- Offizieller Beitrag
Die Eishockey-Liga wird von einem Kartell geführt
Der Antrag für die Erhöhung des Ausländerkontingents ist abgelehnt. Die Gegner setzten sich mit fadenscheinigen Argumenten durch und denken nur ans eigene Wohl.
Daniel Germann
In der Schweizer Eishockey-Meisterschaft sind pro Match und Team weiterhin vier Ausländer spielberechtigt. Die zwölf Teams aus der obersten Liga stemmten sich mit 9 zu 3 Stimmen gegen eine Erhöhung auf sechs Ausländer. Nur der SC Bern, der HC Davos und der Lausanne HC waren für den Vorschlag. Als Unikum stimmte der Genf/Servette HC, der die Diskussion zusammen mit Bern angestossen hatte, gegen den eigenen Antrag.
Die Klubvertreter orientierten sich an dem Prinzip: Weshalb soll man etwas ändern, was hervorragend funktioniert? Die National League ist publikumsmässig die erfolgreichste Eishockeyliga Europas. Nirgendwo sind die Zuschauerzahlen besser. Allerdings zahlt ausser der russischen Kontinental Hockey League auch niemand höhere Löhne. Drei Viertel der Klubs hangeln sich dank der Unterstützung von Mäzenen über die Runden. Der EHC Kloten verhinderte den Konkurs in den vergangenen sechs Jahren zweimal in extremis, ehe er im vergangenen Frühjahr für die Misswirtschaft zahlte und abstieg. Genf/Servette wurde in der letzten Saison in letzter Minute durch die Stiftung «Fondation 1890» des Rolex-Gründers Hans Wilsdorf gerettet. Der HC Ambri-Piotta rettet sich von Rettungsaktion zu Rettungsaktion.
Niemand will die vollständige Öffnung
Niemand in der National League bestreitet, dass die Spielerlöhne in der Schweiz ein ungesundes Niveau erreicht haben. Fraglich ist, ob die Erhöhung der Ausländerzahl von vier auf sechs dazu beigetragen hätte, die Spirale zu stoppen. Zu einer Trendwende würde wohl nur die vollständige Öffnung führen, wie sie etwa der Fussball lange schon kennt. Die will aber noch niemand – zumindest im Moment. Inmitten des vereinigten Europa ist das Schweizer Eishockey eine Insel. Es verstösst mit seiner Ausländerbeschränkung gegen die Personenfreizügigkeit und hat sich deswegen auch schon gegenüber dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) rechtfertigen müssen. Das Gentlemen’s Agreement hält so lange, bis sich ein Klub dafür entscheidet, es zu brechen. Dann wird die Limitierung in sich zusammenfallen.
Doch störend am Prozess ist weniger der Entscheid an und für sich als die Art, wie er zustande gekommen ist. Kaum jemand hat sich ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt. Die Meinungen waren von Anfang an gemacht. Dabei ist das Hauptargument, unter der Erhöhung der Ausländerzahl würden am Ende die Ausbildung der Schweizer Spieler und damit die Nationalmannschaft leiden, ebenso fadenscheinig wie falsch. Konkurrenz hat noch niemand in seiner Entwicklung gehemmt – im Gegenteil. Die vergangene Länderspielesaison belegt es: Am Olympiaturnier in Pyeongchang, an dem das Nationalteam ausschliesslich aus Spielern aus der heimischen Liga bestand, scheiterten die Schweizer kläglich. Gut zwei Monate später trugen sie in Kopenhagen Spieler wie Roman Josi, Nino Niederreiter, Timo Meier oder Kevin Fiala zu WM-Silber. Sie alle spielen in Nordamerika, und mit Ausnahme von Josi haben sie das «Biotop Nationalliga» bereits im Juniorenalter verlassen.
Egoismus statt Wohl des Sports
Das Schweizer Eishockey wird heute von einem Kartell ehemaliger Spieler geführt: Sie sind Trainer, Sportchef, Geschäftsführer, Schiedsrichter, Spielervermittler, Fernsehanalytiker, Journalisten, und sie geben vor, im Interesse des Schweizer Eishockeys zu handeln. Dabei verteidigen sie nur mit Händen und Füssen die Pfründen, die sie sich erarbeitet haben. Und hoffen darauf, dass sich immer wieder irgendein Dummer finden lässt, der die Rechnungen zahlt, die sie hinterlassen