langsam riift's:
VON SACHA BEUTH
Tagblatt der Stadt Zürich: Ancillo Canepa, am Sonntag startet der FCZ in Luzern in die neue Saison. Welche Vorgaben haben Sie Ihrem Team für 2012/13 gemacht?
Ancillo Canepa : Wir wollen wieder mit frischem, schönem Offensivfussball die Leute begeistern und ins Stadion zurückholen. Aufgrund von dem, was ich in der Vorbereitung gesehen habe, bin ich zuversichtlich, dass uns dies gelingen kann.
Offensivspektakel ist das eine, um Zuschauer zurückzugewinnen, das andere ...
Canepa : (unterbricht) ... Ich weiss, was jetzt kommt. Schauen Sie, die Fanproblematik wird in einigen Medien übertrieben dargestellt. 99 Prozent der Fans verhalten sich korrekt. Einzelne Spinner gibt es, aber die gibt es überall. Die Sicherheit im Letzigrund ist gewährleistet. Und wer sich fehlverhält wird bestraft. Aber ich bin gegen Sippenhaft.
Okay, zurück zum Team. Der FCZ-Kader scheint zumindest auf dem Papier eher an Substanz verloren denn gewonnen zu haben.
Canepa : Das sehe ich nicht so. Ob jemand im Vorfeld als Transfersieger oder -verlierer gehandelt wird, bedeutet am Ende erfahrungsgemäss gar nichts. Beim FCZ muss man auch die Transfers im Winter miteinbeziehen. Ungeplant waren lediglich die Abgänge von Mehmedi und Rodriguez. Bezüglich Biss, Leidenschaft und Einstellung haben wir uns deutlich verbessert. Aber auch qualitativ ist dieses Team in neuer Zusammensetzung zu einigem fähig.
Zwei, drei Spieler mit mehr Erfahrung wären für Ihr Team sicher nicht schlecht. Da käme ein Davide Chiumiento, an dem der FCZ interessiert sein soll, gerade richtig, oder?
Canepa : Chiumiento ist ein Thema, das kann ich bestätigen. Mir hat er als Fussballer schon immer gefallen, und dass er unter Trainer Fringer seine beste Zeit hatte, ist auch kein Nachteil.
Themenwechsel. Zuletzt wurden wieder Rufe nach einer Fusion von FCZ und GC laut. Was halten Sie davon?
Canepa : Berücksichtigt man Zürich als Standort für Profifussball, muss jedem klar sein, dass wirtschaftlich betrachtet eine Zusammenarbeit Sinn machen würde. Man könnte kostenmässig einen zweistelligen Millionenbetrag einsparen und würde sich im Marketing nicht mehr gegenseitig penalisieren. Wenn alle Beteiligten hüben wie drüben dies wünschten, würde ich mich konkreteren Überlegungen in diese Richtung nicht verschliessen.
Wer wird Meister, und wo steht der FCZ am Ende der Saison?
Canepa : Auf einen Meistertipp will ich mich nicht einlassen. Nur so viel: Es gibt eine ausgeglichenere Meisterschaft als im Vorjahr, der FC Basel wird nicht mehr so ohne weiteres durchmarschieren können. Unser Ziel ist ein Europacup-Platz
GC
VON ANDY FISCHER
Tagblatt der Stadt Zürich: Herr Dosé, herzliche Gratulation!
André Dosé : Wozu denn?
Der Grasshopper-Club gehört ganz klar zu den Transfersiegern. Mit Grichting, Salatic, Ben Khalifa, Gashi und Vilotic haben Sie für Super-League-Verhältnisse richtig gute Namen geholt.
Dosé : Wir haben erreicht, was wir uns vorgenommen haben. Darauf bin ich stolz. Diese Transfers waren aber auch dringend notwendig. Wir brauchten dringend mehr Hierarchie in der Mannschaft.
Dann haben Sie noch neue Hauptsponsoren an Land gezogen – die Sorgen von GC sind unter ihnen als ehemaligem Swiss-Boss wie quasi weggeflogen.
Dosé : (lacht) Ich bin nicht alleine hier – ich arbeite mit einem sehr guten Team. Wichtig war, dass wir das Kader von 37 Spielern auf aktuell 23 Profis reduzieren konnten. Das hat auch viele Mittel freigesetzt.
Wann wird der Rekordmeister seinem Anspruch, ein Spitzenclub zu sein, wieder gerecht? Schon in der kommenden Saison?
Dosé : Ich kommuniziere keine Zielsetzungen. Aber klar ist: Im Vergleich zur letzten Saison müssen wir enorme Fortschritte machen. Also besseren Fussball spielen und keine Abstiegssorgen haben. Das ist das, was ich öffentlich sage. Was ich aber schon hier und jetzt sagen kann: Die Fans werden kommende Saison Freude haben an GC!
Um den Zürcher Fussball stehts ja nicht gerade gut. Auch der FCZ dümpelte in den letzten Spielen nur so vor sich hin. Wie stehen Sie eigentlich zu einer Fusion der beiden Vereine. «Zurich United», ist das ein Thema für Sie?
Dosé : Im Moment sicher nicht. Ich habe im Geschäftsleben die eine oder andere grosse Fusion erlebt, und ich weiss, was das bedeutet. Zwei Kranke ergeben ja nicht unbedingt einen Gesunden, oder?
Am kommenden Sonntag startet die Meisterschaft. GC spielt im Letzigrund gegen den FC Sion. Dieses Leichtathletikstadion ist und bleibt für die Grasshoppers ein fremdes Terrain und ist ja eigentlich für Fussballspiele ungeeignet bis unzumutbar.
Dosé : Das würde ich so nicht sagen. Klar, Sie haben recht, ein Fussballstadion ist das nicht. Aber es bietet doch einigen Komfort, und der Rasen ist der beste in der Schweiz. Lamentieren bringt nichts. Bis der Neubau im Jahr 2017 steht, spielen wir im Letzi.
Wer wird Schweizer Meister, und wo steht der Stadtrivale Ende Saison?
Dosé : Kein Kommentar zum FC Zürich. Und die Favoriten rein vom Kader her? Das sind ganz klar der FC Basel, die Young Boys und der FC Sion.