• Nach dem Abgang von Bob Hartley nach nur einem Jahr bleiben die ZSC Lions auf der Linie prominenter Ex-NHL-Trainer. Marc Crawford wird die Mannschaft übernehmen.

    Nachdem letzte Woche die letzten Trainerposten in der NHL besetzt wurden, war Crawford der hochkarätigste Name, der für Engagements in Europa zur Verfügung stand. Aus dem Umfeld des kanadischen Sportsenders TSN, wo Crawford als Experte tätig war, ist zu erfahren, dass sich die beiden Parteien geeinigt haben und der 51-Jährige nach Zürich umziehen wird.

    Crawford war von 1994 bis 2011 Cheftrainer in der NHL für die Québec Nordiques, Colorado Avalanche, Vancouver Canucks, Los Angeles Kings und zuletzt zwei Jahre bei den Dallas Stars. Er war 1995 NHL-Trainer des Jahres und führte Colorado ein Jahr später in der ersten Saison der Franchise am neuen Standard zum Stanley-Cup-Triumph. 1998 war er kanadischer Nationaltrainer an den Olympischen Winterspielen in Nagano.

    In der vergangenen Saison war Crawford ohne Trainerjob und übernahm das Mandat für das Team Canada anlässlich des Spengler Cups in Davos.

  • Crawford finde ich eine sehr gute Wahl. Als Coach fand ich ihn immer sehr leidenschaftlich. Seine Teams haben auch immer viel Leidenschaft gezeigt. Zwei Stanley Cups ist sehr beeindruckend. Die Canucks unter ihm waren auch immer eine top Mannschaft, dass er mit ihnen keinen Cup gewann hatte mehr mit Luongo im Tor als Crawford zu tun. Im TV Studio wirkte er intelligent und sympathisch.

    Er ist sicher besser als die anderen Varianten. Renney hat mich bei den Rangers genervt und er ist auch in Edmonton gescheitert. Er war immer viel zu nett und hatte den Respekt der Spieler nicht. Bei Nolan gibt es zu viele Fragezeichen im persoenlichen Bereich, er waere ein grosses Risiko gewesen.

    Gut gemacht Zahner und Salis.

  • Zitat von Rangersfan

    Crawford finde ich eine sehr gute Wahl. Als Coach fand ich ihn immer sehr leidenschaftlich. Seine Teams haben auch immer viel Leidenschaft gezeigt. Zwei Stanley Cups ist sehr beeindruckend. Die Canucks unter ihm waren auch immer eine top Mannschaft, dass er mit ihnen keinen Cup gewann hatte mehr mit Luongo im Tor als Crawford zu tun. Im TV Studio wirkte er intelligent und sympathisch.

    Er ist sicher besser als die anderen Varianten. Renney hat mich bei den Rangers genervt und er ist auch in Edmonton gescheitert. Er war immer viel zu nett und hatte den Respekt der Spieler nicht. Bei Nolan gibt es zu viele Fragezeichen im persoenlichen Bereich, er waere ein grosses Risiko gewesen.

    Gut gemacht Zahner und Salis.


    das isch en also

  • Vor allem diese Tatsache stimmt mich zuversichtlich:
    "Als Assistenten bringt Crawford seinen Landsmann Rob Cookson ins Hallenstadion mit, den er seit Jahren kennt. Cookson soll neben Crawford dafür stehen, dass das Element «Förderung junger Spieler» ja nicht zu kurz kommt. Er war in der NHL jahrelang als Assistenz- und Video-Coach tätig und ist auch im Juniorenbereich erfahren, wo er als Assistent des kanadischen U-20-Teams vier Mal WM-Gold gewann."

    • Offizieller Beitrag

    «Es wird kein Kulturschock mehr sein»

    Der Kanadier Marc Crawford betrachtet es als Vorteil, dass Bob Hartley beim ZSC schon vorgespurt hat.

    Von Simon Graf, Zürich

    Er sei froh, endlich Kleider zu bekommen, scherzt der neue ZSC-Coach Marc Crawford, als er an diesem Donnerstag im Herren-Globus mit einem Anzug eingekleidet wird. Zusammen mit seinem Assistenten Rob Cookson und dem neuen US-Stürmer Ryan Shannon. «Denn mein Koffer ist noch nicht angekommen.» Der Kanadier landete am 1. August in Kloten, nach einer beschwerlichen Reise aus Vancouver, und wirkt noch gezeichnet vom Jetlag. In Flipflops probiert er die Schale und zeigt sich zufrieden damit. Beim Gespräch im Café beim Globus gibt sich der 51-Jährige eloquent, selbstbewusst und voller Vorfreude.

    Wie feierten Sie den 1. August?

    Ich sang die Schweizer Nationalhymne.

    Wirklich?

    Ja. Rob (Cookson) und ich gingen zum Dorfplatz in Winkel und genossen die Festivitäten. Sie verteilten Zettel mit dem Text der Hymne, so sangen wir mit. Aber ich weiss nicht, wie gut unsere Aussprache war. Wir tranken dort ein Bier und assen eine Wurst. Das Feuerwerk verpasste ich, weil ich zu müde war.

    Wie kam Ihr Engagement bei den ZSC Lions zustande?

    Ich war nahe dran, einen Job in der NHL zu bekommen. Ich hatte vier Jobinterviews in Montreal. Und zwei in Washington. Während dieser Gespräche wurde mir immer klarer, wie sehr ich wieder coachen will. Ich war letzten Winter TVAnalyst für TSN in Kanada. Es war ein guter Job. Aber ich musste zurück an die Bande. Als ich am Spengler-Cup coachte, fragte mich meine Frau, ob ich mir vorstellen könnte, jemals hier zu arbeiten. Sie war sehr beeindruckt von diesem Land. Ich antwortete, ich würde versuchen, einen NHL-Job zu kriegen. Als das nicht klappte und mich Edgar Salis anrief, erinnerte ich mich an jenes Gespräch mit meiner Frau.

    Waren Sie am Spengler-Cup erstmals in der Schweiz?

    Nein, das zweite Mal. 1994 war ich als Coach Québecs mit General Manager Pierre Lacroix nach Freiburg gereist. Wir trafen Slawa Bykow und Andrei Chomutow, deren NHL-Rechte bei uns lagen. Ihr Sturmpartner Waleri Kamenski spielte ja schon für uns. Aber sie wollten nicht kommen, hatten sich in der Schweiz schon zu gut eingelebt. Ich erinnere mich an den Gruyère-Käse, den wir dort assen. Der war ausgezeichnet.

    War es nicht schwierig, sich für den ZSC zu begeistern, nachdem Sie fast Montreal-Coach geworden sind?

    Nicht wirklich. Die NHL ist wunderbar. Aber das Wichtigste ist für mich die Qualität der Menschen. Als ich hierher kam, war ich sehr beeindruckt. Vom Materialwart, dem Teamleiter, den hilfsbereiten Sekretärinnen, Edgar Salis und Peter Zahner bis hin zu Mister Walter Frey. Wenn man erfolgreich sein will, muss man sich mit guten Menschen umgeben. Davon hat es hier viele. Zudem reizt mich die Herausforderung dieser Liga. Die Schweizer haben das Richtige getan, indem sie die Anzahl Ausländer begrenzten. 20 meiner 23, 24 Spieler werden Schweizer sein. Ich freue mich, in ihre Kultur einzutauchen. Ich weiss, dass ich Qualitäten habe, von denen sie profitieren. Aber ich bin auch gespannt, was sie mitbringen.

    Wie gut kennen Sie Ihren Vorgänger Bob Hartley?

    Er war der Minor-League-Coach, als ich bei Québec und Colorado war. Ich kenne ihn schon lange. 20, 25 Jahre. Aber noch besser kenne ich Jacques Cloutier, er war fünf Jahre mein Assistent. Er sagte mir, ich würde Zürich lieben. Und er sagte auch, es werde mir nützen, dass ich auf Hartley folge. Nun hätten die Spieler den kanadischen Stil schon kennen gelernt. Es wird kein Kulturschock mehr sein für sie wie vielleicht anfangs bei Hartley.

    Sind Sie ähnlich wie Hartley?

    Ich habe grossen Respekt vor ihm. Er ist ein ausgezeichneter Coach. Seine Mannschaften sind immer sehr gut vorbereitet und physisch bereit. Ich verlange eine ähnliche Hingabe in diesen Bereichen. Aber als Person bin ich anders.

    Man hört, Sie könnten ebenfalls sehr laut werden in der Garderobe.

    Man kennt mich als fordernden Coach. Ich kann in der Tat sehr emotional sein. Man sollte sich nicht verstellen. Aber das Alter hat mich gelehrt, eine gewisse Balance zu suchen. Man kann seine Botschaft auf verschiedene Wege vermitteln. Es muss nicht immer mit dem Hammer sein. Ich werde abwarten, wie meine Spieler sind. Ich bin sicher, dass sie verstehen werden, was ich von ihnen erwarte.

    Was ist schwieriger: den Titel zu verteidigen oder ein kriselndes Team zu übernehmen?

    Ein kriselndes Team zu übernehmen ist schwieriger, weil man zuerst noch eine Kultur des Gewinnens etablieren muss. Wenn eine Mannschaft schon den Weg zum Sieg gefunden hat, hat sie ein Gefühl dafür, was es braucht. Auch wenn das Rezept immer ein bisschen anders ist. Wir sind also schon einen Schritt weiter.

    Werden Sie den Spielern mehr taktische Freiheiten gewähren als Ihr Vorgänger?

    Ich mag intelligente Spieler, die gute Entscheidungen treffen. Spieler, die kopflos übers Eis fahren, bereiten mir Kopfschmerzen. Wir werden daran arbeiten, was gute Entscheidungen sind.

    Sie bezeichneten den Russen Alexander Semin auf TSN als charakterlos. Was ist für Sie Charakterstärke?

    Meine Zitate zu Semin wurden falsch verstanden. Er wurde mit Zach Parise verglichen, der einer der Besten ist. Semin ist ein wunderbarer Spieler, aber er hat noch viel zu lernen. Und dabei wünsche ich ihm nur das Beste. Zu Ihrer Frage: Charakterstärke hat viel zu tun mit Konstanz, guten Gewohnheiten, Professionalismus. Als ich mir die Zürcher PlayoffSpiele auf Video anschaute, erkannte ich etwa sofort, wie charakterstark, wie smart unser Captain Mathias Seger ist. Er spürt das Spiel, die Situationen. Das sind Spieler, die mir Freude machen. Nicht jeder ist wie er. Aber bei jedem findet man etwas Gutes.

    Wie nahe lassen Sie Spieler an Sie heran?

    Ich bin mit den Jahren kommunikativer geworden. Als ich noch spielte, war es eine gute Sache, wenn der Coach nicht mit einem sprach. Denn sonst bedeutete das, dass es ein Problem gab. Die Gesellschaft hat sich verändert. Wir erleben nun die Youtube-Generation. Jeder will wissen und sehen, wieso dies und das so ist. Das zeigt sich auch bei den Spielern. Sie wollen viel mehr Informationen. Dem trage ich Rechnung. Man darf nicht nur die Fehler ansprechen, sondern muss auch das Positive herausstreichen. Man muss in die Spieler investieren.

    Bob Hartley kehrte vorzeitig in die NHL zurück. Ist das auch Ihr Ziel? Haben Sie eine Ausstiegsklausel?

    Über Vertragsdetails möchte ich mich nicht öffentlich äussern. Und ich denke auch nicht, dass der Club dies tun möchte. Aber ich sehe die Schweiz sicher nicht als Umweg in die NHL, sondern als wunderbare Gelegenheit. Ich denke nicht an die NHL, sondern nur daran, was hier vor mir liegt. Ich bin mit ganzem Herzen hier.

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    • Offizieller Beitrag

    ZSC-Sportchef Salis: «Crawford ist offener, weltoffener als Hartley»

    Mit Edgar Salis sprach Silvan Schweizer, Zürich

    Neuer Trainer, erneuertes Team: Der Bündner freut sich auf die Titelverteidigung.

    Seit Klotens Dynastie in den 90ern konnten nur die ZSC Lions 2001 ihren Titel verteidigen. Was macht eine Wiederholung so schwierig?

    Es ist bekannt, dass unsere Liga äusserst ausgeglichen ist. Es gibt einfach keine Mannschaft mehr, die so klar einen Schritt weiter ist wie Kloten damals. Für einen Titelgewinn muss viel stimmen: Ein Team muss Talent haben, Glück, den Lauf zur richtigen Zeit. Dass diese Dinge erneut zusammenkommen, ist selten.

    Welche Schwierigkeiten stellen sich in der Saison danach?

    Die wachsenden Ansprüche zu erfüllen, ist schwierig. Ein Meister wird anders wahrgenommen – von Medien, Fans und am wichtigsten: von der Konkurrenz. Er ist der Gejagte. Wenn der Gegner in der Garderobe sitzt und weiss: «Jetzt spielen wir gegen den Meister», ist das doch ein anderes Gefühl, als wenn er auf ein Team trifft, das ums Playoff kämpft.

    Sie waren 2001 als Spieler dabei. Was muss in einem Team vorgehen, damit die Titelverteidigung möglich wird?

    Am Ende entscheiden die Charaktere in der Garderobe: Sind die Spieler bereit, miteinander durchs Feuer zu gehen? Ich kann mich erinnern, dass wir in jener Saison 2000/2001 einen zähen Start erwischten. Viele sagten schon: «Die haben es nach dem Titel auf die leichte Schulter genommen!» Und dann ist es uns doch gelungen, es zu drehen.

    Kann man das von aussen beeinflussen?

    Wenn Sie ein glückliches Pärchen beobachten, können Sie als Aussenstehender nicht erklären, weshalb die so perfekt harmonieren – deren Mütter auch nicht, ja vermutlich nicht einmal die beiden selbst. So ist es auch mit einer Mannschaft, die einen Lauf hat. Wieso funktioniert es plötzlich? Kleine Dinge können das auslösen: der richtige Witz in der Kabine zum richtigen Zeitpunkt. Die richtige Rede des Trainers. Das richtige Interview des Präsidenten. Vielleicht war es bei uns im letzten Dezember jenes Tor in doppelter Unterzahl von Seger gegen Genf. Manchmal braucht es eine Hilfe. Aber wenn du das bewusst von aussen zu steuern versuchst, kommt es nicht gut.

    Neue Kräfte können neuen Auftrieb geben. Was waren Ihre Überlegungen bei den Transfers?

    Ich bin der Meinung: Frisches Blut tut immer gut. Ein grosses Thema war sicher, dass wir das Glück hatten, trotz schlechtestem Powerplay der Liga Meister zu werden. Wir konnten nicht davon ausgehen, dass das so nochmals klappt. Unter diesem Aspekt haben wir auch gesucht.

    Die neuen Ausländer sollen zur Verbesserung beitragen. Wie würden Sie die drei charakterisieren?

    Shannon ist ein Spielmacher, ein hervorragender Schlittschuhläufer, ein wertvoller Mann für unser Powerplay. Brulé bringt Aggressivität mit, einen guten Schuss, er weiss, wo das Tor steht – ein gutes Paket. Und Lashoff ist für mich ein guter Allrounder in der Defensive.

    Wenn Sie Lashoff beschreiben . . .

    . . . kommt Ihnen McCarthy in den Sinn.

    Genau. Warum gaben sie dem Meisterschützen keinen neuen Vertrag, holten aber mit Lashoff einen ähnlichen Spielertypen?

    Über alles gesehen stufen wir ihn besser ein. Es wäre unseriös gewesen, mit McCarthy bloss aus Dankbarkeit zu verlängern. Und es gibt auch noch einen anderen Punkt: McCarthy hatte ein Angebot von uns auf dem Tisch. Wir konnten uns aber nicht einigen. Dann kam der Trainerwechsel, und der Wind drehte.

    Wie unterscheidet sich nun Marc Crawford von Bob Hartley?

    Einiges ist ähnlich. Er ist kommunikativ, fordernd, die Trainings sind intensiv. Beim Werdegang, den Erfolgen und der Einstellung zum Beruf, da unterscheiden sie sich nur marginal. Crawford ist offener, weltoffener. Aber es bringt nichts, die beiden zu vergleichen. Ihre Situationen sind nicht zu vergleichen, ihre Teams sind nicht zu vergleichen.

    Welche Rolle spielt der drohende NHL-Lockout in Ihrer Planung?

    Eigentlich keine.

    Warum nicht?

    Weil er wohl nur zwischen vier und sechs Wochen dauern wird. Das ist unsere Prognose. Alle aus Nordamerika, mit denen ich sprach, sagten: Den Ausfall der Weihnachtsspiele kann sich die NHL wegen der wichtigen TV-Verträge nicht leisten. Darum habe ich das Gefühl, dass spätestens Mitte Dezember gespielt wird.

    Trotzdem. Wenn plötzlich ein Mark Streit auf dem Markt ist, müssten Sie doch hellhörig werden.

    Ich will nicht sagen, die NHL ist zu 100 Prozent kein Thema. Wenn es so weit ist, kann man weiterschauen. Mit Streit bin ich regelmässig in Kontakt. Wenn ich einen Spieler auswählen könnte, würde ich ihn nehmen: Er war schon in Zürich, kennt die Liga, ist einer der besten NHLVerteidiger, ein Leader, und ich bekomme keine Probleme mit meinen Ausländern. Es gibt keine Fragezeichen bei ihm. Bei jedem anderen gäbe es Fragezeichen.


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    • Offizieller Beitrag

    Der Regisseur

    ZSC-Trainer Marc Crawford ist Fan von grossem Kino. Morgen beginnt das Playoff. Von Simon Graf

    Marc Crawford mag grosse Auftritte und starke Gefühle. Es kann sein, dass er an einem Abend mehrmals Gänsehaut bekommt. Wenn er über seine Leidenschaft redet, ist er nicht mehr zu bremsen. Er wirft einem wahllos Namen an den Kopf, zeichnet Szenen im Detail nach, um zu erklären, was ihm imponiert hat. Die Rede ist, wohlgemerkt, nicht vom Eishockey. Sondern von seiner anderen Passion – jener für Filme. Es kann vorkommen, dass Crawford gleich mehrmals pro Woche ins Kino geht. Er hat dafür mit Zürich die richtige Destination gewählt.

    So weit sind ein Film und ein Eishockeyspiel wohl auch gar nicht voneinander entfernt. Bei beiden geht es darum, das Beste aus einem Ensemble herauszuholen. Die Chemie zwischen den Schau-, beziehungsweise Eishockeyspielern ist entscheidend, man braucht auch Stars, vielleicht sogar Diven, weist jedem seine Rolle zu. So gesehen, ist Crawford der Regisseur der ZSC Lions.

    Das Team als Abbild des Coachs

    Und wie Filme von der Handschrift des Regisseurs geprägt sind, ist ein Hockeyteam das Abbild seines Trainers. Das kam beim ZSC in den letzten beiden Jahren anschaulich zum Ausdruck. Im vergangenen Winter waren sie unter Bob Hartley ein Arbeiterteam, diszipliniert und stets fleissig, immer bemüht, aber bieder. In diesem Winter sind sie viel unterhaltsamer geworden, unberechenbarer, kreativer, launischer. Zwischen dem 0:7 in Biel und dem 7:2 in Bern lagen nur vier Tage. Crawford gesteht seinen Spielern mehr Raum für Individualität zu und sagt Sätze wie: «Ich mag intelligente Spieler.»

    Als der 52-Jährige letzten Sommer in Zürich eintraf, wies man vor allem auf die Parallelen zu Hartley hin: Auch er hat lange in der NHL gecoacht und mit Colorado den Stanley-Cup gewonnen. Doch die beiden sind grundverschieden. So sehr Hartley mit harter Hand und klaren Prinzipien führte, er war äusserst berechenbar. Bei ihm wusste man, was zu erwarten war. Crawford hingegen tritt in unterschiedlichen Rollen auf: Er kann sehr charmant und zuvorkommend sein, unterhält sich mit den Spielern über viele Themen abseits des Rinks, er kann aber auch abweisend und arrogant wirken. Dann spricht er, ohne sein Gegenüber anzuschauen. Und wenn er verärgert ist oder enttäuscht, verbirgt er das nicht. Wenn er tobt, wird es in der Kabine richtig laut. Viel lauter als bei Hartley.

    «Ich bin ein emotionaler Mensch», sagt Crawford denn auch über sich. «Ich sitze selten auf meinen Mund. Manchmal würde ich mir wünschen, nichts zu sagen und die Spieler ihren Weg selber finden zu lassen. Denn dann haben sie es wirklich kapiert. Aber wenn ich etwas nicht im Überfluss habe, dann ist das Geduld.» Allerdings ist es nicht so, dass die Spieler nach jeder Niederlage eine Ansprache zu hören bekommen. «Nach den Spielen bin ich oft so aufgekratzt, dass es das Beste ist, dass ich sie alleine lasse», sagt er. «Zumal auch die Spieler aufgewühlt sind und gar nicht richtig aufnehmen können, was man ihnen in diesem Moment sagt.»

    Wer sich mit Crawford unterhält, merkt schnell, dass er sich viele Gedanken macht über seine Wirkung auf die Spieler. Will er bei ihnen beliebt sein? «Ich versuche schon, die Beziehungen zu ihnen positiv zu gestalten», sagt er. «Es ist menschlich, dass man beliebt sein möchte. Aber es ist illusorisch zu glauben, dass einen 23 so unterschiedliche Persönlichkeiten mögen. Das Wichtigste ist, dass alle unseren Prozess respektieren, unsere Taktik, unseren Weg. Und natürlich will ich, dass sie sich bewusst sind, dass ihr Handeln Konsequenzen hat. Allzu wohlig sollten sie sich nicht fühlen.»

    Beliebt zu sein, ist nicht wichtig

    Sportchef Edgar Salis hat zur Frage, ob die Spieler den Coach mögen sollten, eine noch pointiertere Meinung: «Letztlich wollen alle den Erfolg, dann ist das Leben jedes Einzelnen angenehmer. Ein Trainer muss nicht beliebt sein. Entscheidend ist, dass die Spieler spüren, dass seine Trainings gut sind, er einen Plan hat, eine Leaderfigur ist, man mit ihm Erfolg haben kann.» Ein Beleg dafür ist, dass die Zürcher im vergangenen Winter wie verwandelt auftraten, als sie im neuen Jahr merkten, dass Hartleys Weg sie zum Titel führen könnte.

    Crawford ist überzeugt, dass zwei Dinge einen guten Trainer ausmachen: «Man muss gut organisiert und stets gut vorbereitet sein. Das überzeugt die Spieler.» Er eignete sich diese Qualitäten schon früh an. Als er 1994/95 bei den Québec Nordiques erstmals NHL-Cheftrainer wurde, war er zarte 33. Zum Coaching hatte ihn Vater Floyd gebracht, der 1959 Captain des kanadischen Weltmeisterteams gewesen und als Trainer lange auf der höchsten Juniorenstufe tätig war. «Es war für mich einfach, in seine Fussstapfen zu treten», sagt Crawford junior. «Ich schaute ihm zu, als ich klein war. Und mit 24, 25 leitete ich die Trainings seiner Teams im Vorbereitungscamp, damit er die neuen Spieler von der Tribüne beobachten konnte.»

    Entführt in eine andere Welt

    Auch er wurde damals beobachtet, von einem Scout Vancouvers, der ihn später empfahl und so seine Trainerkarriere lancierte. Obschon er 15 Jahre in der besten Liga tätig war, hat man Crawford – anders als Hartley – die Schweizer Umstände noch nie mit jenen in der NHL vergleichen hören. «Er kommt überall zurecht, weil er ein offener Geist ist», sagt Salis. Er nimmt Deutschlektionen, interessiert sich für Schweizer Politik, Kultur und Kulinarik. Weil ihm das Essen so schmeckt, war er zuletzt des Öfteren beim Joggen anzutreffen.

    Aber natürlich ist er zuallererst Eishockeytrainer. «Jeder Coach auf diesem Niveau wird von diesem Job vereinnahmt», ist Crawford überzeugt. «Ständig kreisen die Gedanken ums Eishockey. Ab und zu muss man diesen Denkprozess unterbrechen, um wieder frischer zu sein im Kopf, um neue Ansätze zu finden. Deshalb mag ich Filme so sehr. Sie entführen mich in eine andere Welt. Ich brauche diese Flucht.»

    Während der intensiven Playoff-Zeit wird er bei seinem Hobby zurückstecken müssen. Angetrieben von der Aussicht, sich nach zahlreichen Happy Ends in Zürcher Kinosälen über eines mit dem ZSC freuen zu dürfen. Und darüber, dass es heisst: «Beste Regie: Marc Crawford.»

    © Tages Anzeiger

  • Merci fürs Poste vom Artikel, Larry, finde so Artikel über Trainer immer bsunders spannend.

    Wär doch schad, wänn die Mannschaft nur mit eme sture Trainer wie em Hartley chönt erfolgriich sii und nöd au mit em Crawford. Bin drum gspannt, ob d Spieler unter ihm glich parat und konzentriert sii werded ide Playoffs. Han eigetli es guets Gfühl.

    Geistermeister 2022 ZSC Lions

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