Alles anzeigennein, issnichso, weil issnichso!
bin da ganz bei champs-de-mars. beim lesen des artikels dachte ich spontan an das geschreibsel eines frustrierten hoppers auf einer gc fanepage oder mindestens an eine persönliche fehde mit canepa. aber sicher nicht an einen artikel in einer der renommiertesten zeitungen im deutschsprachigen raum. hat mit fundiertem und seriösem journalismus jedenfalls herzlich wenig am hut. aber ja, teile der kritik sind natürlich und selbstverständlich berechtigt, aber sicher nicht so wie im artikel angebracht. oder kann mir jemand zeigen wo canepa oder sicherheitschef maggi folgendes gesagt haben:
Wenn es zu Gewaltvorfällen kommen sollte, werde der FCZ weder Verantwortung noch Schuld tragen. Schuld seien Einzeltäter, die von der Polizei nicht identifiziert würden. Schuld seien Sicherheitskräfte, die eskalierten. Schuld seien die Eltern, die bei der Erziehung versagt hätten. Und immer wieder «die Gesellschaft», die ein Gewaltproblem habe.
das ist nichts weiter als die interpretation eines frustrierten schreiberlings über etwas was zwar irgendwann gesagt wurde, jetzt aber komplett aus dem kontext gerissen und uminterpretiert wurde. das ganze wurde tendenziös und boulevardesk «aufgearbeitet“. einer nzz schlicht unwürdig! was canepa tatsächlich immer wieder - sinngemäss - erwähnt und eben absolut richtig liegt damit, auch wenn das einige nicht verstehen (wollen):
es liegt ausserhalb des verantwortungsbereichs eines fussballclubs für vorkomnisse der fans weit weg vom stadion und oft nicht mal an matchtagen.
und folgende drei sätze sind nicht mal falsch oder eigenwillig interpretiert, sondern schlicht und einfach eine glatte lüge:
Noch nie hat Canepa die FCZ-Fans in ihrem Verhalten zur Räson gerufen. Eine klare Intervention und Deeskalation vonseiten des Präsidenten und des Sicherheitschefs wäre zwingend gewesen. Doch es passierte nichts dergleichen.
was canepa und maggi, vor allem in jüngster vergangenheit, tatsächlich gesagt haben:
- «Jagd auf Fans anderer Clubs ist ein absolutes No-go»
- Maggi: Und wir sagen auch nicht, dass es uns egal ist, was ausserhalb des Stadions passiert.
- Canepa: Auf keinen Fall. Solche Vorfälle ärgern und frustrieren mich masslos.
- Canepa: da kommt mir die Galle hoch, das sind Kriminelle, das sind Verbrecher
- Canepa: Ich habe mich auch geärgert, dass die Fahne als eine Art Trophäe präsentiert wurde. Das war eine völlig unnötige Provokation. Wir haben das im umgekehrten Fall ja auch schon erlebt. Ich finde das extrem schlecht und habe das den entsprechenden Personen auch so kommuniziert.
- Maggi: Und es stellt sich auch die Frage: Müssen wir immer herunterbeten, was wir x-mal gesagt haben? Ja, wir sind gegen Sachbeschädigungen. Ja, wir verurteilen jede Form von Gewalt. Aber uns geht es darum, einen realistischen Zugang zur Thematik zu finden. Wir schauen jeden Fall einzeln an. Ein vertieftes, analysierendes Gespräch ist viel wertvoller als ein öffentliches Statement.
- usw. wenn man die intis mit canepa der letzten 10 jahre nachliest, findet man ganz viel, was die obigen drei sätze im nzz artikel als das entlarven was sie sind: einfach nicht korrekt!
die einzige canepa aussage welche, im zusammenhang mit fangewalt, wirklich dämlich war, war diejenige nach den vorfällen am zürifest. auch der jetzige rechtfertigungsversuch macht sie keinesfalls besser. aber canepa nur an dieser aussage zu messen, ist genauso falsch wie der nzz artikel! was canepa tatsächlich nie gemacht hat, ist vor jedem spieltag hinzustehen und die fans zu bitten, sich anständig zu benehmen. auch hat er nicht jeden einzelnen vorfall öffentlich kommentiert und verurteilt. sowas in der art fordert der schreiberling in der nzz, oder ich habe ihn falsch verstanden. aber
- macht das auch kein verantwortlicher von clubs mit ebenfalls einer stattlichen anzahl problemfans. aber aus gutem grund, weil
- der effekt etwa gleich gross wäre, wie wenn stapi mauch jeden donnerstag abend das partyvolk bitten würde, gefälligst kein littering zu produzieren.
was allerdings sämtliche akteure unisono eint, ist die sicht- und spürbare überforderung mit der aktuellen situation. auch fehlt es durchs band allen akteuren im fussball an selbstreflexion: justiz, polizei, behörden, clubverantwortlichen und auch den fans!
canepa/fcz ist mit viel zu schnellem und unkontrolliertem wachstum der kurve und somit der aktiven fanszene ziemlich überfordert. soll er sich über den zuwachs freuen oder sich über die zusätzlichen lämpen ärgern? dies gilt ebenso für die bereits etablierten südkurvenakteure. diese werfen aber noch zusätzlich öl ins feuer indem sie - anstatt deeskalierend einzuwirken - mit dem absolut unnötigen besammlungsort „josephswiese“ provozieren und so bewusst noch mehr gewalt in kauf nehmen. für mich die gefährlichste und absolut unnötigste sk provokation der letzten jahre. wobei ich selber jede provokation, welche über die verbale hinausgeht, unnötig finde. ok, mittelfinger gegen gewisse fangruppierungen zeigen sei auch noch erlaubt!
die polizei steht unter öffentlichem druck endlich „etwas zu tun“. und scheint damit ebenfalls ziemlich überfordert zu sein. wie sonst lässt sich der einsatz auf der duttweilerbrücke gegen gc fans erklären? es ist jedem klar, dass an der gewaltspirale mehrheitlich von fcz seite gedreht wird. nach gesundem menschenverstand wäre die konsequenz daraus eine stärkere kontrolle der fcz fans. aber wenn über 2000 vom klingenplatz durch die langstrasse laufen, enden kontrollen oder einkesselungen in üblen krawallen, in wahrscheinlich ähnlichen dimensionen wie früherere 1. mai ausschreitungen. auf einer brücke hingegen 500 insekten einzukesseln kann man relativ gefahrlos und vor allem ohne kollateralschaden zu riskieren. und trotzdem „hat man etwas gemacht.“ aber es handelt sich um eine kollektive vorverurteilung mit div. tatbeständen seitens der polizei. tatbestände, welche im - vom aargauer anwalt angestossenen - strafverfahren, noch genau benannt werden. der zweck heiligt wirklich nicht immer die mittel, vor allem dann nicht, wenn der rechtsstaat dadurch ausgehebelt wird! und auch dann nicht, wenn man ein nicht unerhebliches arsenal an waffen, pyro- und vermummungsmaterial findet bei der einkesselung der fans.
die regierung. mehr als kaskadenmodell muss man dazu nicht erwähnen. ein unsinn wider die rechtsstaatlichkeit, welche von jedem menschen mit gesundem menschenverstand - auch ohne grosse juristische kenntnisse - als illegal und absolut untauglich erkannt wurde, noch bevor das modell überhaupt in kraft getreten ist.
die journalisten, welche oft auf mehr auf klicks, als auf seriöse berichterstattung aus sind und daher gerne aus fansicht oder derjenigen des wutbürgers schreiben, statt objektiv, ausgewogen aber durchaus kritisch zu berichten, wie das die (ehemals) 4. gewalt im staat früher noch getan hat. im boulevard verzeihbar, da man da nichts anderes erwartet, darum heisst es auch boulevard. aber bei einer nzz ein nogo!
was mir noch aufgefallen ist nach dem spiel im tv: sie zeigten einige szenen vom legendären cupspiel im hardturm 2004 (ja jenes spiel welches, wie jeder fczler weiss, gar nie stattgefunden hat! ) in diesem phantomspiel also, waren die kurvengänger beider lager in klamotten ihres clubs eingekleidet. farbig und bunt, sofern man blau und weiss schon als bunt bezeichnen kann. heute halten sich die kurven konsequent in schwarz und/oder mind. einheitlichen oberteilen. habe mir sagen lassen, dass die einheitliche uniformierung bis zu den schuhen geht. warum das so ist, ist auch jedem fussballfan klar. von den erfreulichen choreos der ultras, welche sich in der ch vor allem basel, sangalle und zürich immer wieder selber toppen, ihrer oft geilen stimmungsmache im stadion bis zur reinen selbstdarstellung derselben ultras, ist es allerdings ein schmaler grat. ein grat, auf welchem man im moment klar auf der falschen seite unterwegs ist. dies gilt aber nicht nur für die fans des fcz. ein weltweites ultraphänomen. globalisierung auch hier…
was auch alle akteure eint, ist die hilflosigkeit in der problemlösung. keiner hat hier die ultimative antwort. aber permanent über canepa und seinen hund herziehen, von ihm grundsätzlich mehr verlangen und erwarten als von präsidenten der anderen vereine, die fehler konsequent überall, nur nicht bei sich selber zu suchen, als behörde in der überforderung/hilflosigkeit auf illegale aktionen zugreifen, können die antwort definitiv nicht sein!
nach bestehenden gesetzen hilft nur:
- prävention, ja die fanarbeit nützt jetzt schon viel und verhindert viel mehr an gewalt, als es von der öffentlichkeit wahrgenommen wird bzw. wahrgenommen werden will
- konsequente einzeltäterverfolgung und ebenso konsequente bestrafung der erwischten täter.
wie erwähnt: sämtliche gesetze dazu sind schon seit jahren vorhanden. was fehlt, sind der wille und allenfalls etwas an personellen/finanziellen ressourcen der polizei. hier sollten die regierungen ansetzen, bevor sie wieder weitere lustige ideen wie das kaskadenmodell bringen.
selbstverständlich ist auch das nicht der weisheit letzter schluss. aber zumindest ein schritt in die richtige richtung. es braucht keine weiteren und neuen gesetze und ist absolut kompatibel mit unserem rechtsstaat. und es würde die situation merklich beruhigen. obwohl diese, zumindest gemäss offiziellen polizeistatistiken, bereits relativ ruhig ist, nimmt doch die gewalt unter fans jedes jahr ab. in absoluten zahlen sowieso, aber angesichts der immer grösseren zuschauermassen auch in prozenten. klar, auch diese statistik kann man zusätzlich und anders interpretieren.
aber egal was man macht, einige problemfans werden immer bleiben, weil die schnittmenge von problemfans und problembürgern halt praktisch identisch ist. und auch da hat canepa recht, wenn er von gesellschaftlichen problemen spricht, welche ein fussballclub sicher nicht in der lage ist zu lösen.
Sehr gut geschrieben.
Vor allem die Passage mit Canepa und seinem Hund. Grade in der Weihnachtszeit sind solche Tierbeispiele einfach rührend.
Aber im ernst. Du triffst bei vielem den Kern der Sache.
Leider fehlt aber der Politik und auch vielen Stimmbürgern in der Stadt so langsam die Lust noch mehr Geld in renitente Fussball Fans zu stecken. Und nein. Es sind längst nicht mehr nur Wutbürger. Im Gegenteil. Und das Geschmiere an jeder Wand finden auch nicht alle als den New Nägeli.
Auch wenn die Südkurve symbolisch gesehen glaubt, die ganze Stadt hinter sich zu haben. Auch das übrigens ein weiteres sich viel zu wichtig nehmen. Viele sind es langsam so ziemlich leid.
Hatte ein kurzes Gespräch mit Polizisten in der Aglo, die neu bei jedem Derby und auch sonst bei Spielen den Bahnhof sichern. Sie hatten eine sehr explizite Meinung zu den FCZ Fans aus der Region bzw. deren Verhalten. Und die machen nichts anderes als Einzeltäterverfolgung.
Und ich bin bei Colin. Ohne eine klare, offensive Postionerung der Clubs in Zürich wird die Spirale weiter drehen. Das kannst du noch so Stadionverbote etc. aussprechen, die eh keiner kontrolliert (ausser du hast Meldepflicht).
Aktuell führt das Ganze dazu, dass auch FCZ Fans vermehrt angegangen und ausgenommen werden. Bis es dann iwann auch nicht mehr so witzig ist in FCZ Fanutensilien zum Spiel zu fahren. Die Geister die ich rief!