- Offizieller Beitrag
Fan-Krawalle: Stadt belohnt Klubs, die hart durchgreifen
Wer der Gewalt vorbeugt, zahlt weniger für die Polizei. FCZ, GC und ZSC Lions haben bereits reagiert.
Von Patrick Kühnis
Zürich – Kam es rund um die Zürcher Stadien zu Scharmützeln und Randale, zahlte bisher der Steuerzahler dafür: Knapp 3 Millionen Franken kosteten allein die Polizeieinsätze während der letzten Fussballsaison. Auf weitere 200 000 Franken belief sich der Aufwand rund um die ZSC-Spiele.
Damit ist jetzt Schluss. Das neue Polizeigesetz erlaubt es der Stadt seit Anfang Jahr, nach Ausschreitungen auch die Klubs zur Kasse zu bitten. Laut einem Bundesgerichtsurteil könnte sie künftig bis zu 80 Prozent der Kosten auf die Vereine abwälzen, wenn die Polizei einschreiten muss. So weit will Polizeivorsteherin Esther Maurer (SP) aber nicht gehen, wie ihr Departement gestern mitteilte: Die Stadt gewährt den Klubs einen Rabatt von über 50 Prozent, wenn sie der Gewalt vorbeugen. Den Rest übernimmt weiterhin die Stadtkasse.
Es gehe nicht darum, den Klubs möglichst hohe Kosten aufzubürden, sagt dazu Reto Casanova vom Polizeidepartement. «Viel wichtiger ist uns, dass gar nicht mehr so hohe Kosten für die Einsätze entstehen und die Stadtpolizisten wieder vermehrt für andere Aufgaben zur Verfügung stehen.» Maurer hat deshalb mit den Klubs einen Kostenschlüssel ausgehandelt, der sie für ihre Anstrengungen gegen Gewalt belohnt.
So bucht die Stadt 200 Mannstunden pro Einsatz als Grundversorgung ab. Dank dieser Regelung kommen auf die Klubs bei «normalen» Spielen ohne Randale keine Zusatzkosten zu. Bei allen Einsätzen darüber hinaus kontrolliert die Polizei, ob sich die Klubs an den vereinbarten Plan der Massnahmen gegen die Gewalt halten. Dazu zählen eine strenge Eingangskontrolle, ein eingeschränkter Alkoholausschank, die Videoüberwachung oder die Zusammenarbeit mit der Polizei. Erledigen die Vereine die Hälfte dieser Hausaufgaben, wird ihnen ein Viertel des restlichen Sicherheitsaufwands erlassen. Greifen sie hart durch und setzen alle Massnahmen um, zahlen sie nur die Hälfte der Kosten.
Die Klubs stehen unter Druck
Rabatt hin oder her: Besonders auf den FC Zürich kommen hohe Kosten zu, wenn es in der Stadt wieder zu Ausschreitungen kommt. Bei einem Hochrisikospiel FCZ - FCB kostet ein Polizeieinsatz bald einmal über 200 000 Franken Die beiden Zürcher Super-League-Klubs rechnen deshalb mit zusätzlichen Sicherheitskosten von bis zu 1 Million pro Jahr, wie sie gestern vor den Medien vorrechneten. Bleiben sie tatenlos, wälzt die Stadt gar weit über 2 Millionen Franken auf die Klubs ab. «Dabei geben FCZ, Grasshoppers und ZSC Lions jetzt schon 2,7 Millionen Franken für Sicherheit und das Fan-Wesen aus», sagt FCZPräsident Ancillo Canepa.
Der finanzielle Druck hat die drei Vereine dazu bewogen, sich verstärkt gegen die Gewalt im Sport zu engagieren. Dazu haben sie eine neue Sicherheits-Charta erarbeitet, in der sie sich zu einem «kompromisslosen Vorgehen gegen Risikofans» bekennen. Zusammen mit Alex Sauber (GC) und Franz Kälin (ZSC Lions) regte dabei Canepa folgende Massnahmen an:
Stadionverbote: Bei GC und FCZ haben bisher je über 50 Personen Hausverbot – beim ZSC sind es 28. Jetzt wollen die drei Klubs noch konsequenter Störenfriede aus den Stadien verbannen und Informationen über gewaltbereite Fans untereinander austauschen. Kälin: «Soweit rechtlich möglich, wollen wir dazu auch alle Möglichkeiten der Datenbank Gamma nutzen.»
Videoüberwachung: Die Klubs intensivieren die Überwachung im Stadion und nehmen sich mehr Zeit, um fehlbare Fans zu identifizieren.
Alkoholausschank: Canepa will härter gegen alkoholisierte Fans vorgehen. Auch ein Alkoholverbot im Stadion ist für ihn kein Tabu mehr. Allerdings entscheiden das nicht die Klubs allein. Auch die Hallenstadion AG und die Stadt müssten als Hausherren mitziehen.
Polizei im Stadion: Der FCZ-Präsident verlangt, dass nach ausländischem Vorbild bei Hochrisikospielen die Polizei auch im Stadion selbst präsent ist und Chaoten gezielt entfernt.
Tickets für Auswärtsspiele: Seit den Krawallen vom November im St. Jakob verkauft der FCZ keine Billette für Auswärtsspiele mehr. Die Massnahme ist in der Liga umstritten. Der FCZ prüft deshalb eine Art Fancard, um wenigstens alle Kartenbezüger zu registrieren.
Allein könnten die Klubs die Gewaltspirale nicht stoppen. Sportamt, Polizei und die Justiz müssten mitziehen, sagt Canepa. «Wir brauchen schnellere und härtere Sanktionen gegen identifizierte Chaoten.» Bisher vergehe zu viel Zeit, bis die Randale von der Justiz geahndet werde. Die drei Klubs fordern deshalb, dass eine breit abgestützte Taskforce konkrete Massnahmen gegen die Gewalt ausarbeitet und auch durchsetzt.
Die drei Klubs haben eine Sicherheits-Charta erarbeitet, in der sie sich zu einem «kompromisslosen Vorgehen gegen Risikofans» bekennen.