• Aus dem Interview im Blick.

    https://www.blick.ch/sport/eishocke…id16424599.html

    Zitat

    Nach dem Ende in Davos gingen Sie zu den ZSC Lions. Wie denken Sie heute über das kurze Intermezzo in Zürich?

    Der Klub hätte damals den Del Curto in Bestform verdient gehabt. Heute ist mir bewusst, wie erschöpft ich war. Walter Frey, der Präsident, hat mir bei der Unterschrift gesagt, es sei weder für den Klub noch für mich eine gute Entscheidung. Nach der Saison habe ich mich von ihm verabschiedet und liess ihn wissen, dass er recht gehabt hat. Das liegt aber alles weit zurück und heute ist das Thema Eishockey für mich beendet. 40 Jahre: Es war schön. Ein schöneres Leben kann man sich eigentlich gar nicht wünschen.

    Gabs nicht Gerüchte, dass genau WF ihn wollte?

    • Offizieller Beitrag

    Arno del Curto blickt auf seine Karriere zurück und sagt: «Nun sieht man mich als den, der ich bin: ein normaler Siech»

    50 Jahre lang drehte sich das Leben von Arno Del Curto um Eishockey. Dann, von einem Tag auf den anderen, war er weg. Nun hat er die Erinnerungen in einer Biografie verarbeitet. Doch ein Zurück an die Bande soll es nicht geben.

    Daniel Germann (NZZ)


    Arno del Curto: «Ich wusste bereits lange vor meinem Rücktritt, dass es fertig ist.»

    Arno del Curto: «Ich wusste bereits lange vor meinem Rücktritt, dass es fertig ist.»

    Martial Trezzini / Keystone

    «Es ist alles eine Frage der Relation, und Freiheit ist das Beste und Wichtigste, was es gibt, denn sie hat nichts mit Geld und Status zu tun. Heute mache ich, was ich will: Projekte und Pläne aushecken. Zu Hause sein. Überall sein. Nichts tun. Alles tun. Ich laufe täglich durch den Wald und die Natur. Kann laut und unvernünftig sein, ohne befürchten zu müssen, dass es am nächsten Tag in der Zeitung steht.

    Die einfachen Dinge des Lebens entdecke ich wieder, weil sie mir gefallen und entsprechen. Ich brauche weder einen Porsche noch eine Rolex, und wenn ich etwas koche, ist es meist Fleischkäse mit einem Spiegelei obendrauf.

    Und egal bei welchem Wetter, egal zu welcher Jahreszeit, schwimme ich in der Aare. Nebelschwaden und Eiskristalle: Gestern betrug die Wassertemperatur fünf Grad, und als ich den Kopf kurz untertauchte, explodierte der Grind beinahe. Später stand ich in der Trainerhose am Ufer und empfand den eisigen Wind nur noch als angenehme Brise. Wunderbar.»

    Aus der Biografie «Mit Köpfchen durch die Wand»

    Montag, 15. November, in Lotzwil, einer kleinen Gemeinde im bernischen Oberaargau. Arno Del Curto sitzt am Wohnzimmertisch. Vor ihm liegt ein Stapel Bücher. «Mit Köpfchen durch die Wand – Biografie eines Machers», steht auf dem Cover. Es ist die Zusammenfassung eines Lebens, das sich vorwiegend um Eishockey gedreht hat. Eines Lebens aber auch, das Del Curto so nicht mehr leben will.

    Nie mehr.

    Der Bündner ist heute 65 Jahre alt und hat mit dem, was er einmal war, abgeschlossen. Ganz nüchtern sagt er: «Ich wusste bereits lange vor meinem Rücktritt, dass es fertig ist. Die Energie war weg. Ich nahm gewisse Dinge auf einmal hin, die mich zuvor die Wände hatten hochgehen lassen.»

    Das Ende in Freiburg

    Del Curtos Trainerkarriere endete am 23. März 2019 in einem bedeutungslosen Spiel in Freiburg. Seine Mannschaft verlor 2:5. Ein Handshake mit dem gegnerischen Trainer Mark French, dann schritt er gesenkten Hauptes in die Kabine.

    Del Curtos Mannschaft war damals nicht mehr der HC Davos. Er war zurückgekehrt zum ZSC. Als der Zürcher Sportchef Sven Leuenberger ihn Anfang Januar anrief und um Hilfe bat, da sträubte sich alles in ihm. «Ich spürte, dass es falsch war. Doch ich folgte meiner Intuition nicht. Schon bei meiner Vorstellung am nächsten Tag im Hallenstadion spürte ich, dass mir die Kraft fehlte. Nach der Unterschrift sagte mir der Präsident Walter Frey: ‹Herr Del Curto, was wir hier tun, ist für Sie nicht gut und für uns auch nicht.› An meinem letzten Arbeitstag im Frühjahr ging ich bei ihm vorbei und sagte ihm: ‹Herr Frey, Sie haben recht gehabt.›»

    Doch wie hätte Arno Del Curto der Verlockung aus Zürich widerstehen sollen? Wie hätte er Nein sagen sollen zu jenem Klub, der die erste Liebe seines Trainerlebens gewesen war? Der ZSC der frühen 1990er Jahre war wie geschaffen für Arno Del Curto: Wie der damals erst 36-jährige Trainer war auch der Klub wild, enthusiastisch, unberechenbar. Vor allem aber verkörperte er einen Traum. Den Traum auszubrechen aus allem, was mittelmässig ist.

    Die Stadt Zürich und ihr ZSC haben Del Curtos Karriere geprägt. Ohne die rauschende Viertelfinalserie im Frühjahr 1992, als der ZSC mit dem jungen Del Curto an der Bande und dem kurzatmigen Wladimir Krutow auf dem Eis das «Grande Lugano» eliminierte, wäre er heute nicht der Kulttrainer, der er ist. Ohne die Entlassung in Zürich nur ein gutes Jahr nach dem Play-off-Rausch aber hätte seine Karriere auch einen anderen Verlauf genommen. Das abrupte Ende hat Del Curto die Augen geöffnet, er merkte, dass er sich von den ausgetretenen Schemen lösen und einen eigenen Weg suchen muss.

    Er wählte diesen Weg und verfeinerte ihn später in Davos bis zur Perfektion. Del Curtos Idee vom Power-Hockey war die Basis von sechs Meistertiteln und drei Spengler-Cup-Siegen. Er formte aber auch das Bild des Übertrainers, zu dem Arno Del Curto in der öffentlichen Wahrnehmung wurde: Fünfmal «Coach of the Year» des Schweizer Eishockeyverbandes, zweimal «Trainer des Jahres» von Swiss Olympic, Europas Eishockey-Trainer des Jahres.

    Dmitri Medwedew, der stellvertretende Verwaltungsratspräsident des Energieriesen Gazprom, flog im Privatjet aus St. Petersburg ein, um Del Curto für seinen Klub anzuwerben. Del Curto sagte zu und dann doch wieder ab. Er sagt heute, er habe nicht zurücklassen wollen, was er aufgebaut hatte. Er war noch nicht bereit, um sich von seinem Lebenswerk zu trennen. Auch wenn er heute sagt, wenn er etwas bereue, dann sei es die Absage an St. Petersburg.

    Ganz sicher aber genoss Del Curto auch die Popularität, die zu seinem treuen Begleiter wurde. Als das Schweizer Fernsehen zusammen mit der «Sports Awards Academy» im Dezember 2020 den besten Schweizer Trainer der vergangenen 70 Jahre suchte, war er zusammen mit Jean-Pierre Egger (Leichtathletik) und Karl Frehsner (Ski alpin) einer von drei Nominierten. Egger gewann die Publikumswahl. Del Curto nach einem der sechs Meistertitel, die er mit dem HCD gewonnen hat.

    Del Curto nach einem der sechs Meistertitel, die er mit dem HCD gewonnen hat.

    Simon Tanner / NZZ

    Del Curto sagt: «Das alles bedeutete mir nichts.» Das ist Koketterie. Ohne den Stolz auf das, was er war, über den Weg, den er in den letzten beinahe 50 Jahren gegangen ist, wäre am Donnerstag kaum seine Biografie erschienen. Del Curto sagt, das Buch sei ihm nicht besonders wichtig. Er habe einfach noch etwas tun müssen. «Wehmut war keine im Spiel.» Was natürlich ebenso falsch ist. Warum sollte ein Mann wie er nicht stolz auf sein Lebenswerk sein?

    Doch so ist Arno Del Curto. Er war zeit seines Lebens ein Nonkonformist. Er hat sich gegen jede Form von Etikette aufgelehnt und sich in keine Schublade stecken lassen. Das hat ihn selbst für sein unmittelbares Umfeld zuweilen schwer durchschaubar, manchmal auch schwer zu ertragen gemacht.

    Erich Wüthrich hatte ihn 1996 aus der 1. Liga vom SC Luzern zum HC Davos geholt. Der ehemalige Davoser Sportchef sagt: «Ich wurde mehrmals gefragt, ob Arno denn überhaupt führbar sei. Ich pflegte dann jeweils zu antworten: ‹Natürlich, er darf es nur nicht merken.›»

    Trotzdem bezeichnet Wüthrich die Zusammenarbeit mit Del Curto als den «Höhepunkte meiner Zeit im Eishockey». Er teilte mit ihm neben der Leidenschaft auch den emotionalen Charakter. Die beiden rieben sich aneinander, oft flogen die Funken. Doch am Ende waren sie gemeinsam Feuer und Flamme für das, was daraus entstand.

    Ein standhafter Mann mit eigenem Willen wie Erich Wüthrich, eine Figur, die sich nicht scheute, ihn zu hinterfragen, fehlte Del Curto in den letzten Jahren als Trainer möglicherweise. Vielleicht wäre so zu verhindern gewesen, dass sich Del Curto beim HCD abnützte, dass er letztlich ausbrannte. Der Davoser Verwaltungsratspräsident Gaudenz Domenig sagt: «Wir haben uns seit Arnos Abgang oft die Frage gestellt, ob wir ihn zu wenig vor sich selber geschützt haben. Vielleicht haben wir ihn alleine gelassen. Doch es war auch schwer, ihm zu widersprechen. Er war überzeugt von dem, was er tat.»

    Domenig sagt, in jedem anderen Fall hätte man von einem Burn-out gesprochen. Doch im Zusammenhang mit Arno Del Curto ziemte sich der Ausdruck nicht. Eine Manager-Krankheit, das passt nicht ins Bild dieses Mannes. Del Curto stand während Jahren für das Gegenteil von Schwäche: für Kraft, Energie, Wille, Feuer. Er riss sein Umfeld mit – bis er schliesslich derart leer und entkräftet war, dass er selber ins Straucheln kam.

    «Es war allein mein Fehler»

    Del Curto sitzt an diesem Montag am Tisch und sagt: «Es war allein mein Fehler. Ich habe es gespürt, doch ich habe nicht reagiert. Ich zog es durch. Für die Mannschaft, die Fans, den Klub. Und auch für mich selber. Nach vielen Jahrzehnten auf der Überholspur war ich gesundheitlich angeschlagen. Das habe ich damals aber nicht erkannt.»

    Jahrelang war Del Curto in Davos nicht nur ein Erfolgstrainer, sondern auch ein Entfesselungskünstler gewesen. Auch er hatte während der über zwei Jahrzehnte im Landwassertal Rückschläge hinnehmen und Krisen durchstehen müssen. Doch früher oder später hat er immer die richtigen Schlüsse gezogen und die Massnahmen konsequent umgesetzt. Spieler, die seine Überzeugung vom mannschaftlichen Innenleben nicht teilten, sortierte er aus. In Davos war Del Curto Entfesselungskünstler und Klublegende.

    In Davos war Del Curto Entfesselungskünstler und Klublegende.

    Patrick B. Kraemer / Keystone

    Man feierte ihn – zuerst vor allem in Davos. Doch je länger er und der Erfolg sich im HCD hielten, desto grösser wurde auch sein Ansehen in fremden Stadien. Del Curto erzählt, nirgendwo seien die Emotionen höher gegangen als in Bern. «22-mal in Folge war das Stadion bei unseren Auftritten ausverkauft. Wir spürten die Energie dieser Arena und ihres Publikums jeweils bereits im Bus. Alles schien zu vibrieren. Am Anfang wurde ich dort von den Zuschauern auf der Bank mit Bier begossen. Am Ende hat man es mir heruntergereicht und mich aufgefordert: ‹Trink.›»

    Niemand konnte sich vorstellen, dass auch ein Mann wie Arno Del Curto seine Grenzen hat. Domenig sagt, als er und seine Verwaltungsratskollegen die Ermüdungserscheinungen wahrzunehmen begannen, hätten sie gedacht, der eine oder andere Spielerwechsel werde helfen. Etwas frisches Blut, und das Perpetuum mobile dreht sich wieder. Erst als selbst loyale Spieler wie Andres Ambühl begannen, Fragen zu stellen, stieg auch bei uns im Verwaltungsrat die Beunruhigung.»

    Da wusste Del Curto schon längst, dass er einen Punkt überschritten hatte, dass es keinen Weg mehr zurück gab. Er sei nachlässig geworden, hätte Spielern Dinge durchgehen lassen, gegen die er zuvor vehement angekämpft hatte. Die Zügel waren ihm entglitten. Der tägliche Gang ins Eisstadion wurde von der Berufung zur Pflicht, die Spiele am Wochenende wurden vom Höhepunkt zur Last. Del Curto suchte nach einem Ausgang, fand ihn aber nicht.

    Ausgerechnet nach einem 5:1-Sieg im Hallenstadion gegen die ZSC Lions wusste er: Nun ist Schluss. Am selben Abend noch suchte er das Gespräch mit seinem Verwaltungsrat. Die Medienmitteilung vom 27. November, in der nach 22 Jahren die Trennung im gegenseitigen Einvernehmen kommuniziert wurde, erschütterte nicht nur die Schweiz. Auch Eishockey-Europa zeigte Anteilnahme. Auf Twitter schrieb ein Anhänger: «Arno Del Curto ist nicht mehr Trainer beim HCD, fast wie wenn der Papst stirbt, nur wichtiger!»

    Del Curto verabschiedete sich von den Spielern, packte seine persönlichen Habseligkeiten in eine Kartonschachtel und verliess das Stadion. «Es war wie eine Befreiung. Ich setzte mich zu Hause auf den Balkon, blickte in die winterliche Natur und tat nichts.»

    Was hat ihn nur dazu getrieben, nicht einmal zwei Monate später wider seine innere Überzeugung ein Angebot der ZSC Lions anzunehmen? Sich in ein medial ungleich schwierigeres Umfeld zu begeben? Ein Team zu übernehmen, auf dessen Zusammensetzung er keinen Einfluss gehabt hatte?

    Es ging schief. Doch Del Curto gewinnt der Erfahrung durchaus auch positive Seiten ab. Im Buch schreibt er: «Jahrzehntelang wurde ich beinahe zu einem Halbgott stilisiert. Die Bewunderung, die Wertschätzung und die Begeisterung: Das war schön. Es war wunderbar. Doch im Nachhinein erwies sich der Umstand, dass ich zu Boden ging, als gut und sogar befriedigend. Nun sieht man mich als den, der ich bin, wie ich mich immer sah: als ganz normalen Siech.»

    Nach dem Abgang in Zürich zog sich Del Curto aus der Öffentlichkeit zurück. Er schaltete den Fernseher aus, liess NHL-Play-offs Play-offs sein. Als die Spieler Anfang August langsam aufs Eis zurückkehrten, wanderte er im Oberaargau, im Berner Oberland, in den Bündner Bergen. Einfach möglichst weit weg von alldem, was ein halbes Jahrhundert lang sein Leben gewesen war. «Ich schaute weg, habe niemandem mehr widersprochen, war apathisch. Erst in diesem Moment wurde mir klar, wie schlecht es mir tatsächlich ging.»

    Am vergangenen Wochenende ist Del Curto, abgesehen von einem kurzen Abstecher in der Saison 2019/20 als Berater in La Chaux-de-Fonds, erstmals wieder bei einem wettbewerbsmässigen Spiel an der Bande gestanden – als Assistent der österreichischen Nationalmannschaft. Er half seinem alten Freund Roger Bader beim Vierländerturnier in der slowenischen Stadt Bled. Zum ersten Mal seit über zwei Jahren hat er wieder den Geruch der Garderobe eingeatmet, das Kratzen der Schlittschuhe auf dem Eis gehört. Ausgelöst hat es nichts. Die Leidenschaft, die ihn so lang angetrieben hat, kehrte nicht zurück. «Die Lust ist weg.»

    Weg ist auch das Scheinwerferlicht. Del Curto sagt, natürlich sei es schön, wenn einem die Menschen auf die Schulter klopften, der Applaus aufbrause. «Aber ich war nie süchtig nach Applaus. Ich war süchtig danach, wieder einmal einfach mich selber zu sein. Ich habe die Freiheit wieder gefunden, und nun habe ich Angst, sie wegen meiner Biografie erneut zu verlieren.»

    Es gibt ihn nicht mehr, den Trainer Arno Del Curto. Mit ihm hat das Schweizer Eishockey seinen vielleicht aussergewöhnlichsten Protagonisten verloren. Del Curto war mehr als nur ein Trainer. Er war ein Entertainer. Wenn er sprach, dann hingen ihm Tausende an den Lippen.

    Das Klopp-Syndrom

    2015, vor Beginn der Play-off-Finalserie gegen die ZSC Lions, sagte er in einem Interview mit der NZZ: «Das Wichtigste ist, sich selber zu bleiben. Deshalb hat ein junger Trainer auch keine Zeit zu lernen. Er muss von Anfang an können. Letztlich muss jeder selber lernen zu verlieren, aber auch lernen zu gewinnen, ohne dabei abzuheben. Schauen Sie das Beispiel des Dortmund-Trainers Jürgen Klopp an: Er liess seine Mannschaft so grossartig spielen. Dann wurde er grösser als sein Team. Dass die Spieler davon früher oder später die Schnauze voll haben, ist absehbar.»

    Die Aussage löste in Deutschland einen Riesenwirbel aus. Del Curto sagt, er habe am Wochenende, als das Interview erschien, Dutzende von SMS- und Sprachnachrichten erhalten. Die Reaktionen haben ihn auch deshalb getroffen, weil er ein erklärter Bewunderer des deutschen Fussball-Lehrers ist. Drei Jahre später schied er beim HCD ähnlich aus wie Klopp 2015 in Dortmund. Doch Del Curto sagt: «Ich wurde nicht zu gross, ich wurde zu schwach.» In der Davoser Eishalle war Arno Del Curto seit dem Abgang nur noch einmal – als Trainer der ZSC Lions.

    In der Davoser Eishalle war Arno Del Curto seit dem Abgang nur noch einmal – als Trainer der ZSC Lions.

    Patrick B. Kraemer / Keystone

    Del Curto erlebte kein Comeback wie Jürgen Klopp, der den Liverpool FC vier Jahre später zuerst zum Champions-League-Sieg, im Jahr darauf auch zur englischen Meisterschaft führte. In die Davoser Eishalle, die über zwei Jahrzehnte lang sein zweites Zuhause war, kehrte er seit jenem 27. November 2018 nur noch einmal zurück – als Coach der ZSC Lions. Das Publikum empfing ihn mit stehenden Ovationen. Das Verhältnis zum HCD hat sich normalisiert. Vor wenigen Wochen ernannte ihn die Generalversammlung des Klubs zum Ehrenmitglied. Nun hängt sein Bild bei den Legenden im Wandelgang des renovierten Stadions.

    Beschädigt bleibt einzig das Verhältnis zu Reto von Arx, der in der Blüte seiner Karriere nicht nur sein Schlüsselspieler, sondern auch sein Freund war. Die Freundschaft zerbrach an unterschiedlichen Meinungen über eine Vertragsverlängerung. Del Curto nimmt es äusserlich gelassen. «So ist das Leben. Freundschaften entstehen, Freundschaften gehen kaputt. Wenn wir uns sehen, dann grüssen wir uns und sprechen ein paar Worte miteinander. Aber Freunde werden wir vermutlich nicht mehr.» Seine Augen erzählen, dass Abhaken nicht in jedem Fall gleich einfach ist.

    Del Curto widmet sich heute anderen Beschäftigungen. Zusammen mit dem früheren Eishockeyspieler und heutigen Geschäftsmann Marcel Niederer baut er in Arosa das niedergebrannte Posthotel wieder auf. Mit einem Ingenieur hat er ein Startup gegründet, das aus rezykliertem Schaumglas CO2-neutralen Beton herstellen will. «Es hat mir gutgetan, wieder einmal etwas Neues ins Hirn zu bekommen», sagt er.

    Das Ende von Del Curtos Trainerkarriere mit jenen glanzlosen Spielen an der Bande der ZSC Lions mag ein Fehler gewesen sein. Es wird seinem Schaffen und seiner Legende nicht gerecht. Del Curto kehrte als Heilsbringer ins Hallenstadion zurück und scheiterte.

    Doch auch diese Episode ist Teil seiner Geschichte. Er stellt sie ganz an den Anfang der Biografie. Dort ist zu lesen: «In meiner damaligen Verfassung, die ich falsch eingeschätzt hatte, konnte ich dem Klub nicht bieten, was er verdient hätte. Der Abstecher ist kein Ruhmesblatt. Doch warum soll ich diese Zeit verschweigen oder beschönigen? Rückschläge gehören zum Leben. Scheissegal. Ehrlich sein, sagen, was Sache ist, kein Blabla, kein Bullshit: Das habe ich immer gefordert und versucht zu leben. Daran änderte sich nichts, als es mich betraf. Das Image angeschlagen, der Lack abgeblättert. Und wenn schon?»

    Arno Del Curto bleibt Arno Del Curto. Widerspenstig und unbeugbar auch in seinem neuen Leben.

    • Offizieller Beitrag

    Danke für's Posten Larry. Ich war beim letzten Spiel der ZSC-Ära dabei (das 1. Spiel weiss ich nicht mehr genau) und auch beim ersten und letzten Spiel seiner

    zweiten unnötigen Ära live im Stadion dabei.

    Den "Arno 1:1 Karton Starschnitt" (ehem. Bravo-Leser wissen was ich meine) werde ich auf immer und ewig in meinen Gedanken festehalten!

    • Offizieller Beitrag

    1975/76 war er als Spieler beim ZSC in der NLB, war aber verletzt. Ich hatte früher noch ein Programm aus der Zeit mit seinem Namen im Lineup.

    In seiner Zeit als ZSC Coach war ich bei jedem Spiel in der Halle, auch als der "Starschnitt" unten auf der Rennbahn herumgetragen wurde.

    Damals hab ich nie ein Heimspiel verpasst, ging auch Krank an die Spiele oder während den Skiferien mit der Familie fuhr ich am Dienstag durch Schneetreiben in die Halle und wieder zurück. Verrückt!:suff:

    • Offizieller Beitrag

    1975/76 war er als Spieler beim ZSC in der NLB, war aber verletzt. Ich hatte früher noch ein Programm aus der Zeit mit seinem Namen im Lineup.

    In seiner Zeit als ZSC Coach war ich bei jedem Spiel in der Halle, auch als der "Starschnitt" unten auf der Rennbahn herumgetragen wurde.

    Damals hab ich nie ein Heimspiel verpasst, ging auch Krank an die Spiele oder während den Skiferien mit der Familie fuhr ich am Dienstag durch Schneetreiben in die Halle und wieder zurück. Verrückt!:suff:

    Nein - normal. Mache ich heute noch so (wenn ich nicht gerade in Sedrun Skiferien mache) ..........

  • ach, de Arno. Würkli es stuck zsc gschicht. han dazumals jedi wuche mehrmals chöne d'training bsueche.

    isch cool gsi sich amigs is hallestadion inezschliiche und zuezluege wie er trainings mit (Pryakhin, Weber, Krutov, Hotz, Wick, Zesi, Vollmer und wie sie alli gheisse hend) gleitet het.

    eifach e geili zyt gsi.

  • [quote='Supreme','https://forum.zscfans.ch/thread/2564-adc/?postID=137851#post137851']

    ach, de Arno. Würkli es stuck zsc gschicht. han dazumals jedi wuche mehrmals chöne d'training bsueche.

    isch cool gsi sich amigs is hallestadion inezschliiche und zuezluege wie er trainings mit (Pryakhin, Weber, Krutov, Hotz, Wick, Zesi, Vollmer und wie sie alli gheisse hend) gleitet het.

    eifach e geili zyt gsi.

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