.

    Es war eine regelrechte Posse, die sich um den Abgang von Joel Vermin entwickelt hatte. Am Ende bleiben jedoch sechs Spieler, die von einem Rivalen zum anderen wechselten. Wir stellen uns heute mal die Frage, wer dabei den besseren Deal gemacht hatte.

    Servette auf dem Papier klar vorne

    In zwei Tranchen hatten die Derbyrivalen vor dieser Saison die Spieler getauscht. Tyler Moy und Joel Vermin verliessen den Lausanne HC, dafür schickte Servette Petr Cajka, Tim Bozon, Gauillaume Maillard und Floran Douay nach Lausanne. Da Vermin Nationalspieler und Moy immerhin als Nati-Prospect gilt, war die allgemeine Meinung schnell, dass Servette den besseren Deal gemacht hatte. Lausannes Petr Svoboda wurde für diese Transfertätigkeiten medial auch oft genug kritisiert.

    Doch wie sieht es vier Monate und rund 20 Spiele später aus? Beim Blick auf die Tabelle haben die Lausanner scheinbar alles richtig gemacht, stehen vor den Genfern in der Rangliste und haben auch einen besseren Punkteschnitt pro Spiel. Doch wie haben die Spieler, die Teil der Tauschgeschäfte waren, nach dem Wechseltheater performt?

    Die Genfer Neuzugänge

    Joel Vermin - Wir beginnen mit dem prominentesten Namen, der denn auch die höchsten Erwartungen erfüllen muss. Gemessen an diesen hohen Erwartungen war sein Start auch okay, zwölf Punkte (fünf Tore) in 18 Einsätzen sind ein achtbarer Start. Dennoch könnte Vermin mit über 19 Minuten Eiszeit noch dominanter auftreten.

    Tyler Moy - Ausgesprochen zufrieden dürfte man bei Servette mit den bisherigen Auftritten des Schweiz-Amerikaners sein. Mit drei Toren und sieben Vorlagen hat er nur knapp weniger Skorerpunkte gesammelt als Teamkollege Vermin, stand im Schnitt aber fünf Minuten weniger lang pro Spiel auf dem Eis.

    Fazit: Gemeinsam kommen die beiden Genfer Neuzugänge auf 22 Skorerpunkte und 33 Minuten Eiszeit pro Spiel.

    Lausannes Neuzugänge

    Tim Bozon - Mit einem ersten Jahr in Kloten und zwei weiteren Spielzeiten für Servette weist der Franzose die meiste NL-Erfahrung der vier Ex-Genfer auf und erhält mit 12:43 Minuten auch die meiste Eiszeit der vier Neuzugänge. Dabei steuerte der Flügelstürmer fünf Tore bei und ist der erwartet solide Wert für die hinteren Linien.

    Floran Douay -Wie Kollege Bozon ist auch der 25-jährige Flügelstürmer ein Spieler für die hinteren Linien und gibt dem LHC in der Breite mehr Möglichkeiten. Douay ist dabei ein verlässlicher Teil des Teams, drängt sich mit zwei Toren und vier Vorlagen aber nur bedingt für mehr Eiszeit auf.

    Guillaume Maillard - Mit 22 Jahren ist er der jüngste Neuzugang aus Genf, der beim Club bleiben durfte und muss dementsprechend am meisten um Einsatzzeit kämpfen. Nur in 12 der 21 möglichen Spiele wurde Maillard eingesetzt. Mit 11:34 Minuten Eiszeit und zwei Vorlagen fehlen ihm aktuell wohl die Argumente, um einen wichtigeren Part übernehmen zu können.

    Petr Cajka - Perspektivisch gesehen ist der Zuzug des tschechischen Junioren-Internationalen wohl der spannendste Neuzugang

    für Lausanne aus diesem Tauschgeschäft. Seine Skorerwerte bei den Junioren waren immer überzeugend und als Leihspieler bei den Ticino Rockets hat sich der 20-jährige Stürmer mit 17 Punkten (sechs Toren) in 25 Spielen bei den Erwachsenen auch gut eingeführt.

    Fazit: Die drei bei Lausanne verbliebenen Tauschspieler stehen gemeinsam mit 13 Skorerpunkten und auf knappe 35 Minuten Eiszeit pro Spiel und stehen damit schlechter dar, als Vermin und Moy bei Servette. Sollte sich Petr Cajka aber weiterhin so entwickeln, dürfte sich Lausanne kaum als Verlierer des Transfertheaters sehen.

    Russki standart!!

    • Offizieller Beitrag

    Die Hockeyclubs brüskieren ihre Fans

    Um auf die Rückerstattung der Saisonabos zu verzichten, sind die Fans gut genug. Doch bei der Zukunft der Liga werden sie übergangen. Nun wehren sie sich.


    Simon Graf, Kristian Kapp, Philipp Muschg
    Publiziert heute um 06:30 Uhr

    0 Kommentare

    DTpmXgPI4Fo95pp_Ee5nK2.jpg


    Karikatur: Felix Schaad

    Es muss Liebe sein. Zum achten Mal in Serie zog die höchste Schweizer Eishockeyliga im vergangenen Winter am meisten Zuschauer in Europa an. Über 7000 pro Partie, die Geisterspiele der letzten Runden ausgeklammert. Die Clubs sind zu Recht stolz darauf – und doch setzen sie diese Liebe nun ohne Not aufs Spiel. Derweil die Zuschauer den Stadien wegen der Corona-Pandemie fernbleiben müssen, basteln die Clubs an einer Ligareform, die bei der Fanbasis auf breite Ablehnung stösst.

    WEITER NACH DER WERBUNG

    So provozierten die Pläne einer Erhöhung auf zehn Ausländer und der Abschaffung des Abstiegs kurz vor Weihnachten einen noch nie da gewesenen Schulterschluss unter den Fanszenen: 18 von ihnen protestierten in einem längeren Statement gemeinsam gegen die Vergrösserung der Ausländerkontingente und die Verringerung der Durchlässigkeit zwischen den Ligen. Verbunden mit der Drohung des Liebesentzugs, falls man nicht erhört werde.

    Die Erklärung wurde unterstützt von Fanclubs von acht National-League-Clubs, auch des SC Bern (Curva Bern, Szene Bern) und des EV Zug (Herti Nordkurve Zug), welche die Treiber dieser Reformen sind. Explizit gutgeheissen werden in diesem Paper indes die Pläne eines Financial Fairplay, also Salärbeschränkungen pro Team.

    Die Fans verhalten sich in diesen schwierigen Corona-Zeiten sehr solidarisch mit ihren Clubs. So erklärten beim SC Bern, der mit Sport und Gastro gleich doppelt gestraft ist, rund zwei Drittel der Saisonabonnenten, ganz oder teilweise auf eine Rückerstattung zu verzichten. Auch bei den anderen Clubs dürften jene, die ihr Geld zurückfordern, in der Minderheit sein. Beim HC Davos sammelten die Fans überdies fast 100’000 Franken. Doch wenn es um die Gestaltung der Zukunft geht, werden die Supporter schnöde übergangen.

    «Mit zehn Ausländern könnten sich viele nicht mehr mit dem Club identifizieren.»
    Remo Pinchera, Fandelegierter HCD

    Remo Pinchera ist seit 1992 HCD-Fan und seit elf Jahren Fandelegierter des Rekordmeisters. Er sagt: «Wenn du die Fans zu stark verärgerst, kommen sie vielleicht wirklich nicht mehr.» Ihn treibt vor allem das Thema «zehn statt vier Ausländer» um. Er sagt: «Ich bin ganz klar dagegen.» Die meisten HCD-Fans würden so denken: «Mit zehn Ausländern könnten sich viele nicht mehr mit dem Club identifizieren. Lieber ein 20-Jähriger, der ein paar Fehler mehr macht, als Ausländer, die nur kurz wegen des Geldes zum Club kommen.»

    WEITER NACH DER WERBUNG

    Darum suchten die HCD-Anhänger das Gespräch mit dem Club. Am 2. Januar informierten CEO Marc Gianola und Sportchef Raeto Raffainer eine Handvoll Vertreter der Ultras. Am 16. Januar ist eine Video-Konferenz mit allen Davoser Fanclub-Präsidenten geplant, an der auch Verwaltungsratspräsident Gaudenz Domenig teilnehmen wird. «Wir werden uns bei den Punkten einbringen, für die wir kein Verständnis haben», sagt Pinchera.

    «Sollte die Reform so durchkommen, es könnte einen Graben aufreissen zwischen den Clubs und den Fans.»
    Sven Treichl, Fanszene ZSC

    Bei Fragen wie der Trikotfarbe werde die Meinung der Fans eingeholt, sagt Sven Treichl von der «Fanszene ZSC». «Aber hier werden wir einfach übergangen. Sollte die Reform so durchkommen, es könnte einen Graben aufreissen zwischen den Clubs und den Fans.» Der feine Unterschied bei Treichl: «Seine» ZSC Lions stemmen sich als einziger der zwölf National-League-Clubs gegen die Erhöhung der Ausländer.

    Die Fanszene Langnau wandte sich Anfang Jahr noch in einem offenen dreiseitigen Brief («Diese Ligareform wird unserem Sport nicht gerecht») eindringlich an die Clubführung der SCL Tigers. Dabei wird nicht nur die Erhöhung der Ausländer, sondern auch die Abschaffung des Abstiegs gegeisselt. Gerade ein Club wie die SCL Tigers lebe auch vom sportlichen Überlebenskampf. Da zu reüssieren, sei wie ein kleiner Meistertitel. Falle dieser weg, fehle ein wichtiges Spannungsmoment. Zudem sei ein Abstieg auch eine Chance, sich wieder neu aufzustellen.

    Der Brief schliesst mit den Worten: «Das Bekenntnis zum Verzicht der Rückerstattung von Saisonabonnenten ist rechtlich nicht bindend. Hoffen wir also, dass es sich nicht viele doch noch anders überlegen.» Die Mahnung wirkte. Verwaltungsratspräsident Peter Jakob liess tags darauf auf der Website ein Interview mit sich publizieren, in dem er festhielt, vieles sei falsch interpretiert worden. Da aber Stillschweigen vereinbart worden sei, könne er zur Kritik nicht im Detail Stellung nehmen. Immerhin: Für Donnerstag wurde die Fanszene «Sektor 46» zu einem Gespräch mit der Clubführung eingeladen.

    Abseits stehen bei der Ligareform die Swiss-League-Clubs, doch betroffen sind sie ebenso. So unterzeichneten auch sechs Fanbewegungen der zweithöchsten Liga das Statement. Sie stört vor allem, dass die National League eine geschlossene Gesellschaft werden möchte. «Was bringt ein B-Meistertitel, wenn man nicht aufsteigen kann?», sagt Samuel Renggli von den Supporters Longvalley, einer Fanvereinigung des SC Langenthal, stellvertretend für diese Bewegungen. «So wird den Swiss-League-Clubs die Perspektive geraubt. Es gehört zu unserer Sportkultur, dass man auf- und absteigt.»

    Noch im Januar dürften die National-League-Clubs den Aktionärsbindungsvertrag unterschreiben, in dem die Rahmenbedingungen festgeschrieben werden. Dass ein Last-Minute-Austausch mit Fans noch etwas Substanzielles verändert, ist unwahrscheinlich. Kommt dazu, dass die noch viel zahlreichere Gruppe von Hockey-Interessierten, die nicht in Fanclubs organisiert sind, in dieser Frage gar keine Stimme hat.

    Dass die Liga ihr Produkt so massiv verändert, ohne mit den Konsumenten Rücksprache zu halten, ist ein Spiel mit dem Feuer. Zumal in diesen Corona-Zeiten, in denen es gilt, die Zuschauer wieder in die Stadien zu locken, wenn die Pandemie vorüber ist. Vielleicht kann sich die National League schon bald nicht mehr damit brüsten, die Liga mit den meisten Zuschauern in Europa zu sein.


    Bin ja mal gespannt, ob die Clubs wirklich gegen die Fanszene agieren. Bin nicht der Meinung, dass dies so easy ist, weil die ja so oder so ins Stadion kommen werden.

    • Offizieller Beitrag

    Proteste gegen die Ligareform

    Die Hockeyclubs brüskieren ihre Fans

    Um auf die Rückerstattung der Saisonabos zu verzichten, sind die Fans gut genug. Doch bei der Zukunft der Liga werden sie übergangen. Nun wehren sie sich.


    Simon Graf, Kristian Kapp, Philipp Muschg (TA)

    Es muss Liebe sein. Zum achten Mal in Serie zog die höchste Schweizer Eishockeyliga im vergangenen Winter am meisten Zuschauer in Europa an. Über 7000 pro Partie, die Geisterspiele der letzten Runden ausgeklammert. Die Clubs sind zu Recht stolz darauf – und doch setzen sie diese Liebe nun ohne Not aufs Spiel. Derweil die Zuschauer den Stadien wegen der Corona-Pandemie fernbleiben müssen, basteln die Clubs an einer Ligareform, die bei der Fanbasis auf breite Ablehnung stösst.

    So provozierten die Pläne einer Erhöhung auf zehn Ausländer und der Abschaffung des Abstiegs kurz vor Weihnachten einen noch nie da gewesenen Schulterschluss unter den Fanszenen: 18 von ihnen protestierten in einem längeren Statement gemeinsam gegen die Vergrösserung der Ausländerkontingente und die Verringerung der Durchlässigkeit zwischen den Ligen. Verbunden mit der Drohung des Liebesentzugs, falls man nicht erhört werde.

    Die Erklärung wurde unterstützt von Fanclubs von acht National-League-Clubs, auch des SC Bern (Curva Bern, Szene Bern) und des EV Zug (Herti Nordkurve Zug), welche die Treiber dieser Reformen sind. Explizit gutgeheissen werden in diesem Paper indes die Pläne eines Financial Fairplay, also Salärbeschränkungen pro Team.

    Die Fans verhalten sich in diesen schwierigen Corona-Zeiten sehr solidarisch mit ihren Clubs. So erklärten beim SC Bern, der mit Sport und Gastro gleich doppelt gestraft ist, rund zwei Drittel der Saisonabonnenten, ganz oder teilweise auf eine Rückerstattung zu verzichten. Auch bei den anderen Clubs dürften jene, die ihr Geld zurückfordern, in der Minderheit sein. Beim HC Davos sammelten die Fans überdies fast 100’000 Franken. Doch wenn es um die Gestaltung der Zukunft geht, werden die Supporter schnöde übergangen.


    Remo Pinchera ist seit 1992 HCD-Fan und seit elf Jahren Fandelegierter des Rekordmeisters. Er sagt: «Wenn du die Fans zu stark verärgerst, kommen sie vielleicht wirklich nicht mehr.» Ihn treibt vor allem das Thema «zehn statt vier Ausländer» um. Er sagt: «Ich bin ganz klar dagegen.» Die meisten HCD-Fans würden so denken: «Mit zehn Ausländern könnten sich viele nicht mehr mit dem Club identifizieren. Lieber ein 20-Jähriger, der ein paar Fehler mehr macht, als Ausländer, die nur kurz wegen des Geldes zum Club kommen.»


    Darum suchten die HCD-Anhänger das Gespräch mit dem Club. Am 2. Januar informierten CEO Marc Gianola und Sportchef Raeto Raffainer eine Handvoll Vertreter der Ultras. Am 16. Januar ist eine Video-Konferenz mit allen Davoser Fanclub-Präsidenten geplant, an der auch Verwaltungsratspräsident Gaudenz Domenig teilnehmen wird. «Wir werden uns bei den Punkten einbringen, für die wir kein Verständnis haben», sagt Pinchera.


    Bei Fragen wie der Trikotfarbe werde die Meinung der Fans eingeholt, sagt Sven Treichl von der «Fanszene ZSC». «Aber hier werden wir einfach übergangen. Sollte die Reform so durchkommen, es könnte einen Graben aufreissen zwischen den Clubs und den Fans.» Der feine Unterschied bei Treichl: «Seine» ZSC Lions stemmen sich als einziger der zwölf National-League-Clubs gegen die Erhöhung der Ausländer.

    Die Fanszene Langnau wandte sich Anfang Jahr noch in einem offenen dreiseitigen Brief («Diese Ligareform wird unserem Sport nicht gerecht») eindringlich an die Clubführung der SCL Tigers. Dabei wird nicht nur die Erhöhung der Ausländer, sondern auch die Abschaffung des Abstiegs gegeisselt. Gerade ein Club wie die SCL Tigers lebe auch vom sportlichen Überlebenskampf. Da zu reüssieren, sei wie ein kleiner Meistertitel. Falle dieser weg, fehle ein wichtiges Spannungsmoment. Zudem sei ein Abstieg auch eine Chance, sich wieder neu aufzustellen.

    Der Brief schliesst mit den Worten: «Das Bekenntnis zum Verzicht der Rückerstattung von Saisonabonnenten ist rechtlich nicht bindend. Hoffen wir also, dass es sich nicht viele doch noch anders überlegen.» Die Mahnung wirkte. Verwaltungsratspräsident Peter Jakob liess tags darauf auf der Website ein Interview mit sich publizieren, in dem er festhielt, vieles sei falsch interpretiert worden. Da aber Stillschweigen vereinbart worden sei, könne er zur Kritik nicht im Detail Stellung nehmen. Immerhin: Für Donnerstag wurde die Fanszene «Sektor 46» zu einem Gespräch mit der Clubführung eingeladen.

    Abseits stehen bei der Ligareform die Swiss-League-Clubs, doch betroffen sind sie ebenso. So unterzeichneten auch sechs Fanbewegungen der zweithöchsten Liga das Statement. Sie stört vor allem, dass die National League eine geschlossene Gesellschaft werden möchte. «Was bringt ein B-Meistertitel, wenn man nicht aufsteigen kann?», sagt Samuel Renggli von den Supporters Longvalley, einer Fanvereinigung des SC Langenthal, stellvertretend für diese Bewegungen. «So wird den Swiss-League-Clubs die Perspektive geraubt. Es gehört zu unserer Sportkultur, dass man auf- und absteigt.»

    Noch im Januar dürften die National-League-Clubs den Aktionärsbindungsvertrag unterschreiben, in dem die Rahmenbedingungen festgeschrieben werden. Dass ein Last-Minute-Austausch mit Fans noch etwas Substanzielles verändert, ist unwahrscheinlich. Kommt dazu, dass die noch viel zahlreichere Gruppe von Hockey-Interessierten, die nicht in Fanclubs organisiert sind, in dieser Frage gar keine Stimme hat.

    Dass die Liga ihr Produkt so massiv verändert, ohne mit den Konsumenten Rücksprache zu halten, ist ein Spiel mit dem Feuer. Zumal in diesen Corona-Zeiten, in denen es gilt, die Zuschauer wieder in die Stadien zu locken, wenn die Pandemie vorüber ist. Vielleicht kann sich die National League schon bald nicht mehr damit brüsten, die Liga mit den meisten Zuschauern in Europa zu sein.

    • Offizieller Beitrag

    Danke Larry, hani aber ei siite wiiter obe au scho postet ;) Sogar mitem Bildeli ;)
    Aber isch scho guet so, chamer nöd gnueg erwähne! ich hoff dä Widerstand wird no grösser und mit Aktione unterstützt!

    Fluech! Bin halt immer chli spat drah am "Morge". So wiit hani nöd zrugg glueged!

    Aber da no e anderi Meinig vom German vo de NZZ:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!