• Klar, der Gegner war Napoli, aber ein bisschen schwerer hätten sie es ihnen schon machen können. So kontrolliert und ausgeglichen wie in den ersten Minuten wäre es wohl noch länger weitergegangen, wenn unsere Slapstick-Defense nicht seinen ersten Aussetzer gehabt hätte. Danach lagen die Nerven bei jedem Spieler blank, Stellungsfehler, einfachste Abspiele haben nicht mehr funktioniert, korrekte Ballannahme ein Fremdwort usw. Von dem her war das Resultat am Schluss weitaus weniger schlimm als die Chancen und Spielanteile für Napoli haben befürchten lassen.
    Und es hat sich auch gezeigt, dass sich der FCZ in der Meisterschaft warm anziehen muss. Die Leistungen aus den ersten 3 Spielen inkl. EL waren mehrheitlich dürftig und als nächstes geht's zu YB.

    • Offizieller Beitrag

    INTERVIEW
    Blerim Dzemaili: «Ich war sehr traurig. Dreizehn Jahre im Nationalteam – und plötzlich war alles vorbei.»

    Christine Steffen, Bologna
    15.2.2019, 17:00 Uhr

    Dzemaili hat wenig Zeit. Bologna hat in der Abstiegsangst einen neuen Trainer geholt; Sinisa Mihajlovic hat kurzfristig die Trainingszeiten umgestellt. Der Frühling soll besser werden als der Winter.

    Blerim Dezmaili, Sie sind an der WM im Sommer im Achtelfinal gegen Schweden 15 Minuten vor Schluss ausgewechselt worden. War Ihnen klar, dass Ihre Nationalmannschaftskarriere zu Ende ist?

    Ich habe zu 99 Prozent damit gerechnet. Für mich ist klar, dass die Jungen nachkommen, die in grossen Teams spielen, und dass ich einen Schritt zurückmachen muss. Darum habe ich mich damit befasst, dass ich nach der WM aufhören muss. Das hat mir geholfen, es zu verarbeiten. Klar: Hätte Vladimir Petkovic gesagt, Blerim, ich will, dass du weitermachst, hätte ich sicher weitergemacht. Wenn der Trainer aber etwas Neues anfangen will, respektiere ich das.

    Sind Sie von sich aus zu Petkovic gegangen und haben den Rücktritt erklärt?

    Nein. Aber ich war darauf vorbereitet, dass er zu mir kommt und sagt, dass er etwas Neues anfangen will. Und genau das hat er getan. Aus meiner Sicht ist das völlig verständlich, ich hätte als Trainer wahrscheinlich das Gleiche getan.

    An der WM haben Sie nie darüber geredet?

    Nein, das geschah einen Monat nach der WM am Telefon. Klar kann man über die Art und Weise der Kommunikation diskutieren. Aber ich bin keiner, der diese Sachen so wichtig nimmt.

    War für Sie nach dem Anruf klar, dass Sie nicht mehr für das Nationalteam spielen werden?

    Für mich ist klar, dass es vorbei ist.

    Hat der Trainer offengelassen, ob er noch einmal auf Sie zukommt?

    Ja. Aber ich weiss wirklich nicht, ob ich zurückgehen würde. Ich war nie einer, der nur eine Nummer sein wollte. Ich wollte immer wichtig sein. Zurückzugehen und die Nummer 20 zu sein – darauf hätte ich keine Lust.

    Welches Gefühl hatten Sie unmittelbar nach dem Spiel gegen Schweden?

    Ich war sehr traurig. Nach meiner Auswechslung sass ich auf der Bank und konnte das Spiel gar nicht mehr verfolgen, derart war ich in Gedanken versunken. Dreizehn Jahre im Nationalteam – und plötzlich war alles vorbei. Ich sah viele Bilder vor mir, es war wie ein Film. Es war ein schwieriger Moment. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir gegen Schweden verlieren – in acht von zehn Fällen passiert das auch nicht.

    Welche Bilder sahen Sie?

    Es war für mich immer eine Ehre, Nationalspieler zu sein. Ich fühlte mich stolz, die Schweiz zu vertreten, sie hat in den letzten zehn Jahren grosse Fortschritte gemacht – und ich war dabei. Aber da waren auch weniger schöne Momente: der Achtelfinal an der WM 2014 in Brasilien, als ich gegen Argentinien in der 118. Minute den Ball haarscharf am Tor vorbeischoss. Hätte ich getroffen, hätte meine Karriere vielleicht noch einmal eine andere Wende genommen Wir waren im Nationalteam wirklich wie eine Familie und haben uns immer gefreut, wenn wir uns getroffen haben.

    Wenn Sie nicht berücksichtigt wurden, machten Sie einen frustrierten Eindruck.

    Es gab unter Ottmar Hitzfeld ein paar schwierige Jahre. Ich hatte im Verein eine sensationelle Zeit und wurde trotzdem nicht berücksichtigt. Ich hatte Mühe, das zu akzeptieren. Wenn mich mein Manager damals nicht aufgehalten hätte, wäre es nicht gut rausgekommen.

    Hätten Sie hingeschmissen?

    Ja, das hätte ich wohl gemacht. Zum Glück ist es nicht so gekommen, die letzten fünf Jahre mit der Nationalmannschaft möchte ich nicht missen.

    Wie hat sich das Nationalteam in dieser Zeit verändert?

    Es war völlig anders früher. Als ich neu ins Team kam, gab es praktisch eine Trennung zwischen den Älteren und den Jungen. Der Respekt war riesig. Man hatte beinahe Angst. Die älteren Spieler nahmen sich fast zu wichtig. Als wir die Älteren waren, haben wir darauf geachtet, dass wir eine harmonische Gruppe bilden, die Hierarchien spielten eine viel weniger grosse Rolle. Die Jungen sind ja auch völlig anders, als wir damals waren. Wir waren ängstlich, sie sind saufrech – auf dem Platz, auf eine gute Art.

    Haben Sie mitverfolgt, was nach der WM in der Schweiz passiert ist?

    Ich bin einer, der in der Freizeit nicht allzu viel über Fussball nachdenken möchte. Aber klar, ich habe vieles gehört und gelesen. Es sind Fehler passiert: Das Interview des Generalsekretärs Alex Miescher zu den Doppelbürgern hätte so nie erscheinen dürfen.

    Wie war die Stimmung im Team während der WM?

    Sehr gut. Was im Spiel gegen Serbien passiert ist, die Doppeladler-Geste von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri, darf man nicht überbewerten. Im Team waren alle sehr solidarisch. Wir haben gar nicht mitbekommen, wie intensiv das Thema in der Schweiz diskutiert wurde. Ich finde, der Verband hat die Situation nicht so schlecht geregelt, wie überall geschrieben wurde. Dass unsere Spieler nicht gesperrt wurden, ist auch den Bemühungen des Delegierten Claudio Sulser geschuldet.

    Hat Vladimir Petkovic mit den Spielern zu wenig über die Brisanz des Serbien-Spiels gesprochen?

    Nein, Vlado hat mit uns gesprochen. Er ist zu mir und allen Spielern mit albanischen Wurzeln gekommen, um die Partie zu thematisieren. Er hat beschlossen, dass niemand mit albanischen Wurzeln vorgängig zu Interviews geht, um uns zu schützen. Er sagte mir: «Es wird so viel geredet. Konzentrieren wir uns auf das Spiel.» Und so war es. Man sah ja, dass wir sehr konzentriert waren. Beide Teams haben sich vorbildlich verhalten, das hätte ich niemals gedacht. Es hat mich wirklich überrascht. Schlimm war das Publikum und was im Vorfeld auf politischer Ebene passierte.


    Wurde das Team vom Sturm um den Doppeladler in der Schweiz überrascht?

    Gewisse Zeitungen haben die Geschichte sehr gross gemacht. Ich verstehe beide Seiten. Ich verstehe die Jungs, auch wenn ich nicht das Gleiche erlebt habe wie sie, weil ich aus Mazedonien komme. Sie haben Familienmitglieder im Krieg verloren. Aber ich habe auch Verständnis für die Schweiz. Wir spielen für die Schweiz. Ich kann nachvollziehen, dass es Schweizer gibt, die sich bei der Doppeladler-Geste fragen: Was soll das?

    Verfolgen Sie die Spiele der Nationalmannschaft noch?

    Klar. Ich habe zwar albanische Wurzeln, aber ich bin stolzer Schweizer. Ich weiss, was mir die Schweiz für eine Chance gegeben hat, was das bedeutet hat für mein Leben. Ich habe die grösste Wertschätzung für das Land.

    Mit Bologna spielen Sie gegen den Abstieg. Was ist Ihr Anteil an der Misere?

    Es ist meine schwierigste Saison. Nach der WM habe ich mich ein wenig müde gefühlt. Leider hat mich der Trainer Filippo Inzaghi sofort infrage gestellt, als ich Mühe hatte. Das ist mir noch nie so passiert. Ihm fehlte das Fingerspitzengefühl, um zu merken, dass ich von einer WM komme und dass ich in den letzten zwei, drei Jahren wenig Ferien hatte. Ich selber habe auch unterschätzt, was auf mich zukommen wird. Ich dachte, jetzt, da der Druck des Nationalteams vorbei ist, lasse ich es etwa ruhiger angehen und erhole mich etwas vom Stress der letzten fünfzehn Jahre. Das hat mir nicht gutgetan. Es hat dazu geführt, dass ich keine guten Leistungen gezeigt habe.

    Sie gehören bei Bologna zu den Älteren. Wie spüren Sie das Altern?

    Ich muss mich mehr pflegen und habe den Lebensstil angepasst. Es reicht nicht mehr, fünf, sechs Stunden zu schlafen. Man braucht viel Erholung, das ganze Leben ist ruhiger geworden. Jetzt muss ich mich fast mehr auf Fussball konzentrieren als vorher.

    Was ist Ihre Rolle?

    Es ist schwierig, als Fussballer zu akzeptieren, dass man nicht mehr zu den Jungen gehört, dass man älter ist und viel mehr Verantwortung übernehmen muss. Es wird mehr von dir verlangt. Du musst die Spieler führen. Sie schauen zu dir hinauf. Ich dachte immer, der Druck werde kleiner, aber ich merke jetzt, dass der Druck immer grösser wird.

    Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere in der Schweiz abzuschliessen, etwa beim FC Zürich, im Verein, in dem Sie gross geworden sind?

    Ich weiss es nicht. Mein kleiner Sohn lebt mit seiner Mutter eine Autostunde entfernt von Bologna. Ich will in seiner Nähe bleiben.

  • Zitat von Mushu

    Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere in der Schweiz abzuschliessen, etwa beim FC Zürich, im Verein, in dem Sie gross geworden sind?

    Ich weiss es nicht. Mein kleiner Sohn lebt mit seiner Mutter eine Autostunde entfernt von Bologna. Ich will in seiner Nähe bleiben.


    schade, tönt nicht wirklich nach rückkehr. ich bin aber sicher, dass er trotz seines alters für 1-2 jahre eine verstärkung für den fcz wäre. als spieler, aber auch als führungsspieler für die junge fcz mannschaft. die qualität, die erfahrung in einer top liga, den charakter und den support vom ganzen fcz umfeld hätte er!


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    wo unrecht zu recht wird, wird widerstand zur pflicht!

  • ich habe die absetzung fortes bedingungslos unterstützt. sie war sogar mein wunsch seit ca. november 2017. ich habe auch die übergabe an magnin ebenso bedingungslos und mit viel vorfreude und vorschlusslorbeeren unterstützt!

    ich erwartete daher einiges von ludofigg und gab ihm jeden kredit. auch seine anfangsfehler konnte ich gut mit seiner unerfahrenheit und lernphase erklären. ausserdem punktete er immer wieder wie zb. beim cupfinal oder gegen leverkusen.

    aber mittlerweile hat auch der gute magnin seinen kredit bei mir mehr oder weniger aufgebraucht! die mannschaft wurde nach seinen vorstellungen verstärkt (ok, der knipser fehlt uns immer noch...). und was sehen wir? dürftige und vor allem extrem unkonstante leistungen. das serbelnde und äusserst bescheidene luzern hätte man heute mit einer kanterniederlage heim schicken müssen!

    die mannschaft steht still und entwickelt sich nicht weiter, gilt auch für einzelne spieler. wie unter forte, obwohl man ja genau DAS ändern wollte!

    aber gibts irgendwo einen mann, bezahlbar natürlich, der aus diesem kader mehr rausholt? ich weiss es nicht und kann auch keinen namen präsentieren...

    wenn der fcz nicht noch in die nähe des abstiegs- oder barrageplatzes gerät und vielleicht sogar noch mal den cup gewinnt, wird der fcz auch nächste saison mit magnin in die saison starten...

    bin etwas ratlos...

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    • Offizieller Beitrag

    Denke egal was noch passiert, der FCZ wird so oder so mit Magnin in die nächste Saison gehen.

    Er hat Canepa mit der EL viel Geld in die Kasse gespült, denke er darf sich nächste Saison nochmal versuchen.

    Ich war weder Fan noch Gegner von Magnin aber der FCZ müsste m.E. den dritten Platz erreichen. Ansonsten nicht erfüllt!

    Dies gilt auch für nächste Saison!

    PS: Der Knipser spielt in Thun.....warum eigentlich?

  • Das war gar nichts gestern, ein Armutszeugnis sondergleichen. Bei keinem Spieler sind Fortschritte zu erkennen, es ist als hätte das Team in der Winterpause den Winterschlaft gehalten. Magnin hat ein deutlich besseres Kader zur Verfügung als noch Forte, entsprechend sollte man auch ihn die gleichen Ansprüche haben. Trainer und Co-Trainer haben eine Art und Weise, die in einzelnen Spielen zu Höchstleistungen animieren können, aber gleichzeitig besteht auch die Gefahr eines raschen Verschleisses. Wie kannst Du als Spieler einen Trainer ernst nehmen, welcher sich 90 min. lang an der Seitenlinie mit Offiziellen anlegt.
    Meine Geduld ist am Ende und der FCZ kann es sich schlichtweg nicht leisten, die EL aufs Spiel zu setzen. Leider habe ich auch keinen Trainer im Kopf, der diesem Betrieb auf eine besonnene Art und Weise Beine machen könnte. Lucien ist ja leider besetzt :)

    • Offizieller Beitrag


    Magnin hat ein deutlich besseres Kader zur Verfügung als noch Forte, entsprechend sollte man auch ihn die gleichen Ansprüche haben.

    So kommt es, dass nach fast genau einem Jahr mit Ludovic Magnin die Frage erlaubt ist, wie sehr sich der FCZ unter dem neuen Trainer entwickelt hat. Die nackten Zahlen zeigen dies nicht, die Parallelen zum Vorgänger Uli Forte sind verblüffend. Der FCZ entliess Forte Ende Februar 2018 nach 22 Runden und einem 1:1 gegen Luzern. An diesem Sonntag von Ende Februar 2019 spielte der FCZ in der 22. Runde wieder ein 1:1 gegen die Zentralschweizer. Magnin hat mit 29 Punkten gar drei Zähler weniger als Forte erzielt und ist einen Rang tiefer platziert, im vierten.(NZZ)

  • Zitat von Mushu

    Entweder weiss er nicht, was er tut; oder es wird nicht verstanden.

    Gestern zB. wird Winter als ZM (10er) eingewechselt, während Domgjoni und Schönbächler auch auf der Bank sitzen. Verstehe wer will, oder kann ...


    Magnin weiss genau was er tut. Insofern du es nicht bemerkt hast, hat Winter nach Odeys Einwechslung auf die Rechtsverteidigerposition gewechselt. Da habe ich schon lieber Winter anstatt Schönbi.

    originalzitat aus dem fcz forum! :mrgreen:

    :rofl: :rofl: :rofl:


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    • Offizieller Beitrag

    Hab mir den Grottenkick auf SRF auch angetan. 3650 Nasen, den Cup kann man ausser dem Final total vergessen. Sollen doch die Spiele bis zum Final einfach auslosen, Gewinn macht ja eh niemand.

    Canepa war ziemlich angepisst das ganze Spiel über, würde nicht darauf wetten das Magnin nächste Saison noch Trainer ist. Mit diesem Team werden wir nichts mehr reissen.

  • ich „durfte“ gestern abend arbeiten, so „musste“ ich mir das spiel nicht antun...

    wäre das geschehene ein einzelfall oder zumindest ein seltener ausrutscher, ginge es unter „scheissegal wie, hauptsache halbfinale“.

    da aber solche auftritte, zumindest während phasen eines spiels, mittlerweile standard sind, besteht schon ein dringender klärungsbedarf.

    vor exakt einem jahr wurde forte entlassen. an 3. stelle liegend, fürs cup halbfinale qualifiziert, aber mit einer mannschaft, welche kein bein mehr vors andere brachte. stand heute: 1:1 gleich weit...

    wenigstens ist magnin, in gegensatz zum vögeli aus niederhasli, kein schönschwätzer. er sieht das, was alle sehen. also setzt er im training die hebel sicherlich am richtigen ort an. trotzdem funktionierts nicht...

    gibts in der stadt zürich nicht noch einen eishockeyverein mit ganz ähnlichen problemen? :nixwiss:

    ps. ein sieg am sonntag gegen lugano, möglichst noch relativ souverän, wäre balsam auf die wunden und enorm wichtig um sich weiter vom barrage platz abzusetzen.

    FCZ-Magnin nach Cup-Fight: «Habe nach 15 Minuten kein Fussball mehr vom FCZ gesehen»

    https://www.blick.ch/-id15193649.ht…n=blick_app_iOS


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  • finde ich eine gute analyse, auch wenn die baustelle trainer fehlt. im gegenteil, es wird geduld gefordert. auch die vergleiche mit urs fischer und marc schneider sind einleuchtend. und vielleicht ist der trainer (ähnlich wie beim zsc) aber auch tatsächlich die viel kleinere baustelle als wir alle von aussen meinen...:nixwiss:

    aus:

    http://www.zuerilive.ch

    Urs Fischer reloaded / vier Baustellen beim FCZ vor dem Start in den Frühling

    Am Ende war er da, der schon gegen Luzern geforderte „dreckige“ Sieg. Mal so gewinnen, wie Spitzenteams es jeweils zu tun pflegen, wenn es ihnen nicht läuft – was dem FCZ in den letzten Jahren sehr selten gelungen ist. Aber die Freude über einen Halbfinal-Einzug war auch schon grösser, um es Milde auszudrücken – so beispielsweise vor Jahresfrist nach dem 4:3 im damaligen Viertelfinal gegen den FC Thun nach 1:3-Rückstand, allerdings nicht wegen der Leistung (die damals über das ganze Spiel hinweg nicht wesentlich besser war), sondern in erster Linie wegen dem aufwühlenden Spielverlauf inklusive Last Minute-Siegtor.

    Am Sonntag war mit dem FC Luzern eine relativ gute Super League-Mannschaft im Letzigrund zu Gast, welche aber momentan in einer kleinen Krise steckt. Gegen ein Luzern in dieser Verfassung hätte der FCZ gewinnen müssen – ein Punkt war zu wenig. Der SC Kriens im Cup-Viertelfinal war nun (zumindest aus Sicht und in der Berichterstattung von Züri Live) erwarteterweise der schwerere Gegner – sogar deutlich schwerer, wie sich herausstellen sollte. Mittelfeldspieler Marco Wiget bestand nach der Partie richtigerweise darauf, dass ein Erfolg seiner Mannschaft zwar eine Überraschung, aber keine Sensation gewesen wäre. Challenge League-Topskorer Nico Siegrist stellte die FCZ-Hintermannschaft von den Flügelpositionen aus wie befürchtet immer wieder vor Probleme. Die Innerschweizer, welche in dieser Saison überhaupt erst zwei Mal auswärts verloren hatten, waren heiss, und wuchsen im Letzigrund nochmal zusätzlich über sich hinaus – es war für alle das Spiel des Jahres – für Einzelne sogar das Spiel ihres Lebens. Ohne die über weite Strecken stark spielenden Andris Vanins und Mirlind Kryeziu im Defensiven Zentrum hätte es noch schwieriger werden können.

    Zufrieden mit der Leistung war nach der Partie beim FCZ niemand. Was sind die Baustellen? Am eklatantesten ins Auge fällt zuletzt der eklatante Unterschied zwischen dem Start in eine Partie und dem weiteren Spielverlauf. Bei Ligadominator YB war die erste halbe Stunde sehr gut gewesen. Die Beobachter rieben sich die Augen, denn so stilsicher war der FCZ im Wankdorf in der Meisterschaft in den letzten Jahren kaum mal aufgetreten. Ab Minute 30 schien es aber, als habe jemand beim FCZ den Stecker gezogen und das Licht gelöscht. In Napoli: ein sehr mutiger engagierter Start in die Partie einer jungen Mannschaft, welche den Zweitplatzierten der Serie A immer wieder hinten reindrücken konnte. Kurz vor der Pause liess man erstmals etwas nach und musste prompt das 0:1 hinnehmen. Gegen Luzern: wieder ein sehr guter Start bis zum schönen 1:0-Freistosstreffer von Salim Khelifi, worauf man dann aber unerklärlicherweise einen Gang zurückschaltete. Und würde der FCZ während seiner Spiele vorwiegend so auftreten wie in den ersten 15 Minuten gegen den SC Kriens, könnte man in der Super League mit Thun oder sogar Basel Schritt halten. Spielerisch und taktisch war das FCZ-Spiel wie in Bern oder Napoli bis zu diesem Zeitpunkt formidabel. Stattdessen danach dann aber wieder das bekannte Nachlassen, welches den Gegner ins Spiel brachte.

    Der FCZ geht sichtlich mit einer guten Einstellung und einem klaren Plan in die Partien und zwingt diesen jeweils dem Gegner auf. Ab einem Zeitpunkt X fällt dies dann aber alles zusammen, manchmal schrittweise, manchmal auch plötzlich wie ein Kartenhaus. Gegen Gegner wie Luzern oder Kriens kommt dieser Zeitpunkt X nach dem eigenen frühen Führungstor. Gegen Gegner wie YB oder Napoli hingegen eher dann, wenn man nach 30-40 Minuten trotz gutem Spiel sich nicht mit einem Treffer hat belohnen können. Ist es die (vor allem mentale) Müdigkeit nach dem von den Affichen und dem Spielrhythmus her speziellen Rückrundenstart? Oder eher eine Einstellungssache? Fühlt man sich zu sicher, wenn es zu Beginn gut läuft? Oder im Gegenteil zu unsicher, weil man mittlerweile weiss, dass ein guter Start in die Partie überhaupt nichts bedeutet? Auf die zweite Option deutet die Aussage von Hekuran Kryeziu vom zur Zeit fehlenden Selbstvertrauen nach dem Kriens-Spiel hin.

    Eine weitere eklatante Schwäche sind Standards. Abgesehen von den direkt geschossenen Freistössen Khelifis und den Penalties Kolollis hat der FCZ bei Offensivstandards lange Zeit kaum etwas zustande gebracht. Dies hat sich nach der Winterpause aber geändert, denn beim Derbysieg entstanden alle FCZ-Tore direkt oder indirekt aus «Stehenden Bällen», und mit Grégory Sertic hat man einen sehr guten Standardschützen hinzubekommen, bei welchem ein daraus resultierendes Tor nur eine Frage der Zeit zu sein scheint. Wirklich schmerzhaft ist aber, dass man zuletzt national in jedem Spiel das wichtige erste Gegentor per Corner-Kopfball erhalten hat. In Bern und gegen Luzern hatte Umaru Bangura jeweils seinen Gegenspieler nicht genügend bedrängt. Gegen Kriens war es nun Kevin Rüegg, welcher Saleh Chihadeh aus den Augen verlor. Die Vermutung von Züri Live, dass zumindest in diesem Punkt der FCZ gegen Kriens die Sache besser im Griff haben sollte, als gegen die vielen grossgewachsenen Luzerner, war also falsch.

    Die dritte Baustelle ist der Sturm. Eine Mannschaft, deren Stürmer kaum treffen, ja, sich nur wenige Torchancen erarbeiten können, strotzt selten von Selbstvertrauen. Der Abgang von Michi Frey und Raphaël Dwamena im Sommer ist bis heute eine Hypothek für das Team und die Trainer. Stephen Odey hat sich lange Zeit wacker gehalten, läuft nun aber seit Ende Vorrunde meilenweit seiner Form hinterher. Assan Ceesay kam in dieser Super League-Saison vor allem auch verletzungsbedingt lange Zeit nicht zum Zug, hat bisher eine Quote von einem Skorerpunkt alle 176 Minuten (alle zwei Spiele einen). Der Gambische Nationalstürmer konnte nach starken ersten Teileinsätzen in Nikosia und Sion insgesamt bisher zu selten seine Stärken ausspielen. Ob es in erster Linie an ihm selbst liegt, an der noch fehlenden Abstimmung mit den Nebenleuten oder dass die richtige Rolle für ihn noch nicht gefunden worden ist? Wohl von allem ein bisschen. Von den neuverpflichteten jungen Stürmern ist Nicolas Andereggen verletzt. Salah Binous ist zur Zeit noch nicht ready für die 1. Mannschaft und grundsätzlich in dieser Rückrunde für die U21 vorgesehen. Yann Kasai könnte hingegen abhängig von den Trainingsleistungen eine Option sein, denn dessen grösste Stärke, das Ball halten, verarbeiten und direkt weiterleiten hat zuletzt im Zürcher Spiel in der vorderster Reihe zu häufig nicht wie gewünscht funktioniert.

    Die vierte Baustelle ist Benjamin Kololli. Wie schon gegen Luzern war es vor allem der Waadtländer, der mit einer Reihe von unnötigen Ballverlusten nach rund einer Viertelstunde den Gegner zurück ins Spiel brachte. Kololli ist der Typ Spieler, der von fernen Beobachtern chronisch überschätzt wird, weil er während der ganzen Saison immer wieder mal spektakuläre Einzelaktionen im Programm hat. Wenn so einer dann in einer Abstiegssaison mit Lausanne 16 Skorerpunkte erzielt, sieht es auf den ersten Blick so aus, als seien die Waadtländer TROTZ Kololli abgestiegen. Diejenigen Beobachter, welche nahe dran an Lausanne-Sport waren, werden das aber anders sehen. Der Abstieg mit Lausanne ist ebenso kein Zufall wie dass der Waadtländer in seinem 27. Altersjahr erst 92 Super League-Einsätze auf seinem Konto hat. Etwas ähnlich, wenn auch nicht ganz gleich, sieht es bei dessen Kumpel aus der Jugendzeit, Salim Khelifi aus. Der Einsatz des flinken Flügelspielers stimmt im Gegensatz zu demjenigen Kolollis immer. Trotzdem ist auch Khelifi nicht ganz zufällig von einem (doppelten) Absteigerverein zum FCZ gestossen, und es passieren ihm ebenfalls, wenn auch nicht im gleichen Ausmass wie bei Kololli, zu viele schmerzhafte Ballverluste. Noch nicht richtig angekommen ist Mittelfeldmann Grégory Sertic, der einerseits sehr gute lange Bälle spielt, gleichzeitig in verschiedenen Szenen auch gegen Kriens eher etwas teilnahmslos agiert. Dass der Franzose kein Leadertyp ist, hat Brice Chevenal im Le Matin vor zwei Wochen beschrieben: „Grégory Sertic, un soldat discret à Zurich“

    Diese vier Baustellen müssen vom Trainerteam bearbeitet und dann abgeschlossen werden. Ludovic Magnins Verbindung zu Lucien Favre ist bekannt. Das Temperament der beiden ist aber sehr unterschiedlich, und Magnin hat seine Trainerzeit in der 1. Mannschaft des FCZ bei weitem nicht so schlecht gestartet wie damals Favre. Dafür sind er und sein Trainerteam jetzt ein Jahr nach Amtsantritt in einem Zwischentief angelangt. Vom Saisonverlauf her ähnelt die Formkurve des Magnin-Teams daher stärker derjenigen von Uli Forte – in dessen beider Saisons. Sowohl in der Challenge League-, wie auch in der Super League-Saison startete die Mannschaft unter Forte stark und begann dann ab Ende Oktober / Anfang November plötzlich enorm abzubauen. In der Challenge League-Saison konnte dies dank des Punktevorsprungs und der nach dem ersten Saisonviertel bereits etwas demoralisierten Liga-Gegner gegen aussen noch übertüncht werden. Trotzdem holten in der Rückrunde Xamax gleich viel, Schaffhausen gar mehr Punkte als der FCZ. In der Super League-Saison war dann der eklatante Leistungsabfall nicht mehr so einfach zu verbergen. Der Saisonverlauf nun unter Magnin ist ähnlich wie bei Forte, wenn auch sowohl im Positiven wie auch im Negativen etwas weniger extrem.

    Ein klarer Vorteil von Magnin gegenüber Forte ist und bleibt, dass Magnins Art Fussball spielen zu lassen dem Talentprofil der für die teure FCZ Academy selektierten und ausgebildeten Junioren entspricht. Der viel stärker physisch geprägte «Forte-Fussball» ist hingegen eindeutig besser GC-kompatibel. Dort werden die kräftigen Stürmer und Innenverteidiger ausgebildet, während im Heerenschürli in erster Linie technisch, spielerisch und taktisch starke Mittelfeldspieler entwickelt werden. Als Forte damals Kevin Rüegg aus der Academy empfohlen wurde, hat er diesen als einer der raren physisch starken Academy-Spieler gerne in die 1. Mannschaft eingebaut, setzte ihn aber im Zentralen Mittelfeld ein. Dort kommt aber eine der grössten Stärken Rüeggs, die Schnelligkeit, überhaupt nicht zum Tragen – dafür eine seiner grössten Schwächen: technisch hat der Zürcher Neo-Captain ausser seinem Rechten Innenrist nicht viel zu bieten und hat Schwierigkeiten sich auf Super League-Niveau auf engem Raum mit Ball am Fuss aus einer Drucksituation zu lösen, eine Qualität, die von einem Zentralen Mittelfeldspieler heutzutage unbedingt verlangt werden muss. Toni Domgjoni wollte Forte wie man hört aussortieren und den filigranen Spielmacher Izer Aliu testete er mit wenig Überzeugung als Linker Aussenverteidiger / Linker Aussenläufer. An Simon Sohm hätte Forte sicherlich seine Freude gehabt, aber Bledian Krasniqi oder Lavdim Zumberi wären unter ihm ohne Einsatzchancen geblieben.

    Daher ist letztendlich auch die Vergleichbarkeit von Ludovic Magnin mit Uli Forte nur sehr beschränkt vorhanden. Nein, weder Favre noch Forte sind in ihrer Entwicklung als FCZ-Trainer am besten mit Ludo Magnin vergleichbar, sondern… Urs Fischer. Es fängt schon mal damit an, dass beide als Spieler emotionale Verteidigerhaudegen waren mit einer starken eigenen Meinung. Beide sind als Trainer beim FCZ in der Academy langsam, aber konsequent aufgebaut worden und hatten dort Erfolg. Beide waren zu Beginn in der 1. Mannschaft ebenfalls sehr erfolgreich. Fischer führte den FCZ zurück an die Liga-Spitze und beendete in einem engen Titelrennen die Saison auf dem Zweiten Platz – Magnin holte dank einem Derby-Halbfinalsieg gegen Yakin’s GC und dem Finalerfolg gegen Saisondominator YB den Cup nach Zürich. Beide bestritten danach eine für FCZ-Verhältnisse überdurchschnittlich lange Europacupsaison – bei Fischer wars nach dem Erfolg gegen Standard Lüttich und dem Ausscheiden gegen die Bayern in der Champions League-Qualifikation in der Europa League-Gruppenphase etwas weniger erfolgreich, als unter Magnin. Danach folgten im Winter in beiden Fällen für die Saisonhälfte aussergewöhnlich viele Spielerwechsel.

    In beiden Fällen konnte sich die Mannschaft nach der Winterpause nicht gleich sofort wieder finden. Es waren gute Ansätze zu sehen, aber die Resultate stimmten (noch) nicht. Die zu grosse Ungeduld im Umfeld und der damals noch nicht von der Familie Canepa dominierten Führungsregie führte schliesslich zur viel zu vorschnellen Entlassung von Urs Fischer. Eine Entscheidung, die den FCZ auf Ebene 1. Mannschaft um Jahre zurückgeworfen hat. In der Folge hangelte man sich von Trainerwechsel zu Trainerwechsel und die ganze Entwicklung endete schlussendlich im Abstieg. Einen anderen Weg schlug beispielsweise der FC Thun ein. Als letzte Saison die Resultate nicht stimmten und die Tabellensituation prekär war, stärkte man Trainer Marc Schneider den Rücken. Als Resultat davon haben sich die Berner Oberländer enorm stabilisiert, liegen völlig verdient zur Zeit auf dem Dritten Platz und stehen im Cup-Halbfinal. Kontinuität ist das Zauberwort. Allerdings zeigt das Beispiel Thun, dass dies nicht nur auf Trainer-, sondern auch auf Spielerebene zu einem wichtigen Erfolgsfaktor werden kann. Letzteres ist für einen Klub wie den FCZ mit der Academy und deutlich häufiger ins Ausland wechselnden Spielern allerdings schwieriger zu erreichen als für den Klub aus der Stockhorn Arena.


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    wo unrecht zu recht wird, wird widerstand zur pflicht!

  • us em fcz forum klaut...chönt aber au vo mir si! :mrgreen:

    hier ein kleines eigenens Q&A spiel:

    gefählts dir das gc auf dem letzten platz liegt?:
    JA

    würdest du es schade finden wenn gc absteigt?:
    NEIN

    würdest du die derbys vermissen?:
    vielleicht irgendwann mal in ein paar jahren.

    wäre es schade würde es gc nicht mehr geben?:
    NEIN

    denkst du das gc nach einer saison wieder aufsteigt?:
    In der jetzigen situation nicht. da muss mehr gemacht werden als damals bei uns.

    sollte es gc nicht mehr schaffen und die nächsten jahren zweitklassig spielen oder noch tiefer absteigen, siehst du einen vorteil für den FCZ?:
    Ganz klar ja, Zürich mit nur einem profiverein ist viel attraktiver für sponsoren, gönner, investoren, zuschauer, etc. was sich evtl. auch sportlich positiv auswirken kann.

    gc ist weg, trotzdem ins neue stadion umziehen?
    ja, why not. letzi in ehren aber ich freu mich auf das stadion, vorallem ohne gc.

    Wie wäre es mit einer fu... HEB PFRÄSSI!


    Der Tod der Insekten ist ein langsamer, dauert nun schon 20 Jahre. Leider ist ein Abgang in Würde für die ein Fremdwort.

    Allerdings ist es eine besondere Genugtuung, wenn ihr Lichtlein schlussendlich ausgerechnet im Letzi ausgeht.

    Vom Exil zum Exit - so könnte ihre nächste (letzte!) Choreo aussehen.


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    wo unrecht zu recht wird, wird widerstand zur pflicht!

    • Offizieller Beitrag


    Gegen Krienz werden Vanins (zurecht) und MIRLIND (!!!!!!!) gelobt.

    Han grad ufghört wiiterläse ...

  • Zitat von Mushu

    Gegen Krienz werden Vanins (zurecht) und MIRLIND (!!!!!!!) gelobt.

    Han grad ufghört wiiterläse ...


    hani no vermuetet, dass de text für dich es bitzli z‘lang isch. aber chasch ja s‘läse uf mehreri täg ufteile! :mrgreen:


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    wo unrecht zu recht wird, wird widerstand zur pflicht!

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