- Offizieller Beitrag
Der ZSC gibt sich Rätsel auf
Die Zürcher müssen gegen Davos beweisen, dass sie ein Topteam sein können.
Von Silvan Schweizer
Wer versteht die ZSC Lions? Da reagierten sie auf einen schwachen Saisonstart. Das Management gab im Oktober den Impuls mit der Verpflichtung des neuen Trainers Bengt-Ake Gustafsson und des NHL-Routiniers Owen Nolan. Und das Team lernte wieder zu siegen. In der Vorweihnachtszeit ist der frische Wind nun aber bereits wieder verflogen. Die Zürcher haben zuletzt viermal in Folge verloren und 19 Gegentore kassiert. Am Freitag setzte es in Genf ein 0:5 ab.
Seit Gustafsson hinter der Bande steht, haben die Löwen sieben Partien verloren und ebenso viele gewonnen. Von den Siegen kam allerdings keiner gegen die vier Topteams zustande – gegen Bern (2-mal) und Zug waren sie unterlegen und erhielten jeweils sechs Gegentore. Die Zürcher sind weiter weg von der Ligaspitze, als sie sich wohl eingestehen möchten.
«Mir ist die Mannschaft stumpf vorgekommen», sagt CEO Peter Zahner. «Sie macht zu viele Fehler mit der Scheibe und vor allem ohne.» Sportchef Edgar Salis fehlte die Einsatzbereitschaft, der Wille, blaue Flecken zu holen. Und Coach Gustafsson verzweifelte an den individuellen Aussetzern, obwohl er doch in den Trainings der letzten Woche den Fokus speziell auf die defensive Stabilität gerichtet hatte.
Die Schwächen ziehen sich von hinten bis vorne, wobei vor allem die Teamstützen negativ auffallen: Abwehrchef Seger weist eine Minus-7-Bilanz auf, Neuzugang Ambühl steht bei minus 6. Die besten Werte haben noch Pittis und Nolan – allerdings mit bescheidenen plus 3. Zum Vergleich: In Kloten steht Verteidiger von Gunten bei plus 22.
Wo soll Wichser spielen?
Gustafsson sucht angestrengt nach der richtigen Mischung der Linien. Den von seinen Rückenbeschwerden genesenen Wichser liess er zuerst mit Pittis und Nolan auflaufen, worauf die Paradereihe nicht mehr harmonierte. Auch das Experiment mit ihm in einer Checkerlinie misslang. «Wir müssen ihn laufen, seine Energie finden lassen», sagt Gustafsson. Er wird Wichser heute gegen Davos wieder in einer offensiveren Linie einsetzen. Nolan, der nach seiner Handinfektion gegen Servette auch noch mit einer Beinprellung ausfiel, sollte spielen können. Das macht Westcott erneut zum überzähligen Ausländer.
Das Heimspiel gegen den HCD wird einige Fragen beantworten: Wie kann Gustafsson seine Mannschaft gegen ein Topteam stimulieren? Wie reagieren die Leader auf ihre schwachen Leistungen? «Wir können nur über den Kampf zum Erfolg finden, den Kampf um jeden Quadratmeter», sagt CEO Zahner. Und Sportchef Salis ergänzt: «Eine Mannschaft, die von sich sagt, es herrsche eine gute Stimmung, sollte eine schwierige Lage selbst regeln können. Bis jetzt ist sie das schuldig geblieben.» Der Sportchef ist erst gestern aus Texas heimgekehrt, wo er in einer «Weiterbildungswoche» Severin Blindenbacher traf. Die Gespräche seien interessant gewesen, sagt Salis nur. Für Verhandlungen sei es noch zu früh. Eine defensive Absicherung, wie der Meisterverteidiger von 2008 eine ist, könnte der aktuelle ZSC gut gebrauchen.