- Offizieller Beitrag
HC Lugano - ZSC Lions 3:4
Spät zum Sieg
Die ZSC Lions machen gegen den HC Lugano aus einem 0:3 ein 4:3. Die Luganesi bringen die Lions mit zwei kleinen Strafen zu Beginn des Schlussabschnitts unerwartet ins Spiel zurück.
Ulrich Pickel, Lugano
Lange ist es her, seit der HC Lugano noch mit dem Zusatz «grande» betitelt wurde. Seit dem letzten Titel 2006 haben die einst stolzen Bianconeri keine Play-off-Serie mehr gewonnen und sind dafür mehr und mehr im Sumpf des Mittelmasses und der Konfusion versunken. Doch seit sich die Klubführung im letzten Herbst, als es wieder einmal kriselte in der Resega, im Gegensatz zu den Vorjahren dazu durchringen konnte, am Trainer festzuhalten, anstatt ihn kurzerhand vor die Tür zu setzen, hat sich die Grosswetterlage zunehmend zum Besseren gewandelt.
Lugano lange engagierter
Jetzt kriselt es nicht mehr in der Resega, die Luganesi befinden sich in der Tabelle weit weg vom Kampf am Strich – und ihre Auftritte sind überzeugend. Das war auch beim 3:4 gegen den Leader aus Zürich lange so. Im Tessiner Spiel erinnerte nur wenig an die unberechenbare Squadra früherer Tage, in der jeder einfach nach Lust und Laune ans Werk zu gehen schien. Der ehemalige Schweizer Klassestürmer Patrick Fischer zahlt das Vertrauen des Klubs zurück und verschafft sich gleichzeitig zunehmend Profil in seiner zweiten Karriere als Coach.
Mit Disziplin, Kampfkraft und Leidenschaft kauften seine Spieler den Zürchern den Schneid ab. Der Lohn liess nicht lange auf sich warten: Pettersson, Walker und Heikkinen sorgten bis zur 36. Minute für den verdienten 3:0-Vorsprung des engagierten Heimteams, das seinem Gegner in allen Belangen einen Schritt voraus war. Zu Hilfe kam den Tessinern freilich auch die bisweilen mangelhafte Zürcher Disziplin, Petterssons und Heikkinens Tore fielen jeweils im Powerplay. Noch zu Beginn des Schlussabschnitts deutete alles auf einen ungefährdeten Heimsieg des HC Lugano hin. Die wenig inspirierten Gäste fanden kein Mittel, ihr gefürchtetes Tempo- und Kombinationsspiel lief nicht mit der gewohnten Präzision.
Doch dann kamen den Lions die Umstände entgegen. Die Luganesi mögen sich wohl auf dem richtigen Weg befinden, der die jahrelange Spirale der Stagnation durchbrechen kann, aber «grande» sind sie deswegen noch nicht. Mit zwei kleinen Strafen brachten sie die Gäste plötzlich ins Spiel zurück: Seger und Bergeron reüssierten in den beiden Powerplays (45., 47. Minute). Fischer nahm sein Time-out, doch die Nerven seiner Spieler flatterten trotzdem – und die Lions schlugen nochmals zu. Senteler gelang sechs Minuten vor Schluss das 3:3, und für den Schlusspunkt sorgte Bärtschi, dem 63 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit gar noch das entscheidende 4:3 für die Zürcher glückte.
Bestrafte Aussetzer
Damit hat für die Luganesi eine Serie von fünf Siegen ihr jähes Ende gefunden. Das 3:4 gegen die Zürcher, die dritte Niederlage im vierten Duell, war aus Sicht der Tessiner besonders schmerzhaft. Sie waren 45 Minuten lang die bessere Mannschaft gewesen und hätten für ihren Auftritt mehr als null Punkte verdient. Doch die Erkenntnis ist nicht neu: Wer sich gegen die ZSC Lions Aussetzer leistet, wird meistens gnadenlos bestraft. (NZZ)