• Offizieller Beitrag

    Der FCZ in Gefahr, Teil 2

    Die Zürcher Fussballer geraten zum zweiten Mal innert dreier Jahre in eine missliche Lage, das Barrage-Gespenst sitzt ihnen im Nacken. Sind sie aus dem Abstieg 2016 nicht klug geworden?

    Benjamin Steffen (NZZ)

    An seiner ersten Pressekonferenz als Coach des FC Zürich im Februar 2018 sagte Ludovic Magnin: «Ich bin da für die grossen Spiele.» Keine schlechte Ansage für einen Trainer, der erstmals ein Super-League-Team übernahm.

    Bald darauf gewann der FCZ den Cup-Halbfinal, im Frühling 2018 auch den Final, im Herbst 2018 siegte der FCZ in sechs Europa-League-Gruppenspielen dreimal, unter anderem gegen Leverkusen. Ja, Magnin ist da für die grossen Spiele. Und für den Alltag?

    In der Super League belegt der FCZ nach 30 Runden den achten Platz, aus den letzten fünf Ligaspielen resultierte ein Punkt. Irgendetwas schleicht sich heran, dessen Gefährlichkeit keiner kennt. Am vergangenen Mittwoch, vor dem Cup-Halbfinal gegen Basel, fiel dieses vergiftete Wort, das für die schwärzeste Phase der jüngeren Vergangenheit steht. Magnin sagte: «Die Negativspirale wird immer härter.» Als Anfang August 2015 der Trainer Urs Meier hatte gehen müssen, begründete der FCZ-Präsident Ancillo Canepa die Entlassung mit der Angst vor einer «Negativspirale». Für Meier kam Sami Hyypiä, und es war noch nicht Oktober, als Canepa sagte: «Wir stecken in einer Negativspirale.»

    Der FCZ fand nicht heraus, auch unter dem Nothelfer Uli Forte nicht, im Mai 2016 folgte der Abstieg.

    Kommt diesmal alles besser?

    «Kein Verständnis»

    Es hat etwas Verführerisches, Parallelen heraufzubeschwören, gerade betreffend Trainer. Von Hyypiä schwärmte Canepa so, dass es den Eindruck erweckte, er habe sich vom Spieler-Palmarès des früheren Liverpool-Stars blenden lassen. Für die Kaderveränderungen gab er dem Finnen eine Carte blanche. Vorher hatte er freimütig eingeräumt, dass beim Entscheid pro Hyypiä der Bauch mitbestimmt habe. Ebenso offen redet Canepa über die Verbindung zu Magnin, sie hätten «eine sehr persönliche Beziehung».

    Magnin hatte nichts vorzuweisen als Super-League-Trainer, aber das Präsidenten-Paar Heliane und Ancillo Canepa glaubte an seinen U-21-Coach. Die Art, trainieren zu lassen, erinnere an den FCZ-Meistermacher Lucien Favre, sagte Ancillo Canepa. Bei Hyypiä war es eine andere Art von Unerfahrenheit. Er kannte die hiesige Liga nicht, und in seiner besten Zeit als Trainer war ihm in Leverkusen ein gleichberechtigter Partner zur Seite gestanden (Sascha Lewandowski). Bei Brighton, seiner letzten Station vor dem FCZ, gewann Hyypiä 3 von 22 Ligaspielen. Seit dem Abschied vom FCZ hat er noch nicht wieder als Trainer gearbeitet. Am Ende der Zürcher Zeit hiess es, Hyypiä habe die Spieler überfordert, mit dem Arbeitsethos des früheren Stars, mit der Härte des Trainings.

    Auch Magnin fällt mit seinen Ansprüchen auf, jüngst sagte er: «Ich habe vor allem kein Verständnis für jemanden, der nicht die Fortschritte macht, die ich mir vorstelle.» Er predigte früh den absoluten Willen zu taktischer Varianz und sagte, er wolle, «dass die ganze Schweiz nicht weiss, wie der FCZ spielen wird». Auch so Worte, die leicht auf ihn zurückfallen, wenn es plötzlich heisst, manchmal wüssten es die eigenen Spieler nicht.


    Der Hang zur Liebhaberei

    Nichts von alldem muss bedeuten, dass der FCZ erneut dem Abstieg entgegentaumelt. Sowieso droht derzeit höchstens die Barrage, der Vorsprung auf das Schlusslicht GC beträgt elf Punkte. Aber die Ähnlichkeiten der Umstände werfen die Frage auf, wie klug der FCZ aus dem Schaden geworden ist – ob der Challenge-League-Umweg Einsichten brachte, die vor Selbstüberschätzung schützen. Ja, Canepa installierte nach dem Abstieg einen Sportchef; aber er wählte mit Thomas Bickel eine interne Lösung. Ja, er zog mit Peter Knäbel einen Consultant zu; aber wie sehr sich der Klub dadurch verändern liess, ist Aussenstehenden unklar.

    Den sportlich wichtigsten Positionen floss kaum Know-how von aussen zu. Canepa bleibt der wesentliche Entscheider, auch in technischen Fragen. «Ich merke schnell, ob jemand ein Trainer-Gen in sich trägt», sagte er nach Magnins Beförderung. Und Canepa bleibt emotional, es zeigte sich am Donnerstag gegen Basel, als er sich bei einer Rudelbildung in der Endphase dazugesellte. Der Schweizerische Fussballverband (SFV) beschuldigte ihn, den Schiedsrichter bedrängt zu haben, und belegte ihn am Freitag mit einer Spielsperre.

    Auch Canepas Hang zur Liebhaberei lebt. Per Anfang März holte der FCZ den einstigen Star Florent Malouda für diverse Aufgaben in den Betrieb; die Liaison ist schon vorbei, ein Express-Spülgang verschmutzter Wäsche inklusive.

    Und da sind die ungebrochen grossen Ambitionen. Von Leuten, die Canepa gut kennen, ist zu vernehmen, er rede noch immer von der Champions League. Bickel sagte inmitten der Challenge-League-Saison 2016/17 auf die Frage, wohin der FCZ gehöre: «An die Spitze der Super League. Das ist klar.» Heuer sagte Magnin vor der Rückrunde: «Wir haben eine Mannschaft, die den zweiten Tabellenplatz angreifen kann.»


    All diesen Ambitionen steht Canepas Aussage gegenüber, finanziell sei der FCZ fast Lichtjahre von YB und Basel entfernt. Schätzen die Zürcher ihre Arbeit als so viel besser und ihre Kosten-Nutzen-Rechnung als so viel gewiefter ein, wenn sie zumindest einen Liga-Riesen überholen möchten?

    Es ist die Crux von Fehleinschätzungen: Sie geben sich erst im Nachhinein zu erkennen. 2016 fühlte sich der FCZ stark genug, Armando Sadiku für die Rückrunde an Vaduz auszuleihen. Sadiku schoss 7 Tore, Vaduz blieb oben, der FCZ stieg ab. Im vergangenen Sommer liessen die Zürcher Michael Frey und Raphael Dwamena ziehen, die besten Stürmer. Als neue Angreifer kamen seither Assan Ceesay, der vor dieser Saison ein Super-League-Tor vorwies, und die U-21-Spieler Yann Kasaï und Nicolás Andereggen. Wichtigster Stürmer ist der 21-jährige Stephen Odey. Bei YB hat diese Rolle ein ehemaliger französischer Nationalspieler, Guillaume Hoarau; bei Basel der letztjährige Torschützenkönig Albian Ajeti oder der aus grösseren Ligen gestählte Ricky van Wolfswinkel.

    Ist es Überzeugung oder Sehnsucht, was im FCZ zu Top-of-Switzerland-Parolen verleitet? Der FCZ weiss, was er sein möchte – aber was ist er: ein einmalig gestolperter Traditionsklub? Oder ein Aufsteiger im zweiten Jahr? Der FCZ beendete die Rückkehrsaison 2017/18 als Vierter und Cup-Sieger, bemerkenswert für einen Neuling. Aber die zweite Saison ist oft verflixt, die Aussenseitergeschichten von Aufsteigern, die verblüffen und fallen, sind Evergreens.


    Ingolstadt und Darmstadt stiegen 2015 in die Bundesliga auf, überraschten in der ersten Bundesligasaison alle beide und stiegen in der zweiten Saison miteinander ab. Oder Hannover: 2017 Aufstieg, 2018 erstaunlich starke Bundesligasaison, heuer wohl Abstieg. Oder Huddersfield: 2017 Aufstieg in die Premier League, 2018 von allen bewundert, heuer Abstieg. Oder Lausanne, der FCZ-Vorgänger als Super-League-Aufsteiger: 2016 Promotion, 2017 Ligaerhalt, 2018 Abstieg.

    Wieder der Kopf

    Nachdem der FCZ im Frühling 2016 auch das erste Spiel unter dem Hyypiä-Nachfolger Forte verloren hatte, sagte der Spieler Gilles Yapi: «Es ist schwierig, vor allem im Kopf.» Magnin sagte am vergangenen Mittwoch: «Momentan ist es eine Kopfsache.» Tags darauf verlor der FCZ den Cup-Halbfinal gegen Basel 1:3. Die Zürcher spielten nicht schlecht, aber sie verloren.

    Auch im Frühling 2016 gab es ein ermutigendes Heimspiel gegen Basel, die Zürcher spielten nicht schlecht, aber sie verloren. Kurz darauf folgte das nächste Heimspiel, 0:4 gegen Lugano. Am nächsten Morgen stellte Hyypiä dem Team die Vertrauensfrage und trat zurück.


    Auch heuer steht nach dem Basel-Match ein Heimspiel an, am Sonntag gegen Sitten. Plötzlich gibt es für den FCZ nur noch grosse Spiele, der Rückstand auf einen Europa-League-Platz beträgt bloss drei Punkte – aber es ist zu spüren: Es sind vielmehr Partien gegen die Angst, niemand weiss, was sich versteckt unter diesem Kleid des Barrage-Gespensts. Wie schwer die Lage drückt, spiegelt sich gerade in Magnin, der den Schiedsrichter nach dem Cup-Out laut SFV mehrfach als Betrüger bezeichnete und dafür drei Sperren kassierte. Magnin bestreitet den Vorwurf, der FCZ wird rekurrieren. Für die Partie gegen den FC Sion hat die Einsprache aber keine aufschiebende Wirkung.

    In einer Phase der Leichtigkeit im letzten Herbst galt Magnin als Kandidat für einen Bundesliga-Job. Es ging ähnlich schnell wie zuletzt bei Gerardo Seoane, den es als YB-Meistercoach in die Gerüchteküchen von Mönchengladbach und Hertha Berlin spülte. Der Trainer-Parvenü bleibt bei YB, «gut so», fanden viele, Seoane wisse noch gar nicht, wie sich eine Krise anfühle.

    Magnin erlebt es dieser Tage. Im Idealfall machen ihn die Erfahrungen zu einem besseren Trainer.


  • Recht hat er und jeder, der schon gepfiffen hat, kann das bestätigen und vor allem die an der Seitenlinie müssten die Leistung respektieren!
    Klar ist sie niemals fehlerfrei, aber immer nach bestem Ermessen und in Sekundenschnelle getroffen.

  • Das mag ja alles sein, aber die Schiris behaupten sie seien Menschen und Fehler gehören dazu, genau so gut kann man aber auch sagen dass es Menschlich ist sich aufzuregen wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Dort aber pochen die Schiris auf Respekt. Das ist keine Entschuldigung, aber eine Tatsache!
    Kommt dazu dass Trainer und co. eine Denkpause bekommen für ihr Verhalten, was richtig ist, aber wieso pfeifft der Schiri 3 Tage später schon wieder?

  • finde es noch lustig, wie "ruhig" du beim Z bist, aber beim Fussball die Emotionen/Fanbrille siegt ;)

    da ich doch paar Jahre an der weissen Linie verbracht habe, auch wenn es länger her ist, finde ich ein permanentes "getäubele" und rumgemotze Verhalten von Profi-Trainern (etc auf der Bank) total daneben, weil sie damit vieles kaputt machen, was im Junioren- und Amateurbereich immer wieder versucht wird zu ändern:
    der Fussballverband hat diverse Kampagnen lanciert und viele Dorfklubs haben deshalb sehr strenge Regeln was das Verhalten dem Gegner und dem Schiri gegenüber betrifft; Wie um himmelswillen soll dies dem Nachwuchs und den Eltern erklärt werden, wenn man im TV sieht, dass der Magnin quasi bei jedem Spiel welches verloren geht, täubelet, dem Schiri etc. die Schuld gibt, aber nicht bei sich sucht.

    Ich habe bereits mit 7 gelernt, dass man froh sein darf/muss, wenn sich Leute als Schiri zur Verfügung stellen und ihr Bestes geben! Zudem macht jeder Trainer und/oder Spieler sicher mehr Fehler während einem Spiel, als der Schiri! Auch wenn es im schlimmsten Fall 2-3 gravierende, "spielentscheidende" Szenen gibt, in denen er in Bruchteilen falsche Entscheide trifft: jedes Team hat mindestens 90 Minuten Zeit, um dies selber zu korrigieren...
    Ausser den wenigen wirklich manipulierten Spielen, von der Wettmafia, wirst Du (wenn überhaupt) nur wenige Spiele finden, in denen der Schiri einem Team alle Torchancen verhindert hat.
    Die Ausnahme wären wohl viele Platzverweise gegen 1 Team, aber auch diese muss man sich meist ein wenig "verdienen", indem man sich dämlich anstellt.

    Klar gehören Emotionen dazu, aber allerspätestens wenn das Spiel vorbei ist, gibt man sich die Hand und man hat die Emotionen wieder im Griff und sucht die Fehler bei sich, statt dem Schiri!

    VAR sollte/wollte da was ändern, aber auch da gibt es halt Probleme und einen gewissen Ermessensspielraum. Fehlerfrei wird es auch durch die TV Schiris nicht, in keiner Sportart mit Körperkontakt. Daher finde ich, dass man zumindest dem Schiri und den Linienrichtern das Leben vereinfachen sollte, indem man ihnen technische Unterstützung gibt und nur die wirklich 100% Fehler von Aussen korrigiert. Beste Beispiele: Abseits via TV/VAR und Torkamera im Fussball/Hockey.

    Du sagst es ja selber: das Verhalten von Magning/RvE war falsch, sie wurden ja nicht wegen Fehlern gesperrt! Muss glaubs nicht sagen, wie wenig Magnin (und auch alle anderen Trainer) noch an der Linie stehen würden, wenn sie für 2-3 gravierende Fehler bei der Taktik/Aufstellung jeweils 1 Woche nicht mehr coachen dürften...
    Gibt bei euch ja Spieler, die von Magnin ausser im Tor schon überall auf dem Feld positioniert wurden, was man bei den F-Junioren noch gerne macht, muss im Profibereich nicht unbedingt auch gut sein.
    Der Schiri hat sich ja kaum so daneben verhalten, dass er eine Denkpause/Sperre benötigt oder schon?

  • Ich gebe dir im Grundsatz recht. Dennoch ist es nicht das gleiche ob Du als Trainer eine Taktik falsch wählst oder ob Du als offizieller Blind bist. Ja,ich weiss das jeder sein bestes gibt. Trotzdem ist es ein grosser Unterschied ob Du im Amateur-Jugenbetrieb Schiri bist oder im bezahlten Sport. Schiri sein ist Heute auch ein Beruf, im Hockey noch mehr als im Fussball, und dort gelten meiner Meining nach die gleichen Regeln wie auch für Spieler. Warum soll sich ein Schiri nach dem Spiel nicht erklären? Seine Sichtweise einer Entscheidung darlegen? Schiris müssen nicht von Verbänden oder Chefs beschützt werden! Das sind ja Leute welche sehr gut selber Verantwortung für ihre Taten übernehmen können. Also sollem sie es auch tun. Es interessiert mich nicht was der Schiri Delegierte zur nicht gegebenen Roten Karte im Cup Halbfinal sagt, sonder es interessiert mich was Klossner dazu sagt, oder Bieri, der als 4 offizieller 3 Meter daneben stand. Und ja, wenn die Erklärung da ist dann ist gut, kein Nachtreten mehr und man reicht sich die Hände.

    • Offizieller Beitrag

    «Wir wollen ja auch ein emotionales Team», sagt FCZ-Sportchef Thomas Bickel

    Unter den Hitzköpfen im FC Zürich wirkt Thomas Bickel wie ein Zen-Meditierer. Der Sportchef plädiert für Selbstkritik im trudelnden Klub und spricht über seine Wut, Trauer und Enttäuschung.

    von Flurin Clalüna und Peter B. Birrer (NZZ)

    NZZ am Sonntag: Thomas Bickel, hat sich die Team- und Klubführung des FC Zürich nach der 1:3-Niederlage im Cup-Halbfinal gegen Basel einigermassen beruhigt?

    Thomas Bickel: Nach einem solchen Spiel kommen Emotionen hoch, auch ich liess mich nach dem Match dazu verleiten, über den Schiedsrichter zu reden. Die Trainer, der Präsident und auch ich, wir alle waren aufgebracht. Das hat auch mit unserer Situation zu tun. Wut, Enttäuschung und Trauer, das gehört einfach dazu. Das muss auch sein. Wenn es im Rahmen bleibt, ist das vertretbar.

    Offensichtlich blieb es nicht im Rahmen. Der Schweizerische Fussballverband greift hart durch mit Sperren gegen den FCZ-Trainer Ludovic Magnin, den Assistenten René van Eck und den Präsidenten Ancillo Canepa.

    Wir sind mit der Begründung des Urteils nicht einverstanden und werden Rekurs einlegen. Wenn alles vorbei ist, muss man Haltung zeigen und differenzieren.

    Wie differenzieren Sie?

    Eigenes Unvermögen führte zum Ausscheiden. Und nicht der Schiedsrichter.

    Im Fall eines Halbfinal-Siegs wären alle im Jubel übereinandergelegen. Wie im Cup-Final 2018. Doch wenn die Emotionen in die andere Richtung gehen, wird es kontraproduktiv.

    Kontraproduktiv sagen Sie. Wir müssen selbstkritisch bleiben und souverän wirken. Ich nehme mich da nicht aus der Verantwortung, obschon ich emotional relativ ausgeglichen bin. Auch ich habe Interviews gegeben und über den Schiedsrichter gesprochen. Das Gesamtbild hat man ohnehin erst später und nachdem man Fernsehbilder gesehen hat.

    Der Trainer Ludovic Magnin und sein Assistent René van Eck sind an der Seitenlinie sehr impulsiv. Fehlt da nicht ein Korrektiv?

    Ich gehe hier jetzt nicht dazu über, den Trainer-Staff zu kritisieren.

    Aber der Klub hat viel Feuer an der Seitenlinie.

    Ja, wir wollen ja auch ein emotionales Team. Ich kann nur über mein Verhalten reden. Aber es darf nicht das Bild entstehen, dass alles auf den Schiedsrichter gelenkt wird. Der Auftritt der Mannschaft gegen Basel war besser als zuletzt. Sie lebt, hat aber auch Defizite. Sie liess ein Tor zu, das sie verhindern könnte. Sie hatte mehr Offensivaktionen als in den letzten Spielen, aber sie muss auch Tore erzielen.

    Magnin sagte nach dem Spiel: Wenn wir so spielen wie gegen Basel, schaffen wir den Ligaerhalt locker. Sehen Sie das auch so?

    Wir müssen nicht gleicher Meinung sein. Locker wird das sicher nicht.

    Im Sommer 2018 hatte der FCZ den Cup-Sieg, die direkte Europa-League-Qualifikation, Geld und Sicherheit. Dachten Sie daran, ein Jahr später in eine solche Lage geraten zu können?

    Nein, niemand hätte daran gedacht. Der Fussball ist kaum planbar.

    Wähnte sich der Klub 2018 zu weit oben?

    Die Gefahr besteht immer. Wenn es läuft, neigt der Mensch dazu, sich weniger kritische Fragen zu stellen. Umgekehrt ist es genauso.

    Hat man sich zu sicher gefühlt?

    Nein. Einen Garantieschein gibt es nie. Wie entwickelt sich der Spieler? Wie die Mannschaft? Wir hatten klare Vorstellungen von einer Struktur im Team. Wir trafen gemeinsame Entscheide, weil wir überzeugt waren, dass sich einzelne Spieler entwickeln würden. Für eine Analyse ist es sechs Spiele vor Saisonschluss zu früh. Auch ich stehe in der Verantwortung.

    Was hat sich nicht gut entwickelt?

    Ich will nicht auf Einzelheiten eingehen. Wir hatten Ab- und Zugänge. Diese Themen kommen jetzt an die Oberfläche. Wenn wir besser wären, würde niemand mehr von den Stürmern Raphael Dwamena und Michael Frey reden. Jetzt ist das natürlich anders. Dasselbe gilt auch für den Abgang von Victor Pálsson.

    Auch viele Beobachter glaubten zunächst, dass der Klub diese Abgänge abzufedern imstande sei. Liess man sich blenden?

    Nein, wir hatten klare Vorstellungen, wie die Mannschaft funktionieren kann. Sonst hätten wir gehandelt. Wir handeln nicht aus Zweifeln, sondern aus Überzeugungen.

    Wird der FCZ im Sommer einen anderen Weg einschlagen?

    Wir werden korrigieren müssen. Wir müssen jetzt auch ein Worst-Case-Szenario durchspielen.

    Von unten droht Abstiegsgefahr. Gegen oben hat der FCZ über 20 Punkte Rückstand auf Basel und über 40 auf YB. Ist diese Kluft nicht viel zu gross?

    Ja, aber ich sagte nie, dass wir auf Augenhöhe mit YB und Basel sein können. Ich liess mich nicht blenden.

    Aber der Coach sagte, er wolle Zweiter werden.

    Wenn er davon überzeugt ist, darf er das sagen. Die finanziellen Voraussetzungen wirken sich auf die Qualität des Kaders aus. Die Ansprüche waren hoch.

    Zu hoch?

    Ich sage hoch. Ich kann im FCZ nicht das Ziel ausgeben, nicht abzusteigen. Warum soll es nicht ehrgeizige Zielsetzungen geben? Utopisch waren wir nicht.

    Nach dem Wiederaufstieg 2017 sprach man im FCZ von einer Übergangssaison, doch danach wollte man die Spitze angreifen.

    Zumindest den Abstand verringern.

    Doch der ist grösser geworden.

    Ja. Im Spiel gegen Basel war zu sehen, wie uns Selbstverständnis und Selbstvertrauen fehlen. Das wirkt sich in den Abschlussversuchen aus. Fussball hat viel mit Psychologie zu tun.

    Sehen Sie Parallelen zwischen heute und der Abstiegssaison 2015/16?

    Damals war ich als Talentscout weiter weg. Heute haben wir schon länger die Wahrnehmung: Achtung. Das ist ein Unterschied zu 2016. Ich bin seit Wochen kritisch eingestellt, auch intern.

    Sie sagten 2018, dass sich der Trainer jeden Tag neu erfinde. Tut er das immer noch?

    Ja. Magnin geht noch mehr auf das Team ein. Das hat sich auf die Leistung im Cup-Halbfinal positiv ausgewirkt. Das Vertrauen ist nach wie vor da, die Mannschaft gab das zurück.

    Wie kann man dem Trainer helfen? Er ist immer noch neu im Geschäft und kein Routinier.

    Für mich gilt das auch. Wir waren verwöhnt: Aufstieg, Cup-Sieg, Europa League. Jetzt steigt der Druck. Wir sprechen uns intern deutlich aus. Der Wille eines jeden muss erkennbar sein.

    Man stellt sich die Frage, ob der FCZ seit der Entlassung Uli Fortes im Februar 2018 weitergekommen ist. Das ist zu verneinen.

    Es ist gibt eine äussere und eine innere Betrachtung. Faktum ist, dass wir nicht weiter sind. Wir sind in der Tabelle hinten.

    Die Nachwuchsförderung war ein gewichtiger Grund für den Trainerwechsel von Forte zu Magnin. Kevin Rüegg spielte schon unter Forte, dazu gekommen ist einzig Toni Domgjoni.

    Wir dürfen Mirlind Kryeziu nicht vergessen. Er spielte oft. Auch andere Junge hatten Europacup-Einsätze. Doch mit dieser Belastung und diesen Resultaten ist der Einbau schwieriger.

    Die Lage des FCZ scheint kompliziert zu sein, da sind wohl in der Aufarbeitung mehrere Ebenen betroffen. An wie vielen Schrauben muss gedreht werden?

    In der Mannschaft, im Staff und in der Klubführung ist keine Unruhe.

    Wenn die Kaderplanung in die Kritik gerät, betrifft dies zuvorderst den Sportchef.

    Da bin ich in der Mitverantwortung.

    Mir tut jede Niederlage weh, jede ist eine zu viel, das führt auch zu schlaflosen Nächten und kostet Energie. Ich leide.

    Ist es vielleicht sogar gut, geht der Cup-Final am FCZ vorbei? So können Sie schonungsloser analysieren.

    Mir tut jede Niederlage weh, jede ist eine zu viel, das führt auch zu schlaflosen Nächten und kostet Energie. Ich leide. Warum? Immer diese Fragen. Man ist wütend, traurig, enttäuscht. Fussball ist auch Arbeit. Das müssen wir einfordern. Darauf haben wir im Verein Anrecht, das Umfeld, die Südkurve. Alle. Die Spieler sind in der Bringschuld. Wir alle sind das.

    Wie beurteilen Sie den Zustand des Schweizer Klubfussballs?

    Wir machen Ausbildung. Unser U-21-Team ist blutjung, Jahrgänge 1999, 2000 bis 2002. Extern holen wir Junge nur noch in Ausnahmefällen. Vielleicht brauchen wir einfach mehr Zeit. Dazu brauchen wir eine stabile 1. Mannschaft. Wir wollen mutig, aggressiv und mit hoher Intensität spielen.

    Muss man sich um den Schweizer Fussball sorgen?

    Nein, im Nachwuchs wird gut gearbeitet, auch im Nationalteam. Im Verhältnis zu unserer Landesgrösse stehen wir immer noch gut da.

  • Heute im Blick: FCZ hat kein Goaliproblem wenn Vanins und nicht der junge VERbrecher spielt...Vanins ist vielleicht nicht so gut mit dem Fuß aber er leistet sicher weniger Boecke als der junge

  • Zitat von Der Weise

    Ich gebe dir im Grundsatz recht. Dennoch ist es nicht das gleiche ob Du als Trainer eine Taktik falsch wählst oder ob Du als offizieller Blind bist. Ja,ich weiss das jeder sein bestes gibt. Trotzdem ist es ein grosser Unterschied ob Du im Amateur-Jugenbetrieb Schiri bist oder im bezahlten Sport. Schiri sein ist Heute auch ein Beruf, im Hockey noch mehr als im Fussball, und dort gelten meiner Meining nach die gleichen Regeln wie auch für Spieler. Warum soll sich ein Schiri nach dem Spiel nicht erklären? Seine Sichtweise einer Entscheidung darlegen? Schiris müssen nicht von Verbänden oder Chefs beschützt werden! Das sind ja Leute welche sehr gut selber Verantwortung für ihre Taten übernehmen können. Also sollem sie es auch tun. Es interessiert mich nicht was der Schiri Delegierte zur nicht gegebenen Roten Karte im Cup Halbfinal sagt, sonder es interessiert mich was Klossner dazu sagt, oder Bieri, der als 4 offizieller 3 Meter daneben stand. Und ja, wenn die Erklärung da ist dann ist gut, kein Nachtreten mehr und man reicht sich die Hände.


    Heute „muss“ halt jeder seinen Senf dazu geben (Delegierte), aber ja, auch der Schiri soll seine Entscheidungen erklären. So wie bei Lüdenscheid - S04, das muss sich der Canepa mal anschauen, wie die Reaktionen von den Spielern (Reus) und Verantwortlichen (Kehl) war!
    Auch der Schiri hat all die kritischen Aktionen ganz klar und verständlich erklärt.
    In so einem wichtigen Spiel, so eine Reaktion vom BVB: Hut ab!
    Und was ist heute? Die PresseKlickGeilen schreiben eine reisserische Schlagzeilen nach der Anderen, wie zbsp: Favre sagt, Schande für den Fussball! Was er gesagt + kritisiert hat, ist diese absolut unsinnige Hands-Regel, aber nicht den Schiri selber. Das finde ich halt auch unnötig und hilft ausser dem KlickQuatsch niemandem, im Gegenteil.

  • verdienter sieg, attraktive partie. der fcz hat sich spielerisch tatsächlich gefangen. sieht der sache vom letzten sommer/herbst doch um einiges ähnlicher als die gurkenspiele von februar bis vorletzte woche!

    van eck auch sehr temperamentvoll an der linie, aber trotzdem beruhigend, sachlich und professionel an der seite. das 2. spiel von ihm ohne magnin, der zweite sieg!

    eigentlich müsste man die sperren gegen magnin intern um 68 spiele verlängern, dann hat man mal 2 saison lang ruhe!

    ich denke mit einem sieg in neuenburg ist man durch! aber noch ist alles offen zwischen platz 3-9...


    Gesendet von iPhone mit Tapatalk

    wo unrecht zu recht wird, wird widerstand zur pflicht!

  • nzz:

    Sauerstoff für den angeschlagenen FC Zürich

    Derweil sich der FCZ-Präsident Ancillo Canepa in Verschwörungstheorien verstrickt, gewinnt der FC Zürich gegen den FC Sion glückhaft 1:0. Der mässige und von Zufälligkeiten gesteuerte Match zeugt von purer Angst.

    Die Super League bietet einen Running Gag. Der kleine FC Thun gewinnt seit Wochen kein Meisterschaftsspiel mehr, ist aber immer noch im 3. Rang klassiert. Man kann die Tabelle noch so lange betrachten, man kann noch so lange rechnen – es ist keine Sinnestäuschung. Im Berner Oberland wissen sie selbst nicht, warum dem immer noch so ist.

    Das Spiel zwischen dem FC Zürich und dem FC Sion lieferte am Sonntag Antworten. Die Liga ist von einer Nivellierung gegen unten erfasst, der Abstand zwischen dem FC Thun und Xamax, das den 9. Tabellenrang belegt, beträgt lediglich sieben Punkte. Viel ist auf Zufälligkeiten zurückzuführen, oft spielt auch die Angst mit. Im Letzigrund wurde kein Schönheitspreis vergeben, konkrete Gedanken an eine Spielkultur und an den Trainer Lucien Favre verboten sich. Der Match hätte auch andersherum enden können, zugunsten des FC Sion, dessen Leistungsvermögen seit Monaten in einem Graubereich zu orten ist und der damit in der Super League in bester Gesellschaft ist.

    Gut möglich, dass die Protagonisten des FC Sion hinterher die Redewendung vom «erarbeiteten Glück» in den Mund genommen hätten, hätte Bastien Toma nach der Pause die beste Torchance verwertet und die Zürcher in noch grössere Selbstzweifel gestürzt. Aber Toma traf nicht. Etwas später flog ein abgelenkter Schuss des Sitteners Pajtim Kasami ebenso an die Torumrandung wie Sekunden danach ein Kopfball des Zürchers Mirlind Kryeziu, ehe Stephen Odey nach 69 Minuten das 1:0 glückte. Weit oben im Stadion klatschte der gesperrte FCZ-Trainer Ludovic Magnin, und die Präsidentengattin Heliane Canepa bewegte sich unbeschwert zum eingespielten Kiss-Song «I Was Made for Lovin’ You». Plötzlich war Leichtigkeit da, wenigstens für Sekunden.

    Das «erarbeitete Glück»

    Was danach der FCZ bot, zeugte von purer Angst. Gefestigt ist da nichts. «Das Glück fiel heute nicht vom Himmel», sagte der FCZ-Captain Kevin Rüegg, «wir haben es uns erarbeitet.» Da war sie, die Redewendung, die als Erklärung taugt, auch wenn’s nicht viel zu erklären gibt. Die frustrierten Spieler des FC Sion winkten bei Interview-Anfragen ab, einer nach dem anderen, und der Trainerassistent Marco Otero liess alle lauthals wissen, dass «die Spieler jetzt nichts mehr reden, weil sie sonst drei Spielsperren erhalten».

    Wie schnell verletzt doch die Fussballerseele sein kann. Otero spielte auf Vorkommnisse im Cup-Halbfinal zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel (1:3) an, in dem eine Rudelbildung auf dem Terrain unter anderem zu drei Spielsperren gegen Magnin und zu je einer Cup-Suspension für den FCZ-Präsidenten Ancillo Canepa und den FCZ-Assistenztrainer René van Eck führte. Der FCZ rekurriert. Magnin behauptet, gegenüber dem Referee das Wort «Betrüger» nie benutzt zu haben. Im Communiqué des Schweizerischen Fussballverbands ist hingegen zu lesen, dass Magnin den Schiedsrichter «mehrfach» als «Betrüger» beschimpft habe. Beruhigend ist, dass am Sonntag auf der FCZ-Trainerbank nicht viel hochkochte. Wenn Angst und Besorgnis grassieren, steigt die Temperatur selten. Van Eck, am letzten Donnerstag noch mitten im Getümmel und jetzt als Stellvertreter Magnins agierend, verhielt sich nicht wie ein brüllender Löwe, sondern wie ein Lamm. Wieder einmal gewinnen, egal wie, klatschen, tanzen – «I Was Made for Lovin’ You».

    Irritierend äusserte sich der FCZ-Präsident Canepa im «Sonntags-Blick» über die Wogen im Cup-Halbfinal und deren Folgen. Er ist auch mit Distanz der Meinung, dass da «aus einer Mücke ein Elefant» gemacht werde, dass die Schiedsrichter «in gewissen Momenten» überfordert seien und dass der Verband am FCZ und an Magnin «ein Exempel statuiert» habe. Canepa werkelt an einer Verschwörungstheorie – alle gegen den FCZ. Er zeigt keine Reue, keine Selbstreflexion, kein Eingeständnis und leistet eine Offenbarung. Im negativen Sinn. Als wäre die überhitzte Team- und Klubführung im Cup-Halbfinal nicht in einen Zustand der Überforderung gefallen.

    Warten auf die Entwicklung

    Als Canepa im Februar 2018 den Trainer Uli Forte durch Ludovic Magnin ersetzte, sagte er in der «NZZ am Sonntag»: «Kann ein Trainer eine Mannschaft weiterentwickeln, kann er 10 Jahre bleiben.» Etwas mehr als ein Jahr später, Ende April 2019, ist nicht eine Weiterentwicklung zu konstatieren, sondern ein Rückschritt, der laut dem Sportchef Thomas Bickel Korrekturen nach sich ziehen wird. Vor diesem Hintergrund ist der Temperaturanstieg beim Geldgeber Canepa nachvollziehbar. Fehlender Erfolg fällt ökonomisch letztlich auf ihn zurück. Und irgendwann müsste etwas weiterentwickelt werden, sonst verstrickt sich Canepa noch mehr in Verschwörungstheorien, die willkommen sind, wenn die Spirale nach unten dreht.

    Der 1:0-Erfolg gegen den FC Sion hält die Spirale an. Am nächsten Samstag darf sich der FC Zürich beim FC Basel versuchen. Der FC Thun spielt am Sonntag gegen Xamax. Gut möglich, dass die Berner Oberländer nach dem kommenden Wochenende immer noch Dritte sind. Nehmt ihn nicht aus dem Spiel, den Thuner Running Gag.


    Gesendet von iPhone mit Tapatalk

    wo unrecht zu recht wird, wird widerstand zur pflicht!

    • Offizieller Beitrag


    Irritierend äusserte sich der FCZ-Präsident Canepa im «Sonntags-Blick» über die Wogen im Cup-Halbfinal und deren Folgen. Er ist auch mit Distanz der Meinung, dass da «aus einer Mücke ein Elefant» gemacht werde, dass die Schiedsrichter «in gewissen Momenten» überfordert seien und dass der Verband am FCZ und an Magnin «ein Exempel statuiert» habe. Canepa werkelt an einer Verschwörungstheorie – alle gegen den FCZ. Er zeigt keine Reue, keine Selbstreflexion, kein Eingeständnis und leistet eine Offenbarung. Im negativen Sinn. Als wäre die überhitzte Team- und Klubführung im Cup-Halbfinal nicht in einen Zustand der Überforderung gefallen.

    :roll: :roll: :roll: :facepalm:

  • Zitat von Larry

    :roll: :roll: :roll: :facepalm:


    dämlich...

    cillo muss sich nicht wundern, wenn die schiris im zweifellsfall gegen den fcz pfeiffen! bezüglich verhalten auf und neben der bank haben die herren canepa und magnin brutalen aufholbedarf!


    Gesendet von iPhone mit Tapatalk

    wo unrecht zu recht wird, wird widerstand zur pflicht!


  • dämlich...

    cillo muss sich nicht wundern, wenn die schiris im zweifellsfall gegen den fcz pfeiffen! bezüglich verhalten auf und neben der bank haben die herren canepa und magnin brutalen aufholbedarf!


    Gesendet von iPhone mit Tapatalk

    bin auch der meinung, dass man mit magnin den eingeschlagenen weg weitergeht...
    aber canepa gehört auf die tribüne und magnin muss massiv an seinem verhalten arbeiten, sonst wird das nix....

  • Ich spielte in meiner Juniorenzeit gegen den FC Rüti und dort am rechten Flügel stürmte ein kleiner leicht rothaariger mit weissen dicken Beinen immer mit grosser Klappe habdverwerfend und Clinch mit dem Schiri bei jedem Pfiff. Ich dachte immer halt ein kleiner Tschingg. Wusste damals nicht dass der einmal Chef wird beim FCZ. Hat sich nicht verändert.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Larry

    Und jetzt noch 6 weitere Punkte mit van Eck an der Bande, und es wird spannend.

    Dann eine Niederlage mit Rumpelstilzli und es wird noch spannender ...


    Nein, so böse Überlegungen mache ich natürlich nicht; ich doch nicht! Bin einfach mal froh, wenn dann irgendwann das Thema Barrage vorbei ist ...

    • Offizieller Beitrag

    Der FCZ-Trainer Ludovic Magnin ist der Wutbürger des Schweizer Fussballs

    Der Trainer Ludovic Magnin redet den FC Zürich grösser, als er ist – doch nun durchlebt er seine erste Identitätskrise im neuen Job.

    Samuel Burgener (NZZ)

    Am Donnerstagmittag sitzt der Trainer Ludovic Magnin in der Saalsporthalle in Zürich, es ist die Pressekonferenz des FCZ vor dem Meisterschaftsspiel am Samstag in Basel. Magnin schwitzt im Gesicht, hustet, die Stimme krächzt. Er hatte Fieber in den vergangenen Tagen. Magnin ist angeschlagen. Körperlich. Und in seiner Funktion als Trainer.

    Magnin spricht noch einmal über den Cup-Halbfinal gegen den FC Basel eine Woche zuvor. Er muss. Immer wieder hatte er während des Spiels den Schiedsrichter und den vierten Offiziellen kritisiert, immer wieder schrie er auf den Platz, fuchtelte und fluchte in der Coaching-Zone. Nach Spielschluss sagte er, der Schiedsrichter sei entscheidend gewesen für die Niederlage. Kurz darauf gab es Diskussionen in den Katakomben. Später ging Magnin aufs Äusserste: Er sprach dem Schiedsrichter die Unparteilichkeit ab.


    Am Tag nach dem Spiel wurde Magnin von der Liga für drei Spiele gesperrt, weil er den Schiedsrichter als Betrüger bezeichnet haben soll. Und wohl auch, weil er Wiederholungstäter ist. Der FCZ kündigte einen Rekurs an. Später entschied er, darauf zu verzichten. Doch Magnin und der Klub wollen das Umschwenken nicht als Einsicht verstanden wissen. Magnin bestreitet die Vorwürfe bis heute. In der Saalsporthalle kommt er jetzt in Wallung, ballt die Hände zu Fäusten, sein Kopf wird rot, die Stimme laut. Magnin sagt: «Es ist unverhältnismässig.» Und er sagt auch: «Es gibt in der Schweiz die Meinungsfreiheit. Aber sie wird nicht wirklich gelebt.»

    Die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr schrieb nach dem Cup-Spiel auf Facebook, Magnin hetze systematisch gegen Schiedsrichter und inszeniere sich am Spielfeldrand wie ein verwöhnter «Goof». Viele Leute pflichten ihr bei. Es entsteht eine Kluft zwischen der öffentlichen Wahrnehmung von Magnin und Magnins eigener Wahrnehmung. Magnin sieht sich im Recht und als Opfer der Schiedsrichter und der Liga. Die Umgebung sieht ihn mehr und mehr als Wutbürger des Schweizer Fussballs.

    In der Geschichte um Magnin klaffen Innen- und Aussensicht im FC Zürich auseinander. Wie geht das alles zusammen? Wo liegt die Wahrheit? Und was macht das mit Magnin?

    Die grosse Unberechenbarkeit

    Magnin erlebt gerade die erste Identitätskrise der jungen Karriere als Trainer. Der FC Zürich ist nach GC das schlechteste Team der Rückrunde und hat nach GC die wenigsten Tore geschossen. Der Vorsprung auf den Barrage-Platz beträgt vier Punkte. Seit dem Stellenantritt Magnins im Februar 2018 sank das Team in der Meisterschaft ins Mittelmass ab. Kaum ein Spieler ist unter Magnin merklich besser geworden. Er hat kaum junge Spieler eingebaut. Magnin wollte unberechenbar sein und ist es geworden – im negativen Sinn. Oft bleibt verborgen, wie der FCZ eigentlich spielen will.

    Der FC Zürich ist erstarrt. Doch die Erzählungen Magnins von schönem Fussball und einer offensiven Spielart halten den Klub auf eigenartige Weise in Bewegung. Magnin spricht in Interviews oft in Begriffen: Leidenschaft, Energie, Philosophie, Kreativität, Spektakel, Offensive, Systemwechsel, Ballbesitz. Magnin macht den FC Zürich mit seiner Rhetorik grösser, als er derzeit ist.

    Magnin ist der Verstärker im Anspruchsdenken des FCZ. In den vergangenen fünfzehn Jahren war in der Schweiz nur Basel erfolgreicher als der FCZ. Die Meisterjahre mit dem Trainer Lucien Favre hängen nach, die leichte Art von Favres Fussball. Der Präsident Ancillo Canepa sieht den FCZ als Spitzenklub, und Magnin redet immer wieder über Favre, bezeichnet ihn als zweiten Vater, Mentor, Vorbild. Er erzählt von der gemeinsamen Zeit bei Echallens und Yverdon, von den Telefongesprächen. Magnin präsentiert die Freundschaft mit Favre wie andere eine teure Uhr.

    Magnin weckt Sehnsucht und Phantasie

    Magnin reiht sich ein in die grosse Vergangenheit des FCZ, weckt Sehnsucht und Phantasie, auch weil er Welscher ist. Die letzten Meistertrainer im FCZ waren Westschweizer: Daniel Jeandupeux, Lucien Favre, Bernard Challandes. Magnin verspricht tollen Fussball – und als Konsequenz daraus Erfolg. Beim Stellenantritt im Februar 2018 sagte er: «Ich will, dass mein Team taktisch perfekt agiert.» Und: Er sei da für die grossen Spiele.

    Die grossen Spiele! Magnin startete im Februar 2018 schlecht in die Meisterschaft, aber gewann später den Cup-Final gegen YB. Im Herbst darauf fehlten ihm in der Liga wieder Punkte, doch in der Europa League besiegte er den Bundesligaklub Leverkusen und war nach vier Spielen für die Sechzehntelfinals qualifiziert. In der Rückrunde stolperte er vor sich hin, doch er siegte, als es wirklich brenzlig wurde: gegen GC, Xamax und vor einer Woche gegen den FC Sion.

    Magnin wird von diesen Siegen getragen. Er behauptete monatelang, sein Team sei so stark, wie es beim Sieg gegen Leverkusen gespielt habe. Doch Magnin verkannte die Realität. Dem FCZ fehlen ein überragender Goalie, ein souveräner Abwehrchef, ein Stratege im Mittelfeld und ein Stürmer, der regelmässig trifft. Die Hierarchie im Team ist flach. Der Captain Kevin Rüegg ist 20 Jahre alt und überfordert, wenn er sich zur Krise äussern soll. Erst jüngst sagte Magnin, dass das Leverkusen-Spiel wohl ein Ausschlag nach oben gewesen sei.

    Der FCZ und Magnin: Eine hochemotionale Bindung

    Der FC Zürich und Magnin haben den Anspruch, mehr zu sein als Teams wie Luzern, Lugano, St. Gallen, Sitten, Thun oder Xamax. Doch es bleibt offen, worauf der Anspruch gründet ausser auf der Historie. Der FCZ hat nach 31 Spielen ungefähr gleich viele Punkte wie alle diese Teams, nur 37. Er ist Teil der Masse in der Super League, ohne Alleinstellungsmerkmal – mit Ausnahme der Rhetorik von Magnin, die so viel beschwört.

    Der FCZ und Magnin sind eine hochemotionale Bindung. Magnin ist eine Erscheinung, archaisch, kraftvoll. Es hat etwas Beeindruckendes, wie er dasteht an der Seitenlinie, als zornige Version der Comic-Figur Tintin, mit dem athletischen Körper, dem geröteten Gesicht und den letzten roten Haaren, die unbändig sind wie er selber. Magnin verrenkt sich an der Seitenlinie, leidet. Es scheint, als bewege er sich permanent am Limit oder darüber hinaus. Manchmal scheint ihm alles zu entgleiten.

    Magnin beklagt ständig die Umstände auf dem Platz. Er sagte in dieser Saison mehrfach, es brauche den Videoschiedsrichter. Es war immer eine Kritik an den Schiedsrichtern. Beim 0:2 gegen Basel Anfang April schrie Magnin so oft auf das Feld, dass er nach dem Spiel heiser war und die Medienkonferenz auslassen musste. Die Liga hatte Magnin bereits im Sommer auf sein Verhalten an der Seitenlinie hingewiesen. Einmal sagte Magnin, er habe ein Foul aus 500 Metern gesehen. Das Flapsige gehört bei ihm zum Paket. Der FCZ duldet es.

    Magnin schreitet selbstsicher durch die Krise

    Magnin erklärt sich stets mit seinem Wesen. Dass er sei, wie er sei. Dass er sich verbessern, aber nicht ändern könne. Er sei ausgestattet mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, den er als Spieler auf dem Platz habe ausleben können. Und der ihn jetzt ausrasten lasse. Von aussen wirkt es manchmal einfach, als handle es sich um ein Anstandsproblem.

    Magnin bezeichnet sich oft als «ein bisschen verrückt», und dieses Verrücktsein ist bei ihm immer positiv konnotiert. Auf den Vorwurf hin, er sei zu emotional, verweist er auf die grossen Trainer Jürgen Klopp, Diego Simeone, Josep Guardiola. Sie seien ebenfalls emotional. Eine Lehrerin hatte bei Magnin einst ins Zeugnis geschrieben, er sei ein guter Sportler, aber ein schlechter Verlierer.

    Einmal sagte Magnin nach einem Spiel: «Ich sage nichts zum Schiedsrichter. Sonst bin ich wieder der Böse.» Es ist der Zynismus der scheinbar Benachteiligten, die Sprache des Präsidenten Canepa, der ständig Angriffe wittert. Magnin und Canepa sind befreundet und sich ähnlich in ihrem Furor. Sie sind die Aushängeschilder eines widerborstigen FCZ.

    Und: Magnin und Canepa sind umstellt von ihresgleichen. Der Assistenztrainer René van Eck ist Magnin ähnlich, energetisch, wild, forsch, ein Outlaw der Szene. Der beste Spieler Benjamin Kololli zertrümmerte im Herbst die Scheibe einer Spielerbank mit blosser Faust, weil er ausgewechselt worden war. Der designierte Führungsspieler Adrian Winter brannte nach dem Cup-Sieg vor einem Jahr vor aller Augen eine Pyro-Fackel ab.

    In dieser Umgebung schreitet Magnin selbstsicher durch die Krise. Er ist der Zögling von Ancillo und Heliane Canepa. Das Engagement wurde als langfristig angepriesen. Magnin legitimiert sich auch durch die Zeit als Nationalspieler in der erfolgreichen Ära des Trainers Jakob Kuhn und über die Meistertitel in der Bundesliga mit Werder Bremen und dem VfB Stuttgart. Er hat im FCZ eine Jobgarantie, auch für die Challenge League.

    Die Güte der Medien

    Magnins starke Position hat auch mit dem Wohlwollen der Medien zu tun. Er kennt viele Journalisten seit langem, begrüsst sie per Handschlag. Er bedient das Bedürfnis nach Originalität im durchgestylten Fussballbetrieb, bietet immer auch Zirkus und Folklore. Er nimmt die Menschen für sich ein. Er ist offen, ehrlich, wird als authentisch dargestellt – anders als der propere Gerardo Seoane bei YB, der coole Murat Yakin in Sitten, der sachliche Marcel Koller bei Basel.

    Magnin unterhält den Schweizer Fussballbetrieb. Kein Trainer ist in den vergangenen zwölf Monaten öfter erwähnt worden. Magnin weiss immer eine Geschichte zu erzählen. Er zitiert den Kollegen Urs Fischer und den Autobauer Henry Ford, er erinnert sich an seine Zeit in der Bundesliga und an seine vielen Jugendstreiche. Er schwärmt vom FC Barcelona der 1990er Jahre mit Hristo Stoitschkow und Romario. Vor dem Meisterschaftsspiel gegen Basel Anfang April behauptete er, sein Team spiele schwach, weil er an der Seitenlinie zu ruhig geworden sei.

    Manchmal wirkt es, als hangle sich Magnin mit Anekdoten und Parabeln durch die schwierige Zeit.

    Im Spätherbst wurde Magnin von grossen Schweizer Zeitungen als Nationaltrainer protegiert oder für die Bundesliga empfohlen. Er wolle vorerst beim FCZ bleiben, sagte Magnin.

    Magnin erzählt oft, wie sehr ihm der FCZ am Herzen liege. Doch seine Beziehung zum Klub ist ambivalent. Als er als Spieler vom VfB Stuttgart zum FC Zürich wechselte, wollte er zur Kultfigur werden, doch er spielte wenig, wurde für seinen hohen Lohn kritisiert.

    Was Magnins Stärken sind, ist im Spiel des FCZ nicht zu erkennen
    Heute irritiert Magnin viele Fans, die sozial engagiert sind und politisch links stehen. Jüngst erzählte er, wie er nach der Spielerkarriere den Job als Hausmann nach zwei Wochen hinschmiss und seiner Frau sagte, er müsse wieder auf den Platz. Er sagt oft, dass man mit harter Arbeit alles erreichen könne. Und er sagt, wer den Kopf in den Sand stecke, lande mit vielen Medikamenten in einer Klinik. Solche Aussagen missfallen den Fans, weil sie von einem Mann kommen, der gesund ist, sich beruflich verwirklicht und gut verdient.

    In diesem Strudel durchlebt Magnin die Bewährungsprobe als Trainer. Es fällt ihm zurzeit schwer, darin etwas Gutes zu sehen. Es ist offensichtlich geworden, dass ihm seine Emotionalität als Trainer zur Schwäche werden kann. Doch was seine Stärken sind, ist am Spiel des FC Zürich nicht zu erkennen.

    Es wirkt manchmal, als müsse Magnin etwas nachholen. Schon als Spieler hatte er kompensieren müssen, besonders in Deutschland. Seine anfänglichen körperlichen Schwächen, die mangelhafte Technik, den Umstand, dass er Schweizer ist. Und ein bisschen auch sein Äusseres, über das sich die deutschen Medien belustigt haben. Der feuerrote Kopf, die roten Haare, der schlaksige Körper.

    Magnin hat aus der Position des vermeintlich Schwachen immer Kraft geschöpft. Sein Wille und seine Ausdauer wirkten gegen Widerstände – und Magnin war stolz darauf. Heute ist er es, der permanent die Schiedsrichter attackiert, die Schwächsten im Umzug. Und in diesem Kontext verliert er an Glaubwürdigkeit.

    Und so steht sich Magnin auch selber im Weg. Er wirkt manchmal, als misstraue er sich selber. Als fürchte er sich davor, ohne seine Impulsivität nicht bestehen zu können. Unruhe bedeutet immer auch Unsicherheit. Dabei wird Magnin oft gelobt: für sein taktisches Können, für sein Gespür für Menschen und Dynamiken, für Ehrgeiz und Courage, für Humor und Grosszügigkeit.

    Magnin hat in der Saalsporthalle auch leise Momente. Einmal sagt er, er sei ein junger Trainer und müsse lernen, seine Emotionen zu kanalisieren. Doch Sekunden später kehrt alles um, und Magnin sagt, die Liga wolle ihn erziehen. Man begegne ihm mit Vorurteilen. Er werde wie ein Dieb behandelt, der einmal gestohlen habe und nun kein Vertrauen mehr erhalte.

    Das ist die Sicht von Magnin, die Sicht des FCZ, die Sicht von innen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!